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Portrait: Ludwig Trautmann-Popp - Vordenker und Wegbereiter

Über viele Jahrzehnte warnte Dr. Ludwig Trautmann-Popp vor den Gefahren der Atomkraft. Mit seinem Fachwissen überzeugte der Atomphysiker viele Menschen – und leistete einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung der WAA in Wackersdorf. 

Nach einem Seebeben im Japanischen Meer kommt es in einem Atomkraftwerk nahe Kyoto zu Schäden an den Kühlsystemen, zur Wasserstoffexplosion und schließlich zur Kernschmelze. Große Mengen an Radioaktivität werden freigesetzt, ganze Landstriche müssen evakuiert werden.

Dieses Szenario entwarf der Atomphysiker Dr. Ludwig-Trautmann-Popp im Jahr 2005. Sechs Jahre später wurde es Realität, nicht in Kyoto, aber im weiter nördlich gelegenen Fukushima: Beim Reaktorunfall kam es 2011 zur Kernschmelze, Land und Meer wurden radioaktiv verseucht. Der Atomphysiker und Energiereferent des BUND Naturschutz, Dr. Ludwig Trautmann-Popp, hatte vor der Katastrophe gewarnt, erlebte sie aber nicht mehr mit. Er verstarb im Oktober 2009 im Alter von 59 Jahren. 

Wichtige Lebensthemen waren für ihn der Schutz der Umwelt, das Warnen vor der Atomtechnologie und der Einsatz für erneuerbare Energien. Daher war Trautmann-Popp in den 80er-Jahren auch häufig im Landkreis Schwandorf, dem Standort der geplanten Atomaren Wiederaufbereitungsanlage, unterwegs. Sein Ziel: Aufklärungsarbeit leisten, die Menschen informieren und die Wiederaufarbeitung in Wackersdorf verhindern. 

Bereits als junger Wissenschaftler hatte sich Trautmann-Popp intensiv mit den Möglichkeiten der Atomenergie beschäftigt. Das anfängliche Interesse war schnell einer Skepsis gewichen. Der Atomphysiker wurde daraufhin zum entschiedenen Atomkraftgegner, der in Vorträgen immer wieder vor den Risiken warnte. In seiner Heimatstadt Bamberg engagierte sich Trautmann-Popp in der Bürgerinitiative „Vierether Kuckucksei“ gegen das in der Gemeinde Viereth bei Bamberg geplante Atomkraftwerk. 

Bei der Vorbereitung einer Demonstration gegen den Atommeiler lernte er Mitte der 70er-Jahre Hubert Weiger kennen. Schnell stand fest: Der Wissenschaftler und der damalige Beauftragte des BUND Naturschutz für Nordbayern wollten zusammenarbeiten. Weiger konnte Trautmann-Popp für den BUND Naturschutz gewinnen, der Verband profitierte von seinem enormen Fachwissen und internationalen Wissenschaftskontakten. 

Trautmann-Popp übernahm zunächst die Aufgabe, für den BUND Naturschutz ein Energiekonzept zu erstellen. Von 1978 bis 1985 leitete er außerdem das neu gegründete BN-Bildungswerk. Ab 1985 war Trautmann-Popp dann als hauptamtlicher Energiereferent für den BUND Naturschutz im tätig. Wer ihn kennenlernen durfte, schätzte seine ruhige und friedvolle Art sowie sein Vermögen, sehr komplexe Sachverhalte verständlich darzustellen und ruhig und sachlich zu argumentieren. 

Gleichzeitig gründete alles, was er tat, in dem tiefen Bedürfnis, sich für das Leben und die Natur einzusetzen. Seine Arbeit – und die Katastrophe von Harrisburg – trugen dazu bei, dass sich der BUND Naturschutz 1979 in einem Grundsatzpapier kompromisslos gegen die Atomkraft aussprach.

Als sich im Laufe der 80er-Jahre die Planungen für eine WAA in Wackersdorf konkretisierten, begleitete Trautmann-Popp gemeinsam mit Hubert Weinzierl und Hubert Weiger die Proteste. Im Energiereferat des BUND Naturschutz wurden wichtige Grundlagen erarbeitet, Informationen gebündelt und Kontakte geknüpft. Mit Vorträgen, Stellungnahmen und Veröffentlichungen konnte Trautmann-Popp so manches Argument der WAA-Befürworter entkräften. 

Die Veröffentlichungen seiner Kontrahenten las er dabei immer ganz genau. Oft verwendete er in seinen Vorträgen daraus Zahlenmaterial, und schaffte es so, die andere Seite mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Seine Botschaft: Die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls, die Gesundheitsgefahren im Normalbetrieb, die Endlagerfrage und die Endlichkeit des Rohstoffs Uran machen die Wiederaufarbeitung zum Wahnsinns-Projekt.

Immer wieder betonte Trautmann-Popp, dass es dank Sonne, Wind und Wasser genügend Alternativen zur Atomenergie gebe. Mit seinen Argumenten leistete er einen wesentlichen Beitrag dazu, dass sich die öffentliche Meinung ab Mitte der 80er-Jahre änderte und immer mehr Menschen die WAA ablehnten. Als der Bau 1989 schließlich eingestellt wurde, war die Erleichterung auch bei Ludwig Trautmann-Popp groß. 

Doch auch anschließend gab es für den Energiereferenten viel zu tun. Als Streiter für die Energiewende war er weiter unermüdlich im Einsatz. Gleichzeitig erarbeitete das Energiereferat unter seiner Leitung die BN-Energievision, die 1996 erstmals veröffentlicht wurde. Die Grundaussage: Wenn Energie effizient eingesetzt wird, kann der Restbedarf – ohne Kohle und Atom –  fast vollständig durch erneuerbare Energien gedeckt werden.