Durchsuchen Sie unser Wissen

Zur Startseite

Eichhörnchen beobachten und melden

Themen

  • Übersicht
  • Klimakrise

Tiere und Pflanzen

Jahresbericht 2022: Themen, Erfolge, Finanzen

Was unternimmt der BUND Naturschutz für Bayerns Natur? Welche Erfolge hat er erzielt? Wie finanziert er seine Arbeit? Antworten finden Sie im Jahresbericht.

Im Jahr 2022 ist der BUND Naturschutz auf ca. 265.000 Mitglieder angewachsen. Jedes Mitglied hilft uns, Bayerns Natur noch besser zu schützen - ob beim Einsatz für den Schutz von Luchs, Wolf, Biber und Fischotter, bei unserem Engagement für eine zukunftsfähige und naturschonende Landwirtschaft, der Wiedervernässung eines Moores, oder bei unserer konkreten Arbeit für Klimaschutz und Energiewende.


Themen und Erfolge für Bayerns Natur im Jahr 2022

Tiere, Pflanzen, Pilze: Sie alle spielen für unser Überleben eine zentrale Rolle. Natur und Umwelt können sich aber nicht alleine schützen, sie brauchen unsere Hilfe. Der BUND Naturschutz setzt sich deshalb dafür ein, die natürlichen Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere und Pflanzen zu erhalten.

Bayern ist reich an Naturschönheiten. Aber Natur und Landschaft sind auch hier stark gefährdet. Deshalb haben die BN-Artenschutzfachleute auch 2022 viele Aktionen und Projekte durchgeführt, um die Lebensräume von Tier- und Pflanzenarten zu bewahren. Wie immer war die Bandbreite an Themen groß: Von A wie Amphibien und Alpen über Biber, Baumschutz, Grünes Band und Moore bis Z wie den auch „Zorro“ genannten Gartenschläfer: der BN stellte sich schützend vor die Natur.

Der Schutz gefährdeter Arten ist ein Dauerthema für den BUND Naturschutz. So gab es 2022 bundesweit eine Reihe von Gesetzesänderungen, um den Ausbau Erneuerbarer Energien zu beschleunigen, allerdings auf Kosten des Artenschutzes. Der BN hat sich dafür eingesetzt, dass die Energiewende nicht auf den Rücken vieler bedrohter Tiere und Pflanzen forciert wird. Darüber hinaus wurden allein 2022 über 50 Naturschutzprojekte verwirklicht, zum Beipiel zum Gartenschläfer, Feuersalamander, Herdenschutz, Biberberatung, Baumschutz, Moorschutz oder zur Betreuung wertvoller Gebiete. Es konnten wieder wertvolle Flächen über Ankauf dauerhaft gesichert werden, Die Amphibienaktion rettete erneut Hunderttausenden von Fröschen, Kröten und Molchen das Leben. Aktionen wie die Hummel-Hotline oder die Eichhörnchen-App luden zum Mitmachen ein. Der BN hat sich erstmals an der Mitmach-Aktion #Krautschau beteiligt, die sich den wilden Pflanzen, die zwischen Pflasterfugen oder Mauerritzen wachsen, gewidmet hat.

Die Forderung des BN, die künstliche Beschneiung im Winter 2022 auszusetzen, führte zu einer intensiven öffentlichen und politischen Debatte über Schneekanonen, alpinen Wintersport und allgemein den immer größeren Ansturm von Erholungssuchenden auf die Alpen.

Ein schützenswerter Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen ist das Grüne Band Europa. Wo einst der Eiserne Vorhang den Westen vom Osten trennte, ist ein über 12.500 Kilometer langer ökologischer Korridor entstanden. Der BN bemüht sich darum, das Grüne Band innerhalb Deutschlands durchgängig als Nationales Naturmonument schützen zu lassen – bei über vier Fünftel des 1.393 Kilometer langen Lebensraumverbundes ist dies bereits gelungen. 2022 konnte ein weiterer Meilenstein erreicht werden: Im November stimmte die Umweltministerkonferenz der Bundesländer der Einschreibung des Grünen Bandes als Naturerbe auf die neue deutsche Vorschlagsliste für UNESCO-Welterbestätten zu. Im Projekt „Quervernetzung Grünes Band“ erfolgten wieder Flächenankäufe und Maßnahmen zum Arten- und Biotopschutz. Im Inneren Bayerischen Wald wurden auf rund 55 Hektar Verbesserungen für Amphibien, Reptilien und Insekten erreicht, im Gebiet Rhön-Grabfeld standen Energiepflanzen wie die Wildpflanzenmischung „Veitshöcheimer Hanfmix“ im Fokus, die ein reichhaltiges Angebot an Nektar und Pollen für die Insektenfauna liefert und auch Rückzugsraum für Vögel und weitere Arten bietet.

Die Umsetzung des erfolgreichen Volksbegehrens Artenvielfalt hat der BN auch im dritten Jahr nach Verabschiedung eingefordert, wo es wie im Biotopverbund Defizite gibt, und selbst durch Projekte lokal vorangebracht. Wertvolle Lebensräume haben die BN-Aktiven vor Zerstörungen gerettet oder wichtige Schritte auf dem Weg dahin unternommen. Wir zeigen, dass und wie Energiewende und Artenschutz beim Windkraft- und Photovoltaik-Ausbau durch gute Standortwahl zusammengehen. Aber auch wo es Grenzen gibt, insbesondere bei der Wasserkraft, deren Ausbau weder energetisch nötig noch ökologisch verträglich ist. Flüsse müssen wieder zu lebendigen Lebensadern werden, weshalb der BN sich einsetzt für die Renaturierung der Salzach als „Naturfluss“, des Lech oder der Mittleren Isar mit ihren breiten, als Naturwald geschützten Auen.

Die Debatten um die Sicherheit unserer Energieversorgung war eines der großen politischen Themen 2022. Doch die öffentliche Debatte zeigte auch: Aufklärung tut not – und das hieß: viel zu tun für die Fachleute des BN!

Die Energiewende ist und bleibt ein großes Thema. Doch viele Menschen haben immer noch Vorurteile gegen Windkraft oder favorisieren Atomstrom. Die öffentliche Debatte um einen Weiterbetrieb der letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland, darunter Isar 2 bei Landshut, begleitete der BN deshalb mit umfassender Medien- und Öffentlichkeitsarbeit.

Dabei klärten die Energiefachleute des BN nicht nur über Mythen rund um Kernenergie auf, sondern nahmen auch die Vorurteile gegen erneuerbare Energien in den Blick. Gerade um Windkrafträder ranken sich noch viele Mythen, die in Debatten immer wieder zur Sprache kommen. Auf dem Sommer-Tollwood in München informierten der BUND Naturschutz deshalb zusammen mit Greenpeace Bayern Festivalbesucher über Windkraft. Mit im Gepäck: fundierte Zahlen und Fakten. Nur damit lassen sich Mythen und Halbwahrheiten entkräften. Sogar Ministerpräsident Markus Söder stattete er dem Stand, der der Staatskanzlei nachempfunden war, einen Besuch ab.

Der Bayerische Naturschutzpreis ging 2022 an die Professorin Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Der Wissenschaftlerin ist es ebenfalls ein großes Anliegen, Mythen und Halbwahrheiten rund um die Energieversorgung aufzudecken.

Eine Enttäuschung war die zahnlose Neuerung des bayerischen Klimaschutzgesetzes, die der Landtag 2022 verabschiedet hat. Der BN hatte den Entscheidungsprozess mit Stellungnahmen im Landtag und den Ausschüssen sowie zahlreichen Protestaktionen begleitet.

Erfreulich hingegen war, dass 2022 das Thema Energiesparen wieder mehr in das Bewusstsein der Menschen rückte. Die nachhaltigste Energie ist immer noch diejenige, die nicht verbraucht wird. Und ohne das Einsparen von Energieressourcen im Alltag werden wir es nicht schaffen, unsere Klimaschutzziele zu erreichen.

Der BN gestaltete deshalb im Herbst eine umfassende Kampagne zum Energiesparen: Handreichungen und kurzweilige Erklärvideos wurden erstellt und publiziert. Sogar eine Energiesparhotline wurde eingerichtet. Die Hotline „Frag den BN“ kam sehr gut an. Im Herbst trafen sich auch die „Energielotsen“ zum ersten Mal. Dabei handelt es sich um ehrenamtliche Aktive in vielen BN-Kreisgruppen, die vor Ort die Energiewende gestalten.

Russlands Angriffskrieg hat Europa erschüttert und das politische Jahr 2022 geprägt. Durch den Ausbruch des Ukrainekriegs wurde allen bewusst: Wir müssen unsere Energieversorgung auf ein neues Fundament stellen. Und zwar jetzt!  

Der BN setzt sich schon lange für eine Energiewende ein. Fossile Energielieferanten wie Erdgas, Erdöl und Kohle schaden dem Klima massiv. Der Angriffskrieg Russlands hat vielen Bürger*innen erneut vor Augen geführt, wie dringend nötig eine Energiewende ist. Erneuerbare Energien sind nicht nur nachhaltig und umweltfreundlich, sondern machen uns auch unabhängig von Rohstofflieferungen.

Öffentlich diskutiert wurde die Frage, wie diese Energiewende gestaltet werden kann, betrifft sie doch alle Lebensbereiche, von Strom über Wärme bis hin zum Verkehr. Das Fachwissen des BN war deshalb gefragt. Zur Energiewende fanden viele öffentlichkeitswirksame Aktionen, Debatten und Gespräche mit Politiker*innen statt. Unter anderem sprach sich BN-Landesvorsitzender Richard Mergner in den Medien vehement gegen den Streckbetrieb der drei noch laufenden Atomkraftwerke in Deutschland aus, darunter das AKW Isar 2 bei Landshut. Der Fachbereich Politische Planung stellte kurzfristig eine Anti-Atom-Kampagne auf die Beine. Beim Klimastreik am 23. September demonstrierten viele BN-Mitglieder unüberhörbar gegen eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke.

Für das Gelingen der Energiewende ist Windkraft unverzichtbar. Doch gerade Bayern hat hier mit der 10H-Abstandsregel für Windräder die Windenergie völlig ausgebremst. Der BUND Naturschutz hat deshalb mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen, zum Beispiel beim Besuch des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck im Januar 2022, auf diese Fehlentwicklung hingewiesen. Deshalb begrüßte der BN die Reform der 10H-Abstandsregel für Windräder in Folge eines neuen Bundesgesetzes.

Bei den verschiedenen Beschleunigungsinitiativen und der Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes trat der BN dafür ein, kleine Wasserkraftwerke nicht mehr zu fördern. Sie bringen wenig Stromertrag, haben aber massive zerstörerische Auswirkungen auf  die Gewässerökologie.

Zusammen mit Greenpeace hat der BN die Studie „Zukunftsfähiges Bayern“ erstellen lassen, deren Ergebnisse der Verband gemeinsam mit der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft und der IG Metall der Öffentlichkeit vorgestellt und damit ein großes Medien-Echo ausgelöst hat. Die Studie zeigt auf, dass mehr Klima- und Umweltschutz nicht nur der Natur zugutekommt, sondern dass damit auch bis zu 340.000 neue Jobs in Bayern geschaffen werden können.

Die Versiegelung von Boden ist eines der größten regionalen Umweltprobleme unserer Zeit – und wird von vielen kaum wahrgenommen. Dabei leiden sowohl Menschen als auch die Natur unter dem massiven Flächenfraß in Bayern.  

Trotz politischer Beschlüsse zum Flächenschutz schreiten in allen bayerischen Regierungsbezirken der Neu- und Ausbau von Straßen sowie die Ausweisung großflächiger Bau- und Gewerbegebiete voran. Der BN stemmt sich auf allen Ebenen gegen diesen Flächenverbrauch, der auch Klimaschutzvorgaben missachtet. Denn obwohl sich die bayerische Staatsregierung selbst das Ziel vorgegeben hat, den Flächenverbrauch im Freistaat auf fünf Hektar pro Tag zu reduzieren, geht der Flächenfraß ungebremst weiter. Auch 2022 war deshalb der Schutz von Flächen für den BUND Naturschutz ein Schwerpunkt seiner Arbeit. Nicht nur in Gesprächen mit Politiker*innen war die unnötige Versiegelung von Boden immer wieder Thema, mit den Einwänden des BN zur Teilfortschreibung des Landesentwicklungsprogramms beschäftigte sich im Dezember 2022 auch der Bayerische Landtag. BN-Vorsitzender Richard Mergner war als Experte in den Landtag eingeladen worden.

Wie eng Flächenfraß und Verkehr zusammenhängen, wird einem bewusst, wenn man der Frage nachgeht, warum in Bayern täglich so viele Hektar versiegelt werden. Die Antwort: 25 Prozent des Flächenverbrauchs sind Verkehrsprojekten geschuldet. Und dabei nehmen die gefahrenen Kilometer mit neuen Straßen zu. Der BN fordert deshalb eine Verkehrswende. So kann es nicht weitergehen.

Die Verkehrsexpert*innen im BN haben 2022 viele Lösungsvorschläge aufgezeigt. Pünktlich zum Start des Radvolksbegehrens wurden die vom Arbeitskreis Verkehr entwickelten Leitlinien zum Radwegebau veröffentlicht. Auf Grundlage der Ergebnisse einer Studie zu Klimaschutzbeiträgen im Bundesverkehrswegeplan hat der BN politische Forderungen für eine Neubewertung der Vorhaben im Bundesverkehrswegeplan abgeleitet. Der Schutz unseres Klimas muss auch bei Straßenbauvorhaben eine Rolle spielen – Projekte übrigens, deren Realisierung oft Unmengen an CO2-Emissionen verursachen.

Mehrere Arbeitsgruppen beschäftigten sich mit der Zukunft des Schienenverkehrs. Vor dem Hintergrund neuer Planungen für ICE-Schnellstrecken haben die Expert*innen ein Positionspapier mit Vorschlägen für Investitionen in umweltfreundliche Bahnprojekte erstellt und der Öffentlichkeit vorgestellt. Zusätzlich wurde eine Bewertung und Priorisierung der bayerischen Deutschlandtaktprojekte in Auftrag gegeben.

Noch sind die bayerischen Äcker gentechnikfrei. Doch wie lange noch? Eine starke Lobby versucht, in der Landwirtschaft ein neues Gentechnikverfahren zu etablieren. Der BN stemmt sich mit voller Kraft dagegen.

Glutenfreier Weizen oder ertragreichere Pflanzen, damit wollen große Konzerne in Zukunft riesige Gewinne erzielen. Mit der neuen Gentechnik CRISPR/Cas soll jedes Erbgut optimiert werden können. Mithilfe bestimmter Enzyme, auch Genscheren genannt, wird die DNA an bestimmten Stellen durchtrennt, um dann einzelne Gensequenzen zu löschen, einzufügen oder zu verändern.

Die Gentechnik- und Landwirtschaftsexpert*innen des BN sind beunruhigt. Die EU-Kommission scheint mit der neuen Gentechnik zu liebäugeln und an einer Deregulierung der Gentechnik-Vorschriften zu arbeiten. Doch die Auswirkungen auf den Menschen und die Natur könnten gewaltig sein: Es ist nicht bekannt, wie sich derart veränderte Lebensmittel auf den menschlichen Körper auswirken oder ob die schädlingsresistenten Gentechnikpflanzen auch andere, gerade für das Ökosystem so wertvolle Insekten oder Schmetterlinge schädigen. Deshalb hat der BN 2022 seine Bemühungen intensiviert, um die Öffentlichkeit über die neue Gentechnik aufzuklären und wachzurütteln. Im Herbst wurden konkrete Planungen begonnen, das „Bündnis Bayern für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft“ wieder zu aktivieren.

Um sehr konkrete Details ging es bei der nationalen Ausgestaltung der EU-Agrarförderung. Das BN-Landwirtschaftsreferat hat diesen Prozess mit Briefen und Gesprächen auf bayerischer Ebene kritisch begleitet und beispielsweise darauf hingewirkt, dass ökologische Leistungen der Landwirtschaft besonders gefördert werden.

Leider wurde die EU-Zulassung von Glyphosat noch einmal um ein Jahr verlängert. Umso erfreulicher war es, dass der BN die Wiederzulassung des Glyphosateinsatzes bei den Landwirt*innen der Molkerei Goldsteig verhindern konnte.

Die Fachleute im BUND Naturschutz arbeiten daran, dass Klimaschutz und Landwirtschaft Hand in Hand gehen. Deshalb lud man 2022 auch zu einem entsprechenden Seminar mit namhaften Fachleuten in Freising ein, um Landwirt*innen mit Fachleuten aus Hochschule und Fachbehörden zu vernetzen. Beispielsweise tauschte man sich zu den Fragen aus, welchen Anteil unsere Ernährungsweise an den Treibhausgasen hat und wie die Klimawirkung unterschiedlicher Landwirtschaftssysteme zu bewerten ist. Ein  Fazit war, dass ökologische Landwirtschaft im Vergleich zu konventioneller Landwirtschaft pro Hektar rund 50 Prozent der Treibhausgase einspart. Das ist eine wichtige Bestätigung für den Einsatz des BN zum Ausbau der ökologischen Landwirtschaft.

Trauriger Rekord: In Deutschland gab es 2022 so viele Waldbrände wie noch nie seit den Wetteraufzeichnungen. Der Grund: Wälder und Waldböden waren aufgrund der langanhaltenden Trockenheit und Hitze der vergangenen Jahre regelrecht ausgedorrt. Der Klimawandel bedroht unsere Wälder. Die BN-Waldfachleute sprechen deshalb von einem „Waldsterben 2.0“.

„Das Jahr der Waldbrände“: So geht 2022 in die europäische Forstgeschichte ein. Allein in Deutschland haben 2022 über 30 Waldbrände fast 4.300 Hektar Wald zerstört. Wieder ein Anzeichen mehr dafür, dass die Klimakrise den Wald mit voller Wucht trifft. Die Bäume sind geschwächt. Waldbrände, Stürme und Massenvermehrungen von Borkenkäfer und Nonne lassen in der Folge ganze Waldbestände aus Fichten- und Kiefernmonokulturen zusammenbrechen. Diese naturfernen Nadelholz-Monokulturen sind besonders anfällig für Schädlinge und Stürme. Auch einige Buchenwälder sind durch den Klimastress bereits so geschwächt, dass die Bäume ihr Laub frühzeitig abwerfen oder gar absterben. Für den BN Warnzeichen genug: Der Wald braucht Hilfe.

Deshalb haben die BN-Waldfachleute 2022 auf die dramatische Lage in Bayerns Wäldern aufmerksam gemacht. Beispielsweise haben sie im Juli den Blick auf den Frankenwald gelenkt: Von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen starben hier aufgrund der Dürre etwa 11.000 Hektar Fichtenwälder im Frankenwald ab. Oder um es noch deutlicher zu sagen: Damit ist etwa ein Viertel des Frankenwaldes zerstört. Vor diesem Hintergrund forderte der BN ein „Aktionsprogramm Frankenwald“, um vor allem die Situation in privaten Wäldern zu verbessern.

Doch nicht nur im Frankenwald ist die Lage besorgniserregend. Angesichts der dramatischen Ausmaße, die das Sterben von Bäumen in verschiedenen Waldgebieten Bayerns angenommen hat, warnt der BN vor einem „Waldsterben 2.0“. Beispielsweise ist auch der größte Schwarzkiefernbestand Deutschlands im Landkreis Würzburg bereits zu ca. 80 Prozent massiv geschädigt. Denn auch die Schwarzkiefer, die bisher als besonders wärmetolerant gegolten hat, leidet unter dem Klimawandel.

Dabei wäre Mitteleuropa von Natur aus Buchenwald-Land. Von der einstigen Pracht alter, mächtiger Buchenwälder sind aber nur wenige Reste erhalten. Einer dieser Naturschätze liegt im Herzen Frankens, dem Steigerwald. Der BN setzt sich seit Jahren für die Gründung des ersten fränkischen Nationalparks ein. 2022 hat man gemeinsam mit sechs weiteren Verbänden und Initiativen die Kampagne „Nationalpark Steigerwald - Bayerns Krone der Buchenwälder“ gestartet.

Ohne Wasser kein Leben. Deshalb sind der Schutz von Grundwasser, der nachhaltige Umgang mit Abwasser sowie die Renaturierung von Flüssen, Auen und Mooren ein Schwerpunkt der Arbeit im BUND Naturschutz.

Starkregen und Sturzfluten nehmen zu. Doch nicht nur die Hochwassermeldungen führen uns die Auswirkungen des Klimawandels vor Augen, auch wochenlang anhaltende Trockenphasen und Dürreperioden. Die BN-Wasserspezialist*innen sind sich deshalb sicher: Unser Umgang mit Wasser muss sich an die veränderten Bedingungen des Klimawandels anpassen. Sparsamer Verbrauch der Ressource Wasser, Förderung der Grundwasserneubildung und natürlicher Rückhalt von Wasser in der Landschaft sind die Aufgaben der Zukunft. Sie haben sich deshalb 2022 intensiv mit dem Lebensraum Grundwasser, Schutz von Trinkwasserentnahmen, Fragen des Wasserverbrauchs und der Nutzung von Tiefenwasser beschäftigt.

Auch der Umgang mit Abwasser muss laut den BN-Fachleuten verbessert werden. Fälle wie in Würzburg, wo bei starkem Niederschlag Einträge von ungereinigtem Abwasser wegen der Überlastung des Kanalsystems passiert sind, dürfen nicht sein. Auch der Umgang mit Klärschlamm lässt sich verbessern. Zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft sollte auch die Rückgewinnung von Phosphor stärker forciert werden. Dafür sollten die Alternativen zur Verbrennung von Klärschlamm in den Blick genommen werden. Der BN kämpft auch gegen den Bau einer groß angelegten Monoverbrennungsanlage in Straubing.

Im Fahrwasser einer falsch verstandenen Energiewende liebäugeln Stromerzeuger mit dem Bau neuer Wasserkraftwerke, unter anderem an der Salzach. Der BN machte öffentlichkeitswirksam darauf aufmerksam: Das wäre das Ende für die dringend notwendige Renaturierung des Alpenflusses in Bayern. Stattdessen müssten noch mehr Flüsse und Auen renaturiert werden. Beispielsweise setzt sich der BN für die Erweiterung des Wasserschutzgebietes Zeller Quellen im Landkreis Würzburg von bisher acht auf 66 Quadratkilometer ein.

Zudem arbeitet der BUND Naturschutz an Verbesserungsvorschlägen für den nachhaltigen Umgang mit Abwasser und den Schutz unseres Trinkwassers.

Umweltbildung hat im BN einen großen Stellenwert. Nur wer Chancen und Risiken unserer Lebensweise kennt und einschätzen kann, wer Handlungsmöglichkeiten einübt und zusammen mit anderen aktiv werden kann, wird einen Beitrag zur nachhaltigen Gestaltung der Zukunft leisten. Deshalb bietet der BUND Naturschutz Kindern und Erwachsenen ein breit gefächertes Bildungsangebot. Damit ist der Verband einer der größten außerschulischen Umweltbildungsträger in Bayern.

Unter Bildung für nachhaltige Entwicklung versteht man Bildung, die den Menschen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigen soll. So soll jeder von uns in die Lage versetzt werden, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt verstehen zu können und sein Verhalten entsprechend zu überdenken oder gar zu ändern. Gerade im Hinblick auf den Klimaschutz ein wichtiges Ziel. Und am besten lernt der Mensch mit allen Sinnen. Deshalb lassen sich die BN-Kreisgruppen, die BN-Umweltstationen in Würzburg, am Ammersee und im Allgäu sowie das Team des BN-Bildungswerks immer wieder neue Angebote für Groß und Klein einfallen, um bei den unterschiedlichsten Altersgruppen nicht nur Begeisterung für unsere Natur zu wecken, sondern auch wechselseitige Abhängigkeiten zu verstehen. Eigene Handlungsmuster zu erkennen und in Frage zu stellen, über das Spüren, Staunen und Erleben den Weg zum Nachdenken und Handeln zu finden, das ist eine der wesentlichen Aufgaben.

Neu im Portfolio sind die Projekttage Insektenvielfalt. Die Bausteine dafür sind zum einen das Theaterstück “ Mein Leben als Ameise“ des Schauspieler-Duos „AH! Altenbach + Honsel“, das von interessierten Schulen oder Gruppen gebucht werden kann. Dazu kommt ein umfangreiches Materialpaket mit Spiel- und Aktionsanleitungen, einem Insektenpuzzle und praktischem Anschauungsmaterial. Zusammen mit den dazu angebotenen Schulungen ist dieses Dreigespann die Grundlage für motivierende und altersgerechte Insektenworkshops an Schulen.

Ebenfalls neu im Programm ist die Reihe „Artenkenntnis online“, die das BN-Bildungswerk im vergangenen Jahr sehr erfolgreich gestartet hat. Über 2.000 Personen interessierten sich bei den zwölf Angeboten im Winterhalbjahr für Fachwissen über Vögel, Pflanzen, Insekten und Fledermäuse. Das Konzept: Die Referent*innen haben jeweils zwei Stunden Zeit, um Details aus ihrem Fachgebiet mit den Zuhörer*innen zu teilen. Sie stellen die wichtigsten Arten und ihre Lebensräume vor, geben Beobachtungstipps und erzählen, wie sie selbst auf ihr Spezialgebiet gekommen sind.

Eine besondere Freude im Jahr 2022: Das Naturerlebniszentrum Allgäu konnte dank der großartigen Mithilfe vieler aktiver Mitglieder am 30. Mai die neuen Räumlichkeiten im herrlich gelegenen Biberhof in Sonthofen eröffnen. Damit ist der Weg frei für weitere tolle Angebote rund um Klima- und Naturschutz.

Finanzen des BUND Naturschutz im Jahr 2022

Die Aufgaben des BN werden ständig mehr: Die Sicherung der Energiewende, das Engagement für Klimaschutz, die Bereitstellung von digitalen Angeboten  sowie die Unterstützung unserer Basisgruppen erfordern große Anstrengungen. Diese konnten nur bewältigt werden, weil sich immer mehr Menschen für eine Mitgliedschaft im BN entscheiden.  

Der BUND Naturschutz lässt seinen Jahresabschluss – über die gesetzlichen Verpflichtungen hinaus – von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer unter die Lupe nehmen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Dr. Küffner & Partner prüfte die Zahlen im Frühjahr 2023 und bestätigte sie uneingeschränkt.

Ohne Mitglieder und Förderer wäre die wichtige Arbeit des BUND Naturschutz nicht möglich. Deshalb war es auch 2022 eines der zentralen Anliegen des BN, weitere Menschen von einer Mitgliedschaft zu überzeugen. Mit großem Erfolg!

266.902 Mitglieder und Förderer – ein neuer Höchststand: und das in Krisenzeiten, in denen zu befürchten war, dass die Menschen andere Prioritäten setzen. Der mittlerweile deutlich spürbare Klimawandel bewegt die Menschen. Über die Internetseite des BN sowie über die Aktivitäten des Landesverbandes und der Kreisgruppen kamen rund 1.890 Menschen neu zum BN. Beliebtester Zugang zum BN war mit Abstand das Beitrittsformular auf der BN-Webseite.

Die Erfahrungen aus den ersten beiden Corona-Jahren haben gezeigt, dass viele Menschen gerade in diesen Zeiten erkannt haben, wie wichtig Natur und Umwelt sind. Dementsprechend startete der BN schon früh im Jahr mit der professionellen Mitgliederwerbung. Die BUND Naturschutz Marketing GmbH (BNM) gewann 8.500 neue Mitglieder. Über den langjährigen Partner HSP kamen 7.300 Menschen als Mitglieder und Förderer zum BN.

2022 führte der BN Telefonaktionen durch, bei denen die Mitglieder gefragt wurden, ob sie ihren Beitrag freiwillig erhöhen möchten. Bis Ende des Jahres kamen so über 56.000 Euro zusätzliche Beiträge pro Jahr zusammen. Die Telefonaktionen werden 2023 fortgesetzt.

Als größter Natur- und Umweltschutzverband Bayerns kann der BUND Naturschutz auf seine Mitglieder und Förderer zählen. Auch 2022 zeigten sich die Unterstützerinnen und Unterstützer wieder großzügig. Die Haus- und Straßensammlung konnte trotz Corona in kleinem Rahmen stattfinden.

Die Haus- und Straßensammlung, bei der Mitglieder und Schüler*innen eine Woche lang an der Haustür oder in den Innenstädten freundlich nach einer Spende für Bayerns Natur fragen, ist ein wichtiges Standbein der Einnahmen für den Verband. Aufgrund der Pandemie fand die Sammelwoche für Bayerns Natur nur reduziert statt. Trotzdem machten 40 Kreisgruppen mit. Insgesamt konnte der BN 262.700 Euro an Spenden sammeln. Zudem wurde ein interner Workshop organisiert, der zum dem Austausch und der Weiterentwicklung der Haus- und Straßensammlung gewidmet war.

Auf dem erfreulichen Niveau des Vorjahres blieben die allgemeinen sowie die zweckgebundenen Spenden. Die Einkünfte aus Geldauflagen sind 2022 auf niedrigem Niveau geblieben. Die Richterinnen und Richter lassen Einnahmen aus Geldauflagen eher bundesweit tätigen Verbänden zukommen.

Eine gute und intensive Betreuung seiner Spender liegt dem BUND Naturschutz besonders am Herzen. Die kompetente und freundliche Telefonkommunikation sowie die schnelle Bearbeitung der schriftlichen Anfragen rund um das Thema Spenden bilden das Herzstück des umfangreichen Service in der Landesgeschäftsstelle.

Allen Spenderinnen und Spendern sagt der BUND Naturschutz ein herzliches »Vergelt‘s Gott«.

Mit der BUND Naturschutz Service GmbH (BNS) hat der BUND Naturschutz einen starken Service-Partner an seiner Seite. Als Tochtergesellschaft des BN übernimmt sie viele Aufgaben jenseits der praktischen Naturschutzarbeit und unterstützt den Verband so mit einem breit gefächerten Dienstleistungs-Portfolio.

Die Aufhebung von Corona-Einschränkungen und die dadurch wieder auflebende Verbandsarbeit sorgten bei der BN Service GmbH für einen deutlichen Aufschwung nach der langen Pandemie-Pause. Das vielseitige Dienstleistungsangebot – unter anderem der Druck von Infomaterial, die Erstellung individueller
Geschäftsausstattung oder die Durchführung von Versandaktionen – wurde von den einzelnen Verbandsebenen wieder dankbar und zahlreich angenommen.

Der BN-Onlineshop hat sich seit dem kompletten Relaunch Ende 2020 hervorragend etabliert und wird mit einem stetig steigenden Bestellaufkommen sehr gut angenommen. Neben Klassikern wie dem jährlich erscheinenden BNWandkalender aus der BNS-eigenen Verlagsabteilung (aktuelles Thema:»Faszination Moore«) finden sich regelmäßig ökologische und nachhaltige Neuheiten im Sortiment: So wurde mit einer Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigung eine individuell befüllbare Insektennisthilfe entwickelt, die als Holzbausatz erhältlich ist – dazu unbehandelte Pappröhrchen und ein vorgebohrter Buchenholzklotz
als mögliche Füllmaterialien.

Besonders wertvoll waren 2022 die nun wieder möglichen persönlichen Gespräche an den Info- und Verkaufsständen der BNS bei der Delegiertenversammlung in Memmingen und der Mitarbeitertagung in Nürnberg. Persönliche Gespräche erfolgten weiterhin zusätzlich am Telefon: Das hauseigene Telefonkampagnenteam telefonierte inüber 15 Kampagnen erfolgreich für den BN und den BUND und etabliert sich auf diesem Kanal als wichtiges Bindeglied zwischen Verband und Mitgliedern.

Die Aufgabe der BUND Naturschutz Stiftung ist es, Zuwendungen dauerhaft zu erhalten und aus den Erträgen ihres Vermögens Projekte für Erhalt und Schutz unserer Umwelt zu finanzieren. Somit bietet die BUND Naturschutz Stiftung allen Naturfreundinnen und Naturfreunden die Sicherheit, dass Zuwendungen nicht kurzfristig ausgegeben werden, sondern langfristig zur Finanzierung wichtiger Projekte beitragen.

Stiftungen sind auf „ewig“ angelegt. Dies bedeutet, dass das Stiftungskapital auf Dauer erhalten bleiben muss und der einmal festgelegte Stiftungszweck nicht mehr geändert werden darf. Der in der Satzung der BUND Naturschutz Stiftung festgelegte Stiftungszweck ist der Erhalt und die Wiederherstellung unserer Lebensgrundlagen auf vielfältige Weise und mit verschiedenen Schwerpunkten.

Die BUND Naturschutz Stiftung wurde im Jahr 2007 gegründet und startete im Jahr 2009 mit einem Stiftungskapital von 50 000 Euro. Seither wird ihr Bekanntheitsgrad durch gezielte Maßnahmen kontinuierlich erhöht. Hierzu zählen die Erstellung einer eigenen Homepage, einer ausführlichen Broschüre und eines Flyers. Broschüre und Flyer wurden bereits häufig angefordert und verschickt.

Durch regelmäßige Zustiftungen konnte das Stiftungskapital auf rund 1,6 Millionen Euro erhöht werden. Seit dem Jahr 2012 sind Ausschüttungen erfolgt, wenn auch in noch überschaubarem Rahmen. Diese Ausschüttungen gingen zum Beispiel nach Wartaweil oder an Umweltprojekte in Nürnberg, Passau und Kulmbach, die alle mit dem BUND Naturschutz in Verbindung stehen oder auch in den Artenschutz. Auch einige Unterstiftungen wurden gegründet und unterstützen unsere Arbeit.

Wir hoffen, dass wir durch weitere Zustiftungen die Erträge und damit die Ausschüttungen in den nächsten Jahren deutlich erhöhen und damit sinnvolle Projekte für Natur und Umwelt unterstützen und die Ziele des BN auch auf diesem Wege umsetzen können.