DAS BREITE ENGAGEMENT DER BEVÖLKERUNG FÜR EINE INTAKTE UMWELT GIBT UNS RÜCKENWIND!
Bayerns größter Natur- und Umweltschutzverband zieht für 2012 eine insgesamt sehr positive Bilanz seiner Aktivitäten in den neun Kreis- und 92 Ortsgruppen Unterfrankens:
„Wir stehen in ganz Unterfranken für Vielfalt, ob beim Einsatz zur Erhaltung der Artenvielfalt, bei Klimaschutzprojekten oder unseren breit gefächerten Umweltbildungsangeboten für Jung und Alt. Sichtbar wurde dies gerade auch im vergangenen Jahr – ob im Januar bei der engagierten Beteiligung unserer unterfränkischen Mitglieder an der Großdemonstration gegen Gentechnik und Massentierhaltung in Berlin oder im November in München bei der eindrucksvollen Kundgebung gegen Patente auf Leben, aber auch bei vielen Aktionen vor Ort, so Hubert Weiger, der Landesvorsitzende des BUND Naturschutz (BN).
Die für den BN im vergangenen Jahr erfreulichsten Erfolge & Entwicklungen in Unterfranken:
· Der Stopp des bereits genehmigten Zubaus eines weiteren Kraftwerkblockes (1100 MW) am Kohlekraftwerk Staudinger nahe der fränkisch-hessischen Grenze bei Großkrotzenburg
· Der Bürgerentscheid in Leidersbach (Lkr. Miltenberg) gegen einen technischen Hochwasserschutz mit erheblichen Landschaftseingriffen und für eine „sanfte“ Alternativlösung
· Das zunehmende Interesse bei Jung und Alt an den vielfältigen Umweltbildungsangeboten der Kreis- und Ortsgruppen
„Die Bereitschaft, sich vor Ort für die Erhaltung einer intakten Umwelt und die Sicherung einer lebenswerten Zukunft gerade auch für künftige Generationen zu engagieren, ist ungebrochen. Alleine in den Kreisgruppen Haßberge und Main-Spessart konnten insgesamt fast 1000 neue Mitglieder und Förderer gewonnen werden! Mit über 18 000 Mitgliedern sind wir jetzt in Unterfranken vor Ort noch stärker vertreten. Wir freuen uns über diese positive Resonanz auf das breit gefächerte und überzeugende Engagement unserer Kreis- und Ortsgruppen“ unterstreicht Helmut Schultheiß als Regionalreferent.
Dies sind beste Voraussetzungen dafür, dass wir unsere vielfältigen Aktivitäten in Unterfranken auch 2013 mit großem ehrenamtlichen Einsatz erfolgreich weiterführen können.
Mehr noch als bisher soll die Energiewende von unten zu einem vorrangigen Schwerpunkt werden.
Im Mittelpunkt steht dabei unter dem Motto „Köpfchen statt Kohle“ die Informations- und Motivationsarbeit, um Bürgerinnen und Bürger die zahlreichen Möglichkeiten zur Energieeinsparung im Alltag zu verdeutlichen. Gleichzeitig wird der BN auch weiterhin engagiert dafür eintreten, dass den berechtigten Belangen des Arten-, Biotop- und Landschaftsschutzes, beim weiterhin erforderlichen Ausbau der erneuerbaren Energien Rechnung getragen wird.
Im Jahr 2013 feiert der Bund Naturschutz sein 100jähriges Bestehen und kann sich gleichzeitig bei mehr als der Hälfte der unterfränkischen Kreisgruppen (Aschaffenburg, Bad Kissingen, Kitzingen, Miltenberg und Würzburg) über ihr 40jähriges Gründungsjubiläum freuen.
„Trotz der Freude in Unterfranken über zahlreiche Erfolge und positive Entwicklungen müssen wir immer noch Rückschläge beim Flächenverbrauch verkraften. Klimafreundliche und nachhaltige Siedlungs- und Verkehrspolitik ist in den Gemeinden trotz Bevölkerungsrückgang noch die große Ausnahme. Als besonders negatives Beispiel dafür stufen wir den autobahnähnlich geplanten Neubau der Westumgehung Würzburg ebenso wie die geplante Teilverfüllung des für den Arten-, wie den Grundwasserschutz gleichermaßen bedeutsamen Steinbruchs bei Dettelbach ein“, so Richard Mergner, der Landesbeauftragte des BN.
Bayerns Schönheit & Naturreichtum bewahren
Auch 2012 hat sich der BN vor Ort zusammen mit heimatliebenden BürgerInnen gegen naturzerstörerische Eingriffsprojekte engagiert und mit Erfolg Zeichen für eine Trendwende gesetzt:
· Unterfrankenweites Schwerpunktprojekt ist nach wie vor die autobahnähnlich geplante Westumgehung Würzburg, gegen die der BN schon seit Jahren zusammen mit einer regionalen Bürgerinitiative und vielen betroffenen Gemeinden kämpft.
· Ebenfalls schon seit Jahren engagiert sich die Ortsgruppe Marktbreit (Lkr. Kitzingen) für die Erhaltung des ökologisch wie kulturhistorisch bedeutsamen Hohlwegesam Kapellenberg. So konnte 2012 ein im Rahmen des Tourismusprojektes Römertor drohender Eingriff erfolgreich abgewehrt werden.
· Erfolgreich war schließlich auch der Einsatz der Ortsgruppe Alzenau für den Hahnenkammsee bei Mömbris (Lkr. Aschaffenburg). Die im Rahmen eines Bürgerbegehrens durchgeführte Unterschriftenaktion hat mit dazu beigetragen, eine dort geplante Erddeponie zu verhindern und einen wertvollen Lebensraum u. a. für den Uhu zu erhalten.
Artenschutz und Erhaltung der Biodiversität
Der aktive Artenschutz begann wieder im Frühjahr mit Amphibienaktionen in fast allen Landkreisen und endete im Spätherbst mit Biotoppflegeeinsätzen auf den vom BN angekauften oder gepachteten „Naturparadiesen“.
· Alleine von den Aktiven in der Kreisgruppe Würzburg wurden über 3,5 km Amphibienzäune betreut und mehrere tausend Amphibien vor dem Überfahren gerettet.
· Dem jahrelangen Einsatz der Kreisgruppe Haßberge ist es zu verdanken, dass die Staatsstraße 2276 zwischen Unterschleichach und Tretzendorf als Querungshilfe für Amphibien an mehreren Stellen untertunnelt wird.
· In der Kreisgruppe Haßberge sind zudem mehrere hundert Fledermauskästen und über 200 Fledermaus-keller bei Burgpreppach betreut worden.
· Das 25jährige Bestehen des AK Fledermausschutz in der Kreisgruppe Rhön-Grabfeld (Bestandserfassung/Bürger-beratung & Quartiersicherung/Betreuung verletzter Tiere)
Alle unterfränkischen Kreisgruppen und viele Ortsgruppen haben mit großem Einsatz zur Erhaltung unserer Kulturland-schaft beigetragen.
In vielen tausend ehrenamtlichen Arbeitsstunden wurden Schilfflächen und Halbtrockenrasen gemäht, Hecken und (Obst-) Bäume gepflanzt, Streuobstwiesen gepflegt und Gewässer unterhalten.
Besonders erfreulich:
· Die erfolgreiche Brut des scheuen Schwarzstorches nach Errichtung einer künstlichen Nisthilfe im Lkr. Rhön-Grabfeld
· Die Teichsanierung Waizenbach als wertvoller Amphibienbiotop durch die Kreisgruppe Bad Kissingen mit einem Kostenaufwand von 3000 EUR
· Der genetisch gesicherte mehrfache Nachweis von zwei weiblichen Wildkatzen durch eigens präparierte und regelmäßig kontrollierte „Lockstöcke“ durch unsere Kreisgruppe Haßberge.
Jede Menge Energie für den Klimaschutz
Zentraler Schwerpunkt ihrer Arbeit war im vergangenen Jahr bei vielen Kreis- und Ortsgrupppen der Klimaschutz und dabei v. a. die detaillierte Information der Bevölkerung über die vielfältigen Möglichkeiten für jede/n VerbraucherIn im Alltag aktiv zur Energieeinsparung und zum Ressourcenschutz beizutragen.
Besondere Erwähnung verdienen hierbei:
· Das weiterhin große Interesse von Hausbesitzern an den schon seit Jahren von den Kreisgruppen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld angebotenen Thermografieauf-nahmen mit Wärmebildkameras
· Die auch nach 15 Jahren hervorragende Besucher-resonanz bei der Fahrradbörse der Kreisgruppe Haßberge
· Die begeisterte Beteiligung von Kindern, Eltern, Betreuern und Lehrern beim 2012 erfolgreich abge-schlossenen Projekt „Weltretterkids“ der Kreisgruppe Bad Kissingen (20 Kitas/3 Grundschulen/80 Kinder!)
· Die anhaltende Nachfrage nach dem von dem Energiefachleuten der Kreisgruppe Schweinfurt erstellten Info-Flyer zum Energiesparen im Haushalt/Alltag
BUND Naturschutz als größte ökologische Volkshochschule in Bayern
Durch eine breite Palette ebenso phantasievoller wie attraktiver Umweltbildungsangebote haben in Unterfranken die Kreis- und Ortsgruppen des BN auch 2012 erfolgreich Sympathiewerbung für den Natur- und Umweltschutz betrieben und zahlreiche MitbürgerInnen zu umweltschonendem Verhalten motiviert.
Nur 4 Beispiele von vielen:
· Der Bau eines „Grünen Klassenzimmers“ im Klaushof bei Bad Kissingen – als Ergänzung des dort bereits bestehenden Wildkatzenlehrpfades
· Die seit Jahren erfolgreiche Betreuung einer Waldkindergarten- und sogar einer Waldkrabbelgruppe für erste unmittelbare Naturerfahrungen in der Kreisgruppe Haßberge
· Die unter dem Motto „Natur greifen und begreifen“ quasi an die Wurzeln der Umweltbildung anknüpfende Veranstaltungsreihe der Ortsgruppe Werneck für Grundschulkinder – u. a. mit Nistkastenbau und Baumpflanzaktion
· Der über 10 Jahre erfolgreich erfolgte Auf- und Ausbau eines dank mehrerer Bauwagen mobilen Umweltbildungsangebotes für Schulen und Kinder in der Kreisgruppe Main-Spessart
BUND Naturschutz vor Ort – drum herum und mittendrin
Dass der BN vor Ort längst in der Mitte der Gesellschaft steht, zeigten nicht nur die Beteiligten unserer Kreis- und Ortsgruppen (z. B. Kirchenburgfest Mönchsondheim) bei Festen und Veranstaltungen in bzw. mit Gemeinden sondern auch die gute Resonanz bei eigenen Veranstaltungen und das große Interesse von Kindern wie Erwachsenen am Informations- und Aktionsangebot bei Umweltmessen und vielen anderen Veranstaltungen.
Als große Erfolge wertet der BN hier v. a.:
· Das anhaltende Interesse von AusstellerInnen und BersucherInnen an den Ökomärkten der Kreisgruppen Aschaffenburg und Miltenberg. Fast 1000 zusätzliche BesucherInnen waren 2012 auf dem Aschaffenburger Schlossplatz (Besucherrekord: Fast 5000 Personen)
· Die überaus positive Besucherresonanz beim Apfelmarkt in Ebern (mit Fachvortrag und Sortenbestimmung)
· Die Gründung von insgesamt 10 weiteren Kindergruppen – u. a. in den Kreisgruppen Miltenberg und Main-Spessart
· Die Auszeichnung des von der Kreisgruppe Main-Spessart seit Jahren mitbetreuten trinationalen Jugendprojektes mit dem deutsch-polnischen Partnerschaftspreis.
Schwerpunkte des BN in Unterfranken 2013:
Unterfranken ist v. a. aufgrund des weiter anhaltenden Flächenverbrauches für vielfach überdimensionierte und überflüssige Bau- und Gewerbegebiete auf Gemeindeebene ebenso wie für umwelt- und heimatzerstörerische Prestige- und Verkehrsprojekte noch weit von einer nachhaltigen und umweltschonenden Entwicklung entfernt.
Gefordert sieht sich der BN im Jahr 2013 deshalb auch wieder im Einsatz gegen den anhaltenden Flächenverbrauch, für gezielte Klimaschutzmaßnahmen auf örtlicher und regionaler Ebene und für eine Energiewende, die v. a. im privaten Bereich nicht als asketische Pflichtübung, sondern als Herausforderung und als Chance zu einem neuen Lebensstil verstanden wird.
Er wird sich deshalb auf allen Ebenen auch weiterhin dafür einsetzen, dass das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld schnellstmöglich abgeschaltet und beim Ausbau der erneuerbaren Energien Rücksicht auf ökologisch bzw. landschaftsoptisch besonders hochwertige Bereiche genommen wird.
Ein besonderer Schwerpunkt unserer Arbeit vor Ort wird auch weiterhin die Umweltbildung mit motivierenden Angeboten und einzigartigen Naturerlebnissen für Jung und Alt bleiben – so Uli Sacher-Ley, die Bildungsreferentin des BN.
Diese Schwerpunkte werden durch lokale Projekte in den Kreis- und Ortsgruppen ergänzt.
Auch 2013 versteht sich der BUND Naturschutz als „Grünes Gewissen“ Unterfrankens, dessen Mitgliedern der Einsatz für eine lebens- und liebenswerte Heimat nicht nur Verpflichtung, sondern ein echtes Herzensanliegen ist.
Dass dort auch ehemals verschwundene und teilweise sogar ausgerottete Tierarten wieder willkommen sind, soll mit der Ausstellung „Die großen Vier – Vom Umgang mit Bär, Wolf und Luchs“ gezeigt werden. Der BN hofft, damit nicht nur Vorurteile und unbegründete Ängste abbauen, sondern auch zeigen zu können, dass diese Tierarten durchaus dazu beitragen können, Bayern als Lebensraum und Urlaubsregion noch attraktiver zu machen. Eine echte Herausforderung, der wir uns gerade im Jubiläumsjahr gerne stellen.
gez. Hubert Weiger
Landesvorsitzender
gez. R. Mergner gez. H. Schultheiß Landesbeauftragter Regionalreferent