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Tiere und Pflanzen

Hohlweg am Kapellenberg – das „Grüne Kapital“ Marktbreits

Am Kapellenberg plant die Stadt Marktbreit aus touristischen Gründen die Rekonstruktion eines großen Tores des historischen Römerlagers. Der Bund Naturschutz (BN) befürchtet dadurch erhebliche negative Auswirkungen auf den unmittelbar angrenzenden, kulturhistorisch wie auch ökologisch bedeutsamen Hohlweg.

02.03.2012

Wir appellieren deshalb an die Stadt Marktbreit, ihr historisches Erbe nicht für ein fragwürdiges Tourismusprojekt aufs Spiel zu setzen, sondern statt dessen diesen einmaligen Hohlweg als „Grünes Kapital“ zu erhalten und ihn als touristisches Potential zu nutzen.

Hohlwege zählen wegen ihrer kleinräumig differenzierten ökologischen Nischen, ihrer teilweise extremen Lebensraumbedingungen und ihrer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt zu den wertvollsten, gleichzeitig aber auch zu den seltensten Lebensraumtypen überhaupt.

Sie sind zudem als natürliche Elemente für die Biotopvernetzung und als optisch attraktive Grünstrukturen auch für die (Nah-) Erholung von großer Bedeutung.

Nicht zuletzt deshalb unterliegen Hohlwege dem besonderen Schutz der Paragraphen 30 und 39 des Bundesnaturschutzgesetzes.

Zudem verpflichtet auch Artikel 141 der Bayerischen Verfassung die Gemeinden ausdrücklich dazu, Denkmäler der Geschichte und der Natur zu schützen und zu pflegen, sowie kennzeichnende Orts- und Landschaftsbilder und die heimischen Tier- und Pflanzenarten zu schonen und zu erhalten.

Im Landkreis Kitzingen gibt es kaum mehr als eine Handvoll dieser wertvollen Strukturelemente.

Der ca. 190 Meter lange Hohlweg am Kapellenberg bei Marktbreit ist das noch am besten erhaltene und somit wertvollste Exemplar im ganzen Landkreis.

Bereits bei der Auseinandersetzung um eine dort vor ca. 10 Jahren geplante Zufahrt zum Baugebiet „Römerlager“ haben zahlreiche Fachstellen und Behörden auf die große kulturhistorische, ökologische und landschaftsoptische Bedeutung dieses Hohlwegs hingewiesen:

·         Bereits 1987 wurde der Hohlweg mit seinem begleitenden Gehölzbestand in der amtlichen Biotopkartierung als zentraler Bestandteil eines insgesamt 9,3 ha großen Biotopkomplexes erfasst. Er stellt einen wertvollen Lebensraumkomplex und ein wichtiges Biotopverbundelement dar.

·         Zum Hohlweg führt die Kapellensteige. Er ist Teil eines überörtlich beliebten Wanderweges zur „Kappel“ und damit wesentlicher Bestandteil eines der attraktivsten Naherholungsgebiete von Marktbreit.

·         Bereits 2001 hat das Landesamt für Denkmalpflege gegenüber dem Bund Naturschutz Hohlwege als Elemente der Kulturlandschaft generell als aus denkmalpflegerischer Sicht beachtens- und erhaltenswert eingestuft.

Trotzdem plant die Stadt Marktbreit im Randbereich dieses Hohlweges die Errichtung eines ca. 25 Meter breiten und ca. 10 Meter hohen Tores des einstmals dort befindlichen Römerlagers - offensichtlich primär als touristische Attraktion.

Schon deshalb, weil der derzeit diskutierte Standort unmittelbar an den Hohlweg grenzt, befürchtet der BN erhebliche Eingriffe in den diesen Hohlweg säumenden Gehölzbestand.

Weiteren Eingriffsrisiken sind nicht auszuschließen – z. B. durch erforderliche Zufahrten.

Damit besteht aber die Gefahr, dass von diesem kulturhistorisch wie ökologisch bedeutsamen Landschaftsbestandteil nur noch Rudimente übrig bleiben und der Hohlweg substantiell entwertet wird.

Nach Auffassung des BN wäre es für die Stadt Marktbreit die weit bessere und zudem deutlich kostengünstigere Alternative, den Hohlweg selbst als kulturhistorisches Erbe wertzuschätzen und diesen als überregionales Alleinstellungsmerkmal in der Tourismuswerbung einzusetzen.

Dies hätte zudem den Vorteil, dass am Kapellenberg der Hohlweg als natürlicher Abenteuerspielplatz für die Kinder und als naturnaher Naherholungsbereich für viele Anwohner ungeschmälert erhalten bliebe.

Der BN appelliert deshalb an die Stadt Marktbreit, die Planung für ein Römertor direkt am Hohlweg umgehend wieder ad acta zu legen und statt dessen den Hohlweg als Teil des kulturellen Erbes und als „Grünes Kapital“ für ein nachhaltiges Tourismuskonzept zu sichern.

Gleichzeitig appelliert der BN an die staatlichen Denkmal– und Naturschutzbehörden, umgehend für einen wirksamen Schutz des Hohlweges als Kultur- und Naturdenkmal zu sorgen sowie durch gezielte Pflegemaßnahmen zur Optimierung der Lebensraumbedingungen für viele seltene hohlwegtypische Arten beizutragen.

 

gez.                                        gez.

Helmut Schultheiß             Christiane Federolf

Regionalreferent                 1. Vorsitzende der Ortsgruppe Marktbreit