Kein Wasserkraftwerk an der Salzach!
Die Salzach ist Bayerns letzter Voralpenfluss ohne Wasserkraftwerke - ein Naturschatz von landesweiter Bedeutung. Dieses Jahr könnte zu einem Schicksalsjahr für die Salzach werden: Wird der Natur am Fluss Raum gelassen oder ein zerstörerisches Wasserkraftwerk errichtet? Hilf mit, den frei fließenden Fluss zu erhalten – unterschreibe jetzt unseren Appell für den Schutz der Salzach!
Die Salzach fließt von Salzburg bis zu ihrer Mündung in den Inn über eine Strecke von mehr als 60 Kilometer ohne Stauwehre. Damit ist die Salzach einzigartig in Bayern. Zwar wurde der Fluss im 19. Jahrhundert begradigt und eingedeicht, aber bislang blieb er von Staustufen verschont. Zusammen mit seinen Auen bildet er eine der letzten intakten Lebensraum-Achsen zwischen Alpen und Donauraum – Heimat seltener Tiere und Pflanzen und ein Schutzgebiet von höchstem europäischem Rang. Auf österreichischer Seite liegt zudem der Naturpark Salzachauen.
Das durch die Begradigung in Mitleidenschaft gezogene Flussbett und die Aue werden in Österreich schon seit einigen Jahren saniert. Auch in Bayern wurde begonnen die Ufer naturnah aufzuweiten, damit artgerechte Lebensräume für Flora und Fauna entstehen. Dennoch gibt es Pläne für ein Wasserkraftwerk im Tittmoninger Becken – mitten im Schutzgebiet. Das angeblich „ökologisch harmlose“ Kraftwerk würde das Ende für eine naturnahe Weiterentwicklung der Salzach bedeuten – finanziert aus Steuergeldern, mit dem Segen der Regierung. Das darf nicht sein!
Lasst die Salzach fließen!
Wir wollen kein Wasserkraftwerk an der Salzach. Wir wollen die weitere Renaturierung des letzten großen frei fließenden Flusses in Bayern!
Wir fordern deshalb,
- die Renaturierung der Salzach zügig umzusetzen,
- die Wasserkraftpläne im Tittmoninger Becken endgültig aufzugeben,
- Wind- und Sonnenenergie mithilfe der für das Wasserkraftwerk veranschlagten Finanzmittel auszubauen.
Schließe dich an!
Wasserkraftwerk oder Renaturierung: Was ist los an der Salzach?
Die Salzach und ihre breiten Auen blieben bis heute vom Staustufenbau verschont. Doch schon seit den 60er Jahren muss eine breite Allianz von Naturschützern auf bayerischer und österreichischer Seite immer wieder gegen eine Verbauung durch Wasserkraftwerke kämpfen.
Die potenziellen Investoren gingen deshalb immer wieder in Deckung, aber die Pläne lagen weiterhin in den Schubladen. Jüngst melden die Stromerzeuger wieder Begehrlichkeiten an. Im Fahrwasser einer falsch verstandenen Energiewende machen sie Stimmung für neue Kraftwerke. Der BUND Naturschutz und die Aktionsgemeinschaft Lebensraum Salzach (ALS) treten für den Erhalt des frei fließenden Flusses und seine weitere Renaturierung ein.
Im Tittmoninger Becken ist ein sogenanntes Fließgewässerkraftwerk geplant. Im Unterschied zu herkömmlichen Wasserkraftwerken hat es einen geringeren Rückstau und kann überströmt werden. Nach Darstellung der Planer bliebe damit der Fließcharakter des Gewässers gewahrt, weshalb das Fließwasserkraftwerk „ökologisch“ sei.
Doch das stimmt so nicht. Auch das Querbauwerk eines Fließwasserkraftwerks
- führt zu einem Rückstau des Wassers,
- führt zu einem gleichmäßigeren Wasserstand, als es von Natur aus der Fall wäre,
- nimmt dem Fluss damit einen wichtigen Teil seiner Dynamik,
- schädigt so Fluss und Aue, die auf die natürliche Dynamik angewiesen sind.
Im Staubereich eines Kraftwerks fließt das Wasser langsamer und erwärmt sich stark, der Sauerstoffgehalt sinkt. Feine Sedimente werden nicht mehr abtransportiert, sondern lagern sich ab und verstopfen das Kiesbett des Flusses. Die Folgen sind belegt: Lebensräume und Laichgründe gehen verloren, Fische leiden unter Hitzestress, ihre Eier sterben aufgrund Sauerstoffmangels ab – und das alles in Zeiten der Klimakrise, wo steigende Temperaturen und sinkende Wasserstände die Wasserlebewesen ohnehin stark stressen.
Die Höhe des Geländesprunges am Kraftwerk würde bei circa drei Meter liegen. Dementsprechend würde der Wasserstand unterhalb des Querbauwerks deutlich niedriger als bei einem natürlichen Gefälle liegen. Damit würde die Anbindung der Aue vom Fluss nicht verbessert – wie es die Renaturierung vorsieht –, sondern im Gegenteil weiter verschlechtert. Ein Fließwasserkraftwerk wäre deshalb ebenso wie ein herkömmliches Kraftwerk das faktische Ende für die bislang so vorbildliche Renaturierung.
Durch die Begradigung des Flusses im 19. Jahrhundert setzte man eine kontinuierliche Eintiefung der Salzach in Gang, inklusive sinkendem Grundwasserstand. An manchen Stellen droht bereits ein Durchbrechen des Flussbodens, ein sogenannter „Sohldurchschlag“. Schon jetzt hat sich der Fluss bis zu einem Meter in weiche Bodenschichten eingegraben.
Auch ein Querbauwerk wie das geplante Wasserkraftwerk würde bereichsweise zu einer zusätzlichen Eintiefung von über einem Meter und damit auch zu einem weiteren Absinken des Grundwassers führen. Nur durch die Renaturierung mit großflächigen Uferaufweitungen ließe sich die Flusssohle ausreichend stabilisieren, nicht aber durch ein Querbauwerk. Das zeigen alle bisherigen Untersuchungen.
Flüsse und Auen in Bayern haben im vergangenen Jahrhundert enorm gelitten. Nur noch Bruchteile der Fließgewässer im Freistaat dürfen frei fließen und haben intakte Auen. Es ist Zeit, aus diesen Fehlern zu lernen!
Noch im 19. Jahrhundert waren die Auen wild und breit und die Flüsse frei. Der Mensch hat diese artenreichen Lebensbänder in nur 150 Jahren zu einem Schatten ihrer selbst gemacht. Die meisten deutschen und bayerischen Flüsse sind heute eingedeicht, begradigt und mit Staustufen verbaut, oder sie wurden zu Restwasserstrecken degradiert. Solche Gewässer kennen keine natürliche Dynamik mehr und so zählt der Auwald heute zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen Europas. In Bayern sind die Flüsse und Auen sogar besonders bedroht.
Die faszinierende Vielfalt der Auen kann sich nur entwickeln, wenn sich die Wasserstände und die Landschaft entlang des Flusses ständig mit dem Fluss verändern dürfen. Das einzig Beständige an einem frei fließenden Fluss mit seinen Auwäldern ist der vom Fluss bestimmte Wandel – der „Herzschlag der Aue“. Die hochspezialisierten Tiere und Pflanzen, die in der Aue leben, sind an diese extremen Wechsel angepasst und brauchen sie sogar. Mit dem Verschwinden der Auen haben unzählige Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum verloren. Viele der typischen Auebewohner sind deshalb heute stark gefährdet, einige sogar vom Aussterben bedroht.
Bei der momentan laufenden Renaturierung des frei fließenden Salzachabschnitts zwischen Salzburg und der Mündung in den Inn werden die einst eingedeichten Ufer naturnah aufgeweitet und die Auen mit dem Fluss verbunden. Damit entstehen wieder artgerechte Lebensräume für Tiere und Pflanzen – eine historische Chance für Bayern. Ein Wasserkraftwerk würde diese einmalige Gelegenheit zunichte machen. Deshalb lehnen wir das Kraftwerk ab. Wir wollen die frei fließende Salzach erhalten und ökologisch aufwerten.
Hinzu kommt, dass sich die Salzach durch ihre Begradigung im 19. Jahrhundert extrem ins Flussbett eingetieft hat, auch Stauwehre oberhalb von Salzburg den Nachschub an Kies aufhalten. Das heißt, dass der Fluss im Tittmoninger Becken, wo das Kraftwerk geplant ist, heute bis zu zweieinhalb Meter tiefer im Gelände liegt als es von Natur aus der Fall wäre. Als Folge ist auch das Grundwasser in der Region abgesunken und es droht zudem ein Durchbrechen des immer dünner werdenden Kiesbodens in darunter liegende weiche Schichten, was das Problem nochmals drastisch verschlimmern würde.
Alle bisherigen Untersuchungen zeigen: Ein Querbauwerk wie ein Wasserkraftwerk würde zur weiteren Verschlechterung beitragen. Nur die mit der Renaturierung angestrebte Naturflussvariante würde die Flusssohle ausreichend stabilisieren.
Trotzdem spricht sich die bayerische Staatsregierung immer noch für Wasserkraft an der Salzach aus. Obwohl auf österreichischer und bayerischer Seite nördlich von Tittoming erste Strecken naturnah aufgeweitet wurden, womit sich der ökologische Zustand der Salzach, ihrer Ufer und der Auwälder bereits erheblich verbessert hat. Auf österreichischer Seite entsteht hier der Naturpark Salzachauen.
Das Festhalten der Staatsregierung an dem Wasserkraftwerk ist unsinnig. Wir müssen der Regierung deshalb deutlich zeigen, dass sie ihre zerstörerischen und überkommenen Pläne fallen lassen muss.
Die Salzach entspringt in den Kitzbühler Alpen am Salzachgeier, ab Salzburg strömt sie ihrer Mündung in den Inn entgegen, auf 60 Kilometern als Grenzfluss zwischen Bayern und Österreich. Genau auf dieser Grenzstrecke fließt die Salzach frei von Stauwehren. Das ist einzigartig für einen Voralpenfluss in Bayern und macht den Abschnitt zu einer der artenreichsten Landschaften der Voralpen. Daher sind die Salzach und ihre Auen auch ein Schutzgebiet von höchstem europäischem Rang.
An der frei fließenden Salzach gibt es noch weitläufige Auen, Mitteleuropas artenreichste Lebensräume. Auen sind die Bereiche, wo der Fluss bei Hochwasser über seine Ufer tritt und das Grundwasser ansteigen lässt und wo Wasser und Land ineinander übergehen. Die Aue wird vom Fluss gestaltet und ist dadurch enorm reich an unterschiedlichsten Lebensräumen: trockene Sand- und Kiesinseln, feuchte Auwiesen, Auwälder, nasse Tümpel, alte Flussarme und Altwasser.
Auf wenigen Prozent der Landesfläche Bayerns kommen in den Auen des Freistaats rund zwei Drittel aller heimischen Lebensgemeinschaften vor. In der Aue gibt es fast alle Amphibienarten, einen Großteil der Schnecken und Muscheln, mehr als 70 Prozent aller Libellen- und 60 Prozent aller Brutvogelartenhaben.
So sind auch die frei fließende Salzach und ihre Auen ein letzter Rückzugsort von vielen heute sehr selten gewordenen Tieren und Pflanzen. Unter Wasser finden sich Fischarten wie Äsche, Nase und Huchen. Diese brauchen kühles, sauerstoffreiches Wasser und reich strukturierte Lebensräume, wie sie nur die der naturnahe Fluss bietet.
Wenn wir der Salzach wieder Raum geben um sich dynamisch zu entwickeln, können auf den entstehenden Kiesbänken auch wieder Flussregenpfeifer und Flussuferläufer brüten. Der Eisvogel wird wieder häufiger zu sehen sein, ebenso wie die Wasseramsel und Gebirgsstelze.
Das Potenzial für Wasserkraft in Bayern ist weitgehend ausgereizt. Für eine Wende hin zu Erneuerbaren Energien spielen Wind und Sonne die tragenden Rollen. Gleichzeitig ist mittlerweile klar, wie wichtig intakte Flüsse und Auen gerade in Zeiten des Klimawandels für Landschaftswasserhaushalt, Hochwasserschutz und Artenvielfalt sind.
Wegen der stark schwankenden Wasserführung der Salzach ist die Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks ohnehin zweifelhaft. Vor allem in den Wintermonaten führt die Salzach nicht genug Wasser für eine effektive Stromproduktion. So war zum Beispiel zwischen Oktober 2022 und März 2023 der Wasserabfluss dafür nur an wenigen Tagen ausreichend. Im Trockenjahr 2018 hätte zudem im März, August, September und Oktober nur an wenigen Tagen Strom produziert werden können. Damit ist das Kraftwerk nicht grundlastfähig.
Zum Vergleich: Zwei bis drei Windenergieanlagen mit je drei Megawatt Leistung würden mit etwa 30 Gigawattstunden pro Jahr genau so viel Strom liefern wie das Fließgewässerkraftwerk.
Es ist auch deine Salzach!
Ein Wasserkraftwerk an der Salzach würde den frei fließenden Fluss schädigen, seinen Auen schwer zusetzen, seltenen Tieren und Pflanzen einen ihrer letzten Rückzugsräume nehmen, eine Renaturierung faktisch zunichte machen und weitreichende Probleme wegen absinkenden Grundwassers schaffen. Zugleich wäre das Geld weit besser in Wind- und Solarenergie investiert.
Mit einer weiteren Renaturierung der Salzach ohne Kraftwerk könnte Bayern eine historische Chance nutzen: Den letzten großen, frei fließenden Fluss des Freistaats erhalten und der Natur wieder mehr Raum geben. Das rettet viele gefährdete Tiere und Pflanzen, dient dem Hochwasserschutz und dem Landschaftsbild und bietet einen wunderbaren Naherholungsraum. Eine renaturierte Salzach ohne Kraftwerk ist ein Gewinn für die Menschen vor Ort und in ganz Bayern, für uns und kommende Generationen - ein Ort zum Staunen, Erleben und Lernen.
Hilf uns, für die Salzach einzustehen: