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Bayern benötigt keine neuen Pumpspeicherwerke

„Pumpspeicherwerke sind energiepolitische Dinosaurier aus einer Zeit der Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke. Diese Grundlastkraftwerke führen zu billigem Nachtstrom aber teueren Tagsstrom. Nachtstrom zu Tagstrom zu „veredeln“ – das können Pumpspeicherwerke mit einer typischen Speicherdauer von 12 Stunden. Aber als saisonale Speicher über Wochen und Monate sind Pumpspeicherwerke völlig ungeeignet – und nutzen daher auch nichts für die Energiewende und die Erneuerbare Energien!

02.03.2012

„ Aber – Pumpspeicherwerke benötigen riesige Flächen – im schönen Hügelland unserer Heimat. Diese sinnlose Zerstörung lehnen wir ab“, bekräftigt Richard Mergner, Landesbeauftragter des Bund Naturschutz in Bayern. Der Bund Naturschutz sieht sich dabei auch durch die Ergebnisse einer neuen Studie der Bundesnetzagentur bestätigt, die ebenfalls aktuell keinen Bedarf für neue Pumpspeicherwerke erkennt.

„Wir wehren uns seit 40 Jahren gegen das unsinnige Projekt Pumpspeicherwerk Riedl. Mehr als ein Drittel der benötigten Grundstücke sind nicht in der Hand der DKJ. Die Akzeptanz der betroffenen Bevölkerung ist nicht gegeben, keiner will den „See“. Die vorgebliche Notwendigkeit von Pumpspeicherwerken wird herbeigeredet. Aber langsam kommt wieder Sachverstand auf, gegen den Lobbyismus“, so Christian Schmid, Sprecher von RiGoJo, der Interessengemeinschaft gegen das geplante Pumpspeicherwerk Riedl. „Die Bundesnetzagentur rückt in ihrem Eckpunktepapier vom Dezember 2011 von der Notwendigkeit von zentralen Speichern für die Erneuerbaren Energien ab. So sagt Prof. Wietschel vom Frauenhofer-Institut, dass vor allem die Flexibilisierung des Kraftwerkparks kostengünstiger wäre und das den Speicherbedarf drastisch reduzieren könnte“, so Schmid.

„Rechtsunsicherheit aufgrund möglicher Klagen und die inzwischen verschlechterte Bonität der Mutterkonzerne erschweren die Finanzierung zunehmend. Wir werden im Planfeststellungsverfahren eine „wasserdichte“ Rückbauverpflichtung einfordern, weil ab ca. 2035 Pumpspeicherwerke wegen Unrentabilität stillgelegt werden müssen. Daraus folgt schon heute ein erhöhtes Investitionsrisiko - ein Albtraum für Investoren! Wir sind gespannt, wie lange sich die Aktionäre und Geldgeber von DKJ, EON und Verbund noch an der Nase herumführen lassen. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen für ein Pumpspeicherwerk Riedl existieren nicht“, stellt Schmid fest.

„Jedes Stromnetz benötigt Systeme, die zusätzlich Versorgungssicherheit und Netzstabilität unterstützen und anbieten. Aber dazu benötigt Bayern keine neuen Pumpspeicherwerke, vor allem aber keine Pumpspeicherwerke für den Ausbau der Erneuerbaren Energien“,  so Richard Mergner. Seitens der Verbraucher kommt es zu kurzfristigen Bedarfsschwankungen. Schwankungen im Sekundenbereich können zum Beispiel durch elektronische Systeme wie moderne Wechselrichter von Fotovoltaik- und Windkraftanlagen aufgefangen werden. Technisch ist das gut möglich – es müssen nur die entsprechenden Verordnungen geschaffen werden. Im Stundenbereich könnten auch Pumpspeicherwerke einen Beitrag liefern, aber die Kapazität von 2000 MW Leistung der bereits bestehenden alten Pumpspeicherwerke Bayerns reicht bei weitem aus und ist um ein Mehrfaches größer, als was wir in Zukunft benötigen. Die hohe Nachfrage Strom mittags und der Überschuss Strom nachts wird in Zukunft ab ca. 2030 bei weiterem zügigen Ausbau der Fotovoltaik wegfallen – denn die Fotovoltaik liefert tags billig Spitzenstrom. Ab ca. dem Jahr 2030 machen die Tagesspeicher-Pumpspeicherwerke weder technisch noch wirtschaftlich Sinn. Die typische wetterbedingte Unsicherheit der Vorsorgung mit Strom aus den Erneuerbaren Energien Sonne und Wind liegen im Bereich von 2 – 4 Wochen: also ca. 25 bis 50 TWh Strom bei einem Jahresverbrauch ca. 620 TWh in Deutschland. Hierfür benötigt Deutschland saisonale Speicher – und das ist nur stofflich möglich, wie zum Beispiel Holz, oder Wasserstoff aus Strom und Wasser, oder Methan aus Biogas, oder Methan aus Wasserstoff und Kohlendioxid. Pilotanlagen hierzu starten bereits heute – benötigt werden diese Speicher in Deutschland erst ab dem Jahre 2030.

„Die neuen Analysen bestärken uns im Einsatz für den Erhalt unserer Heimat und im Kampf gegen unnötigen Flächenverbrauch und die drohende massive Belastung der Fischfauna in der Donau durch das geplante Pumpspeicherwerk“, so der BN-Vorsitzende von Passau Karl Haberzettl.

Für Rückfragen:

Richard Mergner, Landesbeauftragter Bund Naturschutz, Tel.: 0911-81878-25