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UN-Klimakonferenz COP 26 in Glasgow: enttäuschende Ergebnisse

Von 30. Oktober bis 13. November 2021 fand im schottischen Glasgow die Weltklimakonferenz COP26 statt. Es ging um nicht weniger als das Überleben von Millionen Menschen auf diesem Planeten. Denn die Klimakrise ist bereits angekommen. In den letzten 50 Jahren ist die Durchschnittstemperatur in Bayern um 1,9 Grad gestiegen und die schlimmen Unwetterereignisse im letzten Sommer sprechen eine deutliche Sprache.

15.11.2021

Nur durch engagierte Taten können wir die Auswirkungen der Klimakrise noch eindämmen. Reine Absichtserklärungen reichen nicht mehr aus. Das haben viele Staaten erkannt und trotzdem sind die Beschlüsse, die in Glasgow gefasst wurden, dürftig ausgefallen. Viele Staaten feiern die Ergebnisse als Erfolg, doch aus Sicht vieler Umweltverbände überwiegt Ernüchterung und Enttäuschung.

Exklusivität – Erschwerte Zugänge auf und vor der Konferenz

Die diesjährige „Conference of the Parties” (COP) war in vielerlei Hinsicht die exklusivste aller bisherigen Klimakonferenzen: Menschen aus besonders vom Klimawandel betroffenen Regionen waren kaum vertreten und somit blieben viele wichtige Stimmen ungehört. Der Visaprozess für Großbritannien für viele Länder dauerte lange, Unterkünfte in Einzelzimmern waren rar und teuer, für Reisende aus „Hochrisikogebieten“ (darunter viele Länder im globalen Süden) wurde eine 14-tägige Quarantäne vor Beginn der Konferenz vorausgesetzt. Die globale Impf-Ungerechtigkeit verstärkte diese Missstände. Daher kam in diesem Jahr auch ein großer Teil der Delegation von unserem internationalen Netzwerk „Friends of the Earth“ aus Europa.

Auch die Durchführung selbst wurde von COVID beeinflusst, das Gelände bot besonders für die Zivilgesellschaft wenig Räume zum Treffen. Daher wurde oftmals auf Videokonferenzen ausgewichen, die notwendige Infrastruktur scheiterte schon an Banalitäten wie zuverlässigem WLAN, genügend Sitzmöglichkeiten und ausreichend Steckdosen. So saßen zwar (fast) alle auf einem Gelände, aber konnten oftmals doch nicht miteinander in Austausch kommen.

Ebenso wurde nur eine begrenzte Anzahl an Nichtregierungsvertreter*innen in den Verhandlungen zugelassen, um die Prozesse kritisch zu begleiten – die Räume waren unter Pandemiebedingungen zu klein für mehr Menschen, und so hatte die Zivilgesellschaft, die etwa 14.000 von über 40.000 Teilnehmer*innen ausmachte, meist das Nachsehen.

Das Pariser 1,5 Grad Versprechen ist in weite Ferne gerückt

Die Staaten hatten sich als Ziel gesetzt, nach Jahren der Uneinigkeiten das Regelwerk des Pariser Klimaabkommens zu Ende zu verhandeln. Das Abkommen von 2015 selbst legt mit dem 1,5 Grad Bestreben ein Ziel vor, das zugehörige Regelwerk legt fest, wie die Bestrebungen erreicht werden sollen. Dieses Vorhaben ist den Regierungen geglückt. Allerdings sind nur wenige Länder auf dem 1,5-Grad-Pfad und somit rückt das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad, besser 1,5 Grad, wie in Paris verabredet, in weite Ferne.

Die Ergebnisse der Verhandlungen sind für Mensch und Klima jedoch enttäuschend und sehr vage:

  • Man einigte sich darauf, dass es einen weltweiten Kohleausstieg geben wird, aber nicht wann und wie.
  • Der Weg für einen globalen CO2-Zertifikathandel wurde freigemacht, ein seit Jahren heftig umstrittenes Modell. Statt für echte Maßnahmen zur Emissionsminderung zu sorgen, wird das 1,5 Grad Ziel hiermit immer unwahrscheinlicher. Ebenso dürften globale Ungerechtigkeiten steigen, wenn reiche Länder Zertifikate kaufen und arme Länder diese Maßnahmen dann auf ihren Flächen umsetzen.
  • Statt klarer Reduktionszahlen bis 2030 wird immer stärker Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts ins Auge gefasst. In den kommenden Jahren dringend notwendige, konkrete Maßnahmen werden so durch vage Ziele in der Zukunft eingetauscht.
  • Die Staatengemeinschaft verpasste ebenso ihr selbstgestecktes Ziel, ärmere Staaten ab 2020 jährlich mit 100 Milliarden US-Dollar zu unterstützen. Dieses Ziel soll nun erst 2023 erreicht werden und schon jetzt ist klar, dass das Geld kaum ausreichen wird, um die Kompensation von Schäden und eine Anpassung an die Klimakrise zu finanzieren. Zum Vergleich: Der Fonds für den Wiederaufbau der verheerenden Unwetterereignisse im Sommer 2020 in Deutschland umfasst 30 Mrd. Euro.
  • Außerdem bleibt weiterhin unklar, wer für Anpassungs- und Ausgleichsmaßnahmen zahlt, ebenso wie global mit Schäden und Verlusten (Loss and Damage) durch den Klimawandel umgegangen wird. Große Finanzversprechen einzelner Länder am Anfang der Konferenz sind zu wenig und nicht offiziell Teil der Klimarahmenkonvention, und somit nicht rechtsverbindlich.

Zivilgesellschaft so stark wie selten

Trotz ernüchternder Ergebnisse zeigte die Klimakonferenz, dass die Zivilgesellschaft auch in diesen Krisen so stark ist, wie nie zuvor: Der zivilgesellschaftliche Alternativgipfel „People’s Summit“ brachte Menschen allen Alters und mit verschiedenen Hintergründen zusammen – von jung und alt über Aktivist*innen für Klimagerechtigkeit, Gewerkschaftler*innen oder Indigenen Gruppen, Menschen aus aller Welt und von vor Ort.

Allein am Global Day of Action zur Halbzeit der Konferenz demonstrierten auf Glasgows Straßen 250.000 Menschen gemeinsam für Klimagerechtigkeit – so viele Menschen waren bisher noch nie in Großbritannien für das Klima auf der Straße. Diese Energie benötigt es, um den Wandel zu gestalten, internationale Klimaschutzpolitik zusammen auf die richtige Bahn zu bringen und in Bayern die Bürgerenergiewende endlich voranzubringen!

Vor Ort war auch eine Delegation der BUNDjugend, unter anderem mit Alexandra Struck von der Jugendorganisation des BUND Naturschutz Jugend (JBN), deren Eindrücke von der Konferenz in diesen Artikel eingeflossen sind.
 

Presseberichte über junge Klimaschützer auf der COP26

nordbayern.de: Wie junge Klimaschützer aus Franken den Geipfel von Glasgow erleben

nordbayern.de: "Lassen uns nicht mit billigen Ausreden abspeisen"