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Tiere und Pflanzen

Der Biber schafft natürliche Wasserspeicher

Immer häufiger leiden Menschen aber auch die Pflanzen- und Tierwelt unter extremen Hitze- und Trockenperioden. Grundwasserspiegel sinken, kleinere Fließ- und Stillgewässer als überlebenswichtige Lebensräume von Fischen, Amphibien, Libellenlarven & Co. trocknen mancherorts gar aus. Biber schaffen Wasser-Lebensraum. Der BN fordert daher mehr Raum für Gewässerentwicklung mit dem Biber.

22.08.2025

Als „Schlüsselart“ gilt der Biber als unverzichtbarer Faktor in unseren bereits stark geschwächten Ökosystemen. „Seine im Tierreich einzigartigen Fähigkeiten, vor allem kleinere Fließgewässer in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen, können nicht hoch genug wertgeschätzt werden“, so Erwin Scheiner, Vorsitzender Kreisgruppe Main-Spessart bei einem Ortstermin im Naturschutzgebiet Spessartwiesen im unterfränkischen Habichsthal.

Seit 15 Millionen Jahren gestaltet der Biber wertvolle und artenreiche Gewässerlandschaften: seine Bautätigkeiten sorgen für strukturreiche, mosaikartige Lebensräume, die unzähligen auch seltenen Arten zugutekommen. Stehendes und liegendes Totholz, Flach- und Tiefwasserbereiche, Still- und Fließgewässerzonen und Gewässerabschnitte unterschiedlicher Temperaturen bieten Insekten, Libellen, Fledermäusen, Fischen, Wasserkleinstlebewesen, Muscheln, Eisvögeln, Schwarzstörchen und vielen anderen Arten Nahrung und Überlebensraum.

Auch wir Menschen profitieren vom Biber, wie Steffen Scharrer, Mitglied im Landesvorstand des BN betont: „Studien belegen, dass Biberlebensräume den Wasserabfluss bei Starkregen reduzieren können – kostenlos. Weil das aufgestaute Wasser langsam im Boden versickert, bildet sich mehr Grundwasser. Und das haben wir vor allem im trockenen Unterfranken mehr als nötig.“ Umso stärker sollten diese einzigartigen Biber-Benefits beim Gewässerbau berücksichtigt werden. „Wir sehen daher mit Sorge, dass Biber oft vorschnell und unbegründet entnommen und ihre Dämme zerstört werden. Wir brauchen nicht weniger Biber, sondern mehr Raum für Gewässer und ihre Entwicklung – mit dem Biber“, so Scharrer.

Die BN-Bibermanagerin für Nordbayern Berit Arendt verweist darauf, dass insbesondere dort, wo Biber so wie hier am Aubach ihrer Lebensweise typisch „leben und arbeiten dürfen“, nicht nur für viele Tier- und Pflanzenarten, sondern auch für den Menschen sehr attraktive Gewässerlandschaften entstehen. „Wir dürfen hier im Tal eine vom Biber erschaffene großartige Natur mit einer vielschichtigen Lebensraumvielfalt genießen. Diese wiederum zieht eine beeindruckende Artenvielfalt nach sich, ob unter Wasser, an Land oder in der Luft: Bachforelle, Bachneunauge, Eisvogel, Grau- und Silberreiher, Wasseramsel und verschiedenste Libellen- und Insektenarten sind hier ebenso anzutreffen wie Ringelnatter, Amphibien und Fledermäuse oder auch Schwarzstorch und Wildkatze, die regelmäßig Biberdämme als Querungshilfen nutzt – um nur einige Arten zu nennen. Gerade angesichts der anhaltenden Biodiversitätskrise und starker Lebensraum-Verarmung, ist die Entwicklung dieser Biber-Landschaften von unschätzbar hohem Wert. Dabei gestalten Biber ihre Lebensräume ständig neu um und zeigen die Kraft und Dynamik von „Natur Natur sein lassen“.“

An solchen sehr heißen Tagen profitieren auch die Schafe, die in diesem Tal für eine extensive Beweidung eingesetzt werden von den kühlenden, feucht-nassen Oasen, die der Biber zusätzlich geschaffen hat. Hier funktioniert Biber und Landwirtschaft bzw. Natur- und Kulturlandschaft miteinander. So soll es auch sein, denn wir brauchen beides.

Dort, wo die Arbeiten des Bibers mit menschlicher Nutzung kollidieren, hilft das vom Bayerischen Naturschutzfonds geförderte Bayerische Bibermanagement mit den beiden BN-Bibermanager*innen für Nord- und Südbayern oder als direkter Ansprechpartner die Unteren Naturschutzbehörden an den Landratsämtern, die von ehrenamtlichen Biberberater*innen in ganz Bayern unterstützt werden. Sie informieren umfassend über den Biber und seine Lebensweise sowie die Möglichkeiten, wie wir mit dem Biber als Gewässernachbar gemeinsam leben können. 

Die Praxis zeigt deutlich: in 90 % der Fälle gibt es Lösungen, die eine Koexistenz von Biber und Mensch möglich machen. Dass die Zahlen von getöteten Bibern in Bayern ansteigen, obwohl die sogenannte „Entnahme“ des streng geschützten Bibers nach dem Naturschutzrecht nur eine „Ausnahme“ sein darf, ist in vielen Fällen weder nachvollziehbar noch rechtlich haltbar.