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20 Jahre Bayerische Staatsforsten: Bilanz mit Licht und Schatten

Alte Wälder und Bäume werden besser geschützt. Positive Zusammenarbeit mit den Forstbetrieben. Mangelnder Schutz vor Rodungen und zu hohe Verbissbelastung. Zu wenig Konzepte gegen die Klimakrise.

23.06.2025

Nachdem das Volksbegehren „Aus Liebe zum Wald“ 2004 knapp gescheitert war, wurden die Weichen für die Forstwirtschaft in Bayern durch die Forstreform und Gründung der Bayerischen Staatsforsten (BaySF) neu gestellt. 

Heute, 20 Jahre danach, zieht der BN eine gemischte Bilanz. Der BN-Ehrenvorsitzende und damalige Sprecher des Volksbegehrens Hubert Weiger fasst zusammen: „Eine Privatisierung und Verkauf der Staatswälder konnte glücklicherweise verhindert und dem Gewinnstreben Grenzen gesetzt werden. Dennoch sind mit der Gründung der BaySF Änderungen eingetreten, die auch zu Lasten der Wälder gehen. Was wir vor allen Dingen brauchen, ist ein besserer Schutz vor Rodungen, weniger Verbiss, mehr Forstpersonal, mehr Kontrolle und mehr Transparenz. Im Waldgesetz muss zudem ein Vorrang für das Gemeinwohl verankert werden.“

 

BN-Wald- und Jagdreferent Ralf Straußberger betont: „Positiv hervorzuheben ist, dass der Natur- und Artenschutz einen höheren Stellenwert bekam. Durch ein umfassendes Naturschutzkonzept wurden alte Wälder und Biotopbäume besser geschützt und viele Arten- und Biotopschutzprojekte auf den Weg gebracht - auch gemeinsam mit dem BN. Ein Paradigmenwechsel in der Bayerischer Forstpolitik war der Schutz der Naturwälder ab 2019. Allerdings müssen deutlich mehr große Naturwälder ausgewiesen werden, vor allem durch einen Nationalpark Steigerwald oder ein Biosphärenreservat Spessart.“

Die Zusammenarbeit zwischen BN und BaySF hat sich über die Jahre positiv entwickelt. Die Forstbetriebe haben ein offenes Ohr, wenn BN-Gruppen an sie herantreten, und es gibt zahlreiche gemeinsame Projekte etwa zur Wildkatze, zum Siebenschläfer oder zur Biotoppflege. „Auch unter den schwierigen Bedingungen wie Klimakrise, Waldsterben 2.0 und Personalabbau leisten viele Förster*innen hervorragende Arbeit,“ lobt Hans Kornprobst, Sprecher des BN-Arbeitskreises Wald.“ Der BN hat seit 2005 sechs BaySF-Revierleiter mit der Karl Gayer-Medaille für ihre hervorragende Arbeit geehrt. 

Ein großes Problem ist dagegen nach wie vor der mangelnde Schutz vor Rodungen. Der Zugriff, insbesondere auf den Staatswald wurde nach der BaySF-Gründung erleichtert, weil eigenständige Forstämter abgeschafft wurden, die sich früher für den Erhalt der Wälder einsetzten. Dies mündet in einer seit 2018 negativen Waldflächenbilanz für Bayerns Wälder. Allein in der Oberpfalz wurden im Staatswald in fünf Jahren knapp 80 Hektar gerodet und Rodungen in gleicher Größenordnung durch Bürgerentscheid und Klage verhindert. 

Problematisch sind auch zu hohen Verbissquoten, die die Entwicklung der Staatswälder zu klimaresilienten Mischwäldern vielerorts verhindern. „Da machen uns vor allem die Alpen und der Spessart große Sorgen“, so Kornprobst. „Seit Jahren kritisieren wir, dass die regional zu hohen Rehwild- und Rotwildbestände nicht angepasst wurden, obwohl bekannt ist, dass dadurch Zielvorgaben verfehlt werden.“

Generell braucht es für eine vorbildliche Staatswaldbewirtschaftung deutlich mehr gut ausgebildete und ortskundige Waldarbeiter und Revierleiter. Der erfolgte personelle Aderlass erschwert zeitintensive Arbeiten wie eine waldfreundliche Jagd und einen naturnahen Waldbau. „Der Waldarbeiterstand wurde nahezu halbiert. Wir fordern wieder mehr Waldarbeiter einzustellen und diese mehr in der Holzernte einzusetzen“, so Weiger.

Der BN kritisiert zudem die fehlende inhaltliche Ausgestaltung des Ziels „Klimawald“. Die hohen Fichtenanteile in den jüngsten Wäldern und zu geringe Anteile an Tannen und Eichen in der Naturverjüngung zeigen, dass Kurskorrekturen und klarere Zieldefinitionen notwendig sind. Es fehlen zudem Konzepte, um die Staatswälder fitter für die Klimakrise zu machen. So müssen Konzepte für den Umgang mit Schadensflächen, für einen besseren Wasserrückhalt oder für die Holzentnahmemenge an die Klimakrise angepasst werden. 

Auffallend ist, dass beim Erhalt dicker Laubbäume im bayerischen Staatswald im Vergleich mit anderen Bundesländern noch viel Luft nach oben ist, wie die aktuelle Bundeswaldinventur IV zeigt. Nur 15 Prozent der Laubbäume sind in der Kategorie „Starkholz“ über 60 cm Brusthöhendurchmesser einzuordnen – damit ist Bayern Tabellenletzter unter den Bundesländern.