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Klimawandel und Landwirtschaft
Die Landwirtschaft ist beides – Mitverantwortliche und Leidtragende des Klimawandels. Wir Verbraucher*innen sitzen mit unseren Ernährungsgewohnheiten und Ansprüchen mit im Boot. Doch ein klimafreundlicherer Landbau ist möglich.
Der Klimawandel schadet der Landwirtschaft
Dürren, Stürme, Starkregen und Schädlinge in Folge des Klimawandels setzen der Landwirtschaft zu. Das führte zum Beispiel im Jahr 2024 zu einer Ernteeinbuße von 9,9 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel der Jahre 2018 bis 2023.
Die Landwirtschaft ist eine Ursache des Klimawandels
Die Landwirtschaft verursacht 8,9 Prozent der von Deutschland verursachten Treibhausgase. Außerdem gehen 75,7 Prozent der Methan- und 74,5 Prozent der Lachgas-Emissionen Deutschlands auf die Landwirtschaft zurück.
Eine klimafreundlichere Landwirtschaft ist möglich
Dafür gilt es, die Massentierhaltung zu beenden, die Bewirtschaftung von Moorböden zu extensivieren und Grünland zu schützen. Schonendere Formen der Landnutzung wie der Ökolandbau und der Verzicht auf importiertes Soja als Futtermittel helfen ebenfalls dabei, die Landwirtschaft klimafreundlicher zu gestalten.
Landwirtschaft: Leidtragende und Mitverantwortliche des Klimawandels
Die Bauern und Bäuerinnen spüren den Klimawandel als Erste:
- Frühjahrstrockenheit und sommerliche Dürren verursachen magere Ernten,
- Stürme und Starkregen verwüsten Felder,
- zu milde Winter bieten beste Bedingungen für Schädlinge und Krankheiten.
Die Folge: Der Klimawandel führt in Bayern zu instabileren Ernteerträgen.
- Dürreperioden - etwa 2018, 2019, 2022 - oder Starkregen und Hitze, wie 2024 und 2025, verursachen teils erhebliche Mindererträge, aber auch Qualitätsverluste.
- Dadurch liegt die Ernte oft unter dem langjährigen Mittel, auch wenn einzelne Jahre, wie zum Beispiel beim Winterraps 2024, überdurchschnittlich ausfallen können.
- Im Jahr 2024 rechnete das Bayerische Landesamt für Statistik mit einer Ernteeinbuße von 9,9 Prozent im Vergleichzum langjährigen Mittel der Jahre 2018 bis 2023.
10%
Einbußen
bei der Getreideernte 2024 im langjährigen Vergleich
Aber die Landwirtschaft ist nicht nur Opfer, sie ist auch ein wichtiger Treiber der Klimakrise.
- 8,9 Prozent der von Deutschland verursachten Treibhausgase stammen aus der Landwirtschaft (Stand: 2024).
- Neben Kohlendioxid (CO2) verursacht sie vor allem große Mengen der Treibhausgase Methan (CH4) und Lachgas (N2O).
- Die Landwirtschaft ist verantwortlich für 75,7 Prozent der Methan- und 74,5 Prozent der Lachgas-Emissionen in Deutschland (Stand: 2024).
- Kein anderer Sektor produziert mehr dieser hochwirksamen Klimagase. Beide wirken um ein Vielfaches klimaschädlicher als Kohlendioxid, Lachgas etwa 300-mal, Methan etwa 25-mal.
75,7
Prozent
der Methan-Emissionen Deutschlands
74,5
Prozent
der Lachgas-Emissionen Deutschlands
Indirekt verursacht die Landwirtschaft weitere Treibhausgasemissionen, etwa durch ihren Energiebedarf für Maschinen und Gebäude und vor allem durch die Herstellung von synthetischen Düngern (Kunstdünger). Diese ist sehr energieintensiv und dadurch entsprechend klimaschädlich. Sie wird aber nicht dem Sektor Landwirtschaft zugeordnet.
Welches Treibhausgas entsteht wo in der Landwirtschaft?
Kohlendioxid stammt vor allem aus landwirtschaftlich genutzten Böden. Es entweicht zum Beispiel vermehrt, wenn Moorböden entwässert und dann beackert werden. Ebenso nachteilig wirkt es sich aus, wenn Grünland in Ackerland umgewandelt wird. Auch bei der Düngung mit Harnstoff und bei der Kalkung von Böden entsteht Kohlendioxid.
Lachgas entsteht vor allem durch den hohen Einsatz von Düngemitteln. Sowohl Gülle und Mist (sogenannter Wirtschaftsdünger oder organischer Dünger) als auch mineralischer Dünger (industriell hergestellt) enthalten Stickstoff. Wenn dieser auf dem Feld abgebaut wird, entsteht unter anderem Lachgas. Eine weitere Lachgasquelle sind Ernterückstände und Gärreste aus Biogasanlagen. Außerdem werden auf Moorflächen, die landwirtschaftlich genutzt werden, große Mengen an Lachgas freigesetzt.
Methan entwickelt sich vor allem in der Tierhaltung und bei der Lagerung von Gärresten aus nachwachsenden Rohstoffen (Biogasanlagen). Es entsteht, wenn sich organisches Material unter Luftabschluss abbaut. Das passiert beispielsweise in den Mägen von Wiederkäuern und wird während der Verdauung freigesetzt. Auch Mist und Gülle enthalten Methan. Wenn sie gelagert oder auf die Felder ausgebracht werden, gelangt es in die Atmosphäre.
Was können wir tun? Klimafreundliche Ernährung
Das ist eine der wichtigsten Antworten auf den Klimawandel – die Ernährung umstellen: Weniger Fleisch, Butter, Milch, Käse und Eier heißt die Devise und dafür mehr Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte und Obst auf den Tisch – möglichst saisonal und aus Biolandwirtschaft in Bayern. Unseren Kalorien- und Eiweißbedarf können wir mit diesen Lebensmitteln zum größten Teil decken und dabei jede Menge Ressourcen wie Wasser und Energie einsparen und zusätzlich Treibausgase vermeiden.

Was sich dadurch ändert: Die Nachfrage regelt das Angebot. Wenn viele Menschen auf billiges Fleisch, billige Milch, Butter und Eier aus Massentierhaltung verzichten, werden die Tierbestände in der Landwirtschaft abnehmen. Die Politik muss diese Entwicklung unterstützen, indem sie klimaschonende Landwirtschaft belohnt und „ehrliche“ Preise für landwirtschaftliche Produkte fördert: Wenn ein Stück Fleisch aus Massentierhaltung an der Theke das kostet, was es tatsächlich an Umweltkosten verursacht, wird automatisch weniger davon gekauft.
Wie sieht eine klimafreundlichere Landwirtschaft aus?
Ausstieg aus der Massentierhaltung
Die Viehzucht ist für einen großen Anteil unserer Treibhausgase verantwortlich.
- Laut der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) war sie im Jahr 2013 für 56 bis 58 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen des Nahrungsmittelsektors verantwortlich.
- Und das, obwohl die Viehwirtschaft nur 37 Prozent des Proteins und 18 Prozent der Kalorienversorgung der Weltbevölkerung bereitstellt.
Äcker auf Moorstandorten umwandeln
Entwässerte Moorböden emittieren große Mengen an Treibhausgasen
- Intakte Moorböden sind wichtige Kohlenstoffspeicher und echte Klimaschützer. Werden sie aber entwässert und landwirtschaftlich genutzt, kehrt sich das ins Gegenteil um: Der Torf zersetzt sich und wird in klimaschädliches CO2 umgewandelt. Düngung und Kalkung beschleunigen diesen Vorgang.
- In Deutschland werden etwa 80 Prozent der Moore landwirtschaftlich genutzt. Damit verursacht die Bundesrepublik die meisten klimaschädlichen Emissionen aus Mooren im europäischen Vergleich. Und das, obwohl es beim Flächenanteil der Moore nur auf Platz sieben rangiert. Etwa vier Prozent tragen diese Emissionen zu den jährlichen Treibhausgasemissionen Deutschlands bei und machen etwa ein Drittel der klimaschädlichen Emissionen aus der Landwirtschaft aus.
Wasserstand auf Moorböden anheben und Bewirtschaftung extensivieren
- Obwohl der Moorschutz in den vergangenen Jahren mehr staatliche Unterstützung erfahren hat, hat sich vor allem der Zustand vieler Niedermoore in Bayern weiter verschlechtert. Der BUND Naturschutz fordert deshalb, noch mehr Anreize für Landwirte zu schaffen, den Wasserstand auf genutzten Moorböden anzuheben, sie nicht mehr oder noch schonender zu bewirtschaften, etwa mit extensivem Grünland oder Beweidung.
- Auch sogenannte Paludikulturen können helfen. Darunter versteht man land- und forstwirtschaftlichen Anbau, der auf wiedervernässten Mooren stattfinden kann. „Normale“ Äcker sollten auf Moorböden gar nicht mehr möglich sein, auch keine ökologisch bewirtschafteten.

Ackerland in Grünland umwandeln
Umgeackertes Grünland emittiert große Mengen an Treibhausgasen.
- Böden unter langjährig genutzten Wiesen und Weiden (Grünland) sind bedeutende Kohlenstoffspeicher und dienen damit dem Klimaschutz. Das Problem: Sobald sie umgebrochen, also beackert werden, dreht sich der Effekt ins Gegenteil um: Der Humus im Boden wird abgebaut und große Mengen an klimaschädlichem CO2 entweichen dadurch in die Atmosphäre.
- Am negativsten wirkt sich aus, wenn „altes“ Grünland umgebrochen wird. In den ersten Jahren nach dem Umbruch wird sehr viel mehr Humus abgebaut und CO2 emittiert als in einem neu eingesäten Grünland im selben Zeitraum gebunden werden kann. Ein Ausgleich im Sinne von „eine Fläche hier umbrechen und dort neu einsäen“ funktioniert also nicht.
- Erschreckenderweise hat das Grünland in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten drastisch abgenommen. Laut Bundesamt für Naturschutz (BfN) gingen zwischen 1990 und 2009 etwa 875.000 Hektar Wiesen und Weiden verloren. Das entspricht ungefähr der halben Fläche Thüringens. In Bayern verschwanden zwischen 2003 und 2012 mehr als fünf Prozent Grünland.
Wiesen und Weiden sollten möglichst extensiv bewirtschaftet werden.
- Ideal ist, sie ein bis maximal dreimal jährlich zu mähen, auf Dünger und Gifteinsatz zu verzichten oder die Wiesen zu beweiden. Die Agrarpolitik sollte so eine extensive Grünlandbewirtschaftung honorieren.
- Der BUND Naturschutz wirkt dem Grünlandschwund entgegen: Jedes Jahr zeichnet er bayerische Landwirt*innen aus, die besonders schöne Blumenwiesen hervorgebracht haben. Prämiert werden die artenreichsten, landwirtschaftlich genutzten Wiesen und Weiden. Diese Wiesenmeisterschaft schafft ein Bewusstsein für die Leistungen der Bäuerinnen und Bauern. Diese erhalten mit ihrer wichtigen Arbeit Kulturlandschaft, schützen das Klima und fördern den Artenreichtum.
Schonendere Formen der Landnutzung
Mehr ökologischen Landbau betreiben: Der Ökolandbau verursacht weniger Treibhausgase und das gesamte Bewirtschaftungssystem ist anpassungsfähiger und robuster gegenüber den Folgen der Erderwärmung.
Neue oder vergessene Formen der Landnutzung (wieder) umsetzen: Wie schon die traditionellen Haglandschaften in Bayern kombiniert etwa die Agroforstwirtschaft Forst- und Landwirtschaft, was viele positive Effekte haben kann (z. B. höhere Kohlenstoffbindung, Wasserrückhaltung, Erosionsschutz, geringerer Düngebedarf).
Verzicht auf Sojaimporte für Tierfutter
Zerstörung von Wäldern stoppen: Mit dem Import von Soja für unsere Mastanlagen unterstützt die deutsche Landwirtschaft die Zerstörung von Wäldern weltweit. Wälder gehören aber zu den wichtigsten CO2-Speichern der Welt.
Im Inland produziertes Futter nutzen: Landwirte sollten deshalb möglichst ihren Viehbestand dem eigenen Nutzland (eigene Futterproduktion) anpassen sowie auf im Inland produziertes Futter und kraftfutterreduzierte Viehhaltungssysteme, wie sie beispielsweise im Ökolandbau oft vorkommen, setzen.

Vom Acker zum Teller
Landwirtschaft und Ernährung hängen eng zusammen: Mit dem Einkaufskorb und dem Kochtopf entscheiden wir mit, wie umwelt- und tierfreundlich der Landbau der Zukunft ist.
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Biolandwirtschaft in Bayern
Bayern ist schon jetzt ein „Bio-Land“: 14,3 Prozent der bayerischen Bauernfamilien produzieren heute ökologisch. Wir sagen, es geht noch besser. Bayern braucht 100 Prozent Ökolandwirtschaft!
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