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Gewerbepark Parsdorf-Grub – überflüssig und völlig überdimensioniert

Bayerns Schönheit bewahren - Flächenverbrauch stoppen

15.01.2008

Die Gemeinden Vaterstetten und Poing wollen ein weiteres Gewerbegebiet zwischen der Autobahn A 94 und der S-Bahn-Strecke nach Erding errichten. Der neue, interkommunale Gewerbepark soll 30 bis 70 Hektar (700.000 qm) umfassen und würde die derzeit noch freie Landschaft zwischen den Orten Parsdorf und Heimstetten der Länge nach durchschneiden. Ein Großteil der landwirtschaftlich genutzten Böden würde damit unwiederbringlich versiegelt. Angesichts des Umfangs und der Größe von bereits ausgewiesen, leerstehenden Gewerbeflächen in Vaterstetten, Poing und Grasbrunn,  lehnt der Bund Naturschutz (BN) dieses Vorhaben entschieden ab und fordert die Einstellung der Planungen. „Wir appellieren an die verantwortlichen Kommunalpolitiker ihre Verpflichtung zum sparsamen Umgang mit Grund und Boden ernst zu nehmen und vor einer Neuausweisung die schon bestehenden Gewerbeflächen zu nutzen“, sagte Richard Mergner, der Landesbeauftragte des BN. „Solange diese Reserven nicht ausgeschöpft sind, ist jedes weitere Baugebiet ein nicht mehr zu rechtfertigender Widerspruch zu dem Ziel, den Flächenverbrauch im Freistaat endlich einzudämmen“, so Mergner weiter.

Nutzung der vorhandenen Potenziale statt neue Baugebiete

Der Flächenverbrauch wird zwar inzwischen allgemein als eines der größten Umweltweltprobleme anerkannt, doch findet diese Erkenntnis noch viel zu selten Eingang in Entscheidungen über konkrete Einzelprojekte. Um diese negative Tendenz zu stoppen und weitere Fehlentwicklungen zu vermeiden, müssen insbesondere die Kommunen ihren Beitrag zum Flächenschutz verstärken und vorrangig die bereits vorhandene Potenziale nutzen.
Der Bund Naturschutz (BN) ist grundsätzlich der Auffassung, dass interkommunale Gewerbegebiete und die interkommunale Zusammenarbeit beim Flächenmanagement durchaus sinnvolle Mittel zur notwendigen Reduzierung des Flächenverbrauchs sein können. Im vorliegenden Fall ist dies jedoch keinesfalls erkennbar, sondern das krasse Gegenteil trifft zu: In der Gemeinde Poing stehen derzeit rund 15 Hektar freie Gewerbeflächen zur Verfügung und  Vaterstetten verfügt über eine nicht genutzte Reserve in ähnlicher Größenordnung. Darüber hinaus stehen im Technopark I und II im benachbarten Grasbrunn (Neukeferloh), mit bester Infrastrukturausstattung und guter S-Bahn-Anbindung, mindestens 30.000 qm leer. Gerade hier böte sich, nach Ansicht des BN, eine interkommunale Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden Vaterstetten und Grasbrunn direkt an, analog dem derzeit laufenden Geothermie-Projekt.

Durch erforderliche Zufahrtsstraßen und möglicherweise zusätzliche Umgehungsstraßen könnte sich der Flächenbedarf auch noch deutlich vergrößern. „Der Verlust von Freiflächen und die direkte Naturzerstörung durch den Neubau von Straßen ist aber auch im Landkreis Ebersberg eines der größten Umweltprobleme“, betonte Olaf Rautenberg, der 1. Vorsitzende der BN-Kreisgruppe. Als aktuelle Beispiele hierfür, die vom BN äußerst kritisch verfolgt werden, nannte er in diesem Zusammenhang die Überlegungen mehrerer Gemeinden, neue Ortsumgehungen in den Ebersberger Forst zu verlegen. Er stellte außerdem klar, dass im Landkreis Ebersberg angesichts der aktuellen Arbeitslosenquote von 2, 9 % praktisch Vollbeschäftigung besteht, und somit auch das Argument „Arbeitsplätze“ für die Errichtung des Gewerbeparks nicht stichhaltig wäre.

Staatseigentum verpflichtet zum beispielhaften Umgang mit Freiflächen

Die genannten Fakten und Aspekte belegen nach Ansicht des BN, dass der geplante Gewerbepark in diametralem Widerspruch zu den Zielen der Bayerischen Staatsregierung steht, die Flächeninanspruchnahme durch Siedlungs- und Verkehrprojekte zu reduzieren. Weiterhin ist das Vorhaben nicht zu vereinbaren mit den Absichtserklärungen und den Bemühungen des „Bündnis Bayern zum Flächensparen“ zum schonenden Umgang mit der unvermehrbaren Ressource Boden, wie sie beispielsweise im Aktionsprogramm 2007 dargelegt sind. Diesem, von der Staatsregierung initiierten Bündnis gehören 41 Partner an, darunter auch die Kommunalen Spitzenverbände.
Die für den geplanten Gewerbepark vorgesehenen Flächen gehören der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub und sind somit Eigentum des Landwirtschaftsministeriums bzw. des Freistaats. Bereits im Oktober 2007 hat sich der BN daher an Landwirtschaftsminister Miller gewandt und Ihn gebeten, sich dafür einzusetzen, dass zumindest keine vollendeten Tatsachen geschaffen werden, da angeblich bereits Verkaufsverhandlungen liefen. Die Antwort des Ministeriums war nichts sagend und enttäuschend, da im Prinzip lediglich auf die Planungshoheit der Kommunen verwiesen wurde. Heinz Vierthaler, der Vorsitzende der BN Ortsgruppe Vaterstetten, forderte Minister Miller daher erneut auf, die Umsetzung der Ziele zur Eindämmung des Flächenverbrauchs ernst zu nehmen, diese vorbildlich voranzubringen und den Verkauf von staatseigenen Flächen für den unnötigen neuen Gewerbepark zu verhindern. „Bevor nicht wenigstens alle Möglichkeiten zur  Vermeidung ausgeschöpft sind, darf keine weitere Versiegelung und Verschandelung der Landschaft in diesem, ohnehin einem enormem Siedlungsdruck ausgesetzten Raum, stattfinden“, so Vierthaler.

Flächenverbrauch in Bayern hat massiv zugenommen

Wie die aktuellen Zahlen des Bayerischen Landesamts für Umwelt zeigen, stieg der Flächenverbrauch für Siedlung und Verkehr im Jahr 2006 erstmals seit 2002 wieder deutlich an. Bayernweit betrug die Inanspruchnahme von Freiflächen pro Tag 20,6 Hektar (2005: 15,8 ha). Im Vergleich zum Vorjahr (2005: 15,8 ha/Tag) entspricht das einer Steigerung um 30 %. Somit ist trotz aller Bemühungen der Staatsregierung, die auch vom BN anerkannt werden, keine Trendwende eingetreten. Das Ziel eine deutliche Reduzierung des Flächenverbrauchs und eine Entkoppelung vom ökonomischen Wachstum zu erreichen, ist leider nicht in Sicht. Um so wichtiger ist es deshalb, noch verstärkter als bisher alle Möglichkeiten zu nutzen, um durch nachhaltiges Flächenmangement auf gemeindlicher Ebene, auch durch die Optimierung der interkommunalen Zusammenarbeit, den Flächenfraß zu stoppen. Der geplante Gewerbepark Parsdorf – Grub ist dafür aber kein positives Beispiel, sondern läuft den Flächenschutzzielen diametral entgegen.

Unversiegelte, gesunde Böden und eine intakte Landschaft sind für die Erhaltung unserer Tier- und Pflanzenarten, unseres Trinkwassers, den Hochwasserschutz,  die Produktion von gesunden Lebensmitteln und nachwachsenden Rohstoffen und für die Erholung unabdingbare Voraussetzung. Der BN appelliert daher eindringlich an die Verantwortlichen in den Gemeinden Vaterstetten und Poing das geplante Vorhaben nicht weiter zu verfolgen.

Für Rückfragen:

Kurt Schmid, Regionalreferent
Tel.: 089/548298-63, e-mail: kurt.schmid@bund-naturschutz.de


Heinz Vierthaler, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Vaterstetten
Tel.:08106/369833, e-mail: heinz.vierthaler@t-online.de