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Bund Naturschutz und Bürgerinitiative kämpfen weiter gegen Heimatzerstörung und drohende Enteignung durch energiepolitisch sinnloses Pumpspeicherwerk Riedl an der Donau

Enthüllung einer „Protest-Bautafel“ auf dem Gelände

15.01.2013

Das Planfeststellungsverfahren zum Vorhaben Pumpspeicherwerk Riedl im Landkreis Passau wurde im September 2012 vom Landratsamt Passau eingeleitet. Das Millionenprojekt der Energiekonzerne e.on und der österreichischen Verbund AG ist eine Uraltplanung aus den 70er Jahren und würde mindestens 40.000 Quadratmeter landwirtschaftliche Fläche zerstören. Der Bund Naturschutz lehnt dieses Pumpspeicherwerk weiterhin ab: es fehlt der energiepolitische Sinn, es fehlt der Bezug zur Energiewende, es fehlt der Bezug zu den Erneuerbaren Energien und die Naturzerstörung ist immens. Als Demonstration des Widerstands der Naturschutzverbände und der Bürgerinitiative gegen das Pumpspeicherwerk Riedl enthüllt der Bund Naturschutz heute eine Bautafel gegen das Bauvorhaben. 

„Wir enthüllen heute eine „Bautafel“, die das Bauvorhaben Pumpspeicherwerk Riedl nicht genehmigt. Diese „Bautafel“ des Bund Naturschutz und der RIGOJO Interessengemeinschaft gegen das Pumpspeicherkraftwerk Riedl soll eine Schutztafel für unsere wunderschöne Heimat darstellen, ein Zeichen für den Erhalt unserer Kulturlandschaft und für eine intakte Natur,“ so Karl Haberzettl, Sprecher der RIGOJO Interessengemeinschaft gegen das Pumpspeicherwerk Riedl.

„Seit den 1990er Jahre sind die Donau und die Hangleiten bei Jochenstein Natura 2000 Gebiete und ihre Fauna und Flora genießen im europäischen Fauna-Flora-Habitat-Recht europaweit besonderen Schutz. Es ist einfach dreist, dass der Vorhabensträger des geplanten Pumpspeicherwerks Riedl alte Planungen der 1950er Jahren aus der Schublade zieht, ohne Rücksicht auf den hohen Schutzstatus des Gebiets und dann diese Naturzerstörung sogar mit der Energiewende von heute begründen will,“ kritisiert Richard Mergner, Landesbeauftragter des Bund Naturschutz in Bayern e.V.

„Dem Vorhaben Pumpspeicherwerk Riedl fehlen die Wirtschaftlichkeit und die Notwendigkeit für die Energiewende – diese Defizite werden im Planfeststellungsverfahren eine große Rolle spielen. Wir werden verfolgen, zu welchem Ergebnis die Planfeststellungsbehörde vor diesem schwachen Hintergrund kommt. Denn vor dem Hintergrund eines schwachen Planrechtfertigungsgrundes sind die naturschutzrechtlichen Probleme nur schwer aus dem Weg zu räumen. Wird der brutale Eingriff in die Donau abgesegnet werden? Ein ebenso zentraler Punkt ist die Grundstücksfrage: Werden deutsche Behörden und Gerichte zu Gunsten eines österreichischen Staatsunternehmens deutsche Grundbesitzer enteignen – denn die Verbund AG gehört mit einer 50,1 prozentigen Mehrheit der Republik Österreich“, so Christian Schmid, Sprecher der RIGOJO Interessengemeinschaft gegen das Pumpspeicherkraftwerk Riedl.

„Der Bund Naturschutz fordert für Bayern ein 5-jähriges Moratorium, mit Bau- und Planungsstopp für neue Pumpspeicherwerke. In dieser Zeit muss transparent geklärt werden, ob Bayern denn wirklich neue Pumpspeicherwerke benötigt", so Dr. Herbert Barthel, Referent für Energie und Klimaschutz des Bund Naturschutz. „Wir bezweifeln, dass neue Pumpspeicherwerke für den Ausbau der Stromversorgung mit Erneuerbaren Energie einen sinnvollen Beitrag liefern werden. Die Kapazität der vorhanden Pumpspeicherwerke reicht bereits heute völlig aus!“

Existierende Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland haben heute eine Leistung von 7 Gigawatt und können eine Menge an elektrischer Energie von 40 Millionen kWh speichern, gemäß dem Bericht des Sachverständigen Rates Umwelt von 2011. Aus Sicht des Bund Naturschutz reicht dies zur Ausregelung von kurzfristiger Regelleistung an Strom völlig aus – auch in einer Welt Erneuerbarer Energien. Und mit einer Speicherreichweite von 12 Stunden ist das Pumpspeicherwerk Riedl für saisonale Speicherung von Sonnenstrom in den Winter, oder von Windstrom vom Herbst in den Sommer, völlig ungeeignet. Dafür benötigt man saisonale Speicher mit Speicherreichweiten von Monaten. Ein neues Vorhaben wie Riedl ist daher für den Ausbau der Erneuerbaren Energie nicht erforderlich, weder in Deutschland noch in Bayern.

„Energiepolitisch sinnvoller für die Versorgungssicherheit mit Strom bei der Energiewende ist es, nicht in zentrale Riesenprojekte, wie dieses Vorhaben Riedl, zu investieren, sondern in dezentrale Heizkraftwerke mit Kraftwärmekopplung und Blockheizkraftwerke. Also unsere heutigen Heizungen durch Heizkraftwerke mit Motoren und Generatoren zu ersetzen, die uns im Normalfall mit ihrer Abwärme heizen, aber bei Stromengpässen dezentral über’s Land verteilt Stromleistung anbieten können, also lokale Versorgungssicherheit mit Strom garantieren,“ fordert Barthel.

„Pumpspeicherwerke nutzten bisher nachts billigen Atom- und Kohlestrom, um Wasser hoch zu pumpen in den Obersee, und dieses Wasser durch die Turbinen tags dann wieder zu verstromen – bei hohen Tagesstrompreisen. Aber bereits heute, und immer mehr in Zukunft, wird der Tagesspitzenstrom kostengünstig von Fotovoltaik Anlage hergestellt – und Niederbayern ist bei der Fotovoltaik Spitzenreiter in Deutschland. Wir müssen, und wir werden, die Fotovoltaik weiter ausbauen, damit wird der Strom auch tags immer billiger werden, an der Strombörse. Das Geschäftsmodell Pumpspeicherwerke bricht dann zusammen. Würde das Vorhaben Riedl gebaut, dann wäre unsere Heimat und Natur zerstört – für eine sinnlose Bauruine in 15 Jahren! Das können wir nicht akzeptieren!“ argumentiert Martin Scherr, 2. Vorsitzende der Kreisgruppe Passau des Bund Naturschutz.


Für Rückfragen:

Richard Mergner, BN-Landesbeauftragter, Tel.: 0171-6394370
Dr. Herbert Barthel, Referent für Energie und Klimaschutz, Tel.: 0911-81878-26