Windstrom ist Winterstrom - Erneuerbar durchs ganze Jahr!
Der Anteil von Erneuerbaren Energien am gesamten Energieverbrauch (Strom, Wärme und Verkehr) liegt in Bayern aktuell bei nur 25 Prozent. Um das zu ändern, werden wir – selbst bei ehrgeizigen Einsparmaßnahmen – deutlich mehr grünen Strom benötigen: für Wärmepumpen, Elektroautos und Züge. Aktuell herrscht ein starkes Ungleichgewicht: Im Juli letzten Jahres stammten 85 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen, im Januar waren es nur 68 Prozent. Zugleich war die aus Öl, Kohle und Gas erzeugte Strommenge im Januar doppelt so hoch wie im Juli. Der Grund dafür: Ein Großteil des grünen Stroms in Bayern stammt aus der Sonnenenergie, die im Juli fast die Hälfte des Stroms liefert. Doch im Winter scheint die Sonne weniger, und Bayern produziert dann zu wenig Erneuerbare Energie. Gerade dann brauchen wir jedoch mehr Strom für Wärmepumpen, um die Wärmewende klimafreundlich voranzutreiben.
DER MIX MACHT’S
Das Problem ist hausgemacht: Jahrelang hat Bayern den Ausbau der Windenergie
ausgebremst. Dabei gilt:
Windstrom = Winterstrom.
Windräder liefern in der kalten (und windigen) Jahreszeit deutlich mehr Strom als im Sommer und sind damit die ideale Ergänzung zu Solaranlagen. Als BUND Naturschutz setzen wir darum auf einen ausgewogenen Mix aus diesen zwei Erneuerbaren Energien. Speicher allein können das Problem nicht lösen: So große Energiemengen über Monate zu speichern, wäre viel zu teuer und würde enorme Ressourcen verschlingen.
Wie viel Windkraft wir in Bayern brauchen, haben Forscher*innen 2021 für den BN berechnet: Unter der Annahme ehrgeiziger Sparmaßnahmen kamen sie auf einen Bedarf von 32 Gigawatt. Doch Bayern verfügt heute über magere 2,7 Gigawatt. Für eine Versorgung mit Erneuerbaren Energien rund ums Jahr muss die verfügbare Leistung verzwölffacht werden!
Das muss nicht bedeuten, dass auch die Anzahl der Windräder so stark steigen muss. Denn neue Anlagen sind deutlich leistungsstärker als ihre Vorgänger. Damit der Ausbau naturverträglich gelingt, haben wir als BUND Naturschutz strenge Kriterien für die Auswahl möglicher Windgebiete aufgestellt. Denn Klima- und Artenschutz müssen Hand in Hand gehen, nur so kann die Bewahrung unserer Natur gelingen.
Artikel von Micha Sörgel (Sprecher des BN-Arbeitskreises Energie) und Kasimir Buhr (BN-Referent für Energie und Klimaschutz), erstmal erschienen in der “Natur + Umwelt 04/25”