Die Rückkehr der Luchse ist kein Selbstläufer
Der Luchs bleibt ein sehr seltenes Tier in Bayern. Im Monitoring-Jahr 2023/24 durchstreiften gerade einmal 95 der anmutigen Katzen Bayerns Wälder. Nur 11 Weibchen hatten Nachwuchs. Der Großteil der Luchse lebt grenzüberschreitend in den Nationalparks Bayerischer Wald und Šumava (Tschechische Republik). Ein Lichtblick sind die Freilassungen von Luchsen in Fichtelgebirge, Steinwald und Frankenwald, die in den letzten Jahren zur Entwicklung eines kleinen Bestandes in Nordostbayern geführt haben.
„Es gibt bisher nur wenige Luchsvorkommen in Deutschland. Diese sind voneinander isoliert, teilweise kommt es zu Inzucht“, erklärt Uwe Friedel, Artenschutzexperte des BUND Naturschutz in Bayern e.V.. „Luchse sind nicht sehr wanderfreudig, besonders die Weibchen bleiben gerne in heimatlicher Nähe. Außerdem führt das dichte Straßennetz zu vielen überfahrenen Luchsen.“
Hoffnung macht das Wiederansiedlungsprojekt „Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen“ im Thüringer Wald. Dort wurden seit Frühjahr 2024 fünf Luchse ausgewildert. Durch einwandernde Tiere aus diesem Bestand könnte die nordostbayerische Luchspopulation gestärkt werden und die dringend benötigte genetische Auffrischung erfolgen. „Das neue Luchsvorkommen im Thüringer Wald soll aufgrund seiner zentralen Lage eine Drehscheibe für die Vernetzung der Luchse in Deutschland werden“, erklären Markus Port vom BUND Thüringen und Max Boxleitner vom WWF Deutschland, die das Projekt koordinieren. Die fünf bisher ausgewilderten Luchse sind zwei Wildfänge aus Rumänien und drei sorgfältig ausgewählte Tiere aus Gehegehaltung. Die Maßnahmen werden durch ein engmaschiges wissenschaftliches Monitoring begleitet. Eine weitere Auswilderung von zehn Tieren ist für Spätsommer 2025 geplant.
Die bayerische Staatsregierung hat bereits 2008 im „Managementplan Luchs“ das Ziel einer „vitalen Luchspopulation, die alle geeigneten Lebensräume Bayerns besiedelt“ gesetzt. „Davon sind wir noch sehr weit entfernt“, so Friedel: „Bis auf den Bayerischen Wald sind alle geeigneten Lebensräume vom Spessart bis in die bayerischen Alpen noch nicht oder zu dünn besiedelt. Über dem Bestand in Nordostbayern hängt wegen der geringen Zahl von Luchsen das Damoklesschwert von Inzucht und zufälligem Aussterben z. B. durch Krankheiten.“ In den vergangenen Jahren sind Waisenluchse z.B. aus dem Bayerischen Wald in Gehegen großgezogen und dann in Fichtelgebirge, Frankenwald und Steinwald freigesetzt worden. „Diese Praxis muss unbedingt konsequent fortgeführt werden, wenn die kleinen Fortschritte beim Luchs in Nordbayern nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden sollen“, so Friedel.
Hintergrund
Das Projekt „Luchs Thüringen – Europas Luchse vernetzen" hat eine Laufzeit bis Ende August 2027 und wird im Rahmen des Programms „Förderung von Vorhaben zur Entwicklung von Natur und Landschaft" (ENL) des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie, Naturschutz und Forsten (TMUENF) umgesetzt. Durchgeführt wird es gemeinsam vom BUND Thüringen sowie BUND Bundesverband, dem WWF Deutschland, dem Wildkatzendorf Hütscheroda, ThüringenForst, dem Landesjagdverband Thüringen, dem UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald, dem Naturpark Thüringer Wald, der Georg-August-Universität Göttingen sowie den rumänischen Projektpartnern ACDB und Romsilva.
Für Rückfragen
Dr. Markus Port (Projektkoordinator Luchs beim BUND Thüringen)
0160 9801 1164
m.port@bund-thueringen.de