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Tiere und Pflanzen

Für eine bayerische Landwirtschaft ohne Gentechnik

Seit 2009 sind die bayerischen Äcker gentechnikfrei. Doch unsere Nutztiere fressen nach wie vor gentechnisch verändertes Futter. Und eine starke Lobby versucht, mit neuen Verfahren wie CRISPR/Cas alten Wein in neuen Schläuchen zu verkaufen.

Gentechnik hat die Erwartungen nicht erfüllt

Durch den Anbau von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) gibt es weder mehr Erträge in der Landwirtschaft noch hat sich der Hunger in der Welt verringert. Vielmehr werden mehr Herbizide eingesetzt und die Abhängigkeit der Landwirt*innen von Agrochemie-Konzernen hat zugenommen.

Die Risiken der Agrogentechnik sind unkontrollierbar

Welche unerwarteten Eigenschaften gentechnisch veränderte Organismen (GVO) haben und welche Wirkungen sie in der Umwelt entfalten, ist völlig offen. Die Risiken für Mensch, Natur und Umwelt sind nicht hinreichend erforscht und unkontrollierbar. 

Gentechnisch veränderte Organismen sind im Tierfutter

Seit 2009 dürfen keine gentechnisch veränderten Organismen (GVO) mehr auf bayerischen Äckern angebaut werden. Nutztiere dürfen aber mit gentechnisch verändertem Futter gefüttert werden ohne dass die später daraus entstehenden Produkte gekennzeichnet werden.

Neue Gentechnik ist nicht sicherer

Die neue Gentechnik ist präziser und kommt ohne fremdes Genmaterial aus. Das macht sie allerdings nicht sicherer. Es können unerwartete Veränderungen des Erbgutes auftreten ebenso wie Auskreuzungen. 

Wir wollen eine Kennzeichnung von GVO!

Die EU-Kommission will mit der “neuen Gentechnik” veränderte Organismen (GVO) ohne Kennzeichnung zulassen. Das bedroht die Wahlfreiheit der Verbraucher*innen und die Biolandwirtschaft. Das darf nicht geschehen!

Wir fordern: Keine Patente auf Leben!

Patente auf Tiere oder Pflanzen widersprechen ethischen Grundsätzen unserer Gesellschaft und sind außerdem nicht zulässig. Trotzdem erteilt das Europäische Patentamt immer wieder entsprechende Patente.

Agro-Gentechnik bringt nicht den erhofften Nutzen

Mit gentechnisch veränderten Pflanzen sollten höhere Erträge erzielt, weniger Gift in der Landwirtschaft eingesetzt oder sogar der Hunger in der Welt besiegt werden. Doch das hat sich nicht bewahrheitet:

  • Es landen erheblich mehr Spritzmittel auf den Äckern und immer mehr Beikräuter und Insekten entwickeln Resistenzen.
  • Sogenannte Nichtzielorganismen sind zunehmend gefährdet und die Artenvielfalt im Agrarraum nimmt weiter ab.
  • Trotz großer Ankündigungen gibt es bisher keine funktionierenden trocken- oder salzresistenten Nutzpflanzen, die mit Methoden der Gentechnik entwickelt wurden. Ebenso wurden keinerlei Ertragssteigerungen oder andere Vorteile erzielt.

Gentechnik manipuliert Lebewesen

Die Gentechnik greift in das Erbgut von Lebewesen ein, verändert deren DNA und damit auch deren Eigenschaften, denn die DNA ist quasi die "Bauanleitung" eines Lebewesens. Durch diese Manipulation entstehen gentechnisch veränderte Organismen. Wenn es sich bei den manipulierten Organismen um Pflanzen handelt, spricht man von Agro-Gentechnik oder "grüner" Gentechnik. Damit werden beispielsweise Nahrungspflanzen erzeugt, die ihr eigenes Insektengift produzieren oder gegen ein bestimmtes Ackergift (Herbizid) unempfindlich sind.

Mehr Fragen zu der riskanten Technologie beantwortet unsere BN-Gentechnikexpertin in den folgenden Videos.

Was man sich von der Gentechnik erhofft

Die Gentechnik wird in der Landwirtschaft unter anderem dazu eingesetzt, Pflanzen resistent gegen Herbizide und Insekten zu machen. Herbizidresistent bedeutet, dass Herbizide die Wildpflanzen schädigen, nicht aber die Kulturpflanzen. Außerdem erhofft man sich Ertragssteigerungen, neue Eigenschaften, die Lebensmittel interessanter machen und eine bessere Anpassung an den Klimawandel.

Welche Risiken mit der Gentechnik verbunden sind

GVO verändern Lebensmittel, unterstützen die Anwendung von Glyphosat und bergen unkontrollierbare Gefahren für die Umwelt: Die Auswirkungen der Gentechnik sind vielfältig. GVO können zum einen die Qualität von Lebensmitteln verändern und sich auf deren Verträglichkeit auswirken. Hinzu kommt, dass herbizidresistente Pflanzen natürlich auch mit Herbiziden gespritzt werden, was zu höheren Rückständen in Lebens- und Futtermitteln führen kann. Das meisteingesetzte Herbizid in diesem Zusammenhang ist das Breitband-Herbizid Glyphosat, das von der Internationalen Agentur für Krebsforschung der WHO als wahrscheinlich krebserregend für den Menschen eingestuft wurde.

Außerdem gibt es Risiken für die Umwelt: Die neuen Eigenschaften können sich auch auf die Wechselwirkungen der Pflanzen mit der Umwelt auswirken. Zum Beispiel könnten sich die Giftstoffe, die insektenresistente Pflanzen bilden, auch auf Insekten auswirken, die Nützlinge sind.

Dazu kommt, dass ein Gentransfer nicht zu verhindern ist. GVO-Pflanzen kreuzen sich mit Nicht-GVO-Pflanzen der eigenen Art aus, aber auch mit anderen Arten – und das oft über große Entfernungen. Deswegen ist die sogenannte Koexistenz zwischen Nicht-GVO-Anbau und GVO-Anbau nicht sicher, insbesondere in Bayern, wo die Strukturen kleinräumig sind.

Inwieweit betrifft uns die neue Gentechnik?

Nach derzeitigem Kenntnisstand sind in der EU keine Lebensmittel auf dem Markt, die mit neuer Gentechnik hergestellt wurden. Das sieht natürlich für die alte Gentechnik anders aus. Da sind Dutzende von GVO für den Import als Futter- und Lebensmittel zugelassen, die wohl vor allem bei Futtermitteln eingesetzt werden. Zum Anbau ist in Europa nur der insektenresistente MON-810-Mais zugelassen, dieser wird aber in Deutschland nicht angebaut.

Wo spielt Gentechnik im Alltag eine Rolle?

Es gibt bisher kaum Lebensmittel mit GVO. Wer sichergehen möchte kauft entweder Bio-Ware oder achtet auf das Siegel “Ohne Gentechnik”. Die Verbraucher*innen in Europa sind gentechnisch veränderten Lebensmitteln gegenüber sehr kritisch eingestellt. Dies und die Kennzeichnungspflicht für GVO in Deutschland, haben dazu geführt, dass es kaum kennzeichnungspflichtige Lebensmittel auf dem Markt gibt.

Mit gentechnisch veränderten Organismen kommen wir am ehesten indirekt über Futtermittel in Berührung. Gentechnisch veränderte Futtermittel werden in großer Menge nach Europa importiert und verfüttert, was am fertigen Produkt nicht zwingend  gekennzeichnet werden muss.

Um dieser Kennzeichnungslücke etwas entgegenzusetzen hat man in Deutschland und in manchen anderen EU-Ländern das Siegel “Ohne Gentechnik” entwickelt. Damit kann man tierische Lebensmittel freiwillig kennzeichnen, wenn die Tiere nicht mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden.

Wenn man also mit Gentechnik nicht in Berührung kommen möchte, sollte man in erster Linie Bio-Produkte kaufen, denn dort ist Gentechnik grundsätzlich verboten. Oder man hält im konventionellen Bereich nach Produkten Ausschau, die mit dem Siegel „Ohne Gentechnik“ gekennzeichnet sind.

Nach ersten Freisetzungen und Anbauversuchen hat Deutschland auch aufgrund der massiven Proteste keine Freisetzungen mehr vorgenommen. In Europa darf nur der Mais MON 810 angebaut werden, allerdings wurde der Import zahlreicher GVO erlaubt. Die ersten Freisetzungen von gentechnisch veränderten Pflanzen fanden in Deutschland in den 1990er-Jahren. 2005 wurde dann die erste Zulassung für den Anbau erteilt. Das war für den Mais MON 810, der gegen den Maiszünsler resistent ist. Der Anbau wurde 2009 aber wieder verboten. Während der ganzen Zeit – vor allem zwischen 2000 und 2009 gab es Proteste gegen die Freisetzung und den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen. Diese führten letztlich dazu, dass in Bayern ab 2009 keine Freisetzung und kein Anbau mehr stattfanden. Träger dieser Proteste waren vor allem Umweltorganisationen, Verbraucherverbände, der Biobereich und die Imker. In Deutschland finden seit 2014 keine Freisetzungen von gentechnisch veränderten Pflanzen mehr statt.

2001 beziehungsweise 2003 schuf die EU neue Vorschriften, die den Anbau und die Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen regeln und auch die Zulassung von GVO als Futter- und Lebensmittel. Diese Regeln sind für die ganze EU verbindlich, die Zulassungen werden von der EU-Kommission erteilt. Im Anbau ist in Europa nur der MON-810-Mais zulässig, aber die Kommission hat den Import von 65 GVO zugelassen. Wenn man auch noch die Kreuzungsprodukte dieser GVO betrachtet, dann sind es über 100 GVO, die als Futter- und Lebensmittel importiert werden dürfen.

Neue Gentechnik – präziser, aber nicht sicherer

Mit der neuen Gentechnik (Genome Editing) kann das Erbgut von Menschen, Tieren und Pflanzen verändert werden, ohne fremdes Erbgut einzubauen. Das ist der wesentliche Unterschied zur herkömmlichen Gentechnik. 

  • Bei der "alten" Gentechnik werden Fremdgene im Empfängererbgut nach dem Zufallsprinzip eingebaut.
  • Bei der neuen Gentechnik kann der Ort, an dem in die DNA eingegriffen werden soll, genauer festgelegt werden.
  • Mithilfe von Enzymen (z. B. CRISPR/Cas), auch Genscheren genannt, wird die DNA an bestimmten Stellen geschnitten. Im Rahmen der Reparatur durch zelleigene Systeme können so Gensequenzen gelöscht, eingefügt oder verändert werden.
  • Damit sind weitreichendere Veränderungen des Erbgutes möglich als mit der bisherigen Gentechnik. 

Die Technik ist aber nicht sicherer, denn an den Schnittstellen können unerwartete Veränderungen des Erbgutes mit unbekannten Auswirkungen auftreten. Zudem können Stellen im Genom, die Ähnlichkeit mit der eigentlichen Schnittstelle aufweisen, ebenfalls geschnitten werden.

Die Risiken der neuen Gentechnik sind mindestens so groß wie jene der klassischen Gentechnik. 

  • Welche unerwarteten Eigenschaften die gentechnisch veränderten Pflanzen haben und welche Wirkungen sie in der Umwelt entfalten, ist offen.
  • Eine Vermischung mit nicht gentechnisch veränderten Pflanzen ist nicht ausgeschlossen und Auskreuzungen sind in vielen Fällen zu erwarten.
  • Die Veränderungen der Organismen können tiefgreifender und rascher erreichbar sein als mit der klassischen Gentechnik.

Ökologische Risiken der neuen Gentechnikverfahren

Lesen Sie mehr im Hintergrund des BUND (PDF)

Äußerst bedenklich ist, dass CRISPR/Cas auch verwendet werden soll, um vorsätzlich mutierte Gene in Wildpopulationen „auszusetzen“, die sich dort beschleunigt ausbreiten (Gene Drives). Die Mutationen würden sich auch auf alle kommenden Generationen auswirken, sodass sich wildlebende Arten komplett verändern könnten. Angedacht werden beispielsweise Mücken, die keine Malaria übertragen oder unfruchtbare Mückenweibchen, die zur Auslöschung ganzer Populationen führen.

Neue Gentechnik muss reguliert bleiben

Auch die Verfahren der neuen Gentechnik zählen zur Gentechnik und müssen entsprechend reguliert werden. Das hat der Europäische Gerichtshof im Juli 2018 eindeutig entschieden: Doch weiterhin versuchen Industrie und gentechnikfreundliche Politiker*innen, Verfahren der neuen Gentechnik (NGT) wie CRISPR/Cas von der Gentechnik-Gesetzgebung auszunehmen. Dadurch sollen die neuen Verfahren mehr Akzeptanz in der Gesellschaft erfahren und leichter auf dem Markt positioniert werden können. Gentechnisch veränderte Organismen könnten ohne Kennzeichnung angebaut, verarbeitet und vermarktet werden, die Wahlfreiheit der Verbraucher*innen wäre nicht mehr gegeben, die Biolandwirtschaft würde bedroht.

Keine Mehrheit für Zulassungsverfahren mit Risikoprüfung

Die EU-Kommission will eine laxe Regelung: Ihrer Meinung nach sollten mit neuer Gentechnik erzeugte Pflanzen und Lebensmittel ohne Zulassungsverfahren, Risikoprüfung, Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung auf den Markt kommen. Über 90 Prozent der NGT-Pflanzen und -Produkte würden darunterfallen. Das Europaparlament entschied im Februar 2024, dass eine Kennzeichnung vom Saatgut bis zum Lebensmittel und die Rückverfolgbarkeit zu sichern sei. Die Forderung, ein Zulassungsverfahren mit Risikoprüfung beizubehalten, erhielt jedoch keine Mehrheit, insbesondere wegen fehlender Unterstützung der konservativen Europaabgeordneten.

Kommission, Parlament und Rat müssen eine Entscheidung treffen. Im Rat kam im März 2025 ein Beschluss zustande, wonach lediglich im Bereich der Patetierung geringfügige Anpassungen gefordert werden. Im anstehenden Trilog zwischen Kommission, Parlament und Rat wird nun entschieden, welche Regelungen gelten sollen.

Wir setzen uns zusammen mit vielen Partnerorganisationen weiterhin dafür ein, dass trotz des Drucks der Gentechnikbefürworter*innen auch die neue Gentechnik geregelt wird und Risikoprüfung und Kennzeichnung vom Saatgut bis zum Lebensmittel erhalten bleiben.

Unsere Kritik an der Agro-Gentechnik

Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen birgt Risiken für Mensch, Natur, Umwelt und Wirtschaft. So ist beispielsweise nicht hinreichend erforscht, wie sich gentechnisch veränderte Lebensmittel auf die menschliche Gesundheit auswirken. Außerdem können die in schädlingsresistenten Gentechpflanzen gebildeten Gifte nicht nur Schadinsekten, sondern auch "Nichtzielorganismen" wie Schmetterlinge schädigen. Und wachsen gentechnisch veränderte Pflanzen erst einmal auf unseren Äckern, können sie sich weiterverbreiten oder mit Wild- und Kulturpflanzen kreuzen. Was dann geschieht, ist unkontrollierbar.

Der Bedarf an Ackergiften steigt: Studien zeigen, dass mit dem Anbau von GVO der Einsatz von Herbiziden und Insektiziden nicht wie versprochen sinkt, sondern sogar steigt. So ist in den Hauptanbauländern von gentechnisch veränderten Pflanzen der Verbrauch von Glyphosat um ein Vielfaches gestiegen.

Werden GVO in Bayern angebaut?

Nein!

In Bayern dürfen seit 2009 keine gentechnisch veränderten Pflanzen mehr angebaut werden. Seit 2010 gibt es auch keine Freisetzungsversuche mehr. Nur durch den öffentlichen Druck von BUND Naturschutz und anderen Umwelt-, Verbraucher- und Landwirtschaftsverbänden ist es gelungen, die damalige CSU-Staatsregierung zu einem 180-Grad-Kurswechsel hin zu einem gentechnikanbaufreien Bayern zu bewegen.

Aber!

Die Debatte um die Agro-Gentechnik ist noch längst nicht zu Ende. Erstens werden weiterhin gentechnisch veränderte Futtermittel importiert und verfüttert. Und zweitens versuchen Interessenverbände, neue Gentechnikverfahren wie CRISPR/Cas als harmlose Heilsbringer zu charakterisieren und politische Zugeständnisse bei der Gesetzgebung zu erreichen. Dabei ist auch die neue Gentechnik mit Risiken für Mensch und Umwelt behaftet.

Die Abhängigkeit von Agrochemie-Konzernen nimmt zu: In den USA müssen Landwirt*innen, die gentechnisch veränderte Pflanzen anbauen, an Saatzuchtfirmen wie Bayern/Monsanto & Co., die Inhaber der Patente sind, Technologiegebühren bezahlen. Sie müssen jährlich neues Saatgut kaufen, denn der sogenannte Nachbau mit selbstgewonnenem Saatgut ist nicht erlaubt. Vielfach wird mit dem herbizidresistenten Saatgut auch das passende Ackergift im Paket verkauft. Die Bauern werden so immer abhängiger von den Produkten eines Konzerns.

Die Landwirtschaft wird weiter industrialisiert: Die Agro-Gentechnik ist auf einen industrialisierten Landbau zugeschnitten, der sich durch große Flächen und Monokulturen auszeichnet. Solche Monokulturen führen per se zu einem Verlust der Artenvielfalt. Außerdem sind sie anfälliger für Schädlingsbefall und Krankheiten, wodurch sich der Pestizideinsatz erhöht. Darüber hinaus ist die gentechnikfreie Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion durch GVO-Auskreuzung und Vermischung bedroht.

Das ist nur eine Auswahl der größten Risiken und negativen Effekte von GVO. Mehr hierzu lesen Sie bei unserem Dachverband BUND: Gentechnik in der Landwirtschaft – Viele Risiken, kein Nutzen


Gentechnik im Tierfutter

Das verfütterte Soja weist hohe Herbizidrückstände auf: Der Einsatz von gentechnisch veränderten Futtermitteln in der Landwirtschaft, insbesondere von Glyphosat-resistentem Importsoja, steht zu Recht in der Kritik: Die vielfach in der Fütterung von Schweinen und Geflügel, aber auch bei Milchkühen eingesetzten Sojaprodukte stammen von Flächen, die regelmäßig mit Herbiziden behandelt werden. Diese Giftdusche führt zu hohen Rückständen. So wurden in argentinischen Sojabohnen Glyphosatrückstände gefunden, die die zulässigen Werte teilweise deutlich überschritten.

Produkte von Tieren, die gentechnisch verändertes Futter erhalten haben, werden nicht gekennzeichnet: In Bayern werden derzeit nach Einschätzung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft etwa 254.000 Tonnen Sojaschrot pro Jahr an Nutztiere verfüttert (Stand: 2024). Eine Kennzeichnungspflicht für Produkte von Tieren (z. B. Fleisch, Eier, Milch), die gentechnisch verändertes Futter bekommen haben, besteht aber nicht.

Keine Patente auf Leben!

Tiere, Pflanzen und Lebensmittel sind keine Erfindungen: Der BUND Naturschutz engagiert sich seit vielen Jahren an der Seite von Landwirt*innen und vielen anderen Partnern gegen Patente auf Tiere und Pflanzen. Wir meinen, das Patentieren von Leben widerspricht ganz klar wichtigen ethischen Grundsätzen unserer Gesellschaft. Tiere und Pflanzen und auch Lebensmittel sind keine "Erfindungen", die ein Industrieunternehmen für sich beanspruchen kann oder darf. Kulturpflanzen, Nutztiere und die daraus entstehenden Lebensmittel sind wichtiger Teil des Erbes der Menschheit.

Patente trotz Verbot

Eigentlich verbietet das Europäische Patentrecht Patente auf Pflanzen und Tiere aus konventioneller Züchtung, das heißt aus Züchtung ohne den Einsatz von Gentechnik. Trotzdem erteilt das Europäische Patentamt (EPA) nach wie vor ebensolche Patente.

Große Chemiekonzerne vergrößern ihren Einfluss auf den Ernährungssektor: Das Europäische Patentamt (EPA) finanziert sich über die Erteilung von Patenten. So entsteht der Eindruck, dass das EPA mit Patentanträgen im Bereich Tier- und Pflanzenzucht nicht sonderlich restriktiv umgeht. Möglich wird das, weil der Wortlaut der entsprechenden Passage im Europäischen Patentübereinkommen nicht ganz eindeutig ist.

Unternehmen wie Bayer/Monsanto, DowDuPont und Syngenta sind ständig bemüht, ihren Einfluss auf Saatgut, Ernte und Lebensmittel auszuweiten. Und Patente sind mächtige Instrumente, um regionale Züchter*innen und Landwirt*innen "auszuschalten". Hat ein Unternehmen beispielsweise ein Patent auf ein bestimmtes Saatgut erhalten, kann es entscheiden, wann, wo und wie es künftig angebaut werden darf. Auch dürfen Bauern kein eigenes Saatgut aus den entsprechenden Pflanzen gewinnen.

Laut No Patents on Seeds beherrschen die fusionierten Unternehmen Bayer und Monsanto bereits etwa 30 Prozent des internationalen Saatgutmarktes. Die Nummer zwei ist DowDuPont mit einem Marktanteil von ungefähr 20 Prozent. Das ist eine erschreckende Machtkonzentration in einem Bereich, der für alle Menschen der Welt schlicht überlebenswichtig ist. Der Einfluss einer Handvoll internationaler Konzerne auf unsere Ernährung wird immer größer.

EPA vergibt Patente auf konventionelle Züchtungen: Patente Lange Zeit bezogen sich Patente vor allem auf chemische und mechanische Erfindungen. Doch in den vergangenen Jahrzehnten wurden mehr und mehr auch Tiere und Pflanzen patentiert. Inzwischen geht es dabei nicht nur um den Einsatz der Gentechnik, einschließlich der neuen Gentechnik, sondern immer häufiger um herkömmlich gezüchtete Pflanzen. So erhielten beispielsweise die Großbrauereien Carlsberg und Heineken mehrere Patente auf Braugerste aus konventioneller Zucht. Und im Jahr 2002 erteilte das Europäische Patentamt ein Patent auf Brokkoli. Er enthält Dank einer Kreuzung von wilden Varianten mit Zuchtsorten mehr Glucosinolate, die gesundheitsförderlich sein sollen. Das Patent umfasst die Pflanzen, das Saatgut und die geernteten Lebensmittel. Ein Patent auf Lachse und Forellen, die mit bestimmten Pflanzen gefüttert werden, hat das EPA im November 2021 widerrufen. Ein Riesenerfolg für den BUND Naturschutz, No Patents on Seeds und alle anderen Verbände, die Einspruch gegen das Patent eingelegt hatten und immer wieder vor dem Europäischen Patentamt gegen Patente auf Leben demonstrieren.

Patente können die konventionelle Züchtung einschränken: Es hört sich kompliziert an – und ist es auch: Wenn das EPA ein Patent auf Organismen erteilt, erhalten die Patentinhaber das ausschließliche Recht, eine bestimmte Eigenschaft einer Pflanze oder eines Tieres zu nutzen. Das wirft große Probleme für "normale" Züchter*innen auf. No Patents on Seeds schreibt dazu: "Damit können die Patentinhaber den Zugang zu biologischer Vielfalt, der für die weitere Zucht nötig ist, erheblich einschränken oder sogar blockieren und damit den Innovationsprozess in der Züchtung behindern." Dies geschehe direkt durch die Monopolisierung der Züchtungsmerkmale, die dann oft von anderen Züchter*innen nicht mehr in ihren Züchtungsprogrammen verwendet werden dürfen, oder nur nach Zahlung einer Lizenzgebühr an den Patentinhaber. Aber auch die beträchtliche rechtliche Unsicherheit, die durch die Patente entsteht, spielt den Monopolinhaber*innen in die Hände: Gerade kleinere Züchter*innen seien unsicher, welches Material sie für die Zucht überhaupt noch verwenden dürften. Es entstünden erhebliche Kosten, wenn sie sich gezwungen sähen, alle Patente zu prüfen, die ihre Züchtungen betreffen könnten.

Damit die Agrarkonzerne nicht noch mehr Kontrolle über unsere Lebensmittel erlangen, müssen jetzt die bestehenden Verbote durchgesetzt werden! Gemeinsam mit No Patents on Seeds verlangen wir deshalb, dass sich die Minister*innen der Vertragsstaaten des EPA treffen und effektiv etwas gegen Patente auf die konventionelle Zucht von Pflanzen und Tieren unternehmen.


Starkes Bündnis für ein gentechnikfreies Bayern

Seit Herbst 2003 gibt es eine starke Allianz für ein Bayern ohne Gentechnik auf Acker und Teller: das Bündnis Bayern für gentechnikfreie Natur und Landwirtschaft. Darin engagieren sich neben dem BUND Naturschutz 30 Mitgliedsverbände und -gruppierungen aus Landwirtschaft, Umwelt, Verbraucherschutz und Kirchen. Dabei sind unter anderem die Arbeitsgemeinschaft für bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die Landesvereinigung für den ökologischen Landbau (LVÖ) und damit die Bioverbände Bioland, Biokreis, Demeter und Naturland, der Deutsche Berufs- und Erwerbs-Imker-Bund, der ökologische Ärztebund, Umweltbeauftragte der Kirchen und viele mehr. Das Bündnis repräsentiert damit über 300.000 Mitglieder in Bayern. Ziel ist der Erhalt einer gentechnikfreien Landwirtschaft und Natur in Bayern und die Versorgung der bayerischen Bevölkerung mit gentechnikfreien Lebensmitteln.

Überall in Deutschland wollen Bauern und Bäuerinnen ihre Felder vor Kontamination durch Gentechnik schützen und haben deshalb Gentechnikfreie Regionen gegründet. Damit senden sie ein starkes Signal an Politik und Konzerne. Der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen ist in Deutschland zurzeit verboten. Damit dies auch so bleibt, haben viele Landwirte und Kommunen Selbstverpflichtungserklärungen abgegeben, keine Gentech-Pflanzen auf ihrem Grund und Boden anzubauen. Und auch Kommunen setzen ein Zeichen, indem sie sich zu gentechnikfreien Städten und Gemeinden erklären.

Unsere Forderungen

  • Keine Neuzulassungen von gentechnisch veränderten Pflanzen.
  • Verbot des Herbizidwirkstoffes Glyphosat, der mit den meisten herbizidresistenten GV-Pflanzen zum Einsatz kommt.
  • Kennzeichnungspflicht für tierische Lebensmittel, die mit Gentechnikfutter erzeugt wurden.
  • Keine Deregulierung der EU-Gentechnik-Gesetzgebung – die neue Gentechnik muss mindestens so geregelt werden wie die bisherige.