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Ökolandbau spart der Gesellschaft in Bayern Millionen Euro an Umweltkosten

Eine Langzeitstudie der TU München zeigt: Ökologische Landwirtschaft verringert die Folgekosten für die Umwelt allein in Bayern schon jetzt um über 300 Millionen Euro im Jahr. Beim angestrebten Ökoanteil von 30 Prozent summieren sich die Einsparungen auf etwa 750 Millionen Euro. Der BUND Naturschutz fordert die Umstellung auf mindestens 50 Prozent Ökolebensmittel in staatlichen und kommunalen Einrichtungen und Herabsetzung der Mehrwertsteuer.

02.03.2023

Die Studie der TU München hat die Umwelt- und Klimawirkungen von 80 ökologisch und konventionell bewirtschafteten landwirtschaftlichen Betrieben über einen Zehnjahreszeitraum untersucht. Der Vergleich zeigt die deutlich positiven Umweltauswirkungen des Ökolandbaus auf. Umgerechnet auf die Umweltfolgekosten durch Treibhausgasemissionen, Stickstoffbelastung, Pestizideinsatz u.a. spart die ökologische Bewirtschaftung zwischen 750 und 800 Euro pro Hektar ein. Beim derzeitigen Anteil von 13 Prozent Ökolandbaufläche in Bayern sind das etwa 300 Millionen Euro Kosteneinsparung. Bei einem Ökoanteil von 30 Prozent, der in Bayern laut Volksbegehren bis 2030 umgesetzt sein muss, wären es satte 750 Millionen Euro Einsparung – jedes Jahr.  

Der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner erklärt: „Die Studie macht klar, dass sich jeder Euro, den wir für die möglichst schnelle Erreichung des 30-Prozent-Ziels einsetzen, am Ende auszahlt.“ Zur Erreichung dieses Ziels fordert der BN, die Umstellung auf den Ökolandbau rascher und nachhaltig voranzubringen. „Der Freistaat muss beispielsweise einen verbindlichen Rahmen schaffen, damit auf allen Ebenen in Bayern, staatlich wie kommunal, mindestens die Hälfte der Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft kommt. Das muss für Veranstaltungen wie für Kantinen gelten, von der Polizei bis zur Staatskanzlei. Auch in Ausbildung und Forschung muss der Schwerpunkt auf den Ökolandbau gesetzt werden. Mit dem Anteil von 13 Prozent Ökolandbauanteil der Betriebe hinkt Bayern weit hinter Baden-Württemberg oder Mecklenburg-Vorpommern hinterher, wo fast der doppelte Prozentanteil der landwirtschaftlichen Betriebe auf Ökolandwirtschaft umgestellt ist.“

Barbara Scheitz, Geschäftsführerin der Molkerei Andechs plädiert in diesem Zusammenhang für eine Anpassung der Mehrwertsteuer: „Die sichere Bewirtschaftung der Bio-Bauernbetriebe sowie die klima- und umweltpolitisch notwendige Erweiterung unserer ökologischen Anbauflächen könnte sofort stabilisiert und gesteigert werden, wenn die aktuelle Mehrwertsteuer von derzeit sieben Prozent für Bio-Lebensmittel auf ‚Null-Prozent‘ gesetzt wird. Die Forderung: die nachhaltige Zukunftswirtschaft ‚mit Steuern steuern!‘ Unsere Bio-Landwirtschaft erspart uns allen teure Umweltbelastungs-Folgekosten in vielen Lebensbereichen!“  

Für die Studie wurden Betriebspaare aus vier Regionen in ganz Deutschland untersucht, davon zehn Betriebspaare, d.h. zwanzig Betriebe aus Südbayern (siehe hier: http://www.pilotbetriebe.de/pilotbetriebe.php). Studienleiter Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen erklärt: „Ökologisch bewirtschaftete Flächen verursachen 50 Prozent weniger Treibhausgasemissionen. Die Erträge im ökologischen Pflanzenanbau sind zwar niedriger als im konventionellen Pflanzenbau. Die Studie zeigt aber auch, dass Biolebensmittel hinsichtlich des Energieeinsatzes und der Treibhausgasemissionen im Vergleich zu konventionell erzeugten Produkten um etwa 20 Prozent günstiger abschneiden.“ Die Studie habe außerdem dargelegt, dass weitere Ertragssteigerungen im Ökolandbau erzielt werden können, wenn verbesserte Anbauverfahren zum Einsatz kommen. Um die Ertragspotenziale zu nutzen, sind stärkere Investitionen in die Forschung erforderlich, so Hülsbergen.
 
Thomas Lang, 2. Vorsitzender der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e.V (LVÖ) betont: „Die Studie hat gezeigt, dass der Umbau der Landwirtschaft hin zum ökologischen Landbau auch eine ökonomische Notwendigkeit ist. Die durch die intensive Landwirtschaft verursachten Umweltschäden betragen allein in Deutschland jedes Jahr 90 Milliarden Euro - diese Kosten sind in den Produkten nicht eingepreist! Der Öko-Landbau kann diese Kosten erheblich abdämpfen und fördert Artenvielfalt, fruchtbare Böden, sauberes Wasser und Klimaschutz. Bio-Landwirtschaft ist die Landwirtschaft der Zukunft, auch international gesehen. Sogar der französische Rechnungshof fordert in einem Bericht aus dem Jahr 2022 eine massive Förderung des Ökolandbaus"

Helmut Steber, Betriebsleiter einer der untersuchten Biobetriebe in Bayern, erklärt zum Abschluss: „Ich bin wirklich dankbar für diese Studie. Sie zeigt, dass wir Biobauern auf dem richtigen Weg sind und einen erheblichen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Nicht nur was die Umweltkosten angeht, durch die enorme Treibhausgaseinsparung auf den ökologisch bewirtschafteten Flächen sichern wir auch die Lebensgrundlagen der zukünftigen Generationen.“

Die Studie zum nachlesen finden Sie hier