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Flächenverbrauch durch Wohnen – ein vermeidbares Problem

Beim Thema Wohnen geht es ans Eingemachte, kaum jemand möchte hören, dass die von ihm gewählte Wohnform besonders stark zum hohen Flächenverbrauch beiträgt. Denn gerade dieser Bereich stellt ein Problem dar, obwohl die Alternativen eine ganze Reihe von Vorteilen bieten, angefangen bei kurzen Wegen bis hin zu lebendigen Ortskernen.

„Irgendwo müssen wir doch wohnen“ – dieses Argument ist oft zu hören, wenn es um den Flächenverbrauch für das eigene Domizil geht. Tatsächlich entfallen in Bayern rund 60 Prozent (2021) der neu verbrauchten Fläche auf den Bereich Wohnen, der Sektor hat damit den größten Anteil im Vergleich zu Verkehr und Gewerbe. In Ballungsräumen wie München („deutsche Pendlerhauptstadt“) oder Nürnberg, die ein hoher Zuzug vor große Herausforderungen stellt, sind neue Wohngebäude am Stadtrand auf den ersten Blick am ehesten nachvollziehbar. Doch gerade im ländlichen Raum wird in die Breite gebaut, scheint die Wertschätzung von Boden weniger hoch als im Stadtgebiet. Dabei sind die Alternativen zum Flächenverbrauch durch Wohnen bekannt und sprechen für sich, die Stichworte lauten:

  • Neubau im Bestand
  • Nachverdichtung
  • Baulückenreaktivierung
  • Sanierung
»Ja, das möchste: Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße; mit schöner Aussicht, ländlich mondän, vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn – aber abends zum Kino hast du’s nicht weit.« Kurt Tucholsky

Leben im Ortskern hat viele Vorteile

Wer im Ortskern lebt, profitiert dagegen von vielen Vorteilen. Auf kurzen Wegen zur Arbeit, zum Einkaufen oder zu Freizeitaktivitäten werden Geld und Zeit für Mobilität gespart. Ein lebendiges Leben innerorts bleibt damit ebenso erhalten wie intakte Natur und Landschaft vor den Toren. Statistisch sind Berufstätige mit langen Pendelzeiten zudem unzufriedener, ganz gleich ob sie mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, weil Zeit für die Familie oder die Freizeit fehlt. Daneben steigt die Zahl körperlicher Beschwerden, von Müdigkeit und Nervosität bis hin zu Nacken- und Schulterbeschwerden. Das Einfamilienhaus im Neubaugebiet hat zahlreiche negative Konsequenzen, die sich viele bei ihrer Entscheidung zu wenig bewusst machen.

Hochgerechnet auf ein ganzes Leben zeigt sich, dass Familien, die in Ortskernen wohnen, knapp vier Jahre auf alltäglichen Wegen unterwegs sind, Familien im Großstadtumland hingegen fast sechs, Familien in ländlicher Siedlung sogar über sieben Jahre. Parallel dazu explodieren die Kosten: Hier gewinnen Familien im Kleinstadtkern mit gut 10.000 €, gefolgt von im Großstadtkern lebenden mit rund 70.000 €. Familien, die im Großstadtumland leben wenden circa 180.000 € für ihre Mobilität auf, absoluter Spitzenreiter sind Bewohner ländlicher Siedlungen mit 700.000 € (Grundlage jeweils: Autokilometer 30 Ct, ÖPNV 15 Ct., Fahrrad 5 Ct, zu Fuß 0 Ct).

Zwei Wohnwelten im Vergleich

In der BN-Publikation natur+umwelt wurden zwei Beispielfamilien porträtiert, die stellvertretend für flächensparendes und flächenintensives Wohnen stehen. Lesen Sie, wie sich die Wohnsituation auf die Lebensqualität auswirkt in der Natur+Umwelt 3-2006.

Trends gegen Flächenfraß: Von Demografie bis Sharing-Economy

Die Bevölkerung wird in Bayern zwischen 2015 und 2035 um 5,4 Prozent zunehmen, so sagen es die Demografen des Bayerischen Landesamts für Statistik voraus. Doch dieser moderate Anstieg sollte vom hohen Flächenverbrauch abgekoppelt werden. Dafür spricht auch der demografische Wandel: Kurze Wege im täglichen Leben, die ohne Auto zurückgelegt werden können, sind nicht zuletzt für ältere Menschen wichtig, um den Zugang zu sozialem Leben sicherzustellen.

Zwischen 1991 und 2021 stieg nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die durchschnittliche Pro-Kopf-Wohnfläche je Einwohner in Bayern von 37,5 auf 49 Quadratmeter an. Hier sind innovative Wohnformen gefragt, die sich an die Lebenssituation anpassen:

  • größere Wohnungen für Familien, solange die Kinder noch zuhause sind;
  • die Möglichkeit zur Verkleinerung oder der Aufteilung von Wohnungen, sobald die Kinder ausgezogen sind;

Ziel muss es sein, familien- und generationengerechte Wohnungen mit attraktivem Wohnumfeld und der passenden Infrastruktur für Alt und Jung in urbanem Kontext zu schaffen.

Kaufen Sie nicht online!

Ortskern stirbt aus

Innenstädte veröden, wenn lokale Geschäfte aufgeben müssen, die Konsumenten sind irgendwann „gezwungen“ Produkte im Internet oder Einkaufscenter zu erwerben.

Gewerbeflächen wachsen

Logistikzentren auf der grünen Wiese sind fester Bestandteil vieler Gewerbegebiete, denn auch bestellte Waren wurden meist zwischengelagert.

Verkehrsbelastung steigt

Lieferverkehr erhöht das Verkehrsaufkommen: Spätestens wenn Retouren anfallen schneidet das bestellte Produkt in der Ökobilanz schlechter ab.

Wenn Neubau unvermeidbar ist: Flächen sparsam nutzen

Für Städte und Gemeinden ist die Ausweisung von Neubaugebieten derzeit vielfach ein Standardvorgehen, und oft wird dabei mit den Kosten argumentiert. Dabei ist vielen Entscheidungsträgern nicht oder zu wenig bekannt, dass die Erschließungskosten inklusive der neuen Verkehrswege, die später unterhalten werden müssen, die Aufwendungen für neuen Wohnraum im Bestand in der Regel übertreffen.

Der Stadt Pfronten im Allgäu ist es gelungen, durch einen sogenannten Punktekatalog die negativen Folgen des Neubaugebietes Röfleuten abzumildern. Dabei wurde der Wert Fläche sozusagen eingepreist, indem flächensparende Gebäude mit niedrigeren Grundstückskosten belohnt wurden. Im Ergebnis unterscheidet sich Röfleuten von vielen anderen neuen Wohngebieten:

  • statt einheitlicher Reihenhäuser wechseln sich Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie Doppelhaushälften ab
  • anstelle heute üblicher 1,5-geschossiger Bauweise wurde zweistöckig plus Dachgeschoss gebaut, wie in traditionellen Allgäuer Ortskernen
  • Autostellplätze sind teilweise unterirdisch angelegt
  • viele Häuser sind energetisch optimiert, auch sie profitierten von günstigeren Grundkosten
„Der Pfrontener Punktekatalog soll den Bauherren des Neubaugebietes Röfleuten Anreiz und Anregung geben, bei der Planung sparsamen Energieeinsatz für die Nutzung des Eigenheims und Gedanken der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen.“
Aus der Satzung des Neubaugebiets Röfleuten


Ihre Ansprechpartner für das Thema Flächenschutz

Tom Konopka
Tel. 09 11 / 8 18 78 14
mittelfranken@bund-naturschutz.de 

BUND Naturschutz in Bayern
Landesfachgeschäftsstelle Nürnberg
Bauernfeindstraße 23
90471 Nürnberg

Rita Rott
Tel. 089 / 54 83 01 16
niederbayern@bund-naturschutz.de 

BUND Naturschutz in Bayern
Landesfachgeschäftsstelle München
Pettenkoferstraße 10a
80336 München

Altötting, Bad Tölz - Wolfratshausen, Berchtesgadener Land, Eichstätt, Garmisch-Partenkirchen, Ingolstadt, Miesbach, Mühldorf am Inn, Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen a.d. Ilm, Rosenheim, Traunstein, Weilheim-Schongau

Annemarie Räder
Tel. 089 / 54 83 01 16
oberbayern@bund-naturschutz.de 

BUND Naturschutz in Bayern
Landesfachgeschäftsstelle München
Pettenkoferstraße 10a
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Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Landsberg am Lech, München - Stadt und Landkreis, Starnberg

Julika Schreiber
Tel. 089 / 54 83 01 16
oberbayern@bund-naturschutz.de 

BUND Naturschutz in Bayern
Landesfachgeschäftsstelle München
Pettenkoferstraße 10a
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Jonas Kaufmann
Tel. 01 60 / 7 75 18 31
oberfranken@bund-naturschutz.de 

BUND Naturschutz in Bayern
Landesfachgeschäftsstelle Nürnberg
Bauernfeindstraße 23
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Reinhard Scheuerlein
Tel. 09 11 / 8 18 78 14
oberpfalz@bund-naturschutz.de 

BUND Naturschutz in Bayern
Landesfachgeschäftsstelle Nürnberg
Bauernfeindstraße 23
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Thomas Frey
Tel. 089 / 54 82 98 65
schwaben@bund-naturschutz.de 

BUND Naturschutz in Bayern
Landesfachgeschäftsstelle München
Pettenkoferstraße 10a
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Steffen Jodl
Tel. 09 11 / 8 18 78 25
unterfranken@bund-naturschutz.de 

BUND Naturschutz in Bayern
Landesfachgeschäftsstelle Nürnberg
Bauernfeindstraße 23
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