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Ingeborg Haeckel – Sachverstand ist keine Hexerei

Die Rettung und der Schutzstatus des Murnauer Mooses sind vor allem einer Frau zu verdanken: der "Mooshex" Ingeborg Haeckel vom Bund Naturschutz.

 

Für eine wissenschaftliche Karriere als Botanikerin waren die 1930er Jahre ungünstig. Darum trat Ingeborg Haeckel 1939 eine Stelle als Lehrerin in Murnau an. Dass sie mit dem ungeliebten Posten bald versöhnt war, lag nicht zuletzt daran, dass sie die Kinder direkt in der malerischen und biologisch interessanten Umgebung unterrichten konnte.

Um so entsetzter war sie vom Gesteins- und Torfaubbau, von Entwässerung und Rodungen, die das vielfältige Biotopgeflecht bedrohten. Noch im selben Jahr trat sie in den Bund Naturschutz ein, wo sie den 20 Jahre älteren Zoologen und Mundartdichter Max Dingler kennen lernte. Er widmete sich schon seit Jahren der Erforschung des Murnauer Mooses und hatte dank guter Drähte zu Funktionären bereits die Trockenlegung weiter Teile des Mooses abgewendet.

Gemeinsam gelang es ihnen, strenge behördliche Auflagen für den Tagebau am Langen Köchel zu erreichen. Ingeborg Haeckel wurde dank ihrer Hartnäckigkeit, ihrem Optimismus und der Gabe, sich schnell in ungewohnte Sachgebiete einzuarbeiten, zum Schreckgespenst für manchen Grundbesitzer, Landwirt oder Verwaltungsbeamten.
Bei einer Anhörung zur geplanten Müllverbrennungsanlage in Eschenlohe – nur einen Kilometer vom Naturschutzgebiet entfernt – blaffte ein Abgeordneter: „Was wui denn die Mooshex?“

Auf den Titel war Haeckel sogar stolz, belegte er doch, dass sie Erstaunliches erreichen konnte, wenn auch nicht mit Hexerei, sondern dank Sachverstand und Menschenkenntnis. Als Mitglied des „Gremiums für Umweltschutz“ erreichte sie etwa, dass erstmals in Bayern für eine Müllverbrennungsanlage ein Raumordnungsverfahren stattfand. Auch mit originellen Aktionen öffnete Sie den Bürgern die Augen. Wie sich die Abgase der Müllverbrennungsanlage ausbreiten würden demonstrierte sie bei einer öffentlichen Daxn-Verbrennung: Der Qualm der feuchten Tannenzweige legte sich wie ein Leichentuch über das Moos. Die bereits bestellte Anlage wurde nie gebaut.

Jahrzehnte lang kämpfte sie so für ihr Leitbild von einem ursprünglichen Moorgebiet, umgeben von weiträumig extensiv bewirtschafteten Pufferzonen – mit zahllosen Moosführungen, Leserbriefen, Einwendungen, Stellungnahmen und Aktionen. Kurz vor ihrem Tod 1994 durfte Haeckel noch erleben, wie ein von ihr angestoßenes Naturschutzgroßprojekt vom Stapel lief.

 

Steckbrief

Erfolge für das Murnauer Moos

  • Einschränkung/Einstellung des Tagebaus 1939-2000
  • Ausweisung der Kerngebiets als Schutzbereich 1939
  • Ausweisung des Murnauer Mooses als Landschaftsschutzgebiet 1964
  • Ankauf zahlreicher Grundstücke für den Naturschutz
  • Ausweisung als Naturschutzgebiet 1980
  • Vereitelte Müllverbrennungsanlage Eschenlohe 1978
  • Schaffung der Basis für ein übergreifendes Naturschutzgroßprojekt

Zitate von Ingeborg Haeckel

„Man darf einfach nicht nachlassen und sich nicht darauf einlassen, dass etwas hoffnungslos wäre.“

„Es gibt Situationen, da trägt jedes Quäntchen Engagement zu einem Wandel bei, und jedes uninteressierte Stillhalten macht ihn ein bisschen mehr unmöglich.“

Zeittafel von Ingeborg Haeckels Leben

  • 1903: geboren in Sonthofen 
  • 1924-1929: Studium der Botanik, Zoologie, Geologie, Chemie  und Erdkunde in Jena und München
  • 1928: Promotion „Über Iridaceen“
  • 1929-1938: Wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten Göttingen und Halle
  • 1931: Erstes und zweites Examen für das Höhere Lehramt
  • 1939: Anstellung als Studienassessorin an der Höheren Mädchenschule in Murnau, Eintritt in den Bund Naturschutz 
  • 1940-1966: Leiterin der Gemeindlichen Realschule, später des Staffelsee-Gymnasiums
  • 1946: Mitglied des Naturschutzbeirates im Kreis Weilheim, Ortsbeauftragte für Naturschutz in Murnau
  • 1967 –1992 Moosführungen 
  • 1994 gestorben in Murnau