Der Wiesenmeister ist gefunden – LfL und BN ehren engagierte Bauern für artenreiche Wiesenbewirtschaftung

„Artenreiches Wirtschaftsgrünland wird in Bayern leider immer seltener. Dabei trägt die Landwirtschaft gerade hier entscheidend zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Artenreiche Wiesen und Weiden bieten wertvollen Lebensraum für Insekten wie Wildbienen und Tagfalter, bunt blühende Kräuter, aber auch für Vögel. Die Bäuerinnen und Bauern, die wir hier heute auszeichnen, erledigen genau diese wichtige Aufgabe für die ganze Gesellschaft mit viel Engagement und großer Erfahrung jeden Tag. Sie alle sind Wiesenmeister“, sagte Stephan Sedlmayer.
Hubert Weiger dankte allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Wiesenmeisterschaft für ihren besonderen Einsatz: „Sie alle engagieren sich meisterlich für den Erhalt von artenreichen Wiesen und Weiden. Diese haben eine herausragende Bedeutung für die Biodiversität und den Schutz von Boden, Klima und Wasser. Für die arbeitsaufwändige Pflege dieses Grünlands verdienen unsere Bauern und Bäuerinnen gesellschaftliche Anerkennung und brauchen ausreichend finanzielle Förderung.“
„Eine gute Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz, von Ökobetrieben und konventionell wirtschaftenden Betrieben ist eine zentrale Voraussetzung für die Sicherung der Artenvielfalt. Mit der Wiesenmeisterschaft wird diese Kooperation seit vielen Jahren vorbildlich gelebt“, betonte Hubert Weiger, der Ehrenvorsitzende des BUND Naturschutz.
27 Betriebe haben sich in diesem Jahr an dem Gemeinschaftsprojekt von BN und LfL beteiligt. Die Wiesen wurden zunächst nach einem Punktesystem für Artenvielfalt, Kulturlandschaftswert und nach landwirtschaftlichen Kriterien wie Futterertrag und landwirtschaftlichem Nutzungskonzept bewertet. Fünf Wiesen kamen in die engere Auswahl und wurden von einer Fachjury mit Expertinnen und Experten aus Naturschutz und Landwirtschaft begutachtet. Jetzt wurden die Gewinner bei einer Festveranstaltung im Landratsamt Roth für ihre vorbildliche Wiesenbewirtschaftung geehrt.
Die Sieger der Wiesenmeisterschaft 2025:
Den ersten Platz erzielte Familie Gerstner aus Thalmässing. Die Landwirtsfamilie betreibt Schafhaltung und -zucht im Nebenerwerb und engagiert sich hier besonders für den Erhalt gefährdeter Nutztierrassen. Unter anderem Alpines Steinschaf, Krainer Steinschaf, Brillenschaf, Rouge du Roussillon und Karakul werden als Herdbuchzucht erhalten. Der 41 Hektar große Bioland-Betrieb bewirtschaftet fast ausschließlich Grünland und verfügt über ein eigenes Schlachthaus.
Die prämierte, rund 8,3 Hektar große Koppelweide „Schutzgebiet Pyras“ der Familie Gerstner überzeugte die Jury vor allem durch die große Artenvielfalt. Das ehemalige Sandabbaugebiet mit ausgeprägtem Relief wird seit gut 10 Jahren extensiv beweidet. Zu den mehr als 60 gefundenen Blütenpflanzen zählen Schafgarbe, Wilde Möhre, Margerite, Echte Schlüsselblume, Kleiner Wiesenknopf, Knöllchen-Steinbrech, Wilder Dost und Hornklee.
Die Erstplatzierten der Wiesenmeisterschaft 2025 erhielten einen Preis im Wert von 500 €.
Der zweite Platz ging an Peter-Matthias Schilling und Stefanie Lengenfelder aus Pommelsbrunn. Ihr Mutterkuhbetrieb findet im Nebenerwerb auf 25 Hektar statt. Der Naturland-Betrieb führt Lohn- und Hausschlachtung durch und vertreibt hausgemachte Wurstwaren.
Die ausgezeichnete Extensivweide „Anger Fischbrunn“ ist knapp zwei Hektar groß. Sie ist der historische Hutanger der Gemeinde Pommelsbrunn mit alten Eichen und Waldanschluss. Die Fläche ist zum Teil in sehr steiler Hanglage und wird extensiv beweidet. Kennzeichnende Arten sind hier die Wiesenglockenblume, Silberdistel, Wiesenflockenblume, Skabiosenflockenblume, Echtes Labkraut, Margerite, Kleiner Wiesenknopf, Hufeisenklee, Echter Gamander u.v.a.
Als Preis für den zweiten Platz gab es für Herrn Schilling und Frau Lengenfelder einen Gutschein im Wert von 300 € für den Aufenthalt in einem Biohotel.
Markus Heyder aus Schwarzenbruck kam auf den dritten Platz. Er führt seinen Betrieb im Nebenerwerb auf 25 Hektar als Mutterkuhbetrieb mit Anguszucht auf Grünlandbasis und ohne Kraftfuttereinsatz.
Die ausgezeichnete Fläche ist die artenreiche Feuchtwiese „Bühlacker“ mit ca. 5,9 Hektar. Sie wird mit einen Schnittzeitpunkt 1. Juni bewirtschaftet und ist eine Zweischnittwiese aus mehreren Teilflächen. Kennzeichnende Arten sind die Wiesenflockenblume, Mädesüß, Bachnelkenwurz, Echte Schlüsselblume, Sumpf-Vergissmeinnicht, Wiesenplatterbse, Breitblättriges Knabenkraut u.a.
Den vierten Platz der Wiesenmeisterschaft 2025 sicherten sich Doris und Wolfgang Grimm aus Thalmässing. Sie betreiben Schaf- und Ziegenhaltung mit ca. 300 Schafen und 100 Ziegen im Nebenerwerb, inklusive Herdbuchzucht für gefährdete Rassen wie Alpines Steinschaf oder Krainer Schaf. Der Betrieb wirtschaftet auf 45 Hektar und verfügt über ein eigenes Schlachthaus.
Die prämierte „Obstwiese Eysölden“ ist ca. einen Hektar groß und mit altem Streuobst bestanden. Sie wird seit ca. zehn Jahren extensiv beweidet. Kennzeichnende Arten: Schafgarbe, Wiesenglockenblume, Wiesenflockenblume, Wiesenpippau, Margerite, Wiesenplatterbse, Hornklee u.a.
Der fünfte Platz geht an Carola und Peter Zeltner aus Kirchensittenbach. Der Acker-Mischbetrieb wirtschaftet auf insgesamt 62 Hektar mit Mutterkuhhaltung im Nebenerwerb. Er ist seit 2008 Naturland-Betrieb.
Die artenreiche Zweischnittwiese „Weizzeile“ ist knapp drei Hektar groß und in schöner Hanglage zwischen Heckenzeilen und altem Streuobst. Die Fläche hat keine Schnittzeitauflage, ist aber mit der Ökoregelung 5/Kennarten im Dauergrünland belegt. Kennzeichnende Arten sind hier Schafgarbe, Wiesenglockenblume, Margerite, Kleine Prunelle, Knöllchensteinbrech, Kuckuckslichtnelke, Hornklee u. a.
Alle weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Wiesenmeisterschaft erhielten ebenfalls Anerkennungspreise, Urkunden und eine Liste der Pflanzenarten, die auf ihrer Wiese erfasst wurden.
Weitere Informationen zur Wiesenmeisterschaft finden Sie unter:
https://www.bund-naturschutz.de/landwirtschaft/wiesenmeisterschaft und http://www.lfl.bayern.de/Wiesenmeisterschaft