Warum die Breitachklamm gleich zweimal gerettet werden musste
Auf den Tourismus-Websites über die Breitachklamm im Landkreis Oberallgäu erfährt man vieles, aber nicht, wie knapp dieses einzigartige Naturdenkmal, das jährlich 300.000 Besucher anzieht, gleich zweimal an seiner Zerstörung vorbeigeschrammt ist.
Das erste Mal in den Nachkriegsjahren. Damals herrschte in Bayern bittere Energienot, weil die Kohleversorgung wegen des Ausfalls von Oberschlesien und dem Saarland um 70 Prozent eingebrochen war. Häufige Stromausfälle und Notabschaltungen gerade auch im Winter waren die Folge. Im Rahmen eines umfassenden Energiekonzepts plante die Bayerischen Staatsregierung 1946, genau wie an der Partnachklamm bei Garmisch auch an der Breitachklamm die Energie des Wassers zur Energiegewinnung heranzuziehen.
Ein Proteststurm von Einheimischen, Alpinisten und Naturschützern war die Antwort. So dringlich die Verbesserung der Stromversorgung war, der Beitrag der beiden Klammen wäre gering gewesen. Der Streit fand schließlich ein versöhnliches Ende: Mit einer Verordnung vom 31.12.1949 wurde die Breitachklamm als "bedeutendes Naturdenkmal" geschützt.
Die zweite Rettung der Breitachklamm
Das hinderte das Wasserwirtschaftamt Kempten nicht, 1959 mit Vermessungen und Baumfällungen für den Bau eines Hochwasserspeichers an der Breitachklamm zu beginnen. Die überrumpelten Bürgermeister der Gemeinden Oberstdorf, Fischen und Tiefenbach gingen an die Öffentlichkeit und erklärten ihre entschiedene Ablehnung des Vorhabens.
Der Bund Naturschutz intervenierte in Ministerien und Behörden, machte das Thema aber auch öffentlich und berichtete in der damaligen Verbandszeitschrift "Blätter für Naturschutz" mehrfach über die Pläne. Heft 3/1960 zeigte erstmals eine Fotomontage, nämlich den Eingang zur Klamm ausgefüllt mit einer Staumauer. Auch viele andere Verbände protestierten. So verwahrte sich die Bergwacht im BRK in einer Grundsatzerklärung gegen die Planungen.
In Heft 3/1963 endlich Entwarnung. Im Rechenschaftsbericht des damaligen "Bundesleiters" findet sich allerdings nur der lakonische Satz: "Verhindert wurde das geplante Hochwasserrückhaltebecken in der Breitachklamm." Keine Namen, keine Details – nur eine einzige Zusatzinformation: "Der Breitachklammverein hat uns für unsere Mithilfe spontan 500 DM gespendet." Das war damals eine Menge Geld. Auch wenn keine Einzelheiten berichtet werden: Ganz unwesentlich kann die Hilfe des BN nicht gewesen sein.