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Volksbegehren „Aus Liebe zum Wald“

Gesunder Wald – gesundes Trinkwasser !

03.09.2004

Naturnahe Wälder sind entscheidend für den Trinkwasserschutz. Das "Volksbegehren aus Liebe zum Wald" ist daher auch ein Volksbegehren für die langfristige Erhaltung der Trinkwasserqualität und hilft damit Milliarden Euro an Kosten für Trinkwasseraufbereitung der Städte und Gemeinden sparen.

An der Aschenbrunnenquelle bei Pottenstein, einer stark schüttenden Karstquelle der Fränkischen Schweiz zeigte das Wald Bündnis Bayern, wie wichtig naturnahe Wälder für die Trinkwasserversorgung ist. Eine Mehrheit im Stadtrat und in der Bürgerschaft der Stadt Pottenstein bemüht sich seit langem, die Eigenwasserversorgung durch eine wirksame Schutzgebietsausweisung zu sichern, bei der ein intakter Wald eine wesentliche Rolle spielt.

Als Lebensmittel Nr. 1 wird Trinkwasser in Bayern für über 12 Mio. Bürgerinnen und Bürger derzeit mit hohem Qualitätsstandard aus Grund-/Quellwasser (95%), Talsperren bzw. Seen (2,5%) und Uferfiltrat (2,5%) gewonnen. Der größte Teil stammt unmittelbar aus den bayerischen Wäldern, wo der Niederschlag durch den Biofilter „Waldboden“ so gereinigt wird, dass vor allem aus naturnahen Wäldern Trinkwasser bester Qualität kommt.

Mit der geplanten Forstreform drohen wieder gröbere Waldwirtschaft und Fichten- und Kiefern-Monokulturen, die noch heute zu gravierenden Problemen beim Grundwasserschutz und damit dem Trinkwasserschutz beitragen: Gesundheitsschädliche Schwermetalle wie Aluminium oder Stickstoffverbindungen wie Nitrat finden sich dort in hohen Konzentrationen. Nur durch teure chemische Verfahren und Beimischung mit saubererem Wasser können Trinkwasserbrunnen in vielen Gebieten gefahrlos betrieben werden. Nadelholzmonokulturen wurden vor hundert Jahren unter rein betriebswirtschaftlichen, kurzsichtigen Gesichtspunkten gepflanzt. Durch die geplante Forstreform ein vorsorgender Trinkwasserschutz vom Holzverkauf im Staatswald und damit von den Holzpreisen sowie von kurzfristigen Profiterwartungen der Staatsregierung abhängig. Die bisherige unabhängige und gerade auch kleineren privaten Waldbesitzern zustehende Waldberatung, welche gerade für den Umbau naturferner in naturnahe Wälder besonders wichtig ist, soll ebenfalls drastisch reduziert werden.

Das große Wald Bündnis Bayern mit 28 Organisationen von Imkern über die großen Naturschutz- und Wanderverbände bis hin zu attac ruft die Bevölkerung Bayerns auf, sich im Herbst für das Volksbegehren auf den Gemeinden einzutragen und sich damit auch aktiv für gesundes Wasser aus gesundem Wald einzusetzen.

Das Wald Bündnis Bayern ist der überparteiliche Zusammenschluss aus Umweltverbänden, Gebirgs- und Wandervereinen, Trinkwasserschutzinitiativen, Waldbesitzern, Waldschutzverbänden, Imkern und Bürgerinitiativen mit über 800.000 Mitgliedern in Bayern zur Durchführung des Volksbegehrens "Aus Liebe zum Wald". Es hat das Ziel, die vielfältigen Schutz- und Erholungsfunktionen der Wälder Bayerns für alle Bürgerinnen und Bürger, vor allem im öffentlichen Wald zu sichern und zu verbessern. In nur vier Wochen sammelte das Bündnis über 100.000 beglaubigte Unterschriften, die am 19. August zur Einleitung eines Volksbegehrens beim Innenministerium abgegeben wurden. Dem Wald Bündnis Bayern gehören u. a. an: Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft, Attac München, Landesverband der bay. Gebirgs- und Wandervereine, Bund Naturschutz, Deutscher Alpenverein e.V., Industriegewerkschaft BAU, Interessengemeinschaft Kommunale Trinkwasserversorgung, Landesbund für Vogelschutz, Landesverband Bayerischen Imker- Bezirksverband Oberbayern, Naturland e.V., Die Naturfreunde, Landesverband Bayern e.V., Verein zum Schutz der Bergwelt und viele örtliche und regionale Organisationen und Waldbesitzer. Daneben haben weitere Verbände und etliche Kommunen, z.B. Fürth, Bayreuth, Coburg, Betzenstein und Ebrach, angekündigt, dass sie das Volksbegehren unterstützen wollen. Die Unterstützerverbände rechnen mit breiter Unterstützung durch die bayerische Bevölkerung.

Anlass für das Volksbegehren sind die Beschlüsse der Staatsregierung zur sog. „Forstreform“. Danach sollen die großen Staatswälder in Bayern durch eine vorrangig gewinnorientierte Anstalt öffentlichen Rechts bewirtschaftet werden. Die Folgen wären eine deutliche Erhöhung und weitere Mechanisierung des Holzeinschlages - auf Kosten der Mischwälder und der naturnahen Bewirtschaftung, aber auch mit fatalen Auswirkungen für den Trinkwasserschutz und die Attraktivität der Wälder als Erholungsraum für alle BürgerInnen. Die Investitionen in gesunde Wälder würden drastisch gekürzt, für Gemeinden würde die Bewirtschaftung ihrer Wälder wesentlich teurer und die wichtige, unabhängige Beratung der Waldbesitzer würde abgebaut.

Trinkwasserschutz in Bayern
Trinkwasser kann durch nichts ersetzt werden. Derzeit verbrauchen die Bürgerinnen und Bürger in Bayern täglich im Durchschnitt 134 Liter Trinkwasser mit regional unterschiedlichen Mengen (z.B. Hof 126 m3/EW und Tag). Zwei Drittel des Trinkwassers können ohne jegliche Behandlung abgegeben werden, sie kommen als natürliches Wasser aus dem Hahn. 2.700 Wasserversorgungsbetriebe sind in Bayern Teil der kommunalen Daseinsvorsorge, sie richten sich nach dem Vorsorgeprinzip und sind zur Minimierung der von Schadstoffen verpflichtet (anders als im europäischen Ausland).

In Reinluftgebieten sorgen der Bestandsaufbau des Waldes, die Durchwurzelung des Bodens und weitgehender Verzicht auf Düngung und Spritzmittelanwendung für hohe Qualität des Grundwassers. Durch Verbrennung von Kohle, Gas und Öl in Haushalten, Industrie und Verkehr sowie durch landwirtschaftliche Dünger entstehen jedoch Luftverunreinigungen, die zu einer erhöhten Belastung mit Nitrat und anderen Schadstoffen führen. Als Folge der hohen Filterwirkung des Waldes können die ausgekämmten Schadstoffe, v.a. mit dem Sauren Regen ins Grundwasser gelangen. Unter Laubholz können erhebliche Mengen Stickstoff gespeichert werden. Standortsangepasste, artenreiche und gut gestufte Mischbestände mit dauerwaldartiger Behandlung erfüllen die Aufgabe von Trinkwasserschutzwäldern am besten.

Kernpunkte des Volksbegehrens
Mit dem Volksbegehren „Aus Liebe zum Wald“ soll dagegen die Waldqualität in Bayern gesichert und weiter verbessert werden.
Die Kernpunkte des Volksbegehrens sind:
 Um die immense Bedeutung der Wälder für die Allgemeinheit, z.B. für Trinkwasserschutz, Hochwasserschutz, Bodenschutz, herauszustellen, werden diese Gemeinwohlaufgaben des Waldes klar definiert und als eigener Artikel im Waldgesetz aufgeführt.
 Es wird verankert, dass im Staatswald die Gemeinwohlaufgaben unabhängig von Holzverkaufserlösen und vorrangig erfüllt werden müssen.
 Die Privatisierung des Staatswaldes wird verhindert.
 Es werden erhebliche Kosten gespart, Bürokratie und Hierarchien abgebaut, indem Forstämter als Kompetenzzentren für Wald gesichert und die Synergievorteile des bisherigen Einheitsforstamts genutzt werden. Außerdem werden die Forstdirektionen verschlankt und als Abteilungen in die Regierungen eingegliedert. Ohne die Schutz- und Erholungsfunktionen zu gefährden sollen weitere Einsparungen erreicht werden, indem die Waldwirtschaft konsequent naturnah ausgerichtet und der Grundsatz Wald vor Wild durchgesetzt wird.
 Die Körperschaftswälder erhalten eine besondere Förderung, da sie ebenfalls vorrangig die Gemeinwohlaufgaben zu erfüllen haben.
 Die Privatwaldberatung erfolgt weiter durch den unabhängigen und dem Gemeinwohl verpflichtenden Förster.