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Tiere und Pflanzen

Bayern wird Wolfsland: BUND Naturschutz fordert bessere Förderung für Weidetierhalter

Die Zahl der in Bayern sesshaften Wölfe hat 2020 gegenüber 2019 zugenommen. Acht Territorien – gegenüber sechs in 2019 - sind in Bayern nun mit dauerhaft anwesenden Wölfen besetzt. Auch die Meldungen von einzelnen zu- oder durchwandernden Wölfen haben zugenommen. Auf diese gehen auch fast alle Nutztierrissen im Jahr zurück. Deshalb fordert der BUND Naturschutz, die Herdenschutzförderung in ganz Bayern zugänglich zu machen.

17.12.2020

„Aufgrund der Dynamik der Bestandsentwicklung der Wölfe und der langen Wanderdistanzen kann in Bayern jederzeit fast überall ein Wolf auftauchen.“ so Richard Mergner, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern e.V. (BN). „Deshalb fordern wir die Bayerische Staatsregierung auf, die Herdenschutzförderung flächendeckend in Bayern zugänglich zu machen - zumindest den Schafhalter/innen. Es kann nicht sein, dass diese erst nach dem ersten Riss in ihrer Region Zuschüsse zum Beispiel für die wolfsabweisende Zäunung bekommen.“

In der im April 2020 endlich in Kraft getretene bayerischen Förderrichtlinie für präventiven Herdenschutz wurden viele Forderungen der Weidetierhalter und des BN berücksichtigt. Zum Beispiel sind Hobby- und Nebenerwerbstierhalter/innen ebenso antragsberechtigt wie Vollerwerbslandwirte. Auch die Förderquote von 100% kommt den Weidetierhalter/innen sehr entgegen. Drängenden weiteren Handlungsbedarf sieht der BN dagegen bei der Förderung der laufenden Kosten des Herdenschutzes, die ein Vielfaches der investiven Kosten ausmachen können. Der BN fordert, dass die Förderung dieser Kosten zum Beispiel als Erschwernisausgleich in das Bayerische Vertragsnaturschutzprogramm und das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm aufgenommen wird.

Nutztierrisse: Herdenschutz wird dringlicher

2020 kam es nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) zu acht Übergriffen auf Nutztiere bzw. Gehegewild durch Wölfe. Dabei wurden 28 Tiere (Schafe, ein Damwild) getötet oder mussten in der Folge eingeschläfert werden, drei weitere Tiere konnten nicht mehr aufgefunden werden. Fast alle Risse waren auf durch- oder einwandernde Wölfe und nicht auf ein sesshaftes Tier zurück zu führen. Dies untermauert die Forderung des BN nach flächendeckender Herdenschutzförderung. Durch die aktuelle Regelung müssen bayerische Schafhalter/innen außerhalb der Fördergebiete auf den ersten Wolf warten, bevor sie dann praktisch über Nacht Herdenschutz umsetzen müssen und dafür auch Förderung in Anspruch nehmen können. Mergner fordert die Solidarität von Politik und Gesellschaft mit den Weidetierhalter/innen: „Die vergleichsweise geringe Zahl von Nutztierrissen in Bayern darf nicht darüber hinwegtäuschen, welch tiefen Einschnitt die Wolfspräsenz in Bayern für die Weidetierhaltung bedeutet. Der Mehraufwand für den Herdenschutz ist oft beträchtlich. Eine Gesellschaft, die sowohl die Weidetierhaltung will als auch den Wolf, darf die betroffenen Tierhalter nicht im Stich lassen.“

Neue Rudelgründungen, neue sesshafte Einzeltiere

Wolfspaare mit Nachwuchs, sogenannte Rudel, sind nun im Nationalpark Bayerischer Wald, dem Veldensteiner Forst (Landkreis Bayreuth) und im Manteler Forst (bei Weiden i. d. Oberpfalz) sesshaft. 2020 hat sich im Norden des Nationalparks Bayerischer Wald durch Zuwanderung eines weiblichen Jungtiers aus dem südlichen Rudel ein weiteres Rudel gegründet.  Beide Rudel sind grenzüberschreitend unterwegs und haben den Schwerpunkt ihrer Streifgebiete im angrenzenden tschechischen Nationalpark Šumava. Ein weiteres Rudel hat sich im Manteler Forst gegründet. Der Rüde stammt aus dem Rudel des 40 Kilometer entfernten Veldensteiner Forstes, die Fähe ist aus Sachsen zugewandert. Ein weiteres Wolfspaar in der Region, bisher ohne Nachwuchs, gibt es seit Jahren auf dem Truppenübungsplatz (TÜP) Grafenwöhr. Dieses Jahr wurde der Rüde allerdings nicht mehr nachgewiesen. Das seit 2018 bestehende Rudel im Veldensteiner Forst hatte auch 2020 wieder Nachwuchs. Nachdem das bisherige Muttertier im Herbst 2019 überfahren wurde, war der Fortbestand des Rudels zunächst nicht klar gewesen.
Die Regionen mit standorttreuen Einzeltieren sind derzeit im Allgäu, der Rhön und auf dem TÜP Hohenfels in der Oberpfalz. Weitere, bislang nicht als sesshaft geltende Wölfe konnten im Lauf des Jahres durch Fotofallenaufnahmen oder genetische Proben in einigen weiteren Regionen, beispielsweise Aichach-Friedberg, Eichstädt, Freising, Traunstein oder Weilheim-Schongau, nachgewiesen werden.

Weitere Informationen

Förderkulisse der Förderrichtlinie "Investition Herdenschutz Wolf"

Zahlen zum Monitoring von Wölfen in Bayern

Informationen zum LifeStockProject - Herdenschutz Österreich, Bayern und Südtirol