Keine Deponie am Mistelberg!
Seit Jahrzehnten wird um die Zukunft der ehemaligen Tongrube am Mistelberg zwischen Heroldsberg und Kalchreuth im Lkr. Erlangen-Höchstadt gerungen. Gegen den Plan der Fa. Durmin, dort eine Deponie einzurichten, engagieren sich der BN, die Bürgerinitiative zur Erhaltung des Naherholungsraumes Reichswald Nürnberg-Heroldsberg-Kalchreuth, die Kommunen Kalchreuth und Heroldsberg und viele BürgerInnen. Das Bergamt Nordbayern hat die Verfüllung durch die Firma Durmin genehmigt, wogegen die beiden Kommunen jeweils Klage einlegten.
Im Rahmen eines Ortstermins vor der anstehenden Gerichtsverhandlung beim Verwaltungsgericht Ansbach am 25.9.13 verdeutlichten die VertreterInnen des BN, der BI und die Bürgermeister nochmals ihre Kritik an der geplanten Verfüllung:
„Wir wollen, dass endlich Schluss ist mit den Dauerbelastungen durch den LKW-Verkehr. Jahrelang haben wir es hingenommen, dass für den Tonabbau die Laster durch unseren Ort rauschten, das würde jetzt zwanzig Jahre weitergehen“, so Herbert Saft, Bürgermeister aus Kalchreuth.
„Pumpversuche an unseren Trinkwasserbrunnen vor einigen Jahren haben ergeben, dass die Tongrube in deren Einzugsbereich liegt und damit die Gefahr der Verunreinigung besteht. Unser Trinkwasser muss geschützt werden“, meint Bürgermeister Johannes Schalwig aus Heroldsberg.„In gemeinsamen Sitzungen haben die Gemeinderäte aus Heroldsberg und Kalchreuth dort ein Informationszentrum für Geologie und Natur geplant, das unsere touristischen Angebote ergänzen soll. Das Biotop Tongrube ist dafür hervorragend geeignet“.
Ingrid Haubenreißer, Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Heroldsberg: „Seit Jahrzehnten kämpfen wir nun schon um die schutzwürdige Landschaft am Mistelberg. Den Tonabbau konnten wir nicht verhindern. Pläne für eine Großziegelei, eine Mülldeponie und einen Golfplatz kamen aber wegen der Proteste nicht durch. Nun soll wieder einmal schadstoffbehafteter Bauschutt in die Grube geschüttet werden. Dagegen kämpfen wir.“
Helga Kampe, Sprecherin der Bürgerinitiative: „Mittlerweile ist hier ein wertvolles Biotop entstanden, das erhalten werden sollte. Es ist ein Naherholungsgebiet in unmittelbarer Nähe zu Heroldsberg, Kalchreuth und Nürnberg.“
„Das Verwaltungsgericht Ansbach wird am 25.09.2013 nicht nur über die Auslegung einzelner Vorschriften des Abfall-, Wasser- und Bodenschutzrechts, sondern vornehmlich darüber zu entscheiden haben, ob die durch die Gemeinde Kalchreuth wie den Markt Heroldsberg verfolgten Gemeinwohlinteressen sich gegenüber den wirtschaftlichen Interessen Einzelner durchsetzen. Schutz des Trinkwassers, Erhalt schützenswerter Biotope und Schaffung eines Naherholungsgebiets der Metropolregion Nürnberg müssen Vorrang haben vor kaltschnäuziger Verschandelung von Natur und Landschaft.“, so der Fachanwalt für Verwaltungsrecht, Dr. Jochen Hofmann-Hoeppel.
„Das Vorhaben erinnert fatal an den Skandal in Oberniederndorf im Landkreis Neustadt/Aisch – Bad Windsheim, wo ein Deponiebetreiber ab 2006 mehrere tausend Tonnen belasteten Gleisschotter in eine Tongrube kippte und damit das Grundwasser gefährdete. Nach langen Auseinandersetzungen musste alles wieder ausgegraben werden. Der Grundfehler, die Genehmigung zur Deponierung darf hier nicht wiederholt werden“, so Tom Konopka, Regionalreferent beim BN.
Die Beteiligten erhoffen sich viel Unterstützung durch Bürgerinnen und Bürger bei der Verhandlung in Ansbach, die dort am 25.9.13 um 11.15 Uhr im VG Ansbach, Sitzungssaal 1, Promenade 24, Ansbach stattfindet. Und natürlich erhoffen sie sich eine Ablehnung der Verfüllung.
Planungsgeschichte
Die Tongrube am Mistelberg liegt auf Kalchreuther und auf Heroldsberger Gebiet. Sie wurde zwischen 1986 und 2006 durch die Fa. Schultheiß und die Fa. Wienerberger ausgebeutet und der Ton z.T. vor ort, z.T. in der Ziegelei Spardorf verarbeitet. Seither ist der Abbau beendet.
Seit 1973 kämpft die Bürgerinitiative zur Erhaltung des Naherholungsraumes Nürnberg, Heroldsberg, Kalchreuth und der BUND Naturschutz gegen die Zerstörung dieses gewachsenen Naherholungsgebietes im Norden von Nürnberg am Rand des Reichswaldes. In dem Gebiet wurde vor dem Tonabbau extensive Landwirtschaft betrieben. Zeitgleich sollte zusätzlich zum Spardorfer Werk eine weitere Großziegelei am Rand der entstehenden Tongrube gebaut werden. Die zu erwartenden immensen Schadstoffemissionen, die vor allem Heroldsberg in seiner Kessellage getroffen hätten, veranlassten die Gemeindevertreter, sowie die BI und den BN gemeinsam gegen diese Gesundheitsgefährdung der Bürger vorzugehen. Mit Hilfe des Petitionsausschusses gelang es schließlich, das Vorhaben Ende der 1980er Jahre zu verhindern.
Bereits 1992 verfolgte dann der Landkreis das Ziel, die Tongrube als Mülldeponie zu nutzen. Das hätte einen Mülltourismus bis aus Oberfranken zur Folge gehabt. Schon damals fürchteten die Heroldsberger – durch Gutachten untermauert – um ihr Trinkwasser. Die Grundwasserströme fließen aus diesem Gebiet zu den Tiefbrunnen.
Nach jahrelangem Ringen gelang es der BI, dem BN, einer neu gegründeten Ärzteinitiative aus Heroldsberg und Kalchreuth sowie den Gemeinden mit ihrem Fachanwalt Dr. Hofmann-Hoeppel, die Deponie am geplanten Standort zu verhindern. Erfreulicherweise wurde die Deponie auch an anderer Stelle überhaupt nicht mehr gebaut, da mittlerweile durch die zunehmende Mülltrennung kein Bedarf mehr bestand.
Nun aber geht es in eine neue Runde: Wieder soll die Tongrube als Deponie genutzt werden, obwohl damals die Gutachten zweifelsfrei bewiesen haben, dass eine Gefährdung des Heroldsberger Trinkwassers nicht auszuschließen ist. Das Bergamt Nordbayern mit Sitz in Bayreuth hat, nachdem die Fa. Schultheiß das Gelände an die Recyclingfirma Durmin verkauft hatte, auf deren Antrag hin eine Verfüllung beschlossen und am 25. Juni 2012 im sog. Abschlussbetriebsplanverfahren genehmigt. Nun soll die Grube mit Bauschutt und Schotter aufgefüllt werden, darunter auch Material der Stufe Z2, das leicht belastet ist. Ein Abfallentsorger hat die Genehmigung zur Verfüllung der Tongrube mit schadstoffbehaftetem Bauschutt vom Bergamt Bayreuth erhalten.
Für Heroldsberg befürchten BI und BN wiederum höchste Gefahr für das Trinkwasser. Weil in der Grubensohle ein kleiner See entstanden ist, wo sich Frösche und Wasserinsekten tummeln, bestand schon länger der Verdacht, dass hier - ohne Genehmigung – beim Tonabbau Grundwasser angeschnitten worden war. Eine Pumpe, die das Wasser wochenlang abgepumpt hatte, musste auf Weisung der Behörden nach Anzeige durch den BN abgebaut werden.
Die Genehmigung bedeutet auch, dass durch Kalchreuth wiederum ca. 20 Jahre lang bis zu 100 LKWs täglich mit enormer Lärm- und Staubbelastung für die Bewohner donnern.
Die beiden Gemeinden Heroldsberg und Kalchreuth hatten bereits im Vorfeld gemeinsam Pläne von Planungsbüros für eine sinnvolle Nutzung des Areals erstellen lassen. Geplant ist demnach ein besonderes Naherholungsgebiet mit Biotop, Geotopwand, Naturlehrpfad und Feuchtgebieten als Ruhezonen, damit sich die spezifische Tier- und Pflanzenwelt wieder ansiedeln kann.
Mit der Genehmigung zur Verfüllung der Tongrube wurde die Planungshoheit der Gemeinden – aus Sicht der BI, des BN und der Gemeinden – eklatant missachtet. Die Gemeinden klagen deshalb mit Hilfe des Fachanwaltes Dr. Hofmann-Hoeppel gegen diesen Genehmigungsbescheid beim Verwaltungsgericht in Ansbach. Die Verhandlung findet am 25. September 2013 statt.
Erst am 30. Juni hatten sich ca. 800 Bürgerinnen und Bürger zu einem Protestfest versammelt und sich den Forderungen der BI und des BN angeschlossen.
Für Rückfragen:
Tom Konopka, Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken
Telefon 0911 81878-24