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Tiere und Pflanzen

"Der gemeinsame Einsatz hat sich gelohnt!"

Ein Gespräch mit Josef Siller, dem früheren Vorsitzenden der BN-Kreisgruppe Tirschenreuth, über den Kampf zum Erhalt des Teichelsberg, einer "Perle der Naturwälder".

Herr Siller, erste Frage, wie geht die Sage von den Hankerln? Und was sind Hankerln überhaupt?

Die „Hankerln“, kleine Männchen, waren reich und sollten viele Schätze aus Gold und Edelsteinen in den Wäldern des Teichelbergs versteckt haben.

Haben Sie selbst schon mal Hankerln gesehen? Wenn sie nicht mehr am Hanklbrunnen sind, wo sind die Hankerln dann heute?

Nach der Sage wurden die Hankerln von habgierigen Bewohnern erschlagen. Die goldenen Schlüssel für die Schätze sind auf dem Grund des Brunnens verschwunden.

Liegt es wirklich an dem großen Steinbruch auf der anderen Seite des Teichelbergs, dass der Hanklbrunnen trockengefallen ist? Oder liegt es vielleicht einfach am Klimawandel?

Durch die Erweiterung der Abbaufläche in das NSG (1996) wurde dem Brunnen „das Wasser abgegraben“. Der Klimawandel kann auch einen Beitrag leisten.

In welchem Zustand ist der Teichelberg heute? Muss man sich um die Zukunft des Naturwaldreservats Sorgen machen?

Der Laubwald ist in unserer kühleren Mittelgebirgsregion noch in einem guten bis zufriedenstellenden Zustand. Aber die zunehmende Erderwärmung und Trockenheit lassen die Bäume sterben, zum Beispiel 2020 die Fichten.

Was ist überhaupt das Besondere am Teichelberg? Was gibt es dort, was es anderswo oder zumindest in der näheren Umgebung nicht gibt?

Ein besonderes Kennzeichen dieses alten ungenutzten Laubwaldes ist die große Totholzmenge, auf die 150 von 415 Käferarten angewiesen sind. Dazu über 400 verschiedene Nachtschmetterlings- und 220 Pilzarten. Die nutzungsfreien Blockschuttwälder beherbergen eine außerordentliche Artenfülle: Hohltaube, Grau- und Kleinspecht, Waldschnepfe, Rauhfußkauz, Schwarzstorch, Uhu, Bechstein- und Mopsfledermaus, Wildkatze sind nur einige Arten der Roten Liste, die hier noch leben.

Blicken wir zurück: Sie haben den Teichelberg ja im wahrsten Sinne des Wortes als "offene Baustelle" geerbt, als sie 2007 das Amt des Kreisvorsitzenden übernommen haben. Was war der Stand damals?

Es bestand immer die Gefahr, dass ein Teil des 115 Hektar großen Naturschutzgebietes den wirtschaftlichen Interessen geopfert werden soll.

2011 stellte das Basaltwerk beim Bergamt Nordbayern in Bayreuth den Antrag zur Erweiterung des Basaltabbaus und wollte weitere 37 ha Erweiterungsflächen liegen im rechtsgültig ausgewiesenen Schutzgebiet abbauen. Was war Ihre Reaktion und die der Kreisgruppe?

Es gab sofortige Protestkundgebungen und Pressetermine vor Ort, auch mit Prof. Dr. Hubert Weiger, mit der klaren Ansage: „Wir gehen durch alle Instanzen“. 2011 haben wir mit den jährlichen Waldbegehungen zur Sensibilisierung der Bevölkerung begonnen.

Musste man diesen Erweiterungsantrag angesichts des hohen Schutzstatus' mit FFH und Natura 2000 überhaupt noch ernst nehmen? War das nicht von vornherein ein Rohrkrepierer?

Das Basaltwerk wollte über das Bergrecht doch noch zu einer Abbaugenehmigung im NSG kommen. Der Erweiterungsantrag war immer eine drohende Gefahr.

Heißt das, selbst der höchste Schutzstatus nach dem Naturschutzrecht ist nichts wert, wenn sich unterhalb der Erde etwas befindet, das wirtschaftlich verwertbar ist?

Prof. Weiger wollte in einer Petition an den Bundestag eine „überfällige Novelle des Bergrechts“ erreichen. Sollte über das Bergrecht der Naturschutz ausgehebelt werden, wäre das ein Dammbruch für alle anderen Naturschutzgebiete.

2018 kam dann der Befreiungsschlag: Die Bayerischen Staatsforsten als Flächeneigentümer kündigten den Abbaupachtvertrag, und das Basaltwerk Pechbrunn musste seinen Betrieb einstellen. Man ist geneigt zu sagen: Warum nicht gleich so? Aber stand diese Entscheidung der Staatsforsten eigentlich in einem Zusammenhang mit den Aktivitäten der BN-Kreisgruppe, oder erfolgte sie völlig unabhängig davon?

Der damalige Forstdirektor Gerhard Schneider hat ab 2011 auch gemeinsam mit dem BN gegen die Ausweitung des Basaltabbaus am Teichelberg öffentlich Stellung genommen. Unsere Aktivitäten hatten sicherlich einen Einfluss.

Nun ist der Abbau eingestellt, aber der riesige Steinbruch ist ja weiterhin vorhanden und liegt da wie eine offene Wunde in der freundlichen Oberpfälzer Landschaft. Wie geht es damit weiter? Sind Sie eher optimistisch, wie es damit weitergeht, oder erfüllt Sie das eher mit Sorge?

Ich würde gerne die Abbruchkante als Mahnmal erhalten haben. Für das restliche Areal bevorzugt der jetzige Forstdirektor ein natürliche Sukzession bedingt durch den Klimawandel und die zunehmende Trockenheit.

Zum Schluss eine persönliche Frage: Wie hat sich Ihr eigenes Verhältnis zum Teichelberg in den 14 Jahren, die Sie sein Schicksal nun als Kreisvorsitzender begleiten, verändert?

Ich bin am Fuße des Teichelbergs in Pechbrunn geboren. Für mich war immer klar, dass diese „Perle der Naturwälder“ mit ihrem einzigartigen Artenspektrum erhalten werden muss. Der gemeinsame Einsatz vieler Verbände und Organisationen hat sich gelohnt.