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Eingriffe in das Rückgrat von NATURA 2000 bereits geplant - Beispiel Dolomitkuppenalb bei Velden

Das Rückgrat des europäischen Schutzgebietssystems "Natura 2000" ist in Gefahr

05.03.2002

Eine Reihe gemeldeter FFH- und Vogelschutzgebiete soll durch Straßenbauten, Gewerbegebiete oder andere Maßnahmen beeinträchtigt werden, wenn es nach dem Willen der Staatsregierung und einiger bayerischer Kommunen geht.Daneben sind weitere Gebiete bedroht, die vom Freistaat nicht nach Brüssel gemeldet wurden, obwohl sie die formalen Kriterien der EU-Richtlinien erfüllen. Die Staatsregierung hat diese Gebiete ausgesondert, weil sie dort Infrastrukturplanungen, zumeist Straßenbau, vorsieht. Diese Gebiete hätten nach Ansicht des BN gemeldet werden müssen, z.B. das Pegnitztal westlich Hersbruck). Aktuelle Planungen betreffen z.B. die vom Freistaat gemeldeten Gebiete:FFH- und Vogelschutzgebiet Büg bei Eggolsheim, Lkr. ForchheimGeplantes Gewerbegebiet Büg-Süd in direkter Nachbarschaft zum Schutzgebiet. Der Bebauungsplan ist vom Marktgemeinderat bereits beschlossen, obwohl noch keine Verträglichkeitsprüfung vorliegt.Vogelschutzgebiet Nürnberger ReichswaldGeplante Ortsumfahrung Buckenhof - Uttenreuth - Weiher (St 2240), Lkr. Erlangen-Höchstadt. Für die im Planfeststellungsverfahren vorgesehene Trasse müsste Wald gerodet werden, eine Verträglichkeitsprüfung liegt nicht vor.Geplante Ostspange zum Flughafen Nürnberg. Für die von der Stadt Nürnberg vorgesehenen Trassen müsste Wald gerodet werden. Eine Verträglichkeitsprüfung liegt nicht vor. FFH-Gebiet DonauGeplante Motorsport-Bootshafen bei Vilshofen. Eine Verträglichkeitsprüfung liegt nicht vor.FFH-Gebiet Dolomitkuppenalb, Lkr. Nürnberger LandEin aktuelles Beispiel betrifft die Planung der Stadt Velden, im gemeldeten FFH-Gebiet "Dolomitkuppenalb" das Industriegebiet "Velden-Nord" auszuweisen. Ende 2001 wurde die Einleitung eines Bebauungsplanes durch den Stadtrat beschlossen, mit ersten Arbeiten will die Stadt nach Zeitungsberichten bereits Mitte 2002 beginnen.Bei der Dolomitkuppenalb handelt es sich um schönste Bereiche der Fränkischen Schweiz. Der besondere Reiz liegt in den lichten Kiefernwäldern, artenreiche und seltene Lebensgemeinschaften, die Touristen durch ihre eingestreuten Magerrasen, Wacholderbestände und trockene Waldränder beeindrucken. Allein vierzehn verschiedene Orchideenarten kommen in der Dolomitkuppenalb vor.Das ca. sechs Hektar große Industriegebiet soll nördlich von Velden inmitten von Äckern, Magerrasen und lichten Kiefernwäldern entstehen und der Firma Ecka-Granulate, einer Abspaltung der Eckart-Werke aus dem benachbarten Güntersthal (Gde. Hartenstein) Platz für eine Aluschmelze schaffen.Bislang liegt noch keinerlei Untersuchung vor, wie dem Umstand Rechnung getragen werden soll, dass es sich hier um ein FFH-Gebiet handelt. Nach europäischem Recht muss in solchen Fällen eine Verträglichkeitsprüfung vorgelegt werden, die auch die Untersuchung einer variante und von Alternativen beinhaltet. Gerade Alternativen dürften hier eine tragende Rolle spielen: Nachdem sich die Eckart-Werke in Güntersthal in zwei Firmen aufgetrennt haben, müsste im bestehenden Werksgelände noch Platz für Ecka-Granulate vorhanden sein, ein neuer Eingriff in die überaus sensible Landschaft wäre vermeidbar.Unabhängig von der Bewertung nach der EU-Richtlinie sollte gerade Velden als attraktive Kommune inmitten des Naturparkes Fränkische Schweiz - Veldensteiner Forst auf ihr größtes Kapital, die freie und reizvolle Landschaft besonders achten. Gerade im Bereich der Dolomitkuppenalb bestehen bereits heute große Potentiale im Fremdenverkehr, die zu nennenswerten Umsätzen in Velden beitragen und Arbeitsplätze sichern. Beides geht aber nur schwer zusammen: Industrieansiedlung im Großmaßstab und Tourismus vertragen sich nur schlecht.Der Bund Naturschutz kann nicht nachvollziehen, dass sich der Stadtrat von Velden hier zur Naturzerstörung entscheiden will, nachdem sich erst 1999 die große Mehrheit der Veldener Bürgerinnen und Bürger gegen den weiteren Abbau des Schrödlberges und für den Erhalt der Landschaft ausgesprochen hatte. Durch eine gemeinsame Aktion einer Veldener Bürgerinitiative und des BN konnte damals der Abbau des Berggipfels zur "Zahnlücke" gestoppt werden.Velden ist Mitglied der Kommunalen Allianz Hersbrucker Alb, die sich als Leitbild die Schaffung der "Gesundheitsregion Hersbrucker Alb" gegeben hat. Die Kommunale Allianz will darüber hinaus LEADER+-Projekte umsetzen, die zur Steigerung des Wertes von FFH-Gebieten beitragen sollen. Durch die geplante Industrieansiedlung im FFH-Gebiet riskiert Velden u.U. die Förderung der Region mit Leader+-Mitteln in Millionenhöhe.Dass der Kreistag die Fläche bereits aus dem Landschaftsschutzgebiet gestrichen hat, ist in diesem Zusammenhang eher eine Randnote. Derselbe Kreistag hat bisher regelmäßig gegen den Schutz der Landschaft entschieden. Die Fläche befindet sich nach wie vor im landschaftlichen Vorbehaltsgebiet des geltenden Regionalplanes. Hier muss der Regionale Planungsverband einer Herausnahme zustimmen.Der Bund Naturschutz hat sich in den vergangenen Jahren intensiv für den Schutz der FFH- und Vogelschutzgebiete eingesetzt. Er fordert von der Staatsregierung, dem Landratsamt und der Gemeinde Velden ein rechtskonformes Vorgehen. Die Ausweisung der FFH- und Vogelschutzgebiete darf nicht zum Papiertiger werden. Während sich andere europäische Länder an die Rahmenbedingungen der EU halten und z.T. 20% ihrer Landesfläche nach Brüssel gemeldet haben, darf Bayern (7,8% gemeldet) nicht nach dem Prinzip "Weiter so" handeln und die gemeldeten Gebiete nicht beeinträchtigen. In einem Schreiben an die Regierung von Mittelfranken hat der BN bereits die Sachlage geschildert und um Prüfung gebeten.An die Gemeinde appelliert der Bund Naturschutz, die Pläne für eine Industrieansiedlung auf der Hochfläche auch aus Gründen des Landschaftsschutzes nicht weiterzuverfolgen, sondern - ggf. gemeinsam mit der Gemeinde Hartenstein - nach Alternativstandorten im Bereich der bestehenden Eckart-Werke zu suchen.gez.Christiane Matern, 1. Vorsitzende der Kreisgruppe Nürnberger LandTom Konopka, Regionalreferent