
Fliegen – leider nicht schöner: Luftverkehr und Alternativen
Über den Wolken nehmen die Verkehrsprobleme zu: Das Flugzeug zählt zu den energieintensivsten Fortbewegungsmitteln, seine Abgase haben die stärksten Klimaeffekte, hinzu kommen Lärm und Flächenverbrauch im Umfeld von Flughäfen. Doch anstatt gegenzusteuern, wird der Luftverkehr weiter subventioniert.
Die Kunst zu fliegen mag zu den größten Erfindungen der Menschheit gehören. Doch die heutige Situation der Verkehrsluftfahrt hat mit dem alten Traum „vogelgleich durch die Lüfte zu segeln“ kaum etwas gemein. Vielmehr ist das Fliegen in heutigen Flugzeugen – trotz aller Einsparbemühungen der letzten Jahre – eine der umweltschädlichsten Arten der Fortbewegung: Zum einen werden in kürzester Zeit große Strecken zurückgelegt, wozu viel Energie benötigt wird. Vom nennenswerten Einsatz regenerativer Kraftstoffe ist die Branche auf absehbare Zeit weit entfernt. Abgesehen davon verstärken Emissionen in großer Höhe den Treibhauseffekt, unabhängig davon, ob sie auf fossile oder regenerative Kraftstoffe zurückzuführen sind. Darüberhinaus belasten Fluglärm und Luftschadstoffe – wie etwa Stickoxide oder Feinstaub – in besonderem Maße die Umgebung der Flughäfen. Durch den immer intensiver genutzten Luftraum und durch Frachtflüge kommt es zur Ausweitung von Flugbewegungen in die Nachtstunden, dabei auch regelmäßig zu Ausnahmen von Nachtflugregelungen. Und schließlich trägt der Ausbau von Start- und Landebahnen sowie auch der Infrastruktur rund um die Flughäfen – zum Beispiel für Parkplätze und Zubringerstraßen, aber auch für Hotels und sonstige Anlagen – zum Flächenverbrauch bei.
Billigflughäfen generieren zusätzlichen Verkehr
Der BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN) dringt auf weniger Flugverkehr, aus ökologischen und gesundheitlichen wie auch aus Kostengründen: Ohne das Preisdumping der globalen Luftfahrtindustrie und die fehlende Kerosinbesteuerung wäre es heute nicht möglich, dass Urlauber billiger mit dem Flugzeug als mit dem Zug zu regionalen Zielen gelangen. Billigfluglinien an kleinen Regionalflughäfen schaffen Flugverkehr, den es sonst gar nicht geben würde – damit sind sie echte Klimakiller. Airports wie der Allgäu Airport Memmingen würden sich ohne hohe öffentliche Investitionen zudem gar nicht rechnen. Sie sind daher nicht nur aus Umweltsicht, sondern auch aus volkswirtschaftlichen Erwägungen abzulehnen, wofür sich der BN auf vielen verschiedenen Ebenen einsetzt.
Warum besser am Boden bleiben?

- Luftverkehr ist die energieintensivste Art der Fortbewegung, in kürzester Zeit werden weite Strecken zurückgelegt.
- Fluglärm und Luftschadstoffe belasten die Umgebung von Flughäfen. Studien zeigen, dass zum Beispiel hier lebende Kinder unkonzentrierter sind und schlechter lernen können.
- Der Ausbau von Start- und Landebahnen trägt zum Flächenverbrauch bei.
- Die CO2-Emissionen des Luftverkehrs tragen derzeit zu etwa fünf Prozent zur globalen Erwärmung bei. Der Flugverkehr, der vom Flughafen München ausgeht, ist einer der größten Klimakiller in Bayern. Er ist jedes Jahr für 7,5 bis 10 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente verantwortlich, das entspricht etwa einem Zehntel des Gesamtausstoßes in Bayern.
- Die Klimaeffekte der Luftfahrt sind höher als die von bodennahem Verkehr, angefangen bei Stickoxiden (die in großer Höhe zur Bildung des Treibhausgases Ozon führen), über Wasserdampf (Kondensstreifen) bis hin zu CO2 (geschätzte Wirkung: > Faktor 1,2 bis 4,7).
- Durch Fuel-Dumping (Ablassen von Kerosin vor einer außerplanmäßigen Landung) gelangt Treibstoff mit giftigen Stoffen wie Benzol in die Atmosphäre – die Folgen sind bis heute umstritten.
- Im weltweiten Klimaabkommen von Kyoto (Kyoto-Protokoll) gibt es bislang keine Einsparziele für die Luftfahrt. Das europäische Emissionshandelssystem (ETS) erfasst seit 2012 zumindest innereuropäische Flüge, ab 2020 soll es ein System für grenzüberschreitende Flüge geben.
- Die Luftfahrt ist eine hochsubventionierte Branche, angefangen bei öffentlicher Unterstützung für Bau und Betrieb von Flughäfen bis hin zur fehlenden Mineralölbesteuerung von Kerosin oder der Mehrwertsteuer auf internationale Flugtickets: die Kosten von rund zehn Milliarden Euro jährlich trägt die deutsche Allgemeinheit.
Flugsubventionen stoppen
Subventionen für Flüge stoppen!
FAQ: Was kann ich tun?
BN-Forderungen zum Luftverkehr
BN-Aktion zum Luftverkehr: 3. Startbahn Franz-Josef-Strauß-Flughafen München
Eine dritte Start- und Landebahn am Franz-Josef-Strauß-Flughafen München ist zwar leider genehmigt, die Klagen des BN wurden abgewiesen. Aber die Bahn kann nicht gebaut werden, denn der OB und Stadtrat der Stadt München fühlen sich noch immer an das Bürgervotum 2012 gebunden. Ohne die Zustimmung des FMG-Gesellschafters Stadt München kann nicht gebaut werden. Und der Koalitionsvertrag von CSU und FW (Freie Wähler) von 2018 enthält ein Moratorium bis zum Ende der Legislaturperiode. Der BN ist seit Beginn der Planungen ein wichtiger Akteur im Aktionsbündnis „AufgeMUCkt“.
Auf der Website des Aktionsbündnisses „AufgeMUCkt – Keine dritte Startbahn“ können Sie die aktuelle Entwicklung verfolgen.
Weitere Beispiele für Verkehrslandeplätze und Regionalflughäfen
Bayernweit gibt es immer wieder Überlegungen, kleine Flughäfen auszubauen. Die Planer versprechen sich davon eine höhere Attraktivität für die Region, doch das Ergebnis sieht meist anders aus: hoher Flächen- und Naturverbrauch, hohe öffentliche Investitionen.
Ausbau des Allgäu Airport / Flughafen Memmingen

Der Allgäu Airport ist der bayerische Flughafen für Billigflugverkehr. In einem Bürgerentscheid hatte am 22. November 2015 eine knappe Mehrheit für den Ausbau des Regionalflughafens Memmingen gestimmt. Dieses Vorhaben befindet sich seitdem in der Umsetzung – mit hohen Kosten für den Freistaat und die Umwelt. Der BUND Naturschutz hatte sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen das Vorhaben gewehrt. Denn die Entwicklung war schon früh absehbar, dass beim Allgäu Airport das Erreichen von entfernten Urlaubszielen zu Dumpingpreisen im Vordergrund steht.
Verkehrsflughafen Coburg (Wiesenfeld-Meeder)
Im November 2019 wurde das Planfeststellungsverfahren zum Neubau des Verkehrsflughafen Coburg (Wiesenfeld-Meeder) offiziell eingestellt. Bereits im Laufe des Jahres schien sich die Entscheidung abzuzeichnen, zudem wurde mit einem Ausbau des bestehenden Verkehrslandeplatzes Coburg-Brandensteinsebene begonnen. Dabei geht es beispielsweise um die Erweiterung der Anflugbefeuerung, Sanierung der Start- und Landebahn sowie die Erneuerung der Wetterstation umfassen. Wesentliche Forderungen des BN und des Bündnisses gegen einen Neubau sind damit erfüllt. Dazu zählen unter anderem die Rettung von hundert Hektar landwirtschaftlicher Fläche, Schutz der Bürgerinnen und Bürger von Wiesenfeld und Neida vor Fluglärm, keine Rodung des Callenberger Forstes, keine Einebnung der Hügelkette und der Erhalt der Brut- und Nahrungsreviere von Rotmilan, Schwarzstorch und Bekassine.
Sonderlandeplatz Bamberg-Breitenau
Der BN kämpft dort zusammen mit einer Bürgerinitiative gegen zunehmenden Fluglärm. Ende 2018 gab es eine erfreuliche Entwicklung, als der Antrag auf die geplante Einrichtung des Instrumentenfluges für Helikopter zurückgezogen wurde.
Verkehrslandeplatz Bayreuth-Bindlach
Wurde Anfang der 2000er-Jahre ausgebaut, doch dann wurde die Linie Hof-Bayreuth-Frankfurt eingestellt. Damit gingen Investitionen in Millionenhöhe verloren.
Verkehrslandeplatz Hof-Plauen in Hof Pirk
BN und die lokale Bürgerinitiative trugen vor etwa zehn Jahren dazu bei, dass Aus- bzw. Neubau des Verkehrslandeplatzes Hof-Plauen gestoppt wurden. Rund 400 ha Land konnten so gerettet sowie hohe, unnötige Subventionsgelder eingespart werden.
Regionalflughafen Nürnberg
Die Passagierzahlen sind in den vergangenen Jahren bis 2018 wieder angestiegen. Bislang konnte die für den Zubringerverkehr angedachte Nordspange von BN und Bürgerinitiative verhindert werden, mit steigenden Nutzerzahlen werden die Forderungen für den Straßenausbau in der nächsten Zeit vermutlich lauter. Auch mit Blick auf das Parkplatzangebot will der Flughafenbetreiber weiter ausbauen.