100 Jahre BUND Naturschutz in Bayern & erfolgreiche Arbeit in Unterfranken
Seit seiner Gründung im Jahr 1913 hat sich der BUND Naturschutz bayernweit für die Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen, von wertvollen Lebensräumen und Arten sowie einzigartiger Kulturlandschaften eingesetzt.
Gerade in Unterfranken ist es gelungen, mit dem Ankauf wertvoller und bedrohter Biotope und großem ehrenamtlichem Einsatz von derzeit 18 000 Mitgliedern in 9 Kreis- und 92 Ortsgruppen wertvolle Kultur- & Erholungslandschaft zu retten - ob in der Rhön oder im Spessart, in den Haßbergen oder im Maintal - , aber auch landesweit beispielgebende Projekte zu initiieren.
Dass in Unterfranken trotz gravierender Landschaftseingriffe und fortschreitendem Flächenverbrauch noch wertvolle Kulturlandschaftsbereiche erhalten werden konnten ist ganz wesentlich dem ehrenamtlichen Engagement von Mitgliedern des BN zu verdanken.
Mit dem Einsatz für Schutzgebiete wie das Biosphärenreservat Rhön, der Förderung der ökologischen Landwirtschaft und der breiten Ablehnung des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen gingen von Unterfranken wichtige Impulse für den Natur- und Umweltschutz in ganz Bayern aus.
Die Sicherung alter Buchenwälder als Lebensraum für Wildkatze, Specht und Co., die ökologische Ausrichtung der Energiewende und die Motivation breiter Bevölkerungskreise für einen aktiven Klimaschutz im Alltag sieht der BN derzeit als seine wichtigsten Aufgaben in Unterfranken –
gerade auch für die Zukunft.
Bedeutsame Erfolge des BUND Naturschutz in Unterfranken:
- Die Rettung des noch in den 70er Jahren vom Aussterben bedrohten Rhönschafes durch Aufbau einer eigenen Herde und Konzeption eines Beweidungskonzeptes – u. a. für die “Gassenwiesen“ am Südhang der Rhön
- Die Rettung des idyllischen und für fast 600 Tier – und Pflanzenarten (u. a. Eisvogel & Wasseramsel) als „Arche Noah“ fungierenden Hafenlohrtales im Spessart.
Statt des dort auf 250 ha geplanten 15 km langen Trinkwasserspeichers hat der BN die Ausweisung eines 70 ha großen Naturschutzgebietes und die Einstufung als FFH–Gebiet durchsetzen können
- Die Erhaltung kommunaler Trinkwasserversorgungen, oft in Zusammenarbeit mit der vom BN mitinitiierten „Interessengemeinschaft kommunale Trinkwasserversorgung“ (IKT) – u. a. durch auf Drängen des BN durchgeführte Bürgerentscheide (z. B. im Landkreis Rhön-Grabfeld)
- Die Gewinnung zahlreicher Landwirte und Winzer für den ökologischen Landbau und die rasch gewachsene Nachfrage nach den dort erzeugten Produkte durch viele Einzelhändler und in der breiten Bevölkerung
- Der Kampf gegen das AKW Grafenrheinfeld und für eine ökologisch ausgerichtete Energiewende.
Hier fungierte der BN als Vorreiter bei der Wind- &Sonnenenergienutzung, aber auch beim energiesparenden Bauen
– z. B. bei der Errichtung des Würzburger Ökohauses als Kreisgeschäftsstelle und unterfränkische Ökostation
- Die vielfältige und kreative Umweltbildungsarbeit für Jung und Alt mit „Kopf, Herz und Gummistiefeln“ in allen unterfränkischen Kreisgruppen.
Als größte „ökologische Volkshochschule“ hat sich dabei das Ökohaus Würzburg überregional profiliert
· Die Einrichtung und Sicherung des länderübergreifenden Biosphärenreservates Rhön im Dreiländereck Franken/Thüringen/Hessen
- Der erfolgreiche Einsatz des BN für die Rettung großflächiger Heckenbestände bei Flurbereinigungsverfahren in der Rhön
(in den 80er Jahren) und der Einsatz für die Erhaltung traditionell bewirtschafteter Weinbergssteillagen mit kulturhistorisch und ökologisch einzigartigen Kleinstrukturen
- Die Abschaffung der Rodungsprämien für Streuobstbeständezugunsten staatlicher Förderprogramme für Erhaltung, Pflege und Neuschaffung dieses artenreichen und landschaftsprägenden Biotoptyps (u.a. durch Landtagseingaben in den 80er Jahren)
- Eine stärkere Berücksichtigung ökologischer Belangebeim Mainausbau – u. a. durch Reduzierung der Eingriffe, umfassendere Bestandserhebungen und qualifizierte Ausgleichsplanungen
- Die Durchführung des ersten Deutschen Umwelttages (DUT) 1986 in Würzburg mit internationalen Gästen. Verabschiedung einer richtungsweisenden Würzburger Erklärung unter dem Titel „Ja zum Leben – Mut zum Handeln“ mit konkreten Zielvorgaben und Forderungen zu zahlreichen Umweltbelangen und einer motivierenden Aufbruchsstimmung in den Naturschutzverbänden.
- Die Anerkennung der traditionellen Mittelwaldbewirtschaftung als „ordnungsgemäße“ Form der Waldbewirtschaftung.
Der jahrzehntelang ausgeübte behördliche Druck zur Überführung/Umwandlung in Hochwaldbestände wurde abgelöst durch gezielte staatliche Förderprogramme zur Erhaltung dieser
kulturhistorisch und für den Artenschutz bedeutsamen Waldnutzungsform – z.B. in der Gmkg. Iphofen (Lkr. Kitzingen).
- Der Schutz alter Wälder – u. a. durch Zusammenarbeit mit Forstleuten in der „Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Waldwirtschaft“ (ANW) und durch die Ausweisung von Naturwaldreservaten
- Das BN-Auswilderungsprojekt für die Wildkatze v. a. im Spessart – u. a. über ein eigenes Auswilderungsgehege
Gerade mit diesen Projekten erwarb sich der BN im Laufe der Jahre viel Sympathie in der Bevölkerung und erreichte damit in breiten Bevölkerungskreisen eine über Jahrzehnte wachsende Akzeptanz für die Belange des Natur-, Arten – Landschafts- und Umweltschutzes.
Alte Wälder- neuer Lebensraum für Wildkatze & Co.
Die in Unkenntnis ihres Nahrungsspektrums und unter weitgehender Verkennung ihrer wichtigen Rolle in Wald-Ökosystemen über Jahrhunderte verfolgte Wildkatze ist durch die Öffentlichkeitsarbeit des BN mittlerweile zum Symbol dafür geworden, wie Biotop – und Artenschutz ineinander greifen und ein wirksamer Schutz für einzelne Arten nur über einen umfassenden Lebensraumschutz erreicht werden kann.
Erst wenn den ausgewilderten Katzen auf großen zusammenhängenden Flächen ein geeigneter, d. h. vielfältig strukturierter Lebensraum geboten wird und sie über „grüne Korridore“ von einer „Waldbiotopinsel“ zur nächsten gefahrlos wandern können, haben sie in ihrer angestammten Heimat wieder eine echte Überlebenschance.
Die für die Wildkatze unabdingbaren Lebensraumrequisiten finden sich in erster Linie in vielfältig strukturierten Wäldern mit altem Baumbestand mit Baumhöhlen, Wurzeltellern umgestürzter Bäume für die Jungenaufzucht in von der gewinnorientierten Holznutzung frei gestellten Waldgebieten. Dort bieten die natürlichen Prozesse von Werden und Vergehen nicht nur der Wildkatze einzigartige Überlebenschancen, sondern auch vielen sonst selten gewordenen Pflanzen- und Tierarten wie beispielsweise Igelstachelbart, Hohltaube, Mittelspecht oder Eremit.
Zudem gehören sie zu den attraktivsten Erholungsräumen für naturverbundene Menschen.
Deshalb sieht es der BN als großen Erfolg an, dass es Anfang 2013 doch noch gelungen ist, den Fortbestand des Biosphärenreservates Rhön durch die Bereitstellung der notwendigen Kernzonenflächen für die Zukunft zu sichern. Damit ist gewährleistet, dass dort in den fast 4000 Hektar Kernzonenflächen Waldgebiete mit altem Baumbestand nicht weiterhin ökonomischen Nutzungszwängen unterliegen und sich zu „Urwaldbeständen aus zweiter Hand“ entwickeln können.
Damit Deutschland und Bayern ihren internationalen Verpflichtungen für den Schutz alter Buchenwälder gerecht wird, wird sich der BUND Naturschutz auch weiterhin für die Ausweisung von Waldschutzgebieten im Spessart, für einen Buchen-Nationalpark im Steigerwald und für einen Nutzungsverzicht auf 10% der Staatswaldfläche einsetzen.
Denn: Unterfranken ist der mit Abstand laubholzreichste Regierungsbezirk in Bayern und hat damit eine besondere Verantwortung für die Sicherung des Buchenwaldnaturerbes in Bayern.
Gez. Helmut Schultheiß (Regionalreferent)
helmut.schultheiss@bund-naturschutz.de/ Tel. 0911-8187813
Rhönschafprojekt des BN:
Kaum ein Fremdenverkehrsprospekt der Rhön, der heute nicht mit stimmungsvollen Bildern einer schwarzköpfigen Rhönschafherde wirbt.
Dabei war Ende der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts diese an das raue Klima der Rhön vorzüglich angepasste Schafrasse von einst 400 000 Tieren auf einen kläglichen Restbestand zusammengeschrumpft und drohte sogar, ganz auszusterben.
Der Initiative des Würzburger Zoologieprofessors Gerhard Kneitz, dem Engagement von BUND (Bund für Umwelt - und Naturschutz Deutschland e.V.) und BN (BUND Naturschutz in Bayern e.V.), aber auch der Unter-stützung durch die Isler-Stiftung (Berlin), durch den Bezirk Unterfranken, durch viele Fachleute und großzügige Spender ist es zu verdanken, dass das Rhönschaf in seiner angestammten Heimat wieder richtig Fuß gefasst hat
und dort mittlerweile zum alltäglichen Bild gehört.
Aus dem einstigen Sorgenkind wurde somit ein Aushängeschild und Sympathieträger für die Rhön – ein Modellprojekt, das bis heute bundesweit als eindrucksvolles Vorbild dient – für die gelungene Symbiose von Ökonomie und Ökologie, von Naturschutz und Tourismus, aber auch von Landschafts-pflege, Regionalvermarktung und Arbeitsplatzsicherung in einer ehemals benachteiligten Region.
Schon vor Jahren sind diese Leistungen mit dem Biosphärenpreis gewürdigt worden.
Ein einmaliges Comeback
Angefangen hatte alles am Südhang des Naturschutzgebiets Lange Rhön.
Dort erwarb der BN Bayern 1986 für fast 300 000 € die 33 Hektar großen „Gassenwiesen“, um sie vor der Zerstörung durch Sommerferiensiedlungen zu retten.
Mit ihren Quellfluren, Bachläufen, Hochstaudenfluren und Magerrasen sind diese eine einzigartige ökologische Nische für über 500 Tier- und Pflanzenarten.
Schnell war klar: Zur naturschonenden Pflege dieser Idylle ist das vom Aussterben bedrohte Rhönschaf ideal.
Also begannen BN und BUND mit der Erarbeitung eines ökologischen Pflegeplans und der Nachzucht der schwarzköpfigen Landschaftspfleger.–
Nur 40 Tiere bildeten 1985 den Grundstock!
Mittlerweile ist die Rhönschafherde des BN auf ca. 400 Muttertiere angewachsen – dazu 200 Lämmer.
Viele weibliche Jungtiere wurden seitdem an interessierte Schafhalter in der Region als Grundlage für weitere Rhönschafzuchten abgegeben.
1988 wurden vom BN am Ortsrand von Ginolfs ein moderner und artgerechter Schafstall sowie 1992 die zugehörige Scheune errichtet.
2012/13 ist diese Anlage auf 1400 qm Fläche erweitert und das gesamte Gelände eingegrünt worden.
Unter der Obhut von Josef Kolb, einem ebenso engagierten wie fachkundigen Betriebsleiter hat sich die Herde unter den bayerischen Rhönschafzuchtherden einen Spitzenplatz gesichert.
Schwere Zeiten für wollige Gesellen
Die Rhön als "Land der offenen Ferne" ist das Ergebnis einer Jahrhunderte langen Weidenutzung: dort entstanden im 15. Jahrhundert durch intensive Weidenutzung aus einer geschlossenen Waldlandschaft die offenen Graslandschaften, so wie wir sie kennen. Erst im 17. Jahrhundert begann die bis heute übliche Heugewinnung.
Als „Landschafrasse“ ist das bodenständige Rhönschaf an das raue Klima, lange Winter mit heftigen Schneestürmen, kurze Sommer, hohe Niederschläge auf den Hochflächen und an den windgepeitschten Westflanken der Berge und über 200 Nebeltage im Jahr hervorragend angepasst.
Seit dem 16. Jahrhundert waren die meisten Schafhalter kleine Bauern, Besitzer von 2 bis 20 Mutterschafen, die während der Vegetationszeit zu einer Herde zusammengeführt und von einem Hirten begleitet wurden.
Um 1800 sollen auf dem Gebiet der ganzen Rhön "Hunderttausende" von Schafen geweidet haben.
Bereits während des 18. Jahrhunderts wurden zahlreiche Rhönhammelherden von Händlern nach Frankreich exportiert.
Vor allem auf den Pariser Fleischmärkten war das Fleisch von ausgemästeten Rhönhammeln wegen seines exzellenten Geschmackes ein gesuchter Leckerbissen. Einfuhrbeschränkungen im Jahre 1878 aufgrund von Viehseuchenbekämpfungs-kampagnen machten diesem Handel ein jähes Ende und trugen zum Niedergang der Rhönschafzucht bei.
Im Zuge der Rationalisierung auf dem Agrarsektor verschwanden die traditionellen, bäuerlichen Dorfschäfereien und Schafhaltergenossenschaften. In der Rhön wurden die letzten Gemeindeschäfereien in den 60er Jahren aufgegeben.
1975 gab es bundesweit nur noch 300 eingetragene Herdbuchtiere - der Rhönschafbestand war auf ein aussterbeverdächtiges Minimum geschrumpft.
Danach ging es allmählich wieder langsam aufwärts:
Fünf über das Bundesgebiet verstreute Rhönschafzüchter und wenige Idealisten in Thüringen bewahrten das Rhönschaf in letzter Minute vor dem Aussterben.
Heute hat das Rhönschaf hier in seiner Heimat v.a. durch das BN-Projekt, aber auch durch Fördermittel des Freistaats Bayern wieder Fuß fassen können.
Musste das Rhönschaf noch 1975 zur gefährdeten Haustierrasse erklärt werden und wurden noch vor fast 20 Jahren mehr Rhönschafe außerhalb der Rhön gehalten wurden als in der Rhön, befinden sich heute fast alle Herden wieder in der Rhön selbst.
Nicht nur das Rhönschaf, sondern alle Haustierrassen sind Kulturgut und Erbe unserer Vorfahren.
Auch für künftige Generationen haben sie u.a. aufgrund ihrer großen genetischen Vielfalt einen hohen Wert und rechtfertigen deshalb jeden Einsatz.
Landschaftspfleger mit vier Beinen
Ganze Kulturlandschaften wie die Wacholderheiden der Fränkischen Schweiz und Schwäbischen Alb, die offenen Hochlagen der Rhön oder Magerrasen überall in Bayern sind durch Jahrhunderte lange Beweidung mit Schafen entstanden.
Die Schafbeweidung ist deshalb wichtig zur Erhaltung traditioneller Kulturlandschaften und von Lebensräumen, die auf naturschonende Bewirtschaftung angewiesen sind.
Unter dem Motto "Schafe als vierbeiniger Landschaftspfleger" setzt
sich der Bund Naturschutz seit vielen Jahren intensiv für die Schafbeweidung ein.
Ein wesentlicher Grund sind ihre vielen Vorteile für den Naturschutz:
- Schafe sind außerordentlich anpassungsfähig und flexibel,
hoch mobil mit guter "Geländegängigkeit" in Hanglagen, lärmfrei und ganz ohne Spritverbrauch.
- In ihrem dichten Fell transportieren sie die Samen gefährdeter
Pflanzen von einem Biotop zum nächsten.
Sie sind eine angepasste Wirtschaftsform für ertragsschwache Standorte und ein kostengünstiges Pflegeverfahren.
- Neben der Pflegeleistung für den Naturschutz liefern sie Fleisch
und Wolle, sind ein kulturhistorisches Dokument und haben
einen hohen ästhetischen Wert für die Erholungssuchenden.
Vorbildfunktion des BN – Projektes:
Der BN hat in den letzten 28 Jahren für den Flächenankauf, die Errichtung
von Schafstall, Scheune und für Unterhalt- und Sachkosten des Herdenbetriebs mehr als 600 000 € investiert.
Eines der größten Naturschutzprojekte des Verbandes, war nur möglich dank zahlreicher Einzelspenden, der Förderung durch den Bezirk Unterfranken und die Isler - Stiftung für gefährdete Haustierrassen (Berlin) sowie durch die Unterstützung von Fachbehörden wie z.B. Wolfgang Thomann vom Tierzuchtamt Würzburg und die Fachleute der bayerischen Verwaltungsstelle für das Biosphärenreservat Rhön (Oberelsbach).
In der Rhön hatte die Vorbildfunktion des BN-Projektes durchschlagenden Erfolg: heimische Landwirte haben 1992 aus dem BN-Betrieb heraus eine eigenständige Weidegemeinschaft mit etlichen hundert Rhönschafen gegründet.
Nun weiden gleich mehrere Herden während der Vegetationszeit wieder auf der Langen Rhön gemäß der Tradition der früheren Gemeindeschäfereien.
In Zusammenarbeit mit örtlichen Gastronomiebetrieben konnten ebenso Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen aufgebaut werden, so dass hier seit Jahren erfolgreich Wertschöpfung aus der Region für die Region gelingt.
Die verstärkte Wiederbesinnung auf regionale und lokale Spezialitäten, die
die Besucher der Rhön sehr schätzen haben schon 1996 die Einrichtung eines Rhönschafladens (mit Internetangebot!) in Ginolfs möglich und notwendig gemacht. Auch dadurch konnten Rhönlammfleisch, Würste und medizinisch gegerbte Schaffelle weit über die Rhön hinaus Liebhaber finden.
Rhönlammfleisch mit dem typisch wildbretartigen Geschmack ist eine Gaumenfreude für jeden Feinschmecker und findet sich heute in erstklassigen Rhöngasthöfen auf der Speisekarte mit an erster Stelle.
Bei Josef Kolb, dem Manager der Rhönschafherde des BN, steht die Privatkundschaft in seinem modern eingerichteten Rhönschafladen (mit eigener Schlachterei) Schlange.
Der Kunde ist auch gerne bereit, einen höheren Preis für dieses 1995 vom ökologischen Anbauverband NATURLAND anerkannte Qualitätsproduktzu zahlen.
Damit ist das BN-Rhönschafprojekt zum Herzstück der vielfältigen Bemühungen zur Förderung regionaler Produkte und ökologischer Wirtschaftskreisläufen im Biosphärenreservat Rhön geworden!
Bereits vor der Anerkennung der Rhön als Biosphärenreservat hat der BUND Naturschutz mit dem Rhönschafprojekt eine Symbiose hergestellt von:
· Erhaltung einer einzigartigen Kulturlandschaft in ihrer ursprünglichen und heute wirtschaftlichsten Form
· Existenzsicherung einer bis vor wenigen Jahren vom Aussterben bedrohten Haustierrasse und neues Interesse am Rhönschaf
· Zukunftsweisende Verbindung von Landschaftspflege und Nutzung durch Direktvermarktung regionaler Produkte.
Das Rhönschafprojekt war bundesweit das erste Modellprojekt, das Naturschutzziele (Biotoppflege, Erhalt alter Haustierrassen) gezielt mit dem Wiederaufbau eines Beweidungsbetriebes und der Vermarktung von Schafprodukten gekoppelt hat.
Ihm folgten ähnliche Modellprojekte des BN in den Hassbergen (Coburger Füchse), im Fränkischen Jura (Raum Neumarkt) und im Bayerischen Wald
Die Vorbildwirkung ging aber weit über den Verband und Bayern hinaus:
heute bestehen bundesweit über 20 Umsetzungsprojekte im Bereich Schafbeweidung / Naturschutz/ regionale Vermarktung, etliche Modellprojekte sind noch geplant.
Alle gehen in ihrer Grundkonzeption auf das BN - Rhönschafprojekt zurück.
Naturschutz mit dem Einkaufszettel
Der Einsatz der Rhönschafherde trägt heute wesentlich mit dazu bei, dass der typische, für Wanderer und Touristen ebenso einmalige wie attraktive Landschaftscharakter der Rhön als „Land der offenen Fernen“ erhalten bleibt und die Lebensräume seltener Tier- und Pflanzenarten nachhaltig gesichert werden.
Jeder, der im Gasthaus Rhönlammgerichte bestellt oder im Rhönschafladen einkauft, trägt somit zum Fortbestand der Rhönschafherde mit ihren vierbeinigen Landschaftspflegern bei. Er hilft mit, das typische Landschaftsbild der Rhön und das Überleben vieler seltener Tier – und Pflanzenarten zu erhalten.
Nie war es einfacher, aktiven Naturschutz zu betreiben:
Naturschutz mit dem Einkaufszettel per Mausklick
– da kann jeder mitmachen!
Versuchen Sie es selber einmal unter: www.rhoenschaf-laden.de
gez. Prof. Dr. Gerhard Kneitz, Leiter des Bundesarbeitskreises Naturschutz des BUND
gez. Dr. Kai Frobel, BN-Referent für Arten- und Biotopschutz
gez. Helmut Schultheiß, BN -Regionalreferent für Unterfranken
Naturschutz mit Genuss
Nicht nur Profis schätzen das zarte Fleisch der Rhönschafe, auch Hobbyköche sind von seinem würzigen Geschmack begeistert.
Probieren Sie es selbst einmal – der Genuss lohnt jede Mühe!
Braten von der Lammkeule – der Klassiker
Zutaten:
1 Lammkeule (ohne Haxe)
1 Stange Lauch, 2-3 Karotten, 1 Zwiebel, ¼ Sellerie
150 ml Senf, ½ Tl. gemahlenen Pfeffer,
je 1 Tl. Salz, Zucker, Paprika
je 1-2 Tl. Rosmarin, Basilikum, Oreganum
1 Lorbeerblatt, 8- 10 Wacholderbeeren, 1 El. Kümmel,
5-6 Knoblauchzehen, 1 El. Öl
¾ l Lammbrühe oder Wasser,2 El Sauerrahm, 2 El Mehl
Zubereitung:
Lorbeerblatt, Wacholderbeeren, Kümmel und Knoblauch zerstoßen, mit Senf und den anderen Gewürzen zu einer Paste verrühren.
Öl in einen Bratentopf geben, das Fleisch hinein legen, mit der Paste bestreichen.
Im geschlossenen Topf bei ca. 175 Grad etwa 1,5 Stunden schmoren.
Klein geschnittenes Gemüse dazu geben,
bei 190 – 225 Grad 1 Stunde weiter schmoren.
Dann den Deckel entfernen und noch ca. ½ Stunde bräunen lassen.
Röhrenknochen entfernen.
Soße mit Salz, Pfeffer, Zitronensaft und gemahl. Rosmarin abschmecken,
Sauerrahm unterziehen, mit Kartoffelklößen servieren.
Gemüse-Lammploatz: die Schafpizza aus der Rhön
Hefeteig aus:
450 g Weizenvollkornmehl, 1 Hefewürfel, 200 ml Milch, 50 g Butter,
etwas Salz
Belag:
200 g gekochtes Lammschulterfleisch (oder: Lammhackfleisch),
je 100g Karotten, Lauch und Wirsing, 250g Zwiebeln
1 Ei, Butterschmalz, 250g Sauerrahm, 1 Bund Kräuter, Salz, Pfeffer, Knoblauch
Zubereitung:
Hefeteig zubereiten und gehen lassen bis sich das Volumen verdoppelt hat.
Während dessen gekochtes Schulterfleisch würfeln.
Gemüse in Streifen schneiden und in Butterschmalz anschwitzen.
Anschließend Lammfleisch, Sauerrahm, Kräuter, Gewürze und Ei hinzugeben.
Ausgerollten Teig belegen und bei mittlerer Hitze ca. 40 Minuten backen.
Warm serviert schmeckt der Lammploatz am besten!
(aus: Kempf/Krenzer: Dem Rhönschaf auf der Spur. Parzeller-Verlag Fulda 1993)