Klimaschutz: 450 Menschen bei Demonstration in Reichling gegen neue Erdgas-Förderung
Rund 450 Menschen haben heute im Schatten des Reichlinger Bohrturms gegen die Förderung und Verbrennung von Erdgas in Bayern demonstriert. Vor gut einer Woche hatte die Genexco GmbH, 100%ige Tochter der kanadischen MCF Energy Ltd., nur rund 200 Meter von der einzigen Trinkwasserquelle des oberbayerischen Dorfs mit der Bohrung nach dem fossilen Brennstoff begonnen – Monate später als ursprünglich geplant. Die Verzögerung ist nicht zuletzt auf den anhaltenden Widerstand der Bürgerinitiative vor Ort sowie von Umwelt- und Klimaschutz-Gruppen zurückzuführen.
Begleitet durch Musik von Tom Hauser forderten die Demonstrant*innen Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) auf, die auslaufende Konzession für die Gasfirma nicht zu verlängern sowie von seiner landesrechtlichen Kompetenz Gebrauch zu machen, die Genehmigung einer möglichen Förderung von Erdgas zu verweigern.
Sollte Genexco Erdgas finden und tatsächlich fördern können, sind – nach derzeitigem Stand – bis zu zehn weitere Bohrungen im Gebiet zwischen Lech und Ammersee vorgesehen. Die Förderung und Verbrennung von weiterem Erdgas steht nach Ansicht der Demonstrant*innen im Widerspruch zu den weiterhin gültigen Klimaschutzzielen der Bundes- wie der Landesregierung sowie zum kürzlich veröffentlichten Gutachten des IGH zur völkerrechtlichen Verbindlichkeit von Klimaschutz.
„Wir machen uns Sorgen um unser Trinkwasser, unsere Natur und das Klima“, erklärte auf der Kundgebung Claudia Danner (BI Reichling-Ludenhausen). „Wir machen uns Sorgen um die Zukunft unserer Kinder. Wir wollen, dass sie von der Politik ernst genommen werden und diese Bohrung sofort gestoppt wird.“
Julika Schreiber (BUND Naturschutz) ergänzte: „Ob vor Borkum oder in Reichling: Immer neue fossile Projekte zementieren unsere Abhängigkeit von klimazerstörenden Energiequellen. Der Internationale Gerichtshof hat erst vor einem Monat festgehalten: Eine intakte Umwelt ist ein Menschenrecht und Klimaschutz damit völkerrechtlich verbindlich. Es darf keine neuen Gasbohrungen geben! Aiwanger muss diese Bohrung stoppen!“
„Rund sieben Jahre nach dem ersten Klimastreik von Greta Thunberg in Schweden bewahrheitet sich, wovor wir Aktivist*innen und die Klimaforschung seit Jahrzehnten warnen: Extremwetter bedroht den Alltag von vielen Menschen, gerade Alte und Pflegebedürftige sind gefährdet. Wetteranomalien wie Dauerregen reihen sich an Temperaturextreme,“ sagte Luisa Neubauer (Fridays for Future). „Die Ursache ist klar: Das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas. Genau deswegen haben wir heute ein Zeichen gegen die Probebohrung in Reichling gesetzt. Und das war erst der Anfang: Keine Gasförderung in Bayern und anderen Orten in Deutschland!“
Dr. Marvin Lüben (Greenpeace) erklärte: „Unser Widerstand wirkt! Wegen zahlreicher Verzögerungen bettelt der kanadische Investor gerade bei Minister Aiwanger um eine Konzessions-Verlängerung. Wir fordern den Minister auf, sich endlich auf die Seite der Menschen zu stellen und dieses fossile Irrsinns-Projekt zu beerdigen.“
Bilder von der Kundgebung finden Sie zur Verwendung unter Angabe des Fotografen Albert Augustin im Anhang dieser Mitteilung.