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Pumpspeicherwerk Riedl – Energiepolitisch sinnlos und ohne wirtschaftlicher Nutzen für die Erneuerbaren Energien in Bayern

Der Bund Naturschutz in Bayern kritisiert das Ergebnis des Raumordnungsverfahrens Pumpspeicherwerk Riedl bei Passau – hier wird auf eine veraltete Technologie gesetzt, die nicht in der Lage ist, die erforderlichen Windstrommengen wirtschaftlich zu speichern.

09.08.2011

„Der Bund Naturschutz bedauert die Absegnung des geplanten Pumpspeicherwerkes Riedl im Landkreis Passau durch die Regierung von Niederbayern und Wirtschaftsminister Martin Zeil. Wir werden gemeinsam mit betroffenen Anwohnern weiter für den Erhalt der wertvollen Landschaft und eine sinnvolle Stromspeicherung kämpfen“, so BN-Landes-beauftragter Richard Mergner.

Während Wirtschaftminister Zeil die positive Bewertung der Regierung von Niederbayern im Raumordnungsverfahren Pumpspeicherwerk Riedl als wichtigen Meilenstein für die Energiewende in Bayern lobt, sprechen alle Fakten und Daten des geplanten Pumpspeicherwerkes Riedl gegen dessen Nutzen für die Erneuerbaren Energien. „Das Vorhaben Pumpspeicherwerk Riedl dient der Bauindustrie, aber kaum dem Ausbau der Erneuerbaren Energie in Bayern. Das Interesse der Anteilseigner Verbund, Rhein-Main-Donau AG und E.ON, ist es vor allem, billigen Nachtstrom aus Atom- und Kohlekraftwerken am Tage als teueren Spitzenstrom zu verkaufen,“ kritisiert Mergner.

Die Wasserkapazität des Obersees reiche für 12 Stunden Stromproduktion, damit sei die Speicherdauer für Strom auf einen halben Tag begrenzt. Um Windstrom aus dem Herbst in den Sommer oder um Sonnenstrom vom Sommer in den Winter zu speichern, benötige Bayern Speicher mit einer Kapazität von Wochen und Monaten. Das Pumpspeicherwerk Riedl könne hier keinerlei wirtschaftlich und energiepolitisch sinnvollen Beitrag liefern.

„Eine Studie der Deutschen Energieagentur (DENA) im Jahr 2011 zu einem vergleichbaren Pumpspeicherwerk in Baden-Würtemberg bei Atdorf ergab als einzigen Vorteil, dass der Preis im Tagesverlauf an der Strombörse gedämpft werden könnte, Stromspitzenpreise mittags würden geringfügig zurückgehen, Stromniedrigpreise nachts würden ein wenig ansteigen.

„Das Pumpspeicherwerk Riedl würde Wasser aus der frei fließenden Donau abziehen – bei Niedrigwasser gingen knapp ein Fünftel das Donauwassers durch die Pumpen. Dies wäre eine Katastrophe für die Ökologie der Donau, die in diesem Bereich als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet geschützt ist. Das können wir nicht akzeptieren“, stellt Karl Haberzettl klar, Vorsitzender der Kreisgruppe Bund Naturschutz in Passau.

„Es gibt im Sommer mehr Sonnenstrom als im Winter, Windstrom wird im Herbst und Winter deutlich mehr produziert als im Sommer. Doch um Sonnenstrom oder Windstrom zu speichern, benötigt Bayern Speichersysteme, die Strom, oder eine andere Energieform, wirtschaftlich über Wochen und Monate sammeln und über Monate lagern kann. Die Technologien, die dies wirtschaftlich und sicher können, basieren heute auf den Energieträgern Wasserstoff und Methan, die mit der Energie des Stroms produziert werden können“, erläutert Dr. Herbert Barthel, Referent für Energie und Klimaschutz beim Bund Naturschutz.

„Energiepolitisch sinnvolle Technologien der Zukunft zur Stabilisierung von Stromnetzen in einer Welt der Erneuerbaren Energien sind vor allem dezentrale Blockheizkraftwerke auf Basis Methan – diese können sehr schnell Strom bei Engpässen liefern und speichern Abwärme als thermische Energie für Wärme im Wohnbereich,“ so Barthel weiter. Pumpspeicherwerke, wie das geplante Vorhaben sind energiepolitische sinnlose Dinosaurier mit einem veralteten Konzept, bei drastischer Natur- und Landschaftszerstörung. Die gespeicherten Energiemengen sind vergleichsweise gering, 0,4 Milliarden Kilowattstunden im Vorhaben Riedl bei einem Strombedarf in Bayern von 85 Milliarden Kilowattstunden. „Wir würden dann über hundert Projekte wie Riedl in Bayern benötigen – das ist weder sinnvoll noch akzeptabel“, so Barthel.

Die Technologie der Pumpspeicherwerke wurde vor über 50 Jahren entwickelt. Die typischen Speicherreichweiten in Bayern von ca. einem halben Tag, für das Vorhaben Riedl 11,7 Stunden, sind in der Lage, Strom aus Grundlastkraftwerken, wie Atom- und Kohlekraftwerken, profitabler zu machen: Nachts wird mit billigem Nachtstrom Wasser hoch gepumpt, tags wird das Wasser durch die Turbine abgelassen, verstromt, und der Strom bei Spitzenstrompreisen gewinnbringend verkauft.

Sonnenstrom benötigt keine Pumpspeicherwerke. Deutschland hat nachts heute einen Stromgrundlastbedarf von ca. 40.000 Megawatt Leistung, tags um die Mittagszeit erreicht der Strombedarf Spitzenwerte um ca. 80.000 Megawatt. Die Stromproduktion aus Fotovoltaik hat in Deutschland um die Mittagszeit im Sommer bei Sonne eine Kapazität von ca. 20.000 Megawatt Leistung – der produzierte Strom wird also sofort verbraucht, es besteht kein Speicherbedarf. Bei der heutigen Zubaurate wird es bis ca. 2025 dauern, bis der Sonnenstrom in Deutschland eine Kapazität von ca. 80.000 Megawatt Leistung erreichen wird.

 

Für Rückfragen:

 

Dr. Herbert Barthel,

Referent für Energie und Klimaschutz, Tel.: 0911-81878-17

herbert.barthel@bund-naturschutz.de