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Tiere und Pflanzen

Wiesenmeisterschaft 2021 - Mühldorfer Land

Jury unterwegs zu den Siegerwiesen

10.06.2021

Bei der diesjährigen, der elften Wiesenmeisterschaft in Bayern, haben sich im Landkreis Mühldorf 27 Landwirte mit ihren Wiesen angemeldet. Der Wettbewerb wird von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und dem BUND Naturschutz (BN) seit 2009 gemeinsam in jeweils einer anderen Region Bayerns ausgerichtet.

Mit dem Wettbewerb sollen die Leistungen der Landwirte für die Erhaltung der Artenvielfalt durch die extensive und besonders umweltgerechte Bewirtschaftung von Wiesen und Weiden gewürdigt werden.

Alle Wiesen sind ab Anfang Mai von der Landschaftsplanerin Inge Steidl im Auftrag der Veranstalter begangen und mittels eines Punktesystems bewertet worden. Nicht nur die Artenvielfalt auf der Wiese, sondern auch Futterertrag und der kulturlandschaftliche Wert wurden dazu vor Ort erfasst. Aus der erreichten Punktezahl wurden jetzt die besten sechs Betriebe ermittelt. Bei der Juryrundfahrt besucht eine Fachjury diese Flächen und legt die Preisverteilung der ersten Plätze fest. Die übrigen Plätze werden nach der in der Vorkartierung ermittelten Punktezahl vergeben.

Jurybegehung und Preisverleihung

In der Jury wirken Expertinnen und Experten aus Naturschutz und Landwirtschaft mit. Es sind dies: Klaus Neugebauer, Regierung von Oberbayern, Höhere Naturschutzbehörde, Franz Prinz, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Töging, Wildlebensraumberatung, Norbert Grenzebach, Landwirt aus dem Landkreis Starnberg, Rosa Kugler, Managerin der Ökomodellregion Mühldorfer Land, Dr. Sabine Heinz, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Freising, Inge Steidl, Landschaftsplanerin, Freising und Marion Ruppaner, BUND Naturschutz in Bayern, Agrarreferentin, Nürnberg.

Die Platzierung der Betriebe wird erst bei einer Festveranstaltung am 28.09. in Fichter’s Kulturladen in Ramsau bekanntgegeben.

Die zwei bestplatzierten Betriebe gewinnen Gutscheine für einen Aufenthalt im Bio-Hotel im Wert von 500 € bzw. 300 €, alle weiteren beteiligten Betriebe erhalten attraktive Geld- oder Sachpreise, die von den zahlreichen Unterstützerorganisationen bereitgestellt wurden.

Artenreiche Wiesen wichtig für die Artenvielfalt

Extensiv genutzte Wiesen mit reduzierter Düngung und später, nicht so häufiger Mahd, gehören zu den artenreichsten Biotoptypen in Bayern.

Doch diese wertvollen Wiesen und Weiden sind stark im Rückgang begriffen. Viele Betriebe haben ihre Tierhaltung abgeschafft. Die anhaltend niedrigen Erzeugerpreise im Milchsektor zwingen die Betriebe vielfach zur intensiven Düngung und häufigen Schnittnutzung. So kommen die Wiesenpflanzen dann nicht mehr zum Blühen - Wiesenblumenstrauß Ade…!

Von den ca. 2.700 in Bayern heimischen Farn- und Blütenpflanzen kommt die Hälfte auf Dauergrünlandflächen vor. 53 Prozent davon sind nach Angaben des bayerischen Umweltministeriums in ihrem Fortbestand bedroht. Von den Wiesenblumen abhängig sind auch eine Vielzahl von Insekten, wie z.B. Wildbienen. Eine überdurchschnittlich stark gefährdete Tiergruppe sind auch die Tagfalter, von denen in Bayern 59% bedroht sind.

Förderprogramme entscheidend

„Eine attraktive Förderung ist wichtig und muss noch weiter ausgebaut werden, denn die Landwirte verzichten durch die spätere Mahd und die reduzierte Düngung auf Ertrag und müssen mehr Zeit aufwenden, um z.B. steile Hanglagen zu mähen“, so Marion Ruppaner, BN Agrarreferentin. Im Zuge des Volksbegehrens zur Artenvielfalt wurden erfreulicherweise die Mittel für Vertragsnaturschutzmaßnahmen erhöht. Dies ermöglicht die Weiterbewirtschaftung artenreicher Wiesen und Weiden auch im Landkreis Mühldorf, so der BN.

Durch die Ausbildung der Ansprechpartner für die Wildlebensraumberatung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten trägt die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft zur verbesserten Beratung der Landwirte bei. „Sie unterstützt Landwirte beispielsweise bei der ergebnisorientiert geförderten Erhaltung von artenreichem Grünland, die im bayerischen Kulturlandschaftsprogramm angeboten wird. Dabei sind die Landwirte nicht an strenge Mahdzeiten oder Düngeverbote gebunden, sondern die Artenvielfalt wird über den Nachweis von vier Kennarten direkt honoriert, erläutert Dr. Sabine Heinz vom Institut für Agrarökologie der LfL.

Überblick über die insgesamt beteiligten Betriebe

Im Landkreis Mühldorf am Inn haben sich 27 Betriebe an der Wiesenmeisterschaft beteiligt.

Davon halten sieben Betriebe Milchvieh, drei sind Mutterkuhhalter und zwei sind Rindermastbetriebe. Hinzu kommen neun teilweise viehlose Ackerbaubetriebe und sechs Betriebe, die Pferdeheu produzieren.

Neun Betriebe wirtschaften im Vollerwerb, und achtzehn sind Nebenerwerbsbetriebe.

Elf Betriebe wirtschaften ökologisch.

Für Rückfragen:

Marion Ruppaner, BN-Agrarreferentin, Tel. 0911/81 87 8-20, am Veranstaltungstag mobil unter: 0160-7614336, E-Mail: marion.ruppaner@bund-naturschutz.de

http://www.bund-naturschutz.de/themen/landwirtschaft/wiesenmeisterschaft.html

Dr. Sabine Heinz, LfL, Institut für Agrarökologie, Tel. 08161/8640-5825, am Veranstaltungstag mobil unter: 0163 4013642, E-Mail: sabine.heinz@lfl.bayern.de

http://www.lfl.bayern.de/Wiesenmeisterschaft

Anlage 1 - Teilnahme- und Bewertungskriterien:
Teilnahmekriterien
Teilnehmen konnten landwirtschaftliche Betriebe, die den Aufwuchs ihrer Wiesen und Weiden landwirtschaftlich verwerten, und deren Wiese mindestens einen halben Hektar Fläche umfasst.

NaturschutzfachlicheKriterien:
Artenvielfalt:
Es wurde die Gesamtzahl an Wiesenblumen – keine Gräser- erhoben. Das Vorkommen seltener Pflanzen, die einen hohen Gefährdungsgrad aufweisen, wurde zusätzlich honoriert. Außerdem erbrachte die gleichmäßige Verteilung der Arten auf der Wiese einen Zusatzpunkt.

Im „Kulturlandschaftswert“ spiegeln sich landschaftstypische Ausprägungen und Ensembles wieder, die für Identität und Unverwechselbarkeit stehen. Kennzeichnend für die Hangleiten und asymmetrischen Seitentälchen des Hügellandes sind alte Ackerterrassen, Böschungen und Steilranken, auf die sich heute fast sämtliche Reste magerer Grasfluren konzentrieren. Wiesen und Weiden in Hofnähe („Anger“) sind oft von wertvollen Baum- und Strauchhecken eingefasst. Alte Hofkapellen werden manchmal noch von prächtigen Solitärbäumen begleitet.
 

Landwirtschaftliche Kriterien:
Hier wurden der Ertrag und eine gute wirtschaftliche Verwertung des Aufwuchses, z.B. durch Verfütterung an den eigenen Viehbestand oder Verkauf, positiv bewertet.
Das Vorkommen von für Weidetiere gefährlichen Giftpflanzen und lästigen Weideunkräutern (z.B. Ampfer oder Jakobs-Greiskraut) führte zu Punktabzügen.
Außerdem wurde mit dem Kriterium „Zukunftsfähigkeit“ eingeschätzt, welche Chancen die Wiese oder Weide hat auch in den nächsten Jahren in der vorliegenden artenreichen Ausprägung weiter genutzt zu werden.

Anlage 2 - Kurze Charakterisierung der Betriebe:

1. Treffpunkt am Betrieb von Johann und Roswitha Zott, 83558 Maitenbeth
Ackermischbetrieb im Nebenerwerb, keine Tierhaltung, Kräuterheu wird zur Nutzung an Viehhaltungsbetrieb abgegeben.
Extensiv genutzte, sehr artenreiche Glatthaferwiesen mit Übergängen zu Halbtrockenrasen und Säumen, Ansaat Teilfläche 2017 mit autochthonem Saatgut aus Betrieb Hans
1-2 Schnitte, Vertragsnaturschutz 1.7.
Kennzeichnende Arten: u.a Heilziest, Wiesen-Glockenblume, Karthäusernelke, Echte Schlüsselblume, Knöllchen-Steinbrech.

2. Treffpunkt am Betrieb von Franz Wieser, 83527 Kirchdorf
Rindermast und Pensionsvieh im Nebenerwerb, nur Grünland, EU-Bio, Ab-Hof-Vermarktung (Fleischpakete), Metzger in Reichertsheim (nur ca. 4 km zum Hof).
Extensiv genutzte artenreiche Feuchtwiese, zwei- bis dreimalige Mahd (Heu und Silo), Vertragsnaturschutz 15.6., Festmistdüngung erlaubt
Kennzeichnende Arten: u.a. Wiesenknöterich, Sumpf-Vergißmeinnicht, Großer Wiesenknopf, Kuckucks-Lichtnelke, Kleiner Baldrian.

3. Treffpunkt am Betrieb von Sebastian Sonner (GbR), 84437 Reichertsheim
Milchviehbetrieb/Biogas im Vollerwerb, ein Drittel der Fläche sind Grünland.
Artenreiche, magere Glatthaferwiese mit Übergängen zu Mager- und Halbtrockenrasen am Steilhang, zweimalige Mahd und Nachweide durch Schäfer im Herbst. Vertragsnaturschutz (VNP) „artenreiches Grünland“. Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutz.
Kennzeichnende Arten: u.a. Frauenmantel, Wiesen-Glockenblume, Wiesen-Flockenblume, Wiesen-Pippau, Wilde Möhre, Witwenblume,
Wiesen-Margerite, Wiesenbocksbart, Wiesen-Platterbse, Hornklee.

4. Treffpunkt am Betrieb von Josefine und Matthias Reißaus, 84565 Oberneukirchen
Mutterkuhbetrieb: Wasserbüffel und Murnau-Werdenfelser, Vollerwerbsbetrieb, 80 Prozent Grünland, Naturland-Betrieb seit 2010 mit Direktvermarktung.
Weide mit Feucht- bzw. Streuwiesen-Charakter (früher Mähweide, jetzt ausschließlich beweidet. Seggenreiche Nasswiese mit (Bach-)Hochstaudenflur. Vertragsnaturschutz „Extensive Beweidung“
Kennzeichnende Arten: u.a. Wiesenknöterich, Mädesüß, Sumpf-Labkraut, Bachnelkenwurz, Knöllchen-Steinbrech, Sumpf-Hornkraut, Kleiner Baldrian.

5. Treffpunkt am Betrieb von Georg Hans, 84419 Obertaufkirchen
Milchviehbetrieb und Saatgutvermehrung seit 2000 mit inzwischen ca. 10 ha Vermehrungsflächen, Haupterwerb, ein Drittel Grünland.
Nasswiese mit kleinem Streuwiesenanteil, 2 Schnitte, Vertragsnaturschutz 15.6., vollständige Verwertung als Heu/Grummet und ggf. Silo, sieht Zukunft v.a. als Vermehrungsbetrieb.
Kennzeichnende Arten: u.a. Sumpf-Schafgarbe, Heilziest, Wiesenknöterich, Kohldistel, Bachnelkenwurz, Gold-Hahnenfuß, Kleiner Klappertopf, Großer Wiesenknopf, Akeleiblättrige Wiesenraute.

6. Treffpunkt an der Wiese von Betrieb von Georg Kurz, 84494 Neumarkt - Sankt Veit, Wolfsberg-Irlau
Milchvieh und Bullenmast im Vollerwerb, ca. die Hälfte Grünland, insgesamt 14 ha VNP-Flächen.
Magere, artenreiche Glatthaferwiese mit Feucht- und Streuwiesenrelikten, 2 Schnitte, Vertragsnaturschutz 15.6. (erste Mahd meist erst Mitte Juli).
Kennzeichnende Arten: u.a Wiesen-Glockenblume, Wiesenflockenblume, Wiesen-Margerite, Gewöhnliche Braunelle, Knolliger Hahnenfuß, Großer Wiesenknopf, Wiesenbocksbart, Trollblume.