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Tiere und Pflanzen

Wie Ihre Spende beim Schutz von Bayerns Gewässern 2024 geholfen hat

Wasser verbindet: Stadt und Land, die Alpen mit den Flussbetten der Ebene, Äcker, Wälder, Mensch und Natur. Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Mit Hilfe vieler Naturfreundinnen und -freunde schützen wir unsere Gewässer.  Hier erfahren Sie, was wir 2024 gemeinsam bewirkt haben.

Hochwasser in Bayern und Europa und seine Ursachen

2024 war ein Jahr der Hochwasserkatastrophen in Europa. Nach Mittel- und Westdeutschland zu Jahresbeginn war im Juni Bayern betroffen. Es war das sechste große Katastrophenereignis seit 1988 bei uns. Später im Jahr traf es unsere Nachbarländer Österreich, Tschechien, Polen und zuletzt Spanien. Das Hochwasser hat viele Tote gefordert, Existenzen vernichtet und Schäden in Milliardenhöhe verursacht.

Nicht nur bringt uns die Klimakrise in immer kürzeren Abständen extreme Wetterereignisse. Wir haben auch durch massive Eingriffe in unsere Gewässer und den Landschaftswasserhaushalt die Folgen verschärft. Unsere Flüsse sind meist begradigt und zu Kanälen eingezwängt, Moore, Auen und Feuchtgebiete geschädigt und von Flüssen abgetrennt. So hat sich die Fläche der Überschwemmungsgebiete dramatisch verkleinert und Wasser fließt nach Starkregen immer schneller ab. Zahllose Querbauwerke stören die natürliche Dynamik von Bächen und Flüssen.

Weil das Wasser nicht in der Fläche gespeichert wird, erleben wir in den Sommern immer wieder Dürren, ausgetrocknete Gewässer, sinkende Grundwasserspiegel, Waldsterben und vernichtete Ernten.

Natürlicher Hochwasserschutz

"Wenn wir Mooren, Flüssen, Auen und Bächen ausreichend Raum lassen, fördern wir Artenvielfalt, bekommen Hochwasserschutz und einen Puffer gegen Hitze und Trockenheit. Die Bewahrung unserer Gewässer muss künftig in allen Bereichen unserer Gesellschaft - in Wirtschaft, Landwirtschaft und Politik – eine vordringliche Rolle spielen.“

Dr. Christine Margraf, BN-Wasserexpertin und Leiterin des Artenschutz-Referats

Bachrenaturierung im Reschbachtal

Im Bayerischen Wald konnte der BN 2,7 Hektar im Reschbachtal erwerben. Durch das frühere Niedermoor fließt ein kleines Bächlein. Leider hat die Fläche durch Entwässerung ihren Moorcharakter immer mehr verloren. Der Entwässerungsgraben hatte sich teils fast mannshoch eingetieft. Im Frühjahr wurde hier Erde umgelagert, wurden Ufer abgeflacht und Erlen zur Gewässerstabiliserung gepflanzt. Bei starken Regenfällen kann das Wasser nun über die Ufer treten und im Boden versickern, statt abzufließen. 

Schauen Sie unserem Projektmanager Tobias Windmaißer in dem kurzen Film bei den Arbeiten zur Renaturierung zu:

Ankauf ökologisch wertvoller Flächen

Auen- und Feuchtwälder gehören zu den gefährdetsten Lebensräumen Mitteleuropas. Sie spielen zugleich eine wichtige Rolle beim Hochwasserschutz. Deshalb kaufen wir diese Biotope an, renaturieren und pflegen sie. Die Ankäufe werden gefördert u.a. vom Bayerischen Naturschutzfonds. Spenderinnen und Spender bringen den dafür notwendigen Eigenanteil auf.

Mitten im Vogelschutzgebiet Riesalb mit Kesseltal (Landkreis Dillingen/Donau) konnten wir 2024 südlich von Oberliezheim ein Auwaldgrundstück am Hungerberg erwerben. Es schließt direkt an eine bereits 2022 vom BN gekaufte Fläche an. Auf 500m schlängelt sich hier der Kugelbach, an dem sich der Biber häuslich eingerichtet hat. Auch die neue Teilfläche ist von Baumeister Biber schon stark vernässt. Amphibien nutzen die entstandene Nasszone bereits als Laichgewässer. Auch Fledermäuse wie Großes Mausohr und Bechsteinfledermaus sind Zielarten des FFH-Managementplans in diesem Gebiet. Mit dem Kauf haben wir das Biotop ganz aus der Nutzung genommen. Hier kann sich nun ohne menschliche Eingriffe langfristig ein Biotopverbund mit den typischen Pflanzen-, Tier- und Pilzgesellschaften entwickeln.

Bei Waltersberg im Landkreis Neumarkt (Oberpfalz) konnten wir mehrere Moor-/Auwaldflächen nahe der Weißen Laaber erwerben. Mit dem Ankauf können wir einen wichtigen Trittstein im Biotopverbund entlang der Weißen Laaber schaffen. Durch die Lage der Flächen in Gewässernähe kann auch der Biber mit seiner aktiven Bautätigkeit einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Zusätzlich bedarf es jedoch auch biotopverbessernder Pflegemaßnahmen, wie regelmäßige Mahd. Davon profitieren dann stark gefährdete Arten wie die Bekassine.

Ganz in der Nähe bei Thann innerhalb der Schutzzone des Naturpark Altmühtal haben wir heuer ein Randgrundstück des Peterbachl erworben. Die Fläche ist durch das Vorkommen stark gefährdeter Tiere und Pflanzen sehr wertvoll. Hier gibt es den Sumpf-Storchschnabel (Geranium palustre), Ross-Minze (Mentha longifolia), Gewöhnlichen Hohlzahn (Galeopsis tetrahit), Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum). Besonders hervorzuheben sind die Bestände des Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia). Er steht auf der Roten Liste Bayern. Bedeutsam sind noch Vorkommen der Rote-Liste-Arten Storchschnabel-Bläuling (Eumedonia eumedon) und des Mädesüß-Perlmuttfalters (Brenthis ino).

Die typischen Kalktuffstrukturen des Kalkquellbachs Petersbachl zeigen Anzeichen von Zersetzung. Hier müssen wir nun sehr dringend Schutzmaßnahmen zum Erhalt der wertvollen Tuffbereiche ergreifen.
 


Fluss.Frei.Raum

Wasserkraftwerke, Wehre und Abstürze stören den Lauf von Bächen und Flüssen, den Transport von Geschiebe und die Wanderung von Arten. Schleifen, Auen und Altwasserarme wurden abgetrennt. Damit haben unzählige Arten vielerorts Kinderstube und Lebensraum verloren.

Mit dem neuen Projekt Fluss.Frei.Raum setzen wir uns aktiv für klimaresiliente Bäche und Flüsse in Bayern ein. Zusammen mit dem Landesfischereiverband Bayern, dem Bayerischen Kanu Verband, dem Landschaftspflegeverband Rhön-Grabfeld und dem WWF Deutschland kümmern wir uns um die Renaturierung von Gewässern in ganz Bayern. Besonderer Fokus dabei: Der Rückbau von funktionslosen Querbauwerken. Dadurch wird die Durchgängigkeit von Flüssen für Fische und Kleinstlebewesen, ebenso wie für Kies und Sand ermöglicht. Es werden neue Strukturen und damit wichtige Lebensräume im Gewässer geschaffen. Auch die Wasserqualität verbessert sich: Da sich aufgestautes Wasser stärker erwärmt und der Sauerstoffgehalt sinkt, verbessert sich durch den Rückbau die Wasserqualität. Daneben bringt der Rückbau auch das Leben in die Gewässersohle zurück: Wo vorher die abgelagerten Feinsedimente eine dicke Schicht bildeten, finden wir danach einen gut durchlüfteten Lebensraum für Insekten und Fischlaich.


Wasser und Landwirtschaft

Die gehäuften Trockenjahre seit 2015 stellen Landwirtschaft und Naturschutz vor erhebliche Probleme. Das bringt uns bayernweit immer wieder mit Bäuerinnen und Bauern zu Gesprächen und gemeinsamen Projekten zusammen. Zu Beginn diesen Jahres haben wir Praktiker*innen aus Land-, Wasserwirtschaft und Naturschutz, Wissenschaftler*innen und Vertreter*innen von Verbänden und Behörden zu einer Fachtagung eingeladen, um uns über Lösungen für die Wasserkrise auszutauschen.

Eine zentrale Erkenntnis: Neben der globalen CO₂-getriebenen Klimakrise, ist die Art und Weise wie wir mit unserem Land umgehen und es nutzen wesentlich für die Trockenheit bei uns in Bayern verantwortlich. Das heißt, wir sind dem nicht hilflos ausgeliefert, sondern können auch etwas tun.

Eine vierminütige Dokumentation mit den spannendsten Aussagen finden sie hier:

Gewässerforschung mit Schulkindern - das Projekt FLOW

Naturnahe Bäche mit einer guten Wasserqualität sind sehr wichtig für unsere Artenvielfalt. Viele Insekten, darunter Libellen, Zuckmücken, Köcherfliegen und Eintagsfliegen verbringen den größten Teil ihres Lebens unter Wasser. Dort entwickeln sich Eier bzw. Larven über Monate oder sogar Jahre hinweg. Erst die erwachsenen Tiere verlassen schließlich das nasse Element. Einige Indikator-Arten reagieren aber sehr empfindlich auf Pestizide im Wasser oder auf schlechte Wasserqualität: In stark belasteten Bächen und Flüssen können sie nicht leben.

Wie geht es unseren Gewässern ganz konkret? Wie wird die Gewässergüte eines Baches bestimmt? Um das herauszufinden, forschten dieses Jahr 13 BN-Gruppen und Schulklassen in Bayern an lokalen Bächen im Rahmen des deutschlandweiten Citizen Science Projekts FLOW.* Dabei zeigte sich bei 60 Prozent der untersuchten Bäche eine erhöhte Belastung mit Pestiziden.

In Traunstein untersuchte die Klasse 10b des Annette-Kolb-Gymnasiums den Steinbach östlich von Traunstein. Den Anstoß erhielten die Schülerinnen und Schüler von ihrer Lehrerin Beate Rutkowski. Sie engagiert sich als Vorsitzende des BN Traunstein und stellvertretende Landesvorsitzende insbesondere für den Schutz von Gewässern.

An ausgewählten Stellen wurden die im Wasser lebenden Kleintiere (das sogenannte Makrozoobenthos) mit dem Kescher eingesammelt, um die vorkommenden Arten zu bestimmen. Dabei halfen Fachbiologen des Wasserwirtschaftsamtes Traunstein. Daraus konnten die Schüler und Schülerinnen dann direkt Rückschlüsse auf die Nährstoff- und Pestizidbelastung und den ökologischen Zustand ziehen – ganz ohne teure Analysetechniken. Es konnten Hunderte von Individuen aus 21 Arten gefunden werden. Alle gesammelten Tiere wurden sehr vorsichtig und unter Anleitung einer Biologin des Wasserwirtschaftsamtes Traunstein sortiert, bestimmt und gezählt. Anschließend wurden sie wieder in das Gewässer entlassen. Zudem wurden Zeichnungen vom Bachlauf angefertigt und Angaben zur Struktur des Baches und zur Bachsohle darin eingezeichnet. Die Wasserchemie wurde in einem mitgebrachten mobilen Wasserlabor untersucht, auch diesen praktischen Chemieunterricht fanden die Schüler und Schülerinnen spannend.

„Die Schüler*innen waren begeistert beim Keschern und allen Untersuchungen dabei, nun werden alle Ergebnisse in eine deutschlandweite Datenbank eingegeben und die Ergebnisse analysiert. Das Wasserwirtschaftsamt übernimmt die Ergebnisse der Makrozoobenthos-Bestimmung. Die Schüler haben mit Ihrer Arbeit einen wertvollen Beitrag zur Freilandforschung geleistet – darauf können sie stolz sein.“

Beate Rutkowski
Vorsitzende KG Traunstein und stellv. BN-Landesvorsitzende

*Neben dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sind das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig beteiligt. FLOW wurde in diesem Jahr unter die TOP-10 Projekte des UN-Dekade Wettbewerbs für Ökosystemwiederherstellung im Bereich "Gewässer und Auen" gewählt.