Volkacher Mainschleife: Stelzenhotel verhindert – Landschaftsbild gerettet
Auch touristisch interessante Ziele sind nicht automatisch vor Begehrlichkeiten geschützt: Um die Mainschleife hat es schon einige Auseinandersetzungen gegeben, zuletzt gelang es dem BN – zusammen mit Bürgerinitiative und den Grünen – ein Stelzenhotel mitten im Main zu verhindern.
Die Volkacher Mainschleife ist ein Touristenmagnet: Zehntausende besuchen jährlich die Weinorte Nordheim und Escherndorf, die Vogelsburg mit ihrer prächtigen Aussicht, das Karthäuserkloster Astheim und natürlich die Altstadt von Volkach. Aber das heißt keineswegs, dass die Natur und die Landschaft, von der die Region lebt, vor zerstörerischen Eingriffen sicher wären.
Bereits in den 1950er-Jahren wurde die Mainschleife südlich von Volkach mit einem Kanal durchstochen. Der Aushub wurde zu einem 35 m hohen Berg aufgeschüttet, der sogenannten Hallburgkippe, die heute teils von Wald, teils von Weinbergen bedeckt ist. Auch in der Natur heilt die Zeit manche Wunden, aber für diejenigen, die ein Gespür für natürliche Strukturen haben, bleibt eine Irritation: Diese „Kippe“ passt einfach nicht in die Landschaft. Immerhin hat der Durchstich aber diesen Teil der Mainschleife davor bewahrt, zur Schifffahrtsstraße ausgebaut zu werden.
Pionierübungsplatz der Bundeswehr musste verkleinert werden
Als ob so viel Glück nicht von Dauer sein dürfe, beschloss in den 1970er-Jahren die Bundeswehr, am Ortsrand von Nordheim einen Pionierübungsplatz direkt am Main anzulegen. Heftige Proteste von Winzern und Naturschützern konnten dies nicht verhindern, erzwangen aber zumindest eine deutliche Verkleinerung. Auch wenn einer der Anführer des damaligen Widerstands, der Ökowinzer Helmut Christ, heute bedauernd meint, sie hätten nicht viel erreicht: Die Bundeswehr hat dort weniger Schaden angerichtet als befürchtet und den Großteil der Fläche faktisch sogar aus der Nutzung genommen.
Zugleich ist die Volkacher Mainschleife eines der Zentren des ökologischen Weinbaus in Franken. Bescheiden meint Helmut Christ, er sei nicht der erste Ökowinzer in der Region gewesen, die Schwestern auf dem Vogelsberg hätten vor ihm mit dem ökologischen Weinbau begonnen. Doch mit Stolz zeigt er seine Weinberge: Rund 10 cm Humusaufbau sind ihm in den 40 Jahren seiner Bewirtschaftung gelungen – mit durchschlagendem Effekt: „Mich schreckt auch ein Starkregen mit 100 Litern pro Quadratmeter nicht. Unser Boden kann das aufnehmen.“
Das ist in Zeiten des Klimawandels eine gewichtige Aussage, denn bei längerem Starkregen färbt sich der Main gelb, weil es so viel Boden von den Hängen der konventionellen Winzer in den Fluss schwemmt. „In den ersten Jahren hat man mich ausgelacht“, erinnert sich Christ, „doch heute müssen die Kritiker anerkennen, dass wir uns nicht nur gehalten, sondern erfolgreich im Markt etabliert haben. Und für den Klimawandel sind wir besser gerüstet als die meisten anderen.“
Bürgerbegehren gegen Hotelbau erfolgreich
Doch die Attraktivität der Region birgt auch Gefahren. Um von dem wachsenden Touristenstrom zu profitieren, wollte ein Volkacher Hotelier und Gastronom ein weiteres Hotel bauen, und zwar – ausgerechnet! – auf Stelzen in den Main. Der Stadtrat von Volkach stimmte zu, doch die BN-Ortsgruppe wollte diese Störung des Landschaftsbilds nicht hinnehmen. Gemeinsam mit einer Bürgerinitiative und den Grünen initiierte sie ein Bürgerbegehren, das bei einer hohen Wahlbeteiligung von rund 58 Prozent fast eine 4/5-Mehrheit gegen das Vorhaben erbrachte.
Ein spektakulärer Erfolg – dennoch womöglich nur ein Etappensieg gegenüber dem, was noch kommen mag. Offenbar steht jede Generation neu vor der Herausforderung, ihre Heimatlandschaft vor neuen Ideen zu ihrer allzu rücksichtslosen Kommerzialisierung zu schützen.
Lohnende Rundwanderung mit Blick auf die Mainschleife
Wer die Schönheit der Volkacher Mainschleife erwandern will, startet am besten am Bahnhof oder im Zentrum von Volkach und geht von dort einen Fahrweg direkt am Mainkanal entlang nach Süden. Bei der nächsten Brücke überquert man den Kanal und folgt dem Rad- und Fußweg, der die Straße begleitet, nach Nordheim.
Dort setzen wir mit der Fähre, die ganzjährig in Betrieb ist, nach Escherndorf über und gehen geradeaus in den Ort hinein. Der Hauptstraße mit ihren pittoresken Häusern folgen wir nach rechts, bis wir den steilen Aufstieg zur Vogelsburg erreichen. Die Mühe des Aufstiegs wird oben mit einer grandiosen Aussicht über die Mainschleife belohnt – und gegen Gebühr auch mit einer Brotzeit.
Auf sanft abfallenden Weinbergstraßen geht es mit vielen Aussichtspunkten hinunter nach Astheim. Dort lohnt es sich noch das Karthäuserkloster zu besichtigen, das sich zur Staatsstraße hin hinter einer hohen Mauer verbirgt, bevor wir über die stark befahrene Mainbrücke nach Volkach zurückkehren.
- Ausgangspunkt: Volkach
- Reine Gehzeit: etwa 2,5 Stunden
- Höhenunterschied: ca. 80 Meter
- Wegcharakter: befestigte, größtenteils geteerte Wege und Straßen, Steig mit Treppen zur Vogelsburg
- Einkehr: Nordheim, Escherndorf, Vogelsburg, Volkach