Durchsuchen Sie unser Wissen

Zur Startseite

Eichhörnchen beobachten und melden

Themen

  • Übersicht
  • Klimakrise

Tiere und Pflanzen

Quellschutz in Bayern – Lebensraum für Spezialisten sichern

Artenschutz ist Lebensraumschutz – dieses Motto gilt vorwärts wie rückwärts. Deshalb macht sich der BUND Naturschutz nicht nur für das Bayerische Löffelkraut, sondern auch für den Quellschutz stark. 

Quellschutz ist für das Bayerische Löffelkraut besonders wichtig. Es ist ein typischer Quellbewohner und kann nur dort leben, wo nährstoffarmes Grundwasser austritt und ganzjährig fließt. Nur teilweise siedelt es sich auch am Bachoberlauf und vereinzelt in Gräben sowie Quellmooren an. So war es das vorrangige Ziel unseres mittlerweile abgeschlossenen Biodiversitätsprojektes Löffelkraut & Co., die Wuchsorte des „echten Bayern“ dauerhaft zu sichern – für ihn und die anderen hochspezialisierten Bewohner des Lebensraums Quelle.

Das Bayerische Löffelkraut (Cochlearia bavarica) ist ein bayerischer Endemit, das heißt, es wächst nirgendwo sonst auf der Welt – nur in Oberbayern und Schwaben. Erst 1984 entdeckte es der Botaniker Robert Vogt. Er stellte fest, dass aus der Kreuzung von Pyrenäen- und Echtem Löffelkraut eine eigenständige Art entstanden ist: das Bayerische Löffelkraut. Doch kaum entdeckt, stellten Wissenschaftler und Naturschützer fest, dass der echte Bayer Probleme hatte: 80 Prozent seiner etwa 30 bekannten Standorte waren bedroht.

Spezialist unter Druck – Quellschutz tut Not

Während des BN-Projektes wurden alle Vorkommen des Löffelkrautes systematisch erfasst sowie Pflegemaßnahmen ausgearbeitet und umgesetzt. Naturschutzbehörden, Universitäten, Wasserwirtschafts-, Forst- und Landwirtschaftsämter sowie verschiedene Kommunen und Verbände arbeiteten mit dem BUND Naturschutz zusammen.

Genauso wichtig war der Aufbau eines Betreuungsnetzwerkes für die einzelnen Standorte. Dafür wurden Flächeneigentümer und Ehrenamtliche gewonnen. Begleitet wurden die Maßnahmen durch eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit, so gab es etwa eine Wanderausstellung zum Thema „Faszination Quelle“, die auch nach dem Projektende weiterhin für Umweltbildungszwecke zur Verfügung steht. 2014 erhielt „Löffelkraut & Co“ eine Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt. Das Projekt wurde vom Bundesamt für Naturschutz und dem Bayerischen Naturschutzfonds gefördert.

Ehrenamtliche engagieren sich für den Quellschutz

Dass der Lebensraum Quelle heute so unter Druck steht, hängt mit vielen Faktoren zusammen. Die Klimaerwärmung und die dadurch veränderten Niederschläge spielen eine Rolle, aber auch die intensive Land- und Forstwirtschaft. Viele Quellen wurden auch zur Trinkwassergewinnung gefasst, Bäche begradigt und Gräben ausgebaggert.

Für die Projektmitarbeiter von Löffelkraut & Co. bedeutete das, dass die Standorte laufend besucht werden mussten, um Veränderungen rechtzeitig festzustellen. Oft galt es dann, mit den Flächeneignern und -nutzern zu verhandeln oder ganz konkret Hand anzulegen, etwa um konkurrierende Pflanzen zu beseitigen.

Nach Abschluss des Projektes ist nun eine Gruppe von ehrenamtlichen Betreuern so geschult und motiviert, dass sie sich selbstständig um „ihre“ Löffelkraut-Standorte kümmern können. Sie sind viel draußen unterwegs und merken sofort, wenn sich die Bestände verändern. Wo immer möglich, werden sie von den BN-Kreisgruppen dabei unterstützt. Auch arbeitet der BN eng mit Partnern wie Naturschutzbehörden und Landschaftspflegeverbänden zusammen, die bereits zum Schutz des Löffelkrautes aktiv sind.
 

Gestreifte Quelljungfer braucht naturnahe Quellen

Das Prinzip „Artenschutz ist Lebensraumschutz“ gilt auch für die Gestreifte Quelljungfer. Das ist eine stark gefährdet Libellenart, die ausschließlich an naturnahen Quellen und am Oberlauf von Quellbächen mitten im Wald lebt. BN-Fachleute haben 2008 im Projekt Die Gestreifte Quelljungfer in der Hersbrucker Alb in einer der quellenreichsten Regionen Bayerns erstmals den Zustand aller 474 Waldquellen eines 400 Quadratkilometer großen Gebietes erfasst und dabei festgestellt: An einem Drittel davon kommt die Art vor. Damit ist die Hersbrucker Alb eines der Hauptverbreitungsgebiete dieser Art in Bayern. Der BN Erding hat im Projekt Erfassung der Quellen im Sempt-Schwillachtal die vielen kleinen Quellen dieses Gebietes kartiert.

Kartierungen wie diese sind eine wichtige Grundlage, um einer Verschlechterung von Lebensräumen vorzubeugen. Denn überall dort, wo Quellen gefasst, Bäche verrohrt und naturnahe Wälder von (Forst-)Straßen durchschnitten werden, setzt das dem Feuersalamander und allen anderen Bewohnern des Lebensraumes Quelle arg zu.

Weitere BN-Quellschutz-Projekte: