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Pumpspeicherwerk Riedl leistet keinen Beitrag zur dezentralen Bürgerenergiewende: BUND Naturschutz fordert Stopp der Planungen

Das geplante Pumpspeicherkraftwerk (PSW) Riedl würde mit einer elektrischen Leistung von ca. 250 Megawatt an das österreichische Übertragungsnetz angebunden werden. Das Projekt Riedl würde dort im europäischen Strommarkt, Seite an Seite mit europäischen Atom- und Kohlekraftwerken, sein Geld verdienen. Die Zukunft der Stromversorgung mit Wind und Sonne wird jedoch dezentral sein. Die Stabilisierung des Stromnetzes muss in Zukunft im Verteilernetz in Niederbayern oder in Oberösterreich stattfinden. Mit dem PSW Riedl wird daher eine Investitionsruine geplant, mit katastrophalen Schäden für die Natur, aber ohne Nutzen für die dezentrale Energiewende.

11.02.2020

"Ein 40 Meter hoher Staudamm, dahinter 4,5 Millionen Tonnen Kubikmeter Donauwasser, auf instabiler Geologie, denn in der Tiefe befinden sich instabile Graphitschichten, bedrohen die Anwesen und das Leben der Anwohner. Die Angst der Anwohner ist berechtigt. Eine Enteignung der Grundbesitzer für diese Technologie der Atom- und Kohlestromzeit ist nicht im Geringsten gerechtfertigt. Das geplante Oberbecken ist ein 1,8 Kilometer langer Ringdamm von bis zu 40 Metern Höhe und bis zu 180 Metern Breite, irreversibel und ein unvorstellbarer Eingriff in unsere Natur- und Kulturlandschaft. Sind diese Eingriffe bzw. massiven Erdbewegungen in einem Fauna-Flora-Habitat Gebiet und Naturschutzgebiet ausgleichbar? Nein - das ist unsere Sicht von Naturschutz!" so Karl Haberzettl, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Passau.

"Das geplante Pumpspeicherwerk Riedl hat leitungstechnisch keine Verbindung zum deutschen Stromnetz, ist damit ein österreichisches Kraftwerk auf deutschem Boden. Es wird keinen Beitrag zur behaupteten Versorgungssicherheit Ostbayerns leisten!" so Haberzettl weiter.

"Staatsminister Hubert Aiwanger spricht zwar in Sonntagsreden von der dezentralen Energiewende. Mit seinen realen Planungen unterstützt er leider weiterhin die Strukturen der alten konventionellen Energiewelt. Ein Pumpspeicherkraftwerk, wie das geplante Projekt Riedl an der Donau bei Passau, wird in das Übertragungsnetz Österreichs eingebunden werden. In das europäische Strom-Übertragungsnetz speisen die europäischen Atomkraftwerke und die Braun- und Steinkohlekraftwerke ein. Das Übertragungsnetz ist die Netzebene von 220 Kilovolt, von 380 Kilovolt und die neu geplanten Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen. Das Rückgrat der dezentralen Energiewende sind jedoch die Verteilernetze, mit Haushaltspannung, Mittelspannung und Hochspannung von 110 Kilovolt. Verteilernetze sind in Bayern in vielen Händen, wie Stadtwerke und regionale Unternehmen. Die neuen Arbeitspferde der Energiewende, Wind- und Sonnenstrom, speisen in dieses Verteilernetz ein. Dort muss zukünftig das Stromsystem stabilisiert werden. Die Werkzeuge der Zukunft der dezentralen Energiewende zur Stabilisierung des Stromnetzes sind dezentrale Kraftwärmekopplung bei den Stadtwerken, Blockheizkraftwerke bei Privaten, Gewerbe und Kommunen, flexible Biogasanlagen, und Batterien. Pumpspeicherkraftwerke haben in der Zukunft der dezentralen Energiewende für den Klimaschutz keine Aufgaben und keinen Platz mehr", so Dr. Herbert Barthel, Referent für Energie und Klimaschutz beim BUND Naturschutz in Bayern.

"Es gibt viele neue technische Ideen, wie kurzzeitige und langzeitige Schwankungen in einem regionalen Stromsystem bei einem zukünftig hohen Anteil an Wind- und Sonnenstrom ausgeglichen werden könnten. Wichtig ist es hierbei, dass diese Technologien im Verteilernetz arbeiten. Dort muss das Stromnetz stabilisiert werden. Nur das macht für den Klimaschutz Sinn," so Barthel weiter.

Drei deutsche Pumpspeicher-Projekte sind schon vom Tisch

Drei große deutsche Pumpspeicher-Projekte sind nach jahrelangen Planungen innerhalb eines Jahres aufgegeben worden. Gründe hierfür sind zu große finanzielle und zeitliche Herausforderungen und fehlende wirtschaftliche Perspektiven. Somit wurden insgesamt 2790 MW nicht gebaut. Daher stellt sich die Frage weshalb das PSW Riedl mit einer Leistung von 350 MW gebaut werden soll? Für die dezentrale Energiewende in Bayern müssen Power-to-Gas-Anlagen in den Kommunen verwirklicht werden.

Aufgegebene Projekte

Atdorf, Baden-Württemberg, gepl. Leistung 1400 MW, gepl. Bausumme 1,6 Milliarden Euro, Projektende 11. Oktober 2017
Nethe, Nordrhein-Westfalen, gepl. Leistung 390 MW, gepl. Bausumme 500 Millionen Euro, Projektende 31. Juli 2018
Tambach-Dietharz, Thüringen, gepl. Leistung 1000 MW, gepl. Bausumme 1,4 Milliarden Euro, Projektende 31. Juli 2018

Pressekontakt für Rückfragen:
Dr. Herbert Barthel, Referent für Energie und Klimaschutz
BUND Naturschutz in Bayern e.V.
Tel.: 0151-5048-9963