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Geplante Erweiterung des AKW Temelin in Tschechien bedroht Bayern

In der tschechischen Republik läuft derzeit eine Umweltverträglichkeitsprüfung zur Erweiterung des AKWs Temelin. Im Mai und Juni lagen die Unterlagen der tschechischen Behörden in Bayern aus. Am 12.6.2012 fand eine Diskussionsveranstaltung in Passau statt, am 22.6. erfolgte die Anhörung in Budweis in Tschechien. Der Bund Naturschutz nimmt aktiv an diesen Anhörungen teil, kritisiert aber die mangelnde Transparenz des Verfahrens.

22.06.2012

„Die geplante Erweiterung des AKWs Temelin um zwei weitere Blöcke 3 und 4 in Tschechien stellt eine nicht akzeptable Bedrohung der Bevölkerung von Bayern dar. Wir haben eine gute Nachbarschaft zwischen Tschechien und Bayern. Es ist zu begrüßen, dass im Rahmen der EU Bayern in das Umweltverträglichkeitsverfahren unseres Nachbarn Tschechien einbezogen wird. Aber die Fragen, die wir in diesem Verfahren an die tschechischen Behörden bezüglich der geplanten Erweiterung des Atomkraftwerks gestellt hatten, wurde leider nur unzureichend beantwortet. Von einem Betrieb zwei neuer AKW Blöcke in Tschechien wird eine nicht akzeptable Gefahr für die Bevölkerung Bayerns ausgehen. Wir fordern die Republik Tschechien auf, die Planungen der CEZ zu stoppen,“ fordert Prof. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern.

Die Auswahl des Reaktortyps ist noch nicht erfolgt. Aber - für keinen der in Auswahl stehenden Reaktortypen liegt reale Betriebserfahrung vor und damit auch keine Sicherheits- und Risikobewertung.

Die tschechischen Gutachter geben keine befriedigende Antwort für den Fall eines potentiellen Flugzeugabsturzes. Bis heute ist auch weltweit kein Reaktortyp in Betrieb, der die EUR-Normen hier erfüllen würde. Die Gutachter geben auch keine Auskunft, was im Falle eines terroristischen Flugzeugabsturzes passieren würde. Auch liefern die Unterlagen keine Aussage, was überhaupt im Falle eines großen Störfalls geschehen würde, bei Ausfall der Kühlung mit Überhitzung und Explosion des Reaktors und nachfolgender Kernschmelze. Die realen Störfälle in Tschernobyl und Fukushima zeigen, dass solche großen Unfälle real auftreten können.

Trotz guter Nachbarschaft folgt Tschechien nicht dem Beispiel der Energiewende in Bayern. So liegen die Produktionsmengen für Strom aus Wind und Sonne in Tschechien in 2011 nur bei 2 Prozent, in Bayern hingegen bei 5 Prozent. Bayern plant für 2020 mehr als 35 Prozent Strom aus Wind und Sonne, Tschechien leider nur weniger als 5 Prozent. Tschechien exportierte in 2011 17 Milliarden Kilowattstunden Strom – es könnte also sogar die laufenden Atomkraftwerke bereits heute abschalten.

„Keine Antwort geben die tschechischen Behörden leider auf unsere Fragen nach der Entsorgung des Atommülls. Die Antwort klingt mehr wie Science Fiction – mittels „Transmutation“ soll der Atommüll als Rohstoff dienen. Dabei ist „Transmutation“ mehr ein Hirngespinst von Theoretikern – real in Stoffmengen weiß niemand auf der Welt, wie das denn funktionieren sollte“, kritisiert Dr. Herbert Barthel, Referent für Energie und Klimaschutz beim Bund Naturschutz in Bayern.

„Die Kikk Studie fand für AKWs an Europäischen Standorte erhöhte Anzahlen von Fällen an Kinder-Leukämie. Die tschechischen Gutachter versuchten die Kikk Studie zu kritisieren. Aber ihre Entgegenhaltungen sind fachlich nicht korrekt“, so Karin Wurzbacher, Sprecherin des Landesarbeitskreises Energie beim Bund Naturschutz in Bayern.

„Probleme hat der Standort Temelin mit der Sicherheit der Reaktor-Kühlung. Dies gilt für die bestehenden Reaktorblöcke ebenso wie für die neu geplanten Blöcke. Ausfall der Kühlung war Grund für die Atomkatastrophe in Fukushima. Auch nach Fukushima sind die tschechischen Behörden wohl nicht gewillt zu lernen und können nicht aufzeigen, wie bei Störungen in der Kühlung und Störungen der Wasserzufuhr eine Kernschmelze und atomare Katastrophe verhindert werden könnte“, kritisiert Barthel.

 

Für Rückfragen:

Richard Mergner, Landesbeauftragter Bund Naturschutz, Tel.: 0911-81878-25
Dr. Herbert Barthel, Referent für Energie und Klimaschutz, Tel.: 0911-81878-26