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Über 7.600 dicke Bäume im Hohen Buchenen Wald

BN- und WWF-Kartierprojekt belegt Schutznotwendigkeit

26.07.2017

Der BUND Naturschutz in Bayern (BN) und der WWF Deutschland haben in einem über 3-jährigen Projekt sämtliche dicken Altbäume im vormaligen Schutzgebiet Hoher Buchener Wald bei Ebrach kartiert. "Die über 7.600 erfassten dicken Bäume auf einer Fläche von 775 Hektar belegen die nationale Bedeutung des ehemaligen Geschützten Landschaftsbestandteils", bilanziert Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN. Diese Ergebnisse belegen klar, dass die damalige Stellungnahme des Forstbetriebes Ebrach falsch war, wonach es keine alten und dicken Bäume im Schutzgebiet gäbe. Der BN kritisiert, dass die Staatsregierung auf dieser zweifelhaften Grundlage den Staatswäldern bei Ebrach bis heute einen konsequenten Schutz verweigert und sogar ein bestehendes Schutzgebiet wieder hat auflösen lassen. "Unser "Dicke Bäume"-Projekt belegt, dass die dicken Buchen im Hohen Buchenen Wald Schutz brauchen, weil ansonsten über 90 % der Starkbäume die Fällung droht. Wir appellieren an Ministerpräsident Horst Seehofer, die dicken und alten Bäume im Steigerwald zu schützen", so Weiger. Die bayernweit herausragende Häufung großer, alter Buchen im Kerngebiet des diskutierten Nationalparks Steigerwald unterstreicht die sehr gute Eignung der dortigen Staatswälder für einen Nationalpark, für den sich der BN weiterhin engagieren wird.

Tausende dicke Buchen bei Ebrach brauchen konsequenten Schutz

Der BUND Naturschutz und der WWF Deutschland haben im März 2014 ein Kartier-Projekt auf den Weg gebracht, um zu überprüfen wie viele dicke, alte Bäume es in dem Schutzgebiet noch gibt. Der staatliche Forstbetrieb Ebrach hatte öffentlich in einer Stellungnahme bestritten, dass es alte Bäume (über 140 Jahre) in dem Schutzgebiet gibt, worauf die Staatsregierung die Auflösung des Schutzgebietes veranlasste. Auf insgesamt 775 Hektar der Fläche des ehemaligen Schutzgebiets wurden 7653 dicke Bäume lagegenau erfasst. Ein Großteil der Starkbäume sind Buchen (77 %), gefolgt von Eichen (10 %) und einigen anderen Baumarten. In den untersuchten Waldbereichen sind im Durchschnitt etwa 10, in einigen Bereichen bis 45 Starkbäume pro Hektar zu finden, deutlich mehr als in vielen anderen Staatswäldern. Dies unterstreicht die bayernweite Sonderstellung des vormaligen Schutzgebietes und dessen hervorragende Eignung als Kernzelle für einen Buchenwald-Nationalpark.

Erhebungen belegen noch vorhandene nutzungsbedingten Defizite

Das Schwergewicht bei den erfassten Starkbäumen liegt nutzungsbedingt noch im unteren Starkholzbereich bis 80 cm Brusthöhendurchmesser (gemessen in 1,3 m Höhe). Nur etwa sieben Prozent der Starkbäume sind schon über 80 cm stark. Ab einem Durchmesser von 80 cm sollen zumindest die Buchen laut Vorgabe des Naturschutzkonzeptes des Forstbetriebes als "Methusalembäume" geschützt werden. Diese Ergebnisse zeigen, dass gerade die Nutzungen auch der jüngeren Vergangenheit dazu geführt haben, dass bislang nur ein kleiner Teil der Bäume die "rettende" 80 cm-Schwelle erreichen konnte. Gerade in den letzten Jahren wurden die jeweils dicksten Bäume bei den Holznutzungen gezielt eingeschlagen. Die forstlichen Nutzungen haben auch dazu geführt, dass nur wenige starke, stehende Totholzbäume und Biotopbäume vorhanden sind. So gibt es nur etwa 1 Biotopbaum pro Hektar unter den erfassten Starkbäumen. Dies zeigt, dass die Bäume im großen Stil umgesägt werden, bevor sie sich im Laufe der Jahrzehnte zu Biotopbäumen entwickeln können. Dies unterstreicht deren große Schutznotwendigkeit. Es fällt außerdem auf, dass viele Biotopbäume und Methusalembäume nicht markiert sind. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass wanderweg-nahe Markierungen der Öffentlichkeit den Eindruck vermitteln sollen, die schützenswerten Bäume seien alle markiert und damit erkennbar geschützt, was sich aber abseits der Wege oft als Trugschluss erweist.

Falschinformation des Staatsforstes widerlegt

Das Landratsamt Bamberg hatte das knapp 800 Hektar große Schutzgebiet erst 2014 ausgewiesen, um dort langfristig einen Naturwald entstehen zu lassen. Die BaySF hatten damals mehrfach behauptet, dass das Schutzgebiet nicht schutzwürdig sei, weil es nur vereinzelt alte und dicke Bäume, aber keine älteren Wälder über 140 Jahre gäbe. Auf Basis dieser Information war in der Staatsregierung in München Kritik an der Schutzgebietsausweisung laut geworden. Diese Falschinformationen sind nun durch das Kartierprojekt klar widerlegt. So sind im Schutzgebiet Hoher Buchener Wald auch großflächig alte bis sehr alte Wälder zu finden, wie z.B. in der Waldabteilung "Pflanzung", ein im Mittel über 190 jähriger Buchenwald, in dem auf über 8 Hektar über 360 Starkbäume kartiert wurden. "Wir appellieren an die Staatsregierung die neue Faktenlage zur Kenntnis zu nehmen", so Weiger. "Das Schatzkästlein Hoher Buchener Wald bei Ebrach sollte durch ein Schutzgebiet geschützt werden und darf nicht der Kettensäge preisgegeben werden."

Hinweis:
Die beim Pressegespräch gezeigte Präsentation kann im Internet heruntergeladen werden.