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Internationaler Druck auf die Slowakei wächst: Atomkraftwerk Mochovce 3 darf nicht in Betrieb gehen

255.000 Unterschriften gegen die Inbetriebnahme des slowakischen Problemreaktors Mochovce 3 präsentierten Umweltschutzorganisationen am gestrigen Donnerstag dem Europa-Spitzenkandidat Manfred Weber (CSU). Der Weiterbau der bereits 34 Jahren alten Reaktorruine ist nach Insider-Informationen und Untersuchungen des weltweiten Betreiberverbands für Atomanlagen völlig außer Kontrolle geraten.

10.05.2019

Die Inbetriebnahme des Reaktors würde ein gewaltiges Sicherheitsrisiko für die Bevölkerung der Slowakei und aller Länder in der Umgebung bedeuten. Manfred Weber sprach sich klar gegen Atomkraft und für transparente internationale Überprüfungen von Atomanlagen aus.

Mehrere ehemalige Maschinenbau- und Statik-Ingenieure bezeugen schwerste Mängel beim Bau des noch zu Ostblock-Zeiten begonnenen Projekts. Im Falle eines Erdbebens oder eines Flugzeugabsturzes droht ein schwerer Atomunfall, unter anderem weil die Sicherheitshülle des Reaktors durch tausende unsachgemäße Bohrungen beschädigt wurde. Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz fordert bereits öffentlich eine Überprüfung des umstrittenen Projekts durch Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde. Die zuletzt für Juli 2019 vorgesehene Inbetriebnahme von Block 3 des Atomkraftwerk Mochovce verzögert sich laut Aussagen des Betreibers aufgrund der Einsprüche aus Österreich nun mindestens bis November 2019, möglicherweise sogar bis März 2020.

Initiatoren der Unterschriftensammlung sind die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000, das Umweltinstitut München und der BUND Naturschutz in Bayern. Sie fordern gemeinsam mit über 255.000 Menschen aus Deutschland und Österreich nun auch deutsche Spitzenpolitiker auf, Stellung gegen die Inbetriebnahme von Mochovce 3 zu beziehen.

Als Fraktionsvorsitzender der Europäischen Volkspartei EVP ist Manfred Weber einer der einflussreichsten Politiker im Europäischen Parlament. Er wird zudem als Kandidat für das Amt des Präsidenten der EU-Kommission gehandelt. Ihm kommt damit eine Schlüsselrolle in der europäischen Politik zu. Die Initiatoren forderten Weber im Vorfeld der Europawahlen am 26. Mai nun dazu auf, dieser verantwortungsvollen Position gerecht zu werden und sich gegen hochriskante und sinnlose Atomprojekte wie Mochovce 3 zu positionieren.

"Die von Ingenieuren mit langjähriger Erfahrung im Bau und Betrieb von Atomkraftwerken ans Tageslicht gebrachten Probleme müssen endlich gründlich untersucht werden. Eine interne Revision der slowakischen Atomaufsicht, die das Bau-Chaos seit zehn Jahren zu verantworten hat, ist ebenso überfällig", so Reinhard Uhrig, Anti-Atom-Sprecher von GLOBAL 2000. "Wenn nun auch auf europäischer Ebene interveniert wird, haben wir eine Chance, die unverantwortliche Inbetriebnahme endgültig zu verhindern", so Uhrig weiter.

"Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl zeigt, dass Radioaktivität nicht an der Landesgrenze Halt macht", erklärt Fabian Holzheid, politischer Geschäftsführer beim Umweltinstitut München. "Der geplante Reaktor basiert auf veralteter Sowjet-Technik und wird durch den Pfusch am Bau noch unsicherer. Mochovce 3 stellt eine Gefahr für die Bevölkerung dar. Die europäische Politik muss dringend alle diplomatischen Mittel ausschöpfen, um die Inbetriebnahme zu verhindern".

"Heute treffen sich die Staats- und Regierungschefs der EU im rumänischen Sibiu und diskutieren unter anderem über die europäische Energie- und Klimapolitik", sagt Martin Geilhufe, Landesbeauftragter beim BUND Naturschutz in Bayern. "Ein klares Bekenntnis gegen hochriskante Atom-Projekte wie Mochovce 3 aus den Reihen der EVP ist längst überfällig. Atomkraft ist keine Lösung für die Klimakrise und gefährdet die Bevölkerung und den Frieden in Europa."

Bilder aus dem Gespräch mit EVP-Spitzenkandidat Martin Weber (Fotocredit: Alexander Chepa)

AKW Mochovce: Whistleblower decken gravierende Baumängel auf (GLOBAL 2000)

Pressebilder zum Atomkraftwerk Mochovce (GLOBAL 2000)

Köstinger und Kurz fordern Überprüfung des AKW Mochovce (Artikel, Der Standard, vom 05. Mai 2019)