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Protest von Naturschützern war wichtiger Beitrag zur Rettung der Flusslandschaft der Pfreimd

Beschleunigte Straßenbauplanungen gefährden Natur – Lehren aus den früheren Planungen für Autobahn A6 zwischen Pfreimd und Waidhaus: Treffen von BN-Vertreter*innen anlässlich des neu erschienenen Bildbands „Die Pfreimd – Faszinierende Bilder einer Flusslandschaft“ des Oberpfälzer Fotografen Josef Merkl. Durch jahrelanges ehrenamtliches Engagement konnte das Pfreimdtal vor massiven Schäden durch den seit Beginn der 1960er Jahre geplanten Ausbau der A6 bewahrt werden. Der BN fordert keinen weiteren Straßenbau und Stopp des Flächenfraßes in Bayern.

29.06.2023

Der BN-Vorsitzende Richard Mergner warb bei seinem Besuch im Pfreimdtal bei Burgtreswitz, Markt Moosbach, im Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab am Donnerstag dafür, solche hochwertigen Landschaften auch vor dem Hintergrund der vorgesehenen Planungsbeschleunigung für Straßenbauprojekte stärker vor weiteren Eingriffen zu schützen: „Gerade die Geschichte um die Planung der Autobahn A6 zwischen Pfreimd und Waidhaus zeigt, dass eine intensive öffentliche Diskussion solcher Vorhaben dazu führen kann, Schlimmstes für Natur und Landschaft doch noch zu verhindern.” Vorausgegangen waren langjährige öffentliche Diskussionen, bei denen sich Naturschützer und auch Landwirte massiv gegen die ursprünglichen, seit Anfang der 1960er bestehenden Planungen engagiert haben. Auch unser heutiger BN-Ehrenvorsitzender Prof. Dr. Hubert Weiger hat sich damals als Beauftragter für Nordbayern sehr für anderweitige Lösungen eingesetzt.“

„Der Freistaat Bayern ist absolut ausreichend mit Straßen erschlossen! Doch anstatt den ausufernden Flächenverbrauch endlich einzudämmen, soll mit neuen Planungsbeschleunigungsgesetzen nun noch weitere Natur zubetoniert werden. Das macht mich fassungslos und wütend!“, erklärt Mergner. So soll beispielsweise die Ortsumfahrung von Mantel im Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab das bestehende FFH-Schutzgebiet der Haidenaabaue und den dortigen Biotopverbund durchschneiden. „Ich appelliere eindringlich an Ministerpräsident Markus Söder, solche Projekte zu stoppen und andere Lösungen zu suchen. Ich erinnere an dieser Stelle an die Versprechen der Staatsregierung, den Flächenfraß auf unter fünf Hektar pro Tag zu reduzieren, denn mit über 10 Hektar liegt Bayern derzeit mehr als doppelt so hoch.“

Insgesamt lobte Mergner das jahrelange, ehrenamtliche Engagement für das Pfreimdtal: „Dieser Einsatz für die Erhaltung hochwertiger Landschaften und naturnaher Talauen, der auch an vielen anderen Stellen Bayerns geführt wurde, hat das öffentliche Bewusstsein geschärft. Dies ist deswegen besonders wichtig, weil solche Landschaftsräume jetzt in Zeiten der Klimakrise eine besondere Bedeutung für die Trinkwassergewinnung und die Wasserrückhaltung besitzen. Ich bin Josef Merkl sehr dankbar, dass er die Pfreimd und ihre umgebende Natur- und Kulturlandschaft mit seinen fantastischen Fotos nicht nur dokumentiert, sondern damit auch dem erfolgreichen Einsatz für die Erhaltung dieser Oberpfälzer Flusslandschaft ein Denkmal setzt.“

„Wir sind sehr froh, dass dieses Stück Heimatlandschaft im Naturpark Oberpfälzer Wald nach langem Ringen doch noch weitgehend erhalten geblieben ist.“, so Hans Babl, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Neustadt a. d. Waldnaab-Weiden. „Wir sind den damaligen Engagierten sehr dankbar, zu denen z.B. Dietmar Willomitzer aus Tännesberg und Arnold Kimmerl aus Pfreimd gehören. Es ist fraglich, ob die Autobahnplaner ihre ursprüngliche Trasse mit der Beeinträchtigung des Pfreimdtals ohne den Einsatz engagierter Naturschützer noch einmal geändert hätten“.

Hintergrund:

Seit Beginn der 1960er Jahre gab es Planungen, nach denen die Autobahn A6 das Pfreimdtal erst südlich von Döllnitz auf einer hohen Brücke und dann wieder am unmittelbaren Ortsrand von Burgtreswitz überqueren sollte. Im Abschnitt zwischen Böhmischbruck und Burgtreswitz sollte die Trasse demnach ca. vier Kilometer lang unmittelbar am Talrand verlaufen. Vor allem von Anfang der 1980er bis in die 1990er Jahre regte sich erheblicher Widerstand gegen dieses Projekt. Auch wenn zunächst noch kein offizielles Planungsverfahren eingeleitet wurde, galt diese Planung für den Fernverkehr als günstigste und lange Zeit als unverrückbar: so wurde die Trasse schon in eine Wanderkarte des Oberpfälzer Waldes eingezeichnet (siehe Anlage). Etliche Politiker warnten vor einer Planänderung, um das Projekt nicht zu verzögern. Erst mit dem Fall des Eisernen Vorhangs zu Tschechien fand ab Ende der 1980er Jahre eine Neubetrachtung statt, die zu einer veränderten Planung führte.

Buchtipp:

Viele wunderschöne Impressionen des Pfreimdtals bietet der Bildband „Die Pfreimd – Faszinierende Bilder einer Flusslandschaft“, der dem Fluss von den Quellen bis zur Mündung folgt. Das Buch ist ein Projekt des Oberpfälzer Fotografen Josef Merkl, eine Hommage an die Landschaft seiner Heimat. Im Eigenvertrieb über www.josefm.de  für 34,00 Euro erhältlich.