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Jeder dritte Baum in Bayern mit deutlichen Schäden

Bund Naturschutz (BN) warnt vor Zeitbombe in Waldböden

09.11.2005

Etwa ein Drittel aller Waldbäume in Bayern ist deutlich geschädigt. Im Vergleich zu 2004 ist zwar eine leichte Verbesserung bei den deutlichen Schäden eingetreten, aber die Waldschäden verharren immer noch auf einem hohen Niveau. Viele Bäume sind aufgrund des extremen Jahr-hundertsommers 2003 nachhaltig geschädigt. So haben bei Eichen und Kiefern die deutlichen Schäden im Vergleich zum Vorjahr sogar zuge-nommen. "Der hausgemachte Klimawandel, vermehrte extreme Witte-rungsereignisse und Luftschadstoffe setzen den Wäldern Bayerns nach wie vor stark zu. Bedrohlich sind insbesondere die dramatischen Stick-stoffeinträge, eine Zeitbombe, die bereits seit Jahren immer lauter in den Waldböden tickt und unsere Trinkwasservorkommen gefährdet", warnt Prof. Dr. Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN.

Borkenkäfer immer mehr im Kommen
Die Warnungen des BN vor einer Zunahme der Waldschäden in Folge der Klimaerwärmung haben sich leider bestätigt. Die Quittung für eine verfehlte Klima- und Luftschadenspolitik zeigt sich auch durch die anhaltend starken Borkenkäferschäden. In vielen Gegenden Bayerns, wie z.B. in Westmittel-franken, vernichten die Borkenkäfer auch heuer wieder großflächig Fichten-forste. Die ungezügelte Insektenvermehrung ist eine direkte Folge der Klima-erwärmung.

Das Fass droht überzulaufen
Die hohen Stickstoffbelastungen stellen eine ernsthafte Gefährdung für die bayerischen Wälder dar. Während Stickstoff früher als Dünger hoch ge-schätzt wurde, hat er sich heute zum Schadstoff Nummer 1 für Waldböden und Waldgesundheit entwickelt. Stickstoffeinträge führen zu Bodenversaue-rung, Verlust der Artenvielfalt und Grundwassergefährdung. Werden nicht schleunigst Gegenmaßnahmen getroffen, droht der Wald seine zentrale Rolle als Garant für sauberes Trinkwasser zu verlieren. Die Verursacher der Stick-stoffeinträge sind Verkehr und Landwirtschaft.

Luftschadstoffe reduzieren
Der BN fordert deshalb eine drastische Reduktion der Luftschadstoffe und hier vor allem des Stickstoffs, weil neben den sichtbaren Waldschäden eine noch viel größere Gefahr unsichtbar in den Waldböden lauert. "Wir fordern deshalb, dass endlich auch Bayern eine waldverträgliche Verkehrs- und Agrarpolitik umsetzt", so Hubert Weiger.

Waldumbau notwendiger denn je
Begrüßt werden die Absichtserklärungen der Bayerischen Staatsforste, den Waldumbau fortzusetzen. "Wir fordern dafür eine bessere finanzielle und per-sonelle Ausstattung für die Bayerischen Staatsforste und eine dementspre-chende Förderung der privaten und kommunalen Waldbesitzer. Nur dann können diese absolut notwendigen Zukunftsinvestitionen auch tatsächlich durchgeführt werden, bevor es zu spät ist und die Wälder dem Klimawandel zum Opfer gefallen sind", so Weiger. Angesichts von 300.000 ha Fichten-Monokulturen in Bayern gibt es hier noch einen gewaltigen Investitionsbedarf. Gerade vor dem Hintergrund der hohen Stickstoffeinträge sind die Fichten-Monokulturen besonders problematisch, weil im Vergleich zu Laubwäldern unter den Fichtenforsten deutlich mehr Stickstoff ins Grundwasser ausgewa-schen wird. "Erfreulich ist der verbesserte Gesundheitszustand der Tanne, die in Zeiten des Klimawandels und der Borkenkäferkatastrophen als Ersatz für die geschädigte Fichte in Frage kommt", so Weiger.

Waldmonitoring als unerlässliche Vorsorge
Für die Feststellung der Waldschadensentwicklung ist es unerlässlich, dass die sichtbaren Baumschäden jährlich beurteilt werden. Verstärkt müssen auch Veränderungen der Waldböden sowie der gesamten Waldökosysteme durch einen Ausbau des bestehenden Monitorings beobachtet werden. Der BN fordert deshalb, dass die personell gestärkte Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft hier vermehrt Monitoring-Aufgaben übernimmt bzw. intensiviert. "Wer heute an der falschen Stelle spart, handelt nicht nachhaltig, sondern lässt die dadurch entstehenden Schäden künftige Generationen be-zahlen", stellte dazu Hubert Weiger fest.