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Positive wirtschaftliche Entwicklung durch Nationalparke

40 Jahres-Vergleich von Bayerischem Wald und Steigerwald

23.11.2010

Nationalparke bringen nicht nur Vorteile für den Artenschutz, sondern auch für die Regionalentwicklung und Arbeitsplätze, insbesondere in strukturschwachen Regionen wie dem Steigerwald. Ergebnisse einer aktuelle Recherche zu 40 Jahren Nationalparkregion Bayerischer Wald und fast 40 Jahren Naturparkregion Steigerwald belegen, dass der Nationalpark einen deutlich positiveren Effekt für die wirtschaftliche Entwicklung hat als der Naturpark. „Durch einen Nationalpark könnte der gesamte Steigerwald wirtschaftlich deutlich profitieren“, so Winfried Potrykus von der Naturforschenden Gesellschaft Bamberg, „durch mehr Tourismus und mehr Infrastruktur.“ Für die Region Nordsteigerwald besteht angesichts eines möglichen Nationalparks Nordsteigerwald die einmalige Chance, bundesweit bekannt zu werden und an die positiven Entwicklungen in anderen deutschen Nationalparken anzuknüpfen. „Diese Chance sollte sich eine verantwortliche Kommunal- und Landespolitik nicht entgehen lassen, ohne sie überhaupt ernsthaft zu diskutieren“, so Ralf Straußberger, Waldreferent beim Bund Naturschutz Bayern.

 

Geeignet als „Leuchtturm“ für Franken

Der Titel „Nationalpark“ wird extrem selten verliehen und gilt als Qualitätsmarke, sowohl im Naturschutz als auch in der Regionalförderung. Der Nordsteigerwald hat die herausragende Eignung zum ersten fränkischen Nationalpark und zum einzigen Buchen-Nationalpark Bayerns.

 

Wie eine vom Tourismusverband Franken e.V. im Jahre 2008 veröffentlichte Emnid-Umfrage ergab, verbindet der deutsche Bundesbürger mit Franken zuerst den „Frankenwein“. Wenn es darum geht, wie oft die Befragten die Regionen besuchen, liegt die „Region romantisches Franken“ eindeutig ganz vorn. Steigerwald und Haßberge befinden sich momentan unter den Schlusslichtern. Das könnte sich ändern durch die Ausweisung des Nordsteigerwaldes zum Nationalpark.

 

Nationalparkgemeinden stehen beim Fremdenverkehr besser als Naturparkgemeinden da

Der Altnationalpark Bayerischer Wald wurde 1970 auf 13 000 ha gegründet. Für den Nationalpark Steigerwald werden 11 000 ha staatlicher Wälder diskutiert, die vollständig im 1973 errichteten Naturpark Steigerwald liegen. Seit etwa 40 Jahren bestehen Nationalpark Bayerischer Wald und Nationalpark Steigerwald, sie sind auch von der Fläche vergleichbar. In beiden Gebieten bemühte man sich, die Attraktivität für den Tourismus zu steigern - der entscheidende Unterschied ist die Schutzgebietskategorie. Durch die Ausweisung zum Nationalpark stiegen die Übernachtungszahlen im Altgebiet des Nationalparks Bayerischer Wald zwischen 1970 und 1980 um 172 % an. Heute verzeichnet die Nationalparkregion im Bayerischen Wald verglichen mit der zur Debatte stehenden Region im Steigerwald fast 10-mal so viele Übernachtungen. Der positive Effekt des Prädikats „Nationalparks“ ist für die Menschen vor Ort um ein Vielfaches größer, als der Titel „Naturpark“, so Winfried Potrykus, der die Zahlen dazu recherchiert hatte. „Der Nationalpark ist deutlich das bessere Konzept.“

 

Positiver Effekt ist kein Einzelfall, sondern allgemeiner Trend

Dass diese positive Auswirkung keinen Einzelfall darstellt, belegen die Aussagen der 2009 erschienen Studie des Bundesamtes für Naturschutz über die regionalökonomischen Effekte in deutschen Nationalparken. Forscher der Universität Würzburg untersuchten die Bedeutung des Tourismus für die regionale Wirtschaft in deutschen Nationalparkgebieten. Jährlich besuchen etwa 51 Millionen die nur 14 deutschen Nationalparke und geben dort etwa 2,1 Milliarden € aus. Dies entspricht etwa 69.000 Vollzeitarbeitsplätzen. „Da Nationalparke etwas Besonderes sind, schaffen sie ein positives Image für die Region. Sie sind selten und können vom rechtlichen Status her nicht nachgeahmt werden“ so Ralf Straußberger. Das verschafft ihnen einen Wettbewerbsvorteil, den sie allerdings unterschiedlich nutzen.

 

Bayerische Nationalparks: mehr Arbeitsplätze und bessere Infrastruktur

Die Zahlen aus einer Antwort auf eine Landtagsanfrage der Grünen zur Entwicklung der bayerischen Nationalparkregionen und der Region Naturpark Steigerwald untermauern die Ergebnisse der anderen Untersuchungen. Zwischen 2002 und 2009 flossen wegen des wichtigen Auftrags von Nationalparken über 80 Millionen Euro staatlicher Zuschüsse in die Region Bayerischer Wald. Der Naturpark Steigerwald erhielt lediglich etwas über eine Million. In der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald arbeiten über 200 Menschen, in Berchtesgaden über 90 – der Naturpark Steigerwald beschäftigt lediglich eine Halbtagskraft. „Wir fordern deshalb die Nationalparkkritiker auf, angesichts dieser amtlichen Zahlen ernsthaft die Chancen eines Nationalparks für den Steigerwald zu diskutieren“, so Ralf Straußberger. Positiv sind insbesondere die höheren Zuwendungen zum Öffentlichen Personennahverkehr in der Nationalparkregion. „Von einem Ausbau des ÖPNV als Folge einer Nationalparkausweisung würde auch die Bevölkerung im Steigerwald profitieren“, so Ralf Straußberger.

 

Umfassendes, neutrales Gutachten zur Befriedung gefordert

Die Verbände im Freundeskreis Nationalpark Steigerwald fordern den Bayerischen Umweltminister Markus Söder auf, ein umfassendes Gutachten in Auftrag zu geben. Darin sollten alle diskutierten Schutzgebietsvarianten und deren Auswirkungen auf den Schutz der Buchenwälder und ihrer Tier- und Pflanzenwelt, aber auch auf die Regionalentwicklung, auf Arbeitsplätze, Handwerk, Gastgewerbe und Tourismus unabhängig untersucht werden. Es ist überfällig, dass sich die Bayerische Staatsregierung in die Diskussionen einbringt, die Bevölkerung vor Ort neutral informiert und zur Befriedung des bestehenden Konfliktes einen Moderationsprozess startet. Naturschutz ist Staatsaufgabe und das Bayerische Umweltministerium darf sich vor dieser Aufgabe nicht länger drücken.

Ulla Reck

Informationsbüro Freundeskreis Nationalpark Steigerwald
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