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Borkenkäferkatastrophe ist die Quittung für Fichtenmonokulturen und Klimaerwärmung

Bund Naturschutz fordert Investitionsprogramm zum Aufbau stabiler Mischwälder in ganz Bayern

04.09.2003

Die Klimaerwärmung fordert weitere Opfer, nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in Bayerns Wäldern. In diesem Fall sind es Fichtenwälder, die außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes im Flachland angepflanzt wurden. Vermeintlich werfen diese höhere Gewinne als die ursprünglichen Laubbäume ab, in Trockenjahren kommt es jedoch regelmäßig zur Katastrophe. Der dramatische Befall von Borkenkäfern in den Fichtenforsten ist für den Bund Naturschutz in Bayern (BN) Anlass auf die dringende Notwendigkeit hinzuweisen, verstärkte Anstrengungen zum Aufbau stabiler Wälder zu ergreifen. Sebastian Schönauer, stellvertretender Vorsitzender des BN fordert die Forstämter und Waldbesitzer dazu auf, sich nach der Aufarbeitung des Schadholzes mit voller Kraft dem Waldumbau zu widmen. Parlament und Finanzminister müssten die notwendigen Investitionsmittel für den Staatswald und andere Waldbesitzer bereitstellen, damit diese ihre Wälder stabilisieren und fit für die Zukunft machen können. Die Jäger sind gefordert, den erforderlichen Rehwildabschuss zu tätigen, damit junge Buchen, Tannen und andere widerstandskräftige Bäumarten wieder häufiger in den Wäldern Bayerns nachwachsen können.

Der BN begrüßt die Ankündigung von Staatsminister Josef Miller, die Fördermittel für die privaten und kommunalen Forstbetriebe anzuheben, soweit diese bei der Borkenkäferbekämpfung auf Insektizide verzichten. Für den Staatswald müsse dies jedoch ebenfalls gelten. Wald ist der wichtigste Trinkwasserspender. Gift habe dort nichts verloren.

Nach ersten vorsichtigen Schätzung dürften die Schadholzmengen infolge von Borkenkäferbefall in Bayern weit über 2 Mio. Kubikmeter Holz hinausgehen. Ausschlaggebend hierfür war der extrem heiße Sommer, der die Wasserversorgung der flachwurzelnden Fichten so stark beeinträchtigt hat, dass sie für die Borkenkäfer ein gefundenes Fressen darstellen. Holzentwertung und Preisverfall werden dazu führen, dass die Fichte, der vermeintliche Brotbaum zum Notbaum der Forstwirtschaft wird. Der Schadholzanfall wird damit über die Hälfte des letzten verheerenden Sturmes "Lothar" erreichen. Ein Fortschreiten des Befalls im kommenden Jahr gilt als sicher.

Langfristig können nur stabile Mischwälder und ein Stopp der Klimaerwärmung solche Kalamitäten eindämmen. Zwar hat es in den letzten Jahren erste Erfolge beim Umbau der Wälder Bayerns gegeben. Insbesondere im Staatswald wurde die Zeit nach den Windwürfen der 90er Jahre von den Forstleuten und vorausschauenden Waldbesitzern genutzt, um anstelle von Nadelholzreinbeständen stabilere und widerstandsfähigere Laubmischwälder mit Tannen zu begründen. Allerdings ist der Waldumbau in den letzten Jahren wieder ins Stocken geraten. Der Grund dafür ist insbesondere die gewinnorientierte Ausrichtung der Staatsforstverwaltung, und das damit verbundene Zurückfahren der Investitionen für Einbringung von Mischbaumarten.

Die Einnahmen aus dem Holzverkauf sind zu allem Überfluss rückläufig, infolge billiger Holzimporte aus dem Ausland, wo dortige Forstkonzerne nach wie vor Raubbau an riesigen Urwäldern betreiben und für das Klima wichtige Wälder zerstören.

Während den privaten und körperschaftlichen Waldbesitzern die umweltfreundliche Borkenkäferbekämpfung finanziell durch Zuschüsse honoriert wird, bleibt den staatlichen Betrieben häufig nichts anderes übrig, als zur Giftspritze zu greifen. Allerdings gäbe es technische und organisatorische Alternativen, die im Vergleich zur Insektizidbehandlung nur unwesentlich teurer sind, wie beispielsweise die Abfuhr befallener Bäume aus dem Wald, das Häckseln von befallenen Kronen, das Entrinden über Planen und die Beseitigung der Rinde.

Der Bund Naturschutz fordert deshalb von der Bayerischen Staatsregierung:

1. bei der Schadholzaufarbeitung im Staatswald auf Insektizide zu verzichten,
2. ein Investitionsprogramm für den Waldumbau im öffentlichen Wald aufzulegen, um künftigen Generationen stabile Mischwälder zu hinterlassen,
3. die Beratung im Privat- und Körperschaftswald für einen Umbau von Nadelholzreinbeständen zu intensivieren,
4. die Rehwildbejagung zu verstärken und die Kontrollen durch die Jagd- und Forstbehörden zu intensivieren, damit für den Waldumbau keine teuren und aufwendigen Schutzmaßnahmen gegen Reh- und Rotwild erforderlich werden,
5. den Ausstoß klimaschädlicher Gase deutlich zu reduzieren, um Wald, Landwirtschaft und Menschen vor Katastrophen infolge der hausgemachten Klimaänderung zu schützen.