„Bund Naturschutz fordert klares Ja zur Stadt-Umland-Bahn“
Bereits vor 25 Jahren hat der Bund Naturschutz (BN) mit einer Verkehrsstudie gezeigt, dass der Verkehrslawine mit immer mehr PKW und LKW im Raum Erlangen am besten mit einem zusätzlichen schienengebundenen Nahverkehr zu begegnen ist und hat damals auch die Machbarkeit einer Stadt-Umland-Bahn (StUB) dargestellt.
Der BN begrüßt es, dass die politischen Parteien in der Region zwischenzeitlich nachgezogen und den Stellenwert der StUB im künftigen Verkehrsmix erkannt haben. Er fordert nun den vollen Einsatz der Politik für Planung und Bau des sog. T-Netzes als Grundlage weiterer Verbesserungen des Öffentlichen Personennahverkehrs.
Dazu die stellvertretende BN-Landesvorsitzende und Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Erlangen, Doris Tropper: „Wir fordern von den Erlanger Stadträtinnen und Stadträten ein klares Votum für die Stadt-Umland-Bahn. Eine Reduzierung der Thematik auf finanzielle Aspekte wird der Tragweite der Entscheidung in keiner Weise gerecht. Denn eine Stadt-Umland-Bahn weist eine positive Umweltbilanz auf, wertet die gesamte Region auf und hat nicht zuletzt durch den besseren Komfort eine deutlich höhere Akzeptanz bei der Bevölkerung.“
Diese größere Akzeptanz bei den Bürgern kommt auch in der von der Stadt durchgeführten Umfrage zum Ausdruck. Trotz der sehr ungünstigen Rahmenbedingungen der Umfrage - der keineswegs objektiv formulierten Fragen und der als zentrales Thema in den Raum gestellten Mehrkosten - wollen fast 52% der Erlanger Bürgerinnen und Bürger die Stadt-Umland-Bahn und nur ein Drittel der Befragten sprachen sich für das sog. Regional-Bussystem aus.
„Wer Bürgerbeteiligung ernst nimmt, muss jetzt JA zu Stadt-Umland-Bahn sagen“, so Tropper.
Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter und Verkehrsreferent des Verbandes: „Die Stadt-Umland-Bahn ist ein modernes, attraktives und kundenfreundliches Verkehrsmittel. Es ist eine Investition in die Zukunft, damit Erlangen und die Region nicht den Anschluss gegenüber anderen Verdichtungsräumen verliert.“
Gerade in Erlangen, das wegen der bayernweit extrem hohen Pendlerquote und den damit verbundenen Belastungen von der StUB am meisten profitieren könnte, gibt es vor allem bei der stärksten Fraktion, der CSU, den größten Widerstand, vor allem wegen der mit dem Bau verbundenen Investitions- und Unterhaltskosten. Das vom Oberbürgermeister Erlangens, Siegfried Balleis (CSU) als Alternative ins Spiel gebrachte Regional-optimierte Bussystem würde jedoch niemals dieselbe Akzeptanz bei den potentiellen ÖPNV-Kunden bekommen. Seriöse Schätzungen zeigen, dass das Bussystem nur 7.000 Fahrgäste pro Tag als Umsteiger vom PKW erreichen würde, die StUB aber mit 12.500 deutlich mehr. Diese weit höheren Fahrgastzahlen würden auch zu einer weit höheren Entlastung der Umwelt durch Reduzierung der Lärm- und Abgasimmissionen und dem Bedarf für Verkehrsflächen, vor allem Parkplätze, beitragen.
Der BN fordert deshalb alle Erlanger Stadträtinnen und Stadträte auf, bei der jetzt geforderten Grundsatzentscheidung ein klares JA zur Stadt-Umland-Bahn und damit zur positiven Entwicklung des gesamten Großraumes zu sagen. Der Verlauf der einzelnen Trassen kann im Rahmen des weiteren Verfahrens detailliert diskutiert und beschlossen werden.
Innenminister Joachim Herrmann, die Industrie- und Handelskammer Mittelfranken, die Stadt Nürnberg, die Stadt Herzogenaurach, die Gemeinde Buckenhof, der Verkehrsverbund Großeraum Nürnberg VGN, Herzogenauracher Weltkonzerne, Erlanger Handwerkskammer, Geschäftsleute und Studierendenvertretung, Verkehrsclub Deutschland und Bürgerinitiativen und seit letzter Woche auch der Landkreis Erlangen-Höchstadt haben sich für die Stadt-Umland-Bahn (StUB) ausgesprochen. Dabei geht es um die Beantragung von Fördermitteln zum Bau der StUB über das Programm des Bundes zum Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz. Nun kommt es auf den Rat der Stadt Erlangen an. Dieser soll am kommenden Donnerstag entscheiden und dabei sieht es nach einem knappen Votum aus.
Die positive Stimmung in der Bürgerschaft für eine Stadt-Umland-Bahn geht nicht zuletzt auf die engagierte Arbeit des BUND Naturschutz in Bayern e.V. und der Bürgerinitiative „Umweltverträgliche Mobilität im Schwabachtal“ zurück. Der BN hatte bereits 1988 erste Überlegungen zu einer Stadt-Umland-Bahn konkretisiert: Im Rahmen einer ABM-Stelle, die ein Verkehrsexperte besetzt hatte und die der BN aus Mitgliedsbeiträgen mitfinanzierte, wurde eine erste Machbarkeitsstudie erstellt. Zusammen mit der Bürgerinitiative wurde ab 1993 vermehrt Überzeugungsarbeit bei Bürgern und Politikern beleistet, so dass sich 1996 neben dem ehemaligen Landrat Franz Krug (CSU) auch der Erlanger OB Dr. Balleis (CSU) für eine Stadt-Umland-Bahn als „große Zukunftsaufgabe“ ausgesprochen hat. Wer glaubwürdig bleiben will, kann hinter diese Aussage eigentlich nicht zurück.
Nach dem endgültigen Aus für den Straßenneubau durch den Reichswald im Erlanger Osten, wo erst am gestrigen Sonntag mit einem Fest das Ende der Südumgehung von Buckenhof, Uttenreuth und Weiher gefeiert wurde, brauchten Stadt Erlangen und die Umlandgemeinden eine Perspektive zur nachhaltig umweltgerechten Verkehrsentwicklung.
für Rückfragen:
Tom Konopka, Regionalreferent des Bundes Naturschutz
Fon. 0173/44 66 55 3 oder 0911/81 87 8-24, Mail tom.konopka@bund-naturschutz.de