Igel in Not - Sommerhitze wird zur tödlichen Gefahr
Die anhaltend hohen Temperaturen und die zunehmende Trockenheit werden für viele Wildtiere zur ernsten Bedrohung. Besonders betroffen ist auch der Europäische Igel. In überhitzten Städten mit versiegelten Böden und ausgeräumten Gärten bleiben selbst die Nächte heiß und die Böden trocken – mit gravierenden Folgen: Viele Igel dehydrieren und sterben an Wassermangel.
„Der Igel ist ein Sinnbild dafür, wie dramatisch die Klimakrise und der menschliche Lebensstil unsere heimischen Tierarten gefährden“, erklärt der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe. „Wir müssen dringend umdenken: Städte brauchen mehr Grün, Gärten mehr Natur und die Gesellschaft mehr Verantwortung für die Lebewesen, mit denen wir diesen Lebensraum teilen.“
Im Moment ist die Lage für die Igel besonders kritisch, denn es ist Paarungszeit. Die nächtliche Partnersuche sowie die anschließende Aufzucht der Jungtiere verlangen den Igeln viel Energie ab – und erhöhen zugleich ihren Wasserbedarf. Die Folge der Hitzewelle: Immer mehr Igel kämpfen ums Überleben.
Doch es gibt Möglichkeiten zu helfen, wie Martina Gehret, Igelexpertin des BN, betont: „Eine flache Wasserschale im Garten kann Leben retten. Diese täglich reinigen, in den Schatten stellen und ausschließlich mit Wasser befüllen. Milch ist für Igel gefährlich und kann tödliche Verdauungsprobleme verursachen.“ Auch naturnah gestaltete Gärten leisten einen wichtigen Beitrag: Wer heimische Wildblumen, dichte Hecken, Laub- oder Reisighaufen und einen offenen Komposthaufen anbietet, schafft Rückzugsorte, Nahrung und Schutz vor der Hitze. Offene Durchgänge in Gartenzäunen ermöglichen es Igeln zudem, zwischen verschiedenen Gärten zu wandern und Nahrung sowie Wasser leichter zu finden – eine Voraussetzung, um in der klimatisch belasteten Umgebung zu überleben.
Ein wirkungsvoller Beitrag zum Schutz der Igel ist außerdem die Teilnahme an der sogenannten Igel-Challenge. Über die kostenlose App ObsIdentify können Igelbeobachtungen ganz einfach gemeldet werden. Bereits über 3.700 Sichtungen wurden so dokumentiert, mehr als 2.000 Menschen haben sich beteiligt. Die dabei gesammelten Daten helfen dabei, regionale Unterschiede beim Bestand zu erkennen und gezielte Schutzmaßnahmen zu entwickeln. Das Projekt wird vom Verein Pro Igel e. V. gemeinsam mit dem BUND Naturschutz in Bayern als regionalem Partner getragen. „Die App-Nutzung ist einfach, kostenfrei und ein echter Beitrag zur Forschung“, so Gehret. „Wer Igel meldet, trägt aktiv dazu bei, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. In Zeiten der Klimakrise ist das wichtiger denn je.“