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Regionalflughafen für Schwaben ökonomisch und ökologisch nicht vertretbar.

Bund Naturschutz lehnt alle aktuellen Planungen ab.

02.08.2004

Anlässlich der Genehmigung für den Regionalen Verkehrsflughafen Allgäu Memmingerberg hat der Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) erneut seine Ablehnung aller derzeit diskutierten Regionalflughäfen deutlich gemacht. „Wir halten einen Regionalflughafen in Schwaben weder für nötig noch für ökologisch oder ökonomisch vertretbar“ betonte Richard Mergner, Landesbeauftragter und Verkehrsexperte des BN.

Der BN hat damit auch klargestellt, dass es nicht um ein entweder „Konversion des Militärflughafens Memmingerberg“ oder „zivile Mitbenutzung des Militärflugplatzes Lechfeld“ gehen kann. Angesichts der Nähe zum Flughafen München und der ökologischen Auswirkungen sind beide klar abzulehnen. Auch der Ausbau des bisherigen Flughafens Augsburg-Mühlhausen für weitere 30 Millionen Euro wird vom BN abgelehnt.

Statt dessen fordert der BN eine bessere Anbindung Schwabens an den Flughafen München durch einen raschen Ausbau der Schienenverbindung zwischen Augsburg und München. „Schwaben leidet nun an der vom BN immer kritisierten Fehlentscheidung, dass die ICE-Strecke über Ingolstadt und nicht über Augsburg ausgebaut wurde. Doch ein Regionalflughafen kann dieses Problem nicht lösen und wird zudem über hundert Millionen Euro binden – Geld, das für den Ausbau der Schienenverbindungen in Schwaben besser eingesetzt und nötig wäre“ so Christine Margraf, Regionalreferentin für Schwaben.

Zur „Machbarkeitsstudie“ für die zivile Mitbenutzung von Lagerlechfeld äußerte sich der BN sehr kritisch. Die Studie liefert weder seriöse Angaben über Kosten und Wirtschaftlichkeit noch über angeblich zu erwartende Arbeitsplätze, Lärmprobleme werden verschleiert und die Prognosen basieren auf „optimalen Bedingungen“, die gleichzeitig an anderer Stelle wieder eingeschränkt werden. „Entweder ist der Flughafen nie und nimmer wirtschaftlich und wird den Steuerzahler massiv belasten oder es soll hier nach klassischer Salamitaktik nur der Einstieg in einen neuen Flughafen „München III“ geschaffen werden“ kritisierte Mergner die Machbarkeitsstudie. Fast kein Flughafen in Deutschland oder Europa arbeitet ohne Verluste. Nahezu alle schlucken offen und verdeckt Subventionen. Um diese noch irgendwie zu begrenzen, werden Billigflieger angelockt und nach und nach Nachtflugverbote aufgeweicht. Da ein Flugplatz München III auf dem Lechfeld überwiegend Billigfliegern dienen wird, sind nicht einmal nennenswert neue Arbeitsplätze in Sicht.

Der BN appelliert an alle Politiker der Region, statt in „Goldgräberstimmung“ zu verfallen, die Planungen nach ihren tatsächlichen – auch finanziellen – Auswirkungen zu beurteilen und eine zivile Nutzung des Flughafens Lagerlechfeld zum Schutz der Bevölkerung und aus ökonomischen und ökologischen Gründen gemeinsam abzulehnen. Die tatsächlichen Auswirkungen müssen offen dargestellt und überprüft werden.
Die Ausdehnung der Nutzung am Flughafen Memmingerberg lehnt der BN weiterhin ab, der BN prüft derzeit rechtliche Möglichkeiten gegen die landesplanerische Genehmigung der Regierung von Schwaben.


Als Gründe gegen einen Regionalflughafen Schwaben führt der BN an:

Fliegen schädigt das Klima
Das Flugzeug hat die schlechteste Klimabilanz. So belastet jemand, der nur einmal von Deutschland in die USA und zurück fliegt das Klima genauso schwer wie eine durchschnittliche Autofahrerin in vier Jahren. Infolgedessen wächst der Anteil des Fliegens am Treibhauseffekt stark an.
Extrem klimaschädigend ist die wachsende Luftfracht. Für z.B. den Flug eines Kilo Weintrauben von Südafrika zu uns, werden über 4 kg Kerosin verbrannt. Über 10 kg CO2 entstehen. Eine besonders schlechte Klimabilanz haben auch Kurz-Streckenflüge, beispielsweise innerhalb von Deutschland.
Die Klimaschäden werden in den kommenden Jahrzehnten noch mehr spürbar als heute schon. Wir und mehr noch unsere Nachkommen werden sie voraussichtlich mit Stürmen, Hitzeperioden und Fluten zu erleiden haben.
Nötig ist daher eine Einschränkung aller klimaschädlichen Aktivitäten. Ein weiterer Ausbau des Flugverkehrs durch Regionalflughäfen ist mit den Verpflichtungen zum Klimaschutz nicht vereinbar.

Flughafen bedeutet Lärm
Störend und gesundheitsschädigend sind im Umfeld der Flughäfen die Abgase und der Lärm sowohl der startenden und landenden Flieger als auch der täglichen Autofahrten zum und vom Flugplatz.
Ärzte weisen immer wieder darauf hin, dass übermäßiger Lärm Herzinfarkte verursacht. Denn Lärm stresst Seele und Körper. Untersuchungen des früheren Bundesgesundheitsamtes zeigen, dass Verkehrslärm von 61 bis 70 Dezibel das Herzinfarktrisiko um 20 Prozent steigen lässt. Bei über 70 Dezibel erleiden im Vergleich zu 60 Dezibel sogar 80 Prozent mehr Menschen einen Infarkt.

Missmanagement für die Bahn, Subventionen fürs Fliegen
Wer von Hamburg in den Urlaub will, muss für Flugreisen ans Mittelmeer häufig weniger zahlen als für Bahnreisen ins Allgäu. Dies ist sowohl ein Ergebnis jahrzehntelangen Verkommenlassens der Bahn als auch eine Folge vieler Subventionen fürs Fliegen.

Für den Mallorcaflug werden weder Mineralöl-, noch Öko- und nicht einmal Mehrwertsteuern berechnet. Am Flughafen München II wird skandalöserweise sogar das Kerosin mit 1,4 Cent pro Liter subventioniert. Zudem sind die Start- und Landegebühren nicht kostendeckend, so dass wir Steuerzahler auch viel Geld für Baukredite usw. zahlen. Es ist aus Klimaschutz- und Gerechtigkeitsgründen grundverkehrt, das Fliegen mit Steuergeldern zu subventionieren!

Die Bahn hingegen leidet darunter, dass sie seit Jahrzehnten von Verkehrsministern einerseits in milliardenverschwendende Fehlinvestionen gelenkt wurde und andrerseits wichtige Modernisierungen gerade auch in Schwaben ausblieben.

Flughafen Augsburg
Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre häufte der Augsburger Flughafen jährlich Verluste von mehre-ren Millionen Euro an. Der verantwortliche Oberbürgerbürgermeister Menacher verschleierte das drohende finanzielle Fiasko. Nach dem „Regierungswechsel“ im Jahre 2002 wurden dann jährlich zur Abwendung der Insolvenz rund 2,4 Millionen Defizit des Flughafens sowie zusammen etwa 6 Millionen aufgelaufene Verluste bezahlt. Zusätzlich wurden noch, ohne öffentlich viel darüber zu sprechen, städtische Grund-stücke für viele Millionen an die Augsburger Flughafen GmbH übertragen. Sonst wäre die AFG zahlungsunfähig geworden. Auf jeden Fluggast entfielen um die 50 Euro Zuschuss der Stadt Augsburg.
Dafür, dass Augsburg kein Geld hat, ein unglaublicher Vorgang! Große Teile der Augsburger Wirtschaft, gerade auch die Handwerkskammer, die sonst immer Privatisierung und Steuersenkungen fordern, verlangen beim Flughafen die Ausgabe von zig Millionen Steuergeldern.

Ausdehnung der Flugbetriebs hat Auswirkungen auf die Natur
Der Flughafen Lagerlechfeld grenzt an wertvollste Natur. Der Lech mit seinen Auen ist von der Quelle bis zur Mündung eine der zentralen Biotopachsen in Schwaben. Trotz aller Beeinträchtigungen sind die Lechauen mit ihren Trockenrasen und Auwälder und Wiesen Lebensraum zahlreicher gefährdeter und auch empfindlicher Arten. Im Bereich des Flughafens ist der Lech als europäisches Schutzgebiet nach der Fauna-Flora-Habitat-(FFH-) Richtlinie ausgewiesen. Vorkommen des Brachvogels sind bekannt.
Auch der Flughafen Memmingerberg liegt in der Nähe wertvollster Lebensräume. Bei Unfällen ist eine Gefährdung dieser ebenfalls als FFH-Gebiete ausgewiesenen Gebiete nicht auszuschließen.