Jahresbericht 2021: Themen, Erfolge, Finanzen
Was unternimmt der BUND Naturschutz für Bayerns Natur? Welche Erfolge hat er erzielt? Wie finanziert er seine Arbeit? Antworten finden Sie im Jahresbericht.
Im Jahr 2021 ist der BUND Naturschutz auf ca. 260.000 Mitglieder angewachsen. Jedes Mitglied hilft uns, Bayerns Natur noch besser zu schützen - ob beim Einsatz für den Schutz von Luchs, Wolf, Biber und Fischotter, bei unserem Engagement für eine zukunftsfähige und naturschonende Landwirtschaft, der Wiedervernässung eines Moores, oder bei unserer konkreten Arbeit für Klimaschutz und Energiewende.
Themen und Erfolge für Bayerns Natur im Jahr 2021
Bayern ist reich an Naturschönheiten. Vom wilden Hochgebirge im Berchtesgadener Land über das Murnauer Moos bis zum letzten frei fließenden Abschnitt der Donau in Niederbayern und den uralten Buchenwäldern im Steigerwald – ein Schatz, auf den wir stolz sein können und den es für uns und unsere nachfolgenden Generationen zu erhalten gilt.
Auch im Jahr 2021 hatten die BN-Artenschutzfachleute alle Hände voll zu tun. Schwerpunkte waren der Start eines großen Projektes für den Feuersalamander, der Herdenschutz, ein Streuobstpakt mit der bayerischen Regierung, verschiedene Mitmachprojekte und die weitere Sicherung des Grünen Bandes.
Ein historischer Erfolg war 2021 der mit der Bayerischen Staatsregierung geschlossene »Streuobstpakt«. Bis 2035 sollen eine Million neuer Obstbäume gepflanzt werden. Die BN-Artenschutzfachleute erarbeiteten dafür mit zahlreichen Verbänden ein umfangreiches Maßnahmenkonzept. Ein weiterer Höhepunkt war der Start eines großen Schutzprojektes für den Feuersalamander, das der BN gemeinsam mit LBV und LARS (Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz in Bayern) durchführt. Neben Monitoring und der Verbesserung von Lebensräumen geht es dabei vor allem um die gefährliche Salamanderkrankheit BSAL.
Das große EU-LIFE-Projekt »Lifestockprotect«, an dem der BN teilnimmt, soll ein möglichst konfliktarmes Nebeneinander von Wolf und Weidehaltung in Bayern, Österreich und Südtirol fördern. 2021 wurden die Betriebe ausgewählt, auf denen ab 2022 Praxiskurse für Hirten, Almpersonal und Weideviehhalter stattfinden sollen.
Bei einer ersten Auswertung der dreijährigen »Spurensuche Gartenschläfer« stellten die BN-Artenschützer*innen einen starken Rückgang des Bilchs in Bayern fest. In der zweiten Projektphase sollen die Lebensbedingungen in den Rückzugsgebieten der Schlafmaus verbessert werden. Auch für den Fischotter war der BN wieder im Einsatz. Er klagte erfolgreich gegen die behördliche Genehmigung, Fischotter an drei oberpfälzischen Teichgebieten zu töten.
Seit zwei Jahren sammelt der BN Daten über Eichhörnchen. In dieser Zeit wurden über 28 000 Tiere in Bayern gesichtet – überwiegend in Grün- und Parkanlagen von Städten und Siedlungen. Damit ist bewiesen, wie wichtig naturnahe Räume in der Stadt sind. Nun braucht es weitere Daten aus größeren Waldgebieten, um einen bayernweiten Vergleich zwischen dem Vorkommen der Tiere im Wald und der Stadt ziehen zu können.
Die im Grundsatzpapier »Von der Traumlandschaft zum übernutzten Berggebiet« erarbeiteten Vorschläge haben die BN-Artenschutzfachleute in der Öffentlichkeit diskutiert, die zentrale Veranstaltung dazu fand mit Wissenschaft, Kommunalpolitik und Tourismus im September statt. Das Papier wurde um einen Anhang zu den konkreten Auswirkungen des Übertourismus in den Alpen erweitert. Bei einer Exkursion in die Valepp (Landkreis Miesbach) präsentierten sie die Neufassung des Forderungspapiers »Bergstraßen autofrei«. Weiter erarbeiteten sie gemeinsam mit Partnerverbänden ein Grundsatzpapier zur Zukunft der Seilbahnförderung.
2021 trieb der BN auch die Ausweisung des Grünen Bandes als Nationales Naturmonument weiter voran und arbeitete an einem Dossier zur Einschreibung auf die deutsche Welterbe-Vorschlagsliste. Im sechsjährigen Projekt »Quervernetzung Grünes Band« kaufte der Verband Flächen und setzte dort Maßnahmen zum Schutz wertvoller Arten wie Arnika, Weichhaariger Pippau und Waldbirkenmaus um. Das transnationale Projekt »DaRe to Connect« wurde im November mit einer internationalen wissenschaftlichen Konferenz erfolgreich abgeschlossen. Im grenzübergreifenden Projekt »LIFE for MIRES« gelang eine kleine Sensation: Auf BN-Flächen am Grünen Band Bayern-Tschechien konnte der äußerst seltene Blauschillernde Feuerfalter (oben) nachgewiesen werden.
2021 stand für die Energie- und Klimaexperten des BN wieder ganz im Zeichen der Energiewende. Eine vom BN in Auftrag gegebene Studie bestätigte die Machbarkeit von 100 Prozent Erneuerbaren in Bayern und eine Stellungnahme zeigte auf, was vom neuen Klimaschutzgesetz zu halten ist.
Im Mai 2021 stellten die Energiefachleute des BN gemeinsam mit Werner Neumann vom Klima-Bündnis die Studie »100 % Erneuerbare Energien für Bayern« der Presse vor. Die vom BN beauftragten Wissenschaftler*innen der Technischen Universität München und des Zentrums für angewandte Energieforschung in Bayern zeigen darin auf, wie ein ausschließlich erneuerbares Energiesystem in Bayern 2040 aussehen kann.
Gemeinsam mit Bündnispartnern klärte das BN-Energiereferat die Aussichten eines Volksbegehrens für mehr Klimaschutz. Das Bündnis formulierte gemeinsame Forderungen und präsentierte sie der Presse auf der Zugspitze. Zum Jahresende erstellten die BN-Expert*innen eine umfassende Stellungnahme zur Novelle des Klimaschutzgesetzes.
Auch das Thema Atommüll beschäftigte den BN. Die Energiefachleute begleiteten intensiv die Endlagersuche und diskutierten das weitere Vorgehen in der sogenannten Phase 2, also der Ermittlung von Standortregionen.
Für das Winterfestival Tollwood plante das Energiereferat einen Infostand und veröffentlichte einen ein fachlichen Begleitartikel im Tollwood-Magazin. Leider musste das Festival aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen. Der für das Festival entwickelte Flyer zum Thema Windkraft (PDF) wurde trotzdem veröffentlicht und an alle Kreis- und Ortsgruppen versandt.
Die Wartaweiler Gespräche fanden 2021 zum Thema »Bayern auf dem 1,5-Grad-Pfad« als Hybridveranstaltung statt, die der BN-Energiereferent Michael Remy moderierte. Außerdem beschäftigte sich das Energiereferat mit der Rolle von Gas im zukünftigen Energiesystem und erarbeitete Informationsmaterial zu den Themen Wasserstoff und Synfuels. Die im Vorjahr begonnene neue Photovoltaik-Position (PDF) wurde veröffentlicht und an die Orts- und Kreisgruppen verteilt.
Schwerpunkte der politischen Arbeit des BN waren 2021 die Bundestagswahl und die darauffolgenden Koalitionsverhandlungen. Außerdem standen die Studie »Zukunftsfähiges Bayern« und konkrete Vorhaben für mehr Klimaschutz auf der Agenda.
Vor der Bundestagswahl war es dem BN besonders wichtig, Umweltthemen und vor allem den Klimaschutz in der öffentlichen Diskussion zu stärken. »Bundestagswahl ist Klimawahl« war das zentrale Motto das mit einem Banner, Social-Media-Materialien und zahlreichen Aktionen in die Öffentlichkeit getragen wurde. Auf einer eigens gestalteten Homepage wurden unter anderem Auswertungen der Wahlprogramme angeboten. Ein Schwerpunkt waren öffentliche Aktionen und Videos zur »Dinosaurier«-Kampagne gegen den Bau unnötiger Bundesstraßen. Die Forderung nach einer Mobilitätswende stand bei der Demo und Radsternfahrt gegen die IAA in München im Vordergrund, die der BN zusammen mit dem BUND mitgestaltete. Bundesweite Aktionstage für eine zukunftsfähige Mobilität und Landwirtschaft wurden auch in Bayern umgesetzt. Nach der Wahl speisten die BN-Expert*innen zentrale Forderungen und Vorschläge in die Koalitionsverhandlungen ein und bewerteten nach deren Abschluss die Inhalte des Koalitionsvertrages in Bezug auf seine Auswirkungen für Bayern. Mit zahlreichen bayerischen – alten und neuen – Bundestagsabgeordneten fanden Gespräche statt.
Zusammen mit Greenpeace hat der BN außerdem die Studie »Zukunftsfähiges Bayern« erstellt. Experten vom Forum Ökologisch- Soziale Marktwirtschaft und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung zeigen darin, welche Maßnahmen große Synergieeffekte für Klimaschutz, neue Arbeitsplätze und den Naturschutz bringen. Die Studie wird 2022 vorgestellt.
Ein weiterer Schwerpunkt war die Arbeit für mehr Klimaschutz und ein besseres Klimaschutzgesetz in Bayern. Neben der Arbeit mit dem wegweisenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutz, das auch vom BUND miterstritten wurde, fanden in einem Bündnis erste Vorarbeiten für ein mögliches Volksbegehren für ein besseres Klimaschutzgesetz statt. Juristische Gutachten zeigten die Möglichkeiten, aber auch die durch die Vorgaben eines Volksbegehrens gesetzten Grenzen auf. Die wichtigsten Punkte wurden daher zunächst nur in einem gemeinsamen Forderungskatalog über öffentliche und politische Aktionen an die Verantwortlichen herangetragen. Mit zumindest teilweisem Erfolg: Der Ende 2021 vorgelegte Entwurf des überarbeiteten Klimaschutzgesetzes Bayern ist bezüglich der Ziele verbessert, aber in den konkreten Maßnahmen und Verpflichtungen nach wie vor unzureichend.
Die Verkehrsfachleute des BN setzten sich für einen verbesserten Öffentlichen Personennahverkehr und bessere Rahmenbedingungen für den Radverkehr ein. In einer großen Kampagne thematisierten sie die Klimaschädlichkeit der bisherigen Verkehrspolitik.
Gleich zu Beginn des Jahres diskutierten die Verkehrsexpert*innen des BN mit Gästen aus ganz Deutschland das Thema »Gerechte und nachhaltige finanzielle Stärkung des ÖPNV« in einem Online-Symposium. Die Ergebnisse flossen in den Entwurf einer neuen BN-informiert-Broschüre zur Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs ein. Passend dazu wurde die Broschüre »Leitlinien Radwegebau« erarbeitet, in der Klima-, Flächen- und Naturschutzziele untereinander abgewogen werden. Über beide Entwürfe berät nun der Landesvorstand. Außerdem organisierte der BUND Naturschutz eine Fortbildung zum Thema Straßenverkehrslärm mit dem Münchner Lärmgutachter Dr. Alfons Schmalzbauer.
Im Vorfeld der Bundestagswahl startete der Landesverband mit den betroffenen Kreisgruppen die große Straßenbau-Dinosaurier-Kampagne. Unter dem Hinweis »Bundestagswahl ist Klimawahl« kritisierte der BN in Videos die völlig überholten, klima- und naturfeindlichen Planungen im Bundesverkehrswegeplan, so zum Beispiel die geplanten Projekte B 26n bei Würzburg oder B15n von Landshut nach Rosenheim. Der BUND Naturschutz forderte die neue Bundesregierung auf, ihre Verkehrspolitik endlich ökologisch und klimagerecht zu gestalten. Die Inhalte des Verkehrskapitels im Koalitionsvertrag der Bundesregierung werden den BN in den nächsten Jahren noch herausfordern.
Intensiv diskutiert wurden auch die möglichen Konsequenzen des Bundesverfassungsgerichtsurteils zum Klimaschutzgesetz der Bundesregierung. In einem Gastvortrag ordnete der Bauingenieur und Verkehrsplaner Axel Schwipps die CO2-Emissionen großer Verkehrsbauwerke ein. Deren enorme Klimabelastung stellt bisherige Leitlinien des Natur- und Umweltschutzes wie Tunnelbau statt Zerstörung von Oberflächenlebensräumen infrage.
Das Thema Flächenverbrauch beschäftigte den BUND Naturschutz weiterhin intensiv, denn die staatlich angestrebte Halbierung des Flächenverbrauchs steht nach wie vor in weiter Ferne. Die BN-Aktiven konnten überall in Bayern überzogene Planungen für Gewerbegebiete oder Straßen verhindern. Der hohe Flächenverbrauch wird weiter ein zentrales Handlungsfeld des BUND Naturschutz sein, da die Staatsregierung keine wirksamen Maßnahmen zu dessen Begrenzung ergreift.
2021 setzten sich die Gentechnik- und Landwirtschaftsexpert*innen des BN weiterhin für eine Landwirtschaft ohne Agrarfabriken, mit mehr Tierwohl sowie Natur- und Umweltschutz ein. Auch die neuen Gentechnik-Verfahren und der Widerstand gegen Patente auf Leben beschäftigten das den Verband.
Ein Themenschwerpunkt im Fachbereich Landwirtschaft war 2021 die politische Arbeit zur Neugestaltung der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik ab 2023. Mit Briefen, Gesprächen, Pressearbeit, einem Online-Seminar zur EU-Agrarpolitik, einem BN-Fachgespräch mit Bundestagsabgeordneten und mehreren Kundgebungen setzten sich die BN-Fachleute für einen nachhaltigeren Landbau ohne Agrarfabriken und den Umbau der Tierhaltung ein. Außerdem veranstalteten sie Fachseminare, unter anderem zu Humuszertifikaten. Im August konnte die aufgrund der Coronapandemie immer wieder verschobene BN-Ökolandbauausstellung erstmals gezeigt werden.
Die neue Gentechnik (CRISPR/Cas9 & Co) beschäftigte das BN-Landwirtschaftsreferat auch 2021. Auf Druck von Biotechindustrie und Teilen der Wissenschaft sowie Politik erwägt die EU-Kommission eine Verwässerung der gesetzlichen Regeln für diesen Bereich. Der BN kritisierte diese Pläne im Rahmen der öffentlichen Konsultation und forderte mit zahlreichen Verbänden, Gentechnik auch in Zukunft strikt zu regulieren.
Ebenfalls weiterhin Thema: Patente auf Leben. Auch 2021 protestierte der BN gemeinsam mit Partnern vor dem Europäischen Patentamt (EPA) in München. Die Bundesregierung wurde aufgefordert, sich im Verwaltungsrat des EPA für ein klares Verbot von Patenten für herkömmlich gezüchtete Pflanzen einzusetzen. Der BN unterstützt eine entsprechende Petition. Außerdem fand ein internes Fachgespräch mit der Landesanstalt für Landwirtschaft statt. Wichtiges Ergebnis war, dass dort weiterhin auf herkömmliche Verfahren gesetzt wird, auch wenn es darum geht, an die Klimaver-änderung angepasste Pflanzen zu züchten.
Zwei geplante Reformen haben die BN-Waldfachleute im Jahr 2021 besonders beschäftigt: das Vorhaben »Forstbetrieb 2030« der Bayerischen Staatsregierung und die Novelle des Bundesjagdgesetzes. Außerdem galt es, die Baumriesen im Steigerwald durch ein Baumpatenschaftsprojekt vor Fällungen zu bewahren.
Mit der Reform »Forstbetrieb 2030« drohte den Staatswäldern in Bayern ein erneuter personeller und orga-nisatorischer Kahlschlag. Die Bayerischen Staatsforsten planten, die durch geringe Holzpreise und Waldschäden in den vergangenen Jahren eingefahrenen Verluste durch umfangreiche Kürzungen aufzufangen. Mit entschiedenem Widerstand und einer Presseaktion konnte der BUND Naturschutz die schlimmsten Vorhaben entschärfen. Die ursprünglichen Pläne – weniger Personal und mehr Forstmaschinen – wurden aufgegeben. In einer Landtagsanhörung forderte der BN, dem Gemeinwohl im Staatswald den Vorrang zu geben und dies im Waldgesetz zu verankern.
Auf Bundesebene zeichneten sich ebenfalls Gefahren für den durch die Klimakrise ohnehin geschwächten Wald ab: Unter dem Druck der Jagdlobby drohten schlechtere Bedingungen für die Naturverjüngung und eine Aufweichung der Vegetationsgutachten durch die Novelle des Bundesjagdgesetzes. Gemeinsam mit dem Bayerischen Waldbesitzerverband drängte der BN erfolgreich darauf, die missglückte Reform zu stoppen.
Gerade das aktuelle Verbissgutachten zeigt, dass in vielen Jagdrevieren immer noch großer Handlungsbedarf besteht. Zu viele Rehe und Hirsche gefährden dort die dringend-notwendige Waldverjüngung. Dazu machten sich die BN-Waldfachleute ein Bild von der Situation in einigen Staatswäldern: Vor allem in Rotwildgebieten gibt es wegen des massiven Verbisses große Defizite bei der Waldverjüngung. In zwei Forstbetrieben wurden aber auch positive Entwicklungen festgestellt: im Forstbetrieb Berchtesgaden und im Forstbetrieb Sonthofen. Dort wurde Revierförster Hubert Heinl, auch für seine sein Engagement für den Grundsatz "Wald vor "Wild", mit der Karl-Gayer-Medaille geehrt.
Im Steigerwald initiierte der BUND Naturschutz am offiziellen Tag des Baumes ein Baumpatenschaftsprojekt. Zahlreiche Natur- und Waldfreund*innen haben seither ideelle Patenschaften für Starkbäume im Hohen Buchenen Wald bei Ebrach erworben. Damit unterstützen sie die Forderung des BN, die wertvollen alten Waldbestände im Steigerwald endlich durch einen Nationalpark vor weiteren Fällungen zu schützen.
Das Thema Wasser beschäftigte den BUND Naturschutz auch 2021. Die Fachleute setzten sich besonders für weniger Querbauwerke an bayerischen Flüssen, eine gute Zukunft für den Lech, eine bessere Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie und ein Moratorium der Klärschlammverbrennung ein.
Ein Themenschwerpunkt war die Öffentlichkeitsbeteiligung zur Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) für den Zeitraum von 2022 bis 2027. Die Expert*innen des BN erarbeiteten eine umfangreiche landesweite Stellungnahme und vernetzten sich mit anderen Verbänden. Zentrale Forderungen des BN sind eine deutlich beschleunigte und ambitioniertere Umsetzung der WRRL durch höhere Verbindlichkeiten, höhere Kapazitäten und Umsetzungsstrukturen für Renaturierungen, eine grund- und gewässerschützende Agrarpolitik und die Einführung des Verursacherprinzips.
Um den Rückbau von Querbauwerken ging es in einer internationalen Tagung (Dam Removal goes Alps), die der WWF unterstützt von BN, dem Landesfischereiverband und anderen Partnern organisierte. Im bayerischen Flussbündnis hat der Verband ein Forderungspapier für freie Flüsse erarbeitet und in Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit eingebracht. Auch die Kritik am neuen Mindestwasserleitfaden und den neuen Förderprogrammen für die Kleinwasserkraft hat der BN in diesem Bündnis formuliert.
Angesichts zahlreicher auslaufender Konzessionen für Wasserkraftwerke stieß der BN außerdem mit dem »Zukunftskonzept Bayerischer Lech« eine visionäre Diskussion um die Zukunft des Lechs an. Es enthält zahlreiche Vorschläge, wie aus dem Lech wieder eine lebendigerer Alpenfluss werden kann, darunter auch zur grundlegenden Umgestaltung von Staustufen bis hin zum Rückbau.
Die Gewässerfachleute begleiteten außerdem weiterhin den sanften Ausbau der niederbayerischen Donau.
Angesichts zunehmender Klimaveränderungen beschäftigten sie sich auch mit Extremwetterereignissen wie Trockenheit und Hochwasser. Die Diskussion darüber, welche Maßnahmen gegen die zunehmende Trockenheit zu ergreifen sind, haben die BN-Wasserspezialist*innen kritisch begleitet. In der Landwirtschaft sind zusätzliche Bewässerungen im großen Maßstab geplant. Der BN fordert, sich stattdessen mit einem wassersparenden Landbau an die Klimaerwärmung anzupassen. Bei Thema Hochwasserschutz setzt der BN sich weiterhin dafür ein, Wasser in der Fläche zurückzuhalten, zum Beispiel, indem Flüssen mehr Raum gegeben wird.
Auch im zweiten Pandemiejahr machte der BUND Naturschutz Umweltbildung und Naturerfahrung möglich – live, wenn es die Lage zuließ, und digital, wenn nötig. In beiden Varianten wurden viele Angebote sehr gut angenommen.
Für das Team des BN-Bildungswerkes war auch 2021 pandemiebedingt ein herausforderndes Jahr. Über längere Zeiträume hinweg waren ausschließlich Online-Angebote möglich. Doch im Gegensatz zum Vorjahr waren digitale Veranstaltungsformate und der Umgang mit der entsprechenden Software inzwischen eingespielter Alltag für viele Menschen.
So führte das Bildungswerk eine Reihe von Fortbildungen im digitalen Format durch. Einen neuen Schwerpunkt bildete dabei das Thema Artenkenntnis. Weil die Kenntnisse über heimische Arten in der Bevölkerung dramatisch abnehmen und damit die Artenkenner*innen quasi selbst auf der Roten Liste stehen, gibt es nun eine ganze Reihe von Fortbildungen, um Interessierten zu mehr Wissen zu verhelfen. Den Auftakt bildeten im November Online-Abende zu Artenkenntnis bei Vogelarten. Dieses Format wurde sehr gut angenommen und wird 2022 fortgesetzt. Ein Teil des BN-Bildungsangebots richtet sich speziell an Schulen. Hier gab es 2021 unter anderem Praxistage zum Thema Wildbienen zur Ausstellung »Die Großen 4«. Eine Exkursion zur Weidehaltung ergänzte das Angebot. Zusätzlich fanden auch in diesem Bereich Bildungsveranstaltungen vor dem Bildschirm statt.
Im BN-Jugend- und Naturschutzzentrum Wartaweil am Ammersee machte sich die Pandemie durch geringere Belegungszahlen bemerkbar, aber erfreulicherweise lagen die Zahlen wieder über dem Wert von 2020. Auch das BN-Team in Wartaweil fuhr zweigleisig: mit vielen spannenden Online-Aktivitäten und Präsenz-Veranstaltungen, wenn es die Pandemielage zuließ. So konnte das beliebte Kinder-Klima-Camp wieder stattfinden, und mit fünf Ausstellungen erreichte der BN rund 680 Besucher*innen. Die »Wartaweiler Gespräche« fanden 2021 hybrid statt. Insgesamt waren rund 2300 Kinder bei 140 Bildungsangeboten zu Gast. Neben mehreren Fortbildungen fanden auch fünf Seminare für Teilnehmer*innen am Bundesfreiwilligendienst statt.
Der BUND Naturschutz ist im Umweltbildungsbereich in allen Regionen Bayerns aktiv. So hat das BN-Naturerlebniszentrum Allgäu trotz Corona rund 350 Veranstaltungen, unter anderem ein Sommerzeltlager für Kinder, durchgeführt. Der Biberhof in Sonthofen wurde als neue Basis der BN-Umweltstation begonnen.
Und auch viele Kreisgruppen sind hier sehr aktiv. 17 BN-Einrichtungen sind mit dem Qualitätssiegel »Umweltbildung.Bayern« ausgezeichnet. Das Angebot »PrimaKlimaKids«, das die BN-Kreisgruppe Memmingen-Unterallgäu gemeinsam mit dem Landratsamt anbietet, wurde 2021 mit dem Bayerischen Klimaschutzpreis des Umweltministeriums ausgezeichnet.
Finanzen des BUND Naturschutz im Jahr 2021
Die Aufgaben des BN werden ständig mehr: Die Sicherung der Energiewende, das Engagement für Klimaschutz, die Bereitstellung von digitalen Angeboten während der beiden Lockdowns sowie die Unterstützung unserer Basisgruppen erfordern große Anstrengungen. Diese konnten nur bewältigt werden, weil sich immer mehr Menschen für eine Mitgliedschaft im BN entscheiden.
Zum 31. Dezember 2021 hatte der BUND Naturschutz über 260 000 Mitglieder und Förderer – ein neuer Höchststand. Die Zahl unserer Unterstützer ist damit seit über zehn Jahren kontinuierlich angestiegen. Über die Internetseite des BN sowie über die Aktivitäten des Landesverbandes und der Kreisgruppen kamen rund 1600 Menschen neu zum BN. Eine Aufforderung, Mitglieder zu werben, gestaltete das Referat für einige Ausgabe des BN-Magazins. Beitrittskarten finden Interessierte in nahezu allen Veröffentlichungen des Verbands.
Sehr erfolgreich war auch die professionelle Mitgliederwerbung: Die BUND Naturschutz Marketing GmbH (BNM) warb an Infoständen, an der Haustür und bei Veranstaltungen. Obwohl wegen Corona die Werbung über weite Strecken ruhen musste, fanden so etwa 5500 Mitglieder fanden so ihren Weg zum BN. Unser langjähriger Partner HSP gewann Menschen für eine Mitgliedschaft.
2021 führte der BN Telefonaktionen durch, bei denen die Mitglieder gefragt wurden, ob sie ihren Beitrag freiwillig erhöhen bzw. Mitglied werden möchten. Bis Ende des Jahres kamen über 41 0000 Euro zusätzliche Beiträge pro Jahr zusammen. Die Telefonaktionen werden 2022 fortgesetzt.
Als größter Natur- und Umweltschutzverband Bayerns kann der BUND Naturschutz auf seine Mitglieder und Förderer zählen. Auch 2021 zeigten sich die Unterstützerinnen und Unterstützer wieder großzügig. Die Haus- und Straßensammlung konnte wegen Corona nur in einem kleineren Rahmen stattfinden.
Die Haus- und Straßensammlung, bei der Mitglieder und Schüler*innen eine Woche lang an der Haustür oder in den Innenstädten freundlich nach einer Spende für Bayerns Natur fragen, ist ein wichtiges Standbein der Einnahmen für den Verband. Weil die Sammlung pandemiebedingt nicht in vollem Umfang stattfinden konnte, wurden die Verantwortlichen kreativ und entwarfen einen Türhänger. Türhänger mit der Bitte um eine Spende, der in der Nachbarschaft verteilt werden konnte. Zusammen mir dieser kontaktlosen Ergänzung kam ein Ergebnis rund 20 000 Euro zustande.
Auf dem erfreulichen Niveau des Vorjahres blieben die allgemeinen sowie die zweckgebundenen Spen-den. Die Einkünfte aus Geldauflagen sind 2021 auf niedrigem Niveau geblieben. Die Richterinnen und Richter lassen Einnahmen aus Geldauflagen eher bundesweit tätigen Verbänden zukommen.
Eine gute und intensive Betreuung seiner Spender liegt dem BUND Naturschutz besonders am Herzen. Die kompetente und freundliche Telefonkommunikation sowie die schnelle Bearbeitung der schriftlichen Anfragen rund um das Thema Spenden bilden das Herzstück des umfangreichen Service in der Landesgeschäftsstelle.
Allen Spenderinnen und Spendern sagt der BUND Naturschutz ein herzliches »Vergelt‘s Gott«.
Mit der BUND Naturschutz Service GmbH (BNS) hat der BUND Naturschutz einen starken Service-Partner an seiner Seite. Als Tochtergesellschaft des BN übernimmt sie viele Aufgaben jenseits der praktischen Naturschutzarbeit und unterstützt den Verband so mit einem breit gefächerten Dienstleistungs-Portfolio.
Die Arbeitsfelder der BNS waren auch im zweiten Coronajahr noch unterschiedlich stark von der Pandemie betroffen: Sowohl der Druck von Info- und Werbematerial als auch die Veranstaltungsberatung für BN-Gruppen waren durch abgesagte Veranstaltungen weiterhin nur in geringem Umfang nötig. Auch die Betreuung der Kreisgruppen rund um die Haus- und Straßensammlung war durch die corona-konforme Umstrukturierung der Sammlung nach wie vor stark reduziert.
Dafür war das hauseigene Telefonkampagnenteam erneut eine wertvolle Ergänzung zur im Lockdown eingeschränkten Vor-Ort-Mitgliederwerbung. In über zehn Kampagnen telefonierte das Team unter der neuen Co-Projektleitung (Jennifer Giwi und Leon Siewert) für den BN und den BUND und trug damit trotz Kontaktbeschränkungen zur wichtigen Bindung zwischen Verband und Mitgliedern bei.
Die Verlagsabteilung der BNS brachte 2021 das stark nachgefragte Fachbuch »Aktionsleitfaden Streuobst« heraus. Auch der jährlich erscheinende BN-Wandkalender erfreute sich wieder großer Beliebtheit (Thema: »Faszination Gerettete Landschaften«).
Der Ende 2020 komplett neu aufgesetzte BN-Onlineshop wurde vergangenes Jahr mit neuen Produkten und Themenbereichen ergänzt und weiterentwickelt. So kann das regionale Saatgut jetzt auch in frei wählbaren Mengen bestellt werden. Handwerklich nicht ganz so begeisterte Menschen finden neben den Bausätzen nun auch fertige Nistkästen aus Holzbeton im Sortiment, und eine Bücherfundgrube mit Mängel- und Einzelexemplaren lässt die Herzen von Bücherfreunden höher schlagen.
Die Aufgabe der BUND Naturschutz Stiftung ist es, Zuwendungen dauerhaft zu erhalten und aus den Erträgen ihres Vermögens Projekte für Erhalt und Schutz unserer Umwelt zu finanzieren. Somit bietet die BUND Naturschutz Stiftung allen Naturfreundinnen und Naturfreunden die Sicherheit, dass Zuwendungen nicht kurzfristig ausgegeben werden, sondern langfristig zur Finanzierung wichtiger Projekte beitragen.
Stiftungen sind auf „ewig“ angelegt. Dies bedeutet, dass das Stiftungskapital auf Dauer erhalten bleiben muss und der einmal festgelegte Stiftungszweck nicht mehr geändert werden darf. Der in der Satzung der BUND Naturschutz Stiftung festgelegte Stiftungszweck ist der Erhalt und die Wiederherstellung unserer Lebensgrundlagen auf vielfältige Weise und mit verschiedenen Schwerpunkten.
Die BUND Naturschutz Stiftung wurde im Jahr 2007 gegründet und startete im Jahr 2009 mit einem Stiftungskapital von 50 000 Euro. Seither wird ihr Bekanntheitsgrad durch gezielte Maßnahmen kontinuierlich erhöht. Hierzu zählen die Erstellung einer eigenen Homepage, einer ausführlichen Broschüre und eines Flyers. Broschüre und Flyer wurden bereits häufig angefordert und verschickt.
Durch regelmäßige Zustiftungen konnte das Stiftungskapital auf rund 1,6 Millionen Euro erhöht werden. Seit dem Jahr 2012 sind Ausschüttungen erfolgt, wenn auch in noch überschaubarem Rahmen. Diese Ausschüttungen gingen zum Beispiel nach Wartaweil oder an Umweltprojekte in Nürnberg, Passau und Kulmbach, die alle mit dem BUND Naturschutz in Verbindung stehen oder auch in den Artenschutz. Auch einige Unterstiftungen wurden gegründet und unterstützen unsere Arbeit.
Wir hoffen, dass wir durch weitere Zustiftungen die Erträge und damit die Ausschüttungen in den nächsten Jahren deutlich erhöhen und damit sinnvolle Projekte für Natur und Umwelt unterstützen und die Ziele des BN auch auf diesem Wege umsetzen können.
