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WAA-Widerstand im Portrait: Klaus Pöhler

Sich einmischen und Partei ergreifen, das ist für Klaus Pöhler wichtig: Acht Jahre lang engagierte er sich gegen die WAA in Wackersdorf und kam darüber zum BUND Naturschutz. Pöhler arbeitete sich in die Materie ein, hielt Vorträge und plante Veranstaltungen gegen die WAA.  „Damals haben wir erfahren, dass man gemeinsam vieles schaffen kann“, erinnert sich Klaus Pöhler an den Zusammenhalt der WAA-Gegner. 

Als Klaus Pöhler 1981 in den Landkreis Schwandorf kam, war die Diskussion um die WAA bereits im Gange. Dem jungen Forstbeamten und Maschinenbetriebsleiter bei der Bayerischen Staatsforstverwaltung war schnell klar, dass er in seiner neuen Heimat keine Atomtechnologie wollte. Im November desselben Jahres ging er zur Gründungsversammlung der Bürgerinitiative gegen die WAA und wurde im folgenden Jahr in deren Vorstand gewählt. Sieben Jahre lang kostete der Widerstand gegen die WAA ihn und seine Frau einen Großteil der Freizeit. Die Bilanz: „Es war eine anstrengende und herausfordernde Zeit, doch ich habe gelernt, dass es sich lohnt, sich einzumischen.“

Schon als Schüler im mittelfränkischen Ansbach wusste Klaus Pöhler, dass er sich für die Sache der Natur einsetzen wollte. Eine Ausbildung zum Revierförster, unter anderem in Lohr am Main war daher genau das Richtige. Anschließend arbeitete er als Revierförster in Ansbach und wechselte später an das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten nach München. Die nächste Station war schließlich die Oberpfalz. Als Leiter des Forst-Maschinenbetriebs und später Leiter der Forsttechnik der Bayerischen Staatsforsten kam er nach Bodenwöhr und machte sich hier mit vielen Ideen für die Umwelt stark. 

Nicht abschrecken lassen

Dass er gegen die WAA protestieren würde, war für Klaus Pöhler selbstverständlich. Auch drei Ermittlungsverfahren – die später übrigens wieder eingestellt wurden – konnten ihn nicht abschrecken. Pöhler arbeitete sich in die Materie ein, hielt Vorträge und plante Veranstaltungen gegen die WAA. „Da die Zeitungen anfangs wenig gebracht haben, war vor allem auch die Medienarbeit und der Kontakt zu den anderen BN-Gruppen wichtig“, erklärt er. Der Gang zum Bauzaun, die Teilnahme an Demos und anderen Aktionen wurden über die Jahre zur Routine. 

Anfangs fragte sich Pöhler, wie wohl sein Arbeitgeber auf sein Engagement reagieren würde. Die Antwort erhielt er an einem Ostermontag, als eine Gruppe von Greenpeace-Aktivisten, die sich als Demo-Sanitäter einsetzen wollten, in seinem Garten zeltete. „Meine Frau und ich bereiteten gerade das Frühstück für fast 30 Leute vor, da stand urplötzlich mein Chef aus Regensburg in der Türe. Die Überraschung war natürlich groß. Er hatte bereits mit einigen der Leute gesprochen und meinte beinahe anerkennend: `Das sind ja alles intelligente Leute´“, erinnert sich Klaus Pöhler. 

„Der Widerstand braucht Sie noch“

Mitte der 80er-Jahre, als sich der Konflikt zwischen WAA-Gegnern und der Staatsmacht verschärfte, verbrachte Klaus Pöhler mehr und mehr Zeit im Einsatz gegen die WAA. Und auch wenn Bürgerinitiative und BUND Naturschutz immer wieder zum friedlichen Protest aufriefen, kam es am Bauzaun regelmäßig zu Gewalt, manchmal aber auch zu unerwarteten Begegnungen. Intensiv erinnert sich Klaus Pöhler an den Pfingstmontag 1987, ein Tag, an dem die aus Berlin hinzugezogene Polizei besonders rücksichtslos gegen die Demonstranten vorging. Unweit des Bauzauns stand eine Polizeikette mit Kampfanzügen, Schilden und Helmen mit verdunkelten Visieren. 

Pöhler versuchte mit einem von ihnen ins Gespräch zu kommen: „Ich wollte erklären, was für ein Monstrum sie schützen, weshalb wir hier demonstrieren, und dass wir Angst vor dieser WAA haben“, erinnert er sich. Als er plötzlich ganz in der Nähe einen Tumult zwischen Demonstranten und Polizei bemerkte und in die Richtung eilen wollte, sagte der bis dahin stumme Gesprächspartner: „Gehen sie nicht da hin, Herr Pöhler, der Widerstand braucht sie noch.“  

Sonntags traf sich die Anti-WAA-Gemeinde aus BN und BI außerdem regelmäßig am Franziskus-Martel zur Andacht. Anschließend führte der gemeinsam Spaziergang zum Bauzaun. Darüber hinaus organisierten die Aktiven immer neue Aktionen, kümmerten sich um Übernachtungsmöglichkeiten oder die Verpflegung für Auswärtige. Als das Hüttendorf im Januar 1986 versorgt werden sollte, fuhren Pöhler und seine Frau spontan zum nahe gelegenen Gasthof in Bodenwöhr. Die Wirtsfamilie war bereit zu helfen und lud den Kombi der Pöhlers voll mit Essen, das anschließend ins Küchenzelt des Hüttendorfes gebracht wurde. „Damals haben wir erfahren, dass man gemeinsam vieles schaffen kann“, erinnert sich Klaus Pöhler an den Zusammenhalt der WAA-Gegner. 

Nach dem Aus für die WAA

Nach acht Jahren kam für Pöhler und seine Mitstreiter endlich die erlösende Nachricht vom Baustopp. „Als das Aus für die WAA kam, wussten wir erstmal nicht, was wir sonntags machen sollten“, erzählt er schmunzelnd. Doch neue und alte Aufgaben waren schnell gefunden: Pöhler setzte sich weiter in der Anti-Atom-Bewegung ein und begleitete unter anderem Hilfskonvois in den von der Tschernobyl-Katastrophe besonders betroffenen Südosten von Weißrussland. Darüber hinaus engagierte er sich in der Jugendarbeit und brachte sich als Mitglied der Grünen im Kreistag ein.

1997 übernahm Klaus Pöhler schließlich den Vorsitz der BN-Kreisgruppe Schwandorf. In dieser Funktion setzte er sich gemeinsam mit seinen Verbündeten für erneuerbare Energien, gentechnikfreie Landwirtschaft und viele andere Themen ein.