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Verbände plädieren für Neukonzeption zum Waldzentrum im Spessart

Alternativer Standort und neue Konzeption: Die Verbände Freunde des Spessarts, BUND Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz, Greenpeace und WWF werben für einen Alternativ-Standort und fordern eine neue Konzeption für das bisher im Hafenlohrtal geplante sogenannte „Eichenzentrum“.

 

16.11.2018

„Wir begrüßen es sehr, dass die neue Staatsregierung in ihrem Koalitionsvertrag ein neues Kapitel beim Schutz der Wälder aufgeschlagen hat und 10 % der Staatswälder als Naturwälder schützen will“, so Sebastian Schönauer, stellv. Landesvorsitzender des BN in Bayern. Dieser neue Schutzaspekt muss auch bei der Konzeption für das Informationszentrum und bei der Behandlung der Staatswälder im Spessart mit einfließen. Denn bislang liegt der Fokus, wie der Name „Eichenzentrum“ schon verrät, einseitig auf der Holznutzung und der Baumart Eiche. Im Spessart als laubholzreichem und bedeutendem Waldgebiet muss auch ein Verbundsystem aus Naturwäldern eingerichtet werden. Die Verbände haben dazu Ende 2017 Vorschläge vorgelegt. „Der bisher für das „Eichenzentrum“ inklusive Akademiebetrieb, Tagestourismus, Wildgehege, Trekkingplatz und Imbiss ins Auge gefasste Standort Erlenfurt im Hafenlohrtal ist höchst problematisch“, kritisiert Bernd Kempf, Vorsitzender der Bürgerbewegung Freunde des Spessarts. Er schlägt deshalb vor, das Schloss Luitpoldshöhe nahe der Autobahnauffahrt Rohrbrunn als Standort zu prüfen und dort ein Spessartwald-Zentrum einzurichten. Die bayerischen Naturschutz- und Umweltverbände sind zu einer konstruktiven Mitarbeit bereit, wenn der Standort und die Konzeption für das Spessartwald-Zentrum den neuen o.g. Zielen des Koalitionsvertrages auch für den Spessart Rechnung trägt.

Vieles spricht für Schloss Luitpoldshöhe als Spessartwald-Zentrum

Die Lage des Bauwerks ist absolut unkritisch – es gibt keine Schutzgebiete, die negativ beeinflusst werden könnten. Die Erreichbarkeit ist durch die Nähe zur Autobahnabfahrt Rohrbrunn hervorragend und muss nicht mehr weiter ausgebaut werden. Das Schloss liegt ziemlich genau im Schnittpunkt aller drei Spessart-Landkreise Aschaffenburg, Miltenberg und Main-Spessart. Die alten Buchen- und Eichenwälder der zwar kleinen, aber feinen Naturschutzgebiete Rohrberg und Metzger sind nahebei, ebenso die ebenfalls alten Eichen- und Buchenwälder im Heisterblock nahe der B 8. Das Gebäude an der Luitpoldshöhe ist derzeit bewohnt und befindet sich in einem weit besseren baulichen Zustand als Erlenfurt. D.h. es werden bei einer Umgestaltung deutlich niedrigere Kosten erwartet. Das Schlösschen hat eine funktionierende Trinkwasser- und Abwasserversorgung – zwei Aspekte, die im Hafenlohrtal noch völlig ungeklärt sind. Und vor allem: Es hat eine weit größere historische Bedeutung als Erlenfurt. Als Jagdschloss des Prinzregenten Luitpold wird es auf großes Interesse bei den Tourismusverbänden stoßen und sollte wie die Schlösser von König Ludwig in Oberbayern saniert und als Kulturdenkmal erhalten werden. An historischer Stätte, denn das „Das Wirtshaus im Spessart“, in ganz Deutschland berühmt durch den gleichnamigen Film mit Liselotte Pulver war ganz in der Nähe gelegen und musste in den 1960er Jahren der Autobahn weichen.

Die vielen Vorzüge, die das „Jagdschloss des Prinzregenten“ bietet, sind so eindeutig, dass die Verbände vorschlagen, zu prüfen, inwieweit sich die Planungen im Schloss Luitpoldshöhe realisieren lassen. Auch die Option, die geplanten Maßnahmen am Bischborner Hof zusätzlich an das Jagdschloss zu verlagern und dadurch zweifelsohne weitere Kosten zu sparen, sollte hierbei geprüft werden. Unabhängig davon, ob sich das Informationszentrum an den o.g. Orten verwirklichen lässt, lassen die Naturschutzverbände keinen Zweifel daran, dass in jedem Fall ein Alternativstandort gefunden werden muss, denn das Hafenlohrtal ist dafür nicht geeignet.

Naturwälder schützen, heißt Spessart schützen

Der Naturschutzverbände begrüßen, dass die bayerische Staatsregierung das Ziel der Nationalen Biodiversitätsstrategie, im Staatswald 10 % als Naturwälder zu schützen, zumindest für den Bereich des Staatswaldes anerkennt. „Wenn die Staatsregierung glaubwürdig Naturwälder unter Schutz stellen will, reicht es nicht, nur die Wälder aus der Nutzung zu nehmen, die in unzugänglichen Mooren oder im Hochgebirge sowieso nicht zu bewirtschaften sind“, so Sebastian Schönauer. „Und wie die Latschenfelder ja sowieso nie genutzt werden konnten.“ Kernstück der Erhaltung und Verbesserung der Wald-Biodiversität, für deren Schutz Bayern verantwortlich ist, sind zusammenhängende Laubmischwälder. Die Hauptverantwortung für uns Menschen des 21. Jahrhunderts liegt beim Schutz von unverletzten Buchenwald- und Laubmischwaldökosystemen, die ursprünglich in Bayern ca. 80 % der Landesflächen ausmachten. Der Schutz von Naturwäldern macht im bayerischen Spessart, eines der naturnähesten und auch großflächigsten Waldgebiete Bayerns, am meisten Sinn. Auf nur ca. 4 % der Gesamtwaldfläche Bayerns wachsen im Spessart über 10 % der bayerischen Buchen- und Eichenwälder und fast ein Viertel der älteren Buchen- und Eichenwälder Bayerns (22 %). Damit ist der Spessart eine der herausragenden Waldregionen, die für Naturwaldschutzgebiete in Frage kommen. „Wir appellieren an den neuen Umweltminister Thorsten Glauber, dass das Naturwaldziel aus dem Koalitionsvertrag auf Basis eines differenzierten Konzeptes vor allem in den staatlichen Laubwäldern im Spessart umgesetzt wird“, so die Verbände. Die bayerischen Naturschutzverbände haben bereits Ende 2017 Vorschläge für ein Naturwaldverbundsystem im Spessart vorgelegt und bieten an, das mit dem neuen Umweltminister Thorsten Glauber und mit der Forstministerin Michaela Kaniber zu diskutieren.

Für Rückfragen:

Sebastian Schönauer, stellv. BN-Landesvorsitzender,
0174/888 28 80; sebastian.schoenauer@bund-naturschutz.de

Bernd Kempf, 1. Vorsitzender BBFdS (Bürgerbewegung Freunde des Spessarts)
0173/ 883 47 91; bernd-kempf@live.com