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Tiere und Pflanzen

Schöpfung bewahren - Wälder schützen

Nachhaltige Nutzung und nutzungsfreie Waldschutzgebiete gefordert

25.09.2012

Mit einem breiten Informationsangebot im Gottesgarten auf der Landesgartenschau in Bamberg werben Naturschutzverbände am 25. und 26. September für einen besseren Schutz der Wälder. Neben einer nachhaltigen Waldwirtschaft, die nach wie vor auf großer Fläche notwendig ist, muss es deutlich mehr nutzungsfreie Waldschutzgebiete geben. „Schöpfung bewahren bedeutet in Deutschland vor allem, dass Wälder auch konsequent geschützt werden müssen“, so Ralf Straußberger, Waldreferent des BUND Naturschutz in Bayern und Geschäftsführer des Freundeskreises Nationalpark Steigerwald. Weil ausreichend große Laubwaldschutzgebiete in Bayern bis heute fehlen und die Wälder bis auf ganz wenige Ausnahmen bewirtschaftet werden, sind viele anspruchsvolle Laubwaldarten ausgestorben oder kümmern nur noch in kleinen Restbeständen dahin. Die Naturschutzverbände im Freundeskreis Nationalpark Steigerwald fordern deshalb von der Staatsregierung einen Nationalpark im Steigerwald auf den Weg zu bringen, damit Bayern seiner großen Verantwortung Buchenwälder zu schützen gerecht werden kann.

Nationalpark Steigerwald – typisch fränkisch, typisch bayerisch

Beim oberen und nördlichen Steigerwald, für dessen Staatswälder ein Nationalpark Steigerwald diskutiert wird, handelt es sich um eine für Franken und Bayern besonders charakteristische Landschaft. Wie in sonst keinem anderen Landstrich in Bayern gibt es sie hier noch: großflächige, weitgehend unzerschnittene Laubwälder in verschiedenster Ausprägung. „Angefangen von den Schwarzerlenwäldern entlang der kleinen Bäche, über die Eichen-Hainbuchen-wälder bis hin zu den Hainsimsen-Buchenwäldern finden wir im Steigerwald sehr viele Waldgesellschaften nebeneinander“, freut sich Hermann Bösche von der Naturforschenden Gesellschaft Bamberg über die bunte Vielfalt. Sogar artenreiche Orchideen-Buchenwälder sind hier zu finden. „Uns kommt es aber nicht auf eine möglichst hohe Artenzahl an sich an, sondern ob besonders typische Ausprägungen der Wälder noch vorhanden sind“, so Bösche. So sind gerade die relativ an Waldpflanzen armen Hainsimsen-Buchenwälder besonders schützwürdig, weil sie die typische Waldgesellschaft für viele Gegenden Frankens und Bayerns darstellen. So gut wie im Steigerwald ist das Mosaik der Laubwaldgesellschaften kaum woanders noch auf diesen großen Flächen vorhanden.

Schöpfung bewahren – auch in Bayern umsetzen

„Gott, der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaue und bewahre“ Genesis 2, 15. Das Herrschen des Menschen über die Pflanzen, Pilze und Tiere als mitgeschöpfliche Umwelt ist kein Freibrief für eine einseitige Ausbeutung der Natur, sondern verlangt einen verantwortungsvollen Umgang des Menschen mit der ihm anvertrauten Umwelt und seinen Mitgeschöpfen. Es verlangt einen verantwortungsvollen Umgang im Sinne eines Hirten, der seine Herde, seine Tiere vor Gefahren beschützt. Übertragen auf den Umgang mit den Wäldern bedeutet dies, dass es ein ganzheitliches Konzept im Sinnen von „Bebauen und Bewahren“ geben muss. Eine nachhaltige Waldwirtschaft ist nach wie vor auf großer Fläche notwendig, aber es muss deutlich mehr nutzungsfreie Waldschutzgebiete geben, damit zumindest dort vollständige Waldökosysteme mit der gesamten Vielfalt der Schöpfung erhalten werden können. Die Waldwirtschaft ist hier überfordert. Denn viele Waldarten stellen an ihren Lebensraum besonders hohe Ansprüche, die sich im Wirtschaftswald nicht erreichen lassen: sie bewohnen Wälder mit einem Alter über 200 Jahren oder benötigen Totholzmengen über 100 m³ pro Hektar. Die Waldnatur hat ihre eigene Ordnung abseits von Rückegassen und Festmeter, sie braucht aber ein Mindestmaß an Fläche und dauerhaften Schutz, um sich voll und ungestört entfalten zu können.

Bayern braucht deutlich mehr nutzungsfreie Waldschutzgebiete

Von Natur aus war Bayern fast ganz von Wald bedeckt, vorwiegend von Buchenwäldern. Deutschland hat weltweit die größte Verantwortung zum Schutz der Buchenwälder, weil es ein Viertel des weltweiten Verbreitungsgebietes der Rotbuche beherbergt. Als Flächenland hat Bayern deshalb eine besondere Verantwortung Buchenwälder zu schützen. Und zwar als vollständige und unverletzte Waldökosysteme ohne Holznutzung. Denn auch eine nachhaltige Waldwirtschaft führt immer zu großen Eingriffen und Veränderungen in Wäldern. So erfordert die Holznutzung ein intensives Erschließungssystem mit Forststraßen und Forstwegen, die z.B. im Staatswald im Abstand von ca. 30 Metern verlaufen sollen. Die Holzbiomasse wird in Wirtschaftswäldern nahezu vollständig genutzt und die Bäume erreichen nur maximal ein Drittel oder ein Viertel ihrer natürlichen Lebensspanne. So dürfen Buchen nur 140 Jahre alt werden, bevor sie gefällt werden, im Naturwald können sie bis zu 400 Jahre alt werden, bevor sie eines natürlichen Todes sterben.

Bayerische Staatsregierung muss Ziele der Bundesregierung umsetzen

Der Naturschutzverbände kritisieren, dass die Staatsregierung sich weigert,
10 Prozent des öffentlichen Waldes in Bayern dauerhaft zu schützen, wie es die Nationale Biodiversitätsstrategie zum Schutz der Vielfalt vorsieht. Diesen Beschluss fasste die Bundesregierung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel Ende 2007 mit den Stimmen der damaligen Bundesminister Horst Seehofer und Michael Glos, um die vorhandenen Defizite bei den nutzungsfreien Wäldern abzubauen und den internationalen Verpflichtungen zum Erhalt des Buchenwaldnaturerbes zu entsprechen. Doch von diesem Ziel ist das Land Bayern weit entfernt. Gerade einmal ein Fünftel der erforderlichen öffentlichen Wälder, also nur ca. 2 % statt 10 % sind in Bayern dauerhaft geschützt. Die Wälder im Nordsteigerwald könnten dazu einen wertvollen Beitrag leisten, denn sie wurden 2007 als „weltnaturerbewürdig“ ausgezeichnet. Ein Weltnaturerbetitel bzw. die Auszeichnung als Nationalpark stellen für die Natur und für die Menschen in der Region eine große Chance dar.

Freundeskreis intensiviert Aufklärung und Werbung für Nationalpark

Mit einem vielfältigen Informationsangebot werben die Verbände im Freundeskreis Nationalpark Steigerwald dafür, einen kleinen Teil der Wälder, ausschließlich Staatswälder, im Steigerwald wieder der Natur zu überlassen. Das Informationsbüro in Ebrach koordiniert die zunehmende Anzahl von Anfragen nach Exkursionen, geführten Wanderungen und Vorträgen. Ein Naturwanderführer des BUND Naturschutz „Unterwegs zum Nationalpark Steigerwald“ wirbt für einen Ausflug in den Steigerwald als ein lohendes Wandergebiet in der Metropolregion Nürnberg - vor den Toren Bambergs und Würzburgs gelegen (http://www.bund-naturschutz.de/fakten/wald/nationalpark-steigerwald.html).

Ulla Reck

Informationsbüro Freundeskreis Nationalpark Steigerwald
Rathausplatz 4, 96157 Ebrach
Tel: 09553/ 98 90- 42 oder -43
Fax: 09553/ 98 90 -95
mobil: 0176/ 200 38 523
info@freundeskreis-nationalpark-steigerwald.de
www.freundeskreis-nationalpark-steigerwald.de