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„Klein, aber oho“ - Seltene Maus stellt besondere Herausforderungen an den Moorschutz

Klimawandel und Artensterben sind zwei der drängendsten globalen Probleme. Das EU-geförderte Moorschutzprojekt „LIFE for MIRES“ wirkt dem auf lokaler Ebene entgegen: Mit Maßnahmen zu Erhaltung und Renaturierung von Moor- und Feuchtlebensräumen im tschechischen Nationalpark Šumava und in den bayerischen Gemeinden Haidmühle und Philippsreut. Hiervon profitieren Arten wie Sonnentau, Hochmoorlaufkäfer, Blauschillernder Feuerfalter, Birkhuhn und die seltene Waldbirkenmaus – Letztere stellt besondere Anforderungen an die Umsetzung.

11.10.2022

Im Rahmen eines grenzübergreifenden Treffens der tschechischen und deutschen Projektpartner wurde der Stand der Maßnahmenumsetzung auf Flächen in Langreut (Haidmühle, Bayern) und bei Dobrá (Stožec, Tschechien) erläutert. Das 6-jährige Projekt LIFE for MIRES wird noch bis Dezember 2024 durch den Nationalpark Šumava (Projektträger), den Nationalpark Bayerischer Wald, die Universität Budweis sowie den BUND Bayern (BN) mit dem BUND Fachbereich Grünes Band umgesetzt.

Die Waldbirkenmaus (Sicista betulina) zählt zu den gefährdetsten Säugetierarten in Deutschland und konnte im Rahmen eines Fotofallen-Projektes auf der LIFE-Projektfläche Langreut nachgewiesen werden. Hier wird durch den BN in Kooperation mit der Gemeinde Haidmühle und dem „Förderverein zum Erhalt der Kulturlandschaft der Bischofsreuter Waldhufen“ sowie fachlich beraten durch das Büro FNL-Landschaftsplanung aktuell die Wiedervernässung eines bedeutsamen Niedermoorlebensraumes umgesetzt. Dafür muss der Auslauf eines Regenrückhaltebeckens saniert und der bisherige tiefe Vorflutgrabengraben aufgefüllt werden.

Waldbirkenmäuse leben in Gemeinschaften mit nur sehr wenigen Individuen in relativ großen Revieren (fast ein Hektar). Auf einer angrenzenden Fläche wurden durch das Entfernen von Fichtenaufforstungen und die Anlage von Hochstauden-Fluren bereits im Frühjahr weitere Lebensräume geschaffen. In diese kann die Maus nun ausweichen, wenn die Baumaßnahme am Vorflutgraben in den nächsten Wochen umgesetzt wird. Insgesamt wird so die Moorfläche stark vergrößert, was dem Arten- und Klimaschutz dient.

Die Maus mit dem charakteristischen Aalstrich auf dem Rücken ist mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 50 bis 75 Millimetern ein Winzling – aber in Feuchtflächen den größeren Arten weit überlegen. Statt durch die Nässe zu laufen, bewegt sie sich kletternd an Stauden und Gebüschen. Sie braucht verschiedenste Lebensräume, wie Moore, Hochstaudenfluren, kurzrasige Bereiche aber auch Bäume und Gebüsche. Damit ist sie eine sogenannte „Leitart“ für insekten- und strukturreiche, naturnahe Feuchtgebiete, in denen sich auch Kreuzotter oder Randring-Perlmuttfalter wohl fühlen.

Zweiter Anlaufpunkt des Tages war die 74 Hektar große LIFE-Projektfläche „Dobrovodské louky“ (Wiesen unterhalb des Dorfes Dobrá) auf tschechischer Seite: Bereits im Jahr 2021 wurden durch den Nationalpark Šumava 8,2 Kilometer Entwässerungsgräben renaturiert. Sie wurden durch hölzerne Dämme verschlossen und mit Erde aufgefüllt. So wurde die unterirdische Entwässerung blockiert. Dies fördert die Feuchtwiesen und Moorbereiche als Kernlebensraum des Birkhuhns (Tetrao tetrix) - ebenfalls eine wichtige ökologische Leitart mit vielfältigen Lebensraumansprüchen: Wichtig sind offene Flächen zur Balz, Deckung und reiches Nahrungsangebot am Boden an lückigen Waldsäumen, Wärme und Insektenreichtum für die Kükenaufzucht, Samen- und Beerennahrung im Sommer und Kätzchen tragende Pioniergehölze im Winter wie Birken, Weiden und Ebereschen. Der Strukturreichtum wird auch durch ein angepasstes Mahdregime gefördert.

Hintergrundinformation:
Der BUND Bayern (BN), Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND – Friends of the Earth Germany), setzt sich seit 1989 für den Schutz des innerdeutschen Grünen Bandes ein. Er hat 2002 ein Grünes Band durch Europa vorgeschlagen und ist damit ein Initiator der Grüne Band Europa Initiative, die sich für Schutz und Entwicklung des über 12.500 Kilometer langen Lebensraumverbundes entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs von Eismeer bis zum Schwarzen Meer einsetzt. Der BUND Fachbereich Grünes Band ist seit 2004 Regionalkoordinator für den zentraleuropäischen Abschnitt von der Ostsee bis zur Adria. In der paneuropäischen Initiative arbeiten Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen aus 24 Anrainerstaaten zusammen. BN und BUND sind Gründungs- und Vorstandsmitglied des 2014 gegründeten Vereins Grünes Band Europa („European Green Belt Association e.V.“).

www.bund.net/gruenes-band
www.europeangreenbelt.org

Weiterführende Informationen zum Projekt LIFE for MIRES (CZ/DE/EN):
https://life.npsumava.cz/de

Für Rückfragen:
Melanie Kreutz
BUND Fachbereich Grünes Band
Am 11.10.2022 mobil: 0176-38532879
melanie.kreutz@bund-naturschutz.de

Die angehängten Pressefotos sind zur Verwendung mit Nennung des Fotografen im Zusammenhang mit der Pressemitteilung freigegeben.