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Freiflächen-PV im Donaumoos: Klimaschutz geht nicht ohne Natur- und Artenschutz!

Das altbayerische Donaumoos gilt als regionaler Leuchtturm bei Photovoltaik. Doch der Ausbau geht massiv zulasten wertvoller CO₂-speichernder Moorböden und des Artenschutzes. Klima- und Naturschutz funktionieren nur zusammen: Alternativen zur Moor-Bebauung sind vorhanden und müssen genutzt werden.

23.08.2023

Das altbayerische Donaumoos mit einer Fläche von 17.000 Hektar leistet mit einer Gesamtfläche aller gebauten und im Bau befindlichen Freiflächen-Photovoltaik Anlagen von ca. 400 Hektar einen überdurchschnittlich hohen Beitrag für die Freiflächen-Photovoltaik in der Region, Tendenz steigend. Die Gemeinde Brunnen hat bereits 5,5 Prozent ihrer potenziell nutzbaren Fläche mit PV-Freiflächenanlagen beplant oder bebaut. Doch effektiver Moorschutz wurde dabei ignoriert.

„So erfreulich der Ausbau der Solarenergie an sich ist: Mit Freiflächen-Photovoltaik auf zwei bis drei Prozent ist das Potenzial im Donaumoos mehr als ausgereizt“, erklärt Richard Mergner, Vorsitzender des BUND Naturschutz in Bayern e. V., bei einem Ortstermin in Brunnen. „Niedermoorböden sind nicht als Standort für PV geeignet, wenn sie sich zur Moor-Renaturierung eignen. Im Donaumoos werden jährlich ca. 415.000 Tonnen CO₂-Äquivalente ausgestoßen. Das Moos muss seinen Beitrag zum Klimaschutz dadurch leisten, dass durch das Anheben des Grundwassers die Zersetzung des Moorbodens in Treibhausgase gestoppt wird. Auch für die Wiederherstellung von artenreichen moortypischen Lebensräumen ist das eine zentrale Voraussetzung. Es bringt uns im Kampf gegen die Klimakrise nicht weiter, wenn im Moor auf der Oberfläche klimaneutraler Strom erzeugt wird, während im Boden der Torfkörper weiter zersetzt wird und klimaschädliche Gase ausstößt.“

In Brunnen haben Gemeinde und Genehmigungsbehörden den Bauanträgen von Investoren stattgegeben, ohne ein differenziertes Konzept mit Auflagen zur nachprüfbaren Grundwasserstands-Anhebung zu verlangen, wie es etwa das Landesamt für Umwelt (LfU) empfiehlt. „Jetzt ist rechtlich zu prüfen, wie entsprechende Auflagen nachgeholt werden können“, so Günter Krell, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Neuburg-Schrobenhausen. „Dabei muss die Wasseraustreibung in diesen Flächen aktiv gestoppt werden. Das Kappen der Enddrainagen wird da nicht ausreichen. Der Vorsitzende des Donaumoos-Zweckverbands, Landrat von der Grün, muss dringend ein verbindliches Gesamtkonzept für die Errichtung von PV-Freiflächenanlagen in diesem sensiblen Gebiet erstellen.“

Der BUND Naturschutz fordert dazu seit Jahren eine überregionale Planung, die Ausschlussgebiete wie aktuelle und ehemalige Wiesenbrütergebiete, Schutzgebiete, gesetzlich geschützte Biotope und extensives Dauergrünland beachtet. Dies kann erfolgen in Form von Teilraumgutachten oder von Vorrangflächen, vergleichbar der Fortschreibungen zu Windenergie auf Regionalplanebene. Auch interkommunale Entwicklungskonzepte oder ein kommunales Standortkonzept sind möglich.

„Im Donaumoos ist die Erhaltung des Moorbodens zur Verbesserung des Klima- und Naturschutzes das zentrale Ziel. Wir müssen die Klima- und Biodiversitätskrise gemeinsam lösen und das Gesamt-Ökosystem Moor stärken. Der ungeregelte intensive Ausbau der PV im Donaumoos löst keine dieser Krisen. Auch die Empfehlungen des Landesamtes für Umwelt (LfU) sind hierfür nicht ausreichend bzw. werden einfach nicht umgesetzt.“, erklärt Christine Margraf, stellv. Landesbauftragte des BUND Naturschutz. „Und wir brauchen auch endlich das lang angekündigte Moorbauernprogramm mit guter finanzieller Ausstattung für Bewirtschaftungs-Alternativen mit höherem Grundwasserstand,“ ergänzt Margraf.

Stattdessen wird nun die Anlage „Brunnen VI“ gebaut – die vorgesehenen Flächen im Moos wurden vom LfU als „bedingt geeignet“ eingestuft und sind als Entwicklungsgebiet für extensive Landwirtschaft ausgewiesen. „Leider hat der Donaumoos-Zweckverband weder zur Änderung des Flächennutzungsplans noch zum Bebauungsplan eine Stellungnahme abgegeben. Dabei wäre es seine Aufgabe gewesen, sich für das Entwicklungskonzept stark zu machen“, kritisiert Mergner. „Jetzt ist Ministerpräsident Söder gefordert, seine Ankündigung von 2021 zum größten Moor-Renaturierungs-Projekt auch umzusetzen. Statt immer mehr Moorböden zu vernichten und damit die Klima- und die Biodiversitätskrise voranzutreiben, muss das immense Potenzial von Photovoltaik an Gebäuden genutzt werden. Deshalb fordern wir auch eine Solarpflicht für sämtliche technisch geeigneten Dächer in Bayern: Auch im Donaumoos und im Landkreis Neuburg gibt es reichlich Platz für PV-Anlagen auf den Dächern etwa von Gewerbehallen und Supermärkten.“